ungen kann, wie begreiflich, nicht ausbleiben. Aus Hofkreisen wird gemeldet, der Kaiser habe den Wunsch ausgesprochen, daß alle für November und Dezember in Aussicht genommenen offiziellen Jubiläums-Veranstaltungen unterbleiben. Infolge' dessen soll auch der Empfang fremder Fürstlichkeiten, ver­schiedener Deputationen, sowie die große Fesivorstellung in der Oper entfallen, so daß der Gedenktag am 2. Dezember nur einen stillen Charakter tragen wird. Es ist dies ein harter Schlag, insbesondere für Industrie und Kaufmann­schaft. Aus der Schweiz wurden abends zahlreiche Anarchistenv'erhaftungen gemeldet, welche auf Grund des Geständnisses Lucchenis erfolgten, daß «Mitglied des anar­chistischen Klubs in Lausanne gewesen sei. Sechs Mitglieder wurden in Lausanne, zwölf in Genf verhaftet; einer der­selben gestand, das Mordinstrument verfertigt zu haben. Es ist gelungen, einen Komplicen Lucchenis, Namens Car- ducci, zu ermitteln. Derselbe ist verhaftet.

* Graz, 14. Sept. Graz hat gestern auf die Auf­lösung seines Gemeinderates die Antwort erteilt, welche bestimmt vorauszusehen war. Sämtliche dentschnationale Kandidaten, darunter alle früheren Gemeinderäte dieser Partei, wurden vom dritten Wahlkörper wieder gewählt.

* Genf, 14. Septbr. Gegen halb 9 Uhr fuhr der Trauerzug durch den Quai du Montblanc und die Mont­blancstraße. Die Glocken läuteten, tief ergriffen entblößte die Volksmenge das Haupt. Voran schritt ein Zug Gens- darmerie, dann kam, von 4 Pferden gezogen, der Wagen, der die Leiche der Kaiserin führte, dann folgten zwei mit Kranzspenden gefüllte Wagen, hierauf kam das Gefolge der Kaiserin, wieder ein Zug Gensdarmerie. Im Zuge befanden sich auch der Bundesrat, der Genfer Staatsrat, die Diplo­maten, darunter Freiherr von Rotenhan, die amtierenden Aerzte. Der Trauerzug machte gerade durch die zermonien- lose Einfachheit einen gewaltigen Eindruck.

* Genf, 15. Sept. Bisher wurden 18 Personen ver­haftet, davon 6 in Lausanne, die übrigen in Genf, unter dem Verdachte, anarchistische Propaganda zu treiben. Der Verdächtigste ist ein gewisser Calcucci, der eine halbe Stunde vor dem Attentat im Gespräch mit Luccheni gesehen wurde.

2 Die Bürgerschaft Genfs hat am Montag vor dem Hotel Beaurivage, wo die ermordete Kaiserin bis zu ihrer Ueberführung nach Wien eingesargt lag, eine imposante Trauerkundgebung veranstaltet. Alle Magazine, Büreaus, Cafes, wie euch die Börse waren geschlossen, sämtliche Glocken der Stadt ließen ihre Totsnklage erschallen. Die Vertreter Oesterreichs hatten auf der Terrasse des Hotels Beaurivage Platz genommen, unter ihnen der Gesandte Baron Küfstein, General Bcrezewiczy und Konsul Namsbach. An der Spitze des Zuges befand sich eine Abteilung Gensdarmen und Huisfiers in rot-gelben Mänteln. Dann folgten die Mit­glieder der Regierung, der Gerichtsbehörden, das Konsular­korps. der Große Rat und die städtischen und Munizipal- dehörden. Ihnen schloßen sich die Eigentümer des Hotels Beaurivage, Mayer und Kunz an, ferner die Maires aller Kommunen des Kantons mit ihren Räten, die Universität, das Konsistorium, die Pastoren und Lehrer. Dann folgte eine ungeheure Anzahl von Bürgern, im ganzen mindestens 15 000 Personen.

* Paris, 12. Sept. Als der Kriegsminister im gest­rigen Ministcrrate die Mitteilung machte, daß der Oberst du Paty de Clam wegen seiner Beteiligung an den Fälsch­ungen Esterhazys in Nicht-Aktivität gesetzt sei, sollen einige Minister bemerkt haben, daß der Untersuchungsrichter Bertulus demnach nicht Unrecht gehabt habe, als er du Paty de Clam als Mitschuldigen Esterhazys und de Pays bei der Fälsch- ung der Depeschen an Picquart habe verfolgen wollen; die Maßregel sei daher etwas spät getroffen worden. Allein General Zurlinden berief sich auf seinen Vorgänger Cavaig- nac, der als entfernter Verwandter du Patys besondere Gründe gehabt haben mochte, diesen zu schonen.

* Paris, 13. Septbr. Clemenceau versichert in der Aurore, daß Präsident Faure große Anstrengungen mache, die Revision zu verhindern und fordert Brisson auf, den Druck, welchen der Präsident auf ihn ausübt, dem Volke mitzuteilen. Dasselbe Blatt sucht zu beweisen, daß es dem Obersten Henry unmöglich war, sich die beiden Wunden, an denen er starb, selbst beizubringen. Clemenceau fordert da­her den Justizminister auf, zu erklären, auf welche Art und Weise Henry sich entleibt habe.

* Paris, 14. Sept. Philibert Roge, der Leiter des

für die Revision des Dreyfus-Prozesies eintretenden Blattes Im Aranäs bataills," ist gestern Abend von vier mit Knütteln bewaffneten Männern geprügelt worden. Sein Zustand ist sehr ernst. Einer der vier Männer wurde verhaftet.

* Major Esterhazy ist thatsächlich geflüchtet, er hat sich von Ostende nach London begeben.

* Paris, 15. Sept. Der Ingenieur Verlier hat den Plan eines Tunnels zwischen Europa und Afrika ausgear- beitet. Der Tunnel soll unter der Straße von Gibraltar hinführen und 32 kw lang werden. Ein solcher Tunnel nnd weiter ein Tunnel, welcher England und Frankreich verbindet, würden es ermöglichen, von England nach Indien zu Lande zu reisen. Das ist die Ursache, weshalb man in England dem Tunnelplan Brrliers viel Aufmerksamkeit schenkt. Ingenieur Verlier rechnet bestimmt auf Englands Unterstützung. Er meint, es gebe fast keinen Engländer, der nicht daran denkt, wie er wohl auf die schnellste Art und Weise nach Bombay kommen könne. Ein Eisenbahn­zug nun würde, wenn unter dem Aermelkanal ein Tunnel gebaut wäre, von London aus, sonst von Cala oder Boulogne aus, ohne große Schwierigkeiten durch Frank­reich, Spanien und schließlich durch den Tunnel von Gib­raltar in Marokko ankommen, und, indem er Algier, Tripolis, Egypten, Arabien, die Küsten des Meerbusens von Persien und des indischen Meeres berührt, Bombay erreichen. Selbst­verständlich, fügt Herr Verlier hinzu, müßte der Surzkanal überschritten werden, aber das ist nichts, wenn man bedenkt, daß die ganze Reise nicht länger als acht Tage dauern würde, und man weder die Seekrankheit und die in dem indischen Meere so gefahrvollen Stürme, noch dir furchtbare Hitze, die während sechs Monaten auf dem Roten Meere herrscht, zu fürchten hätte.

* Einer Meldung aus Brüssel zufolge veröffentlicht die Jndepedancs belge einen geharnischten Artikel gegen den Präsidenten Faure wegen dessen Intervention zur Verhinder­ung der Revision des Dreyfus-Prozesies. Das Blatt sagt den baldigen Sturz Faures voraus, welcher mit seinen Schützlingen Boisdeffre, Mercicr und Genossen dem Unter­gänge geweiht sei.

* London, 13. Sept. Die Times meldet aus Kandia vom 12. ds: Die kretischen Schützen rotten sich zusammen und marschieren gegen Kandia heran. Der Zusammenstoß mit den Muhamedanern steht unmittelbar bevor.

* Konstantinopel, 11. Sept. Nach den letzten heute hier aus Kreta eingetroffenen Nachrichten empfehlen dir Admirale den Mächten, darauf zu bestehen, daß die Türkei ihre Truppen von der Insel abberuft; das wäre ihrer Ansicht nach eine radikale Lösung der Frage.

* Ein Deutscher ist zur Förderung der türkischen Land­wirtschaft berufen worden. Es ist dies ein namentlich im Obstbau und in der Obstverwertung bekannter Fachmann namens Hermann, der schon sei nahezu 4 Jahren als Beamter der von den Deutschen gebauten und geleiteten anatolischen Eisenbahn für die Hebung der Landwirtschaft in Klein-Asien viele Fortschritte ins Leben gerufen hat. Seine Aufgabe besteht zunächst in der Einrichtung bezw. Ober­leitung der kaiserlichen Mustrrfacmcn. Der Befehl ist vom Sultan selbst ausgegangen. Nach Hermanns Berichten sind die türkischen Landwirte fleißig und für Neuerungen em­pfänglich.

* Athen, 13. Sept. Der König von Griechenland hat an die Mächte ein Rundschreiben gerichtet, worin er bittet, der Lage auf Kreta ein Ende zu machen.

* Aus Athen wird gemeldet, der Sultan habe, wie bestimmt verlaute, auf energisches Drängen Rußlands seine Zustimmung zu der Ernennung des Prinzen Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta gegeben.

* Nach einer Meldung des Berliner Lok.-Anz. aus Kandia ist ein englischer Kreuzer eingetroffen, so daß nun­mehr sieben englische, ein französisches, ein italienisches und zwei russische Kriegsschiffe auf der Reede sich befinden. Die Engländer zerstörten 70 türkische Häuser nabe dem englischen Lager, um sich gegen etwaige Angriffe zu sichern.

* Madrid , 14. Sept. Die Kammer hat das Friedens­protokoll endgiltig mit 151 gegen 48 Stimmen angenommen.

* In Spanien herrscht ungeheure Dürre. Die Flüsse Quadalquivir, Guadiana und Tajo sind ohne Wasser; die Mühlen und Fabriken an ihren Ufern stehen still. Die Felder sind ausgedorrt und versengt.

* Jokohama, 14. Sept. Aus Söul wird hierher gemeldet, der König und der Kronprinz erkrankten am 11. September plötzlich nach dem Abendessen. Es wird Ver­giftung vermutet. Die beiden Erkrankten sollen sich auf dem Wege der Wiedergenesung befinden. 11 Hofbeamte sind verhaftet.

* Der Krieg zwischen Chile und Argentinien scheint unabwendbar. In Chile ist bereits die Mobilmachung erfolgt, der Präsident Unterzeichnete ein Dekret, welches 50000 Mann zu den Waffen einberufk und erklärt, daß die gegenwärtig in der Einübung begriff- nen 30,000 Mann nicht zu entlassen sind. Ein Krieg zwischen Argentinien und Chile würde auf Handel und Industrie Europas und in­sonderheit Deutschlands nicht ohne Einfluß bleiben.

Vermischtes.

* Ueber den Umsatz, den die größeren Warenhäuser haben, bringen die Conrad'schen Jahrbücher für 1888/89 folgende Zahlen:

Bon Marche (Paris)

134 Mill.

Franken,

Louvre (Paris)

130

6 englische Warenhäuser

120

Marschall und Fild (Chicago)

63

Steward (Neuyork)

54

Ridley (Neuyork)

33 .,

,,

In Deutschland

hat das Warenhaus für deutsche Beamte 1893 einen Jahresumsatz von 5,4 Millionen gehabt. Die größeren Warenhäuser in Deutschland erreichen noch nicht einen Jahresumsatz von 20 Mill.

Handel und Verkehr.

* Calw, 14. Sept. (Viehmarkt.) Die heutige Zu­fuhr war, wie anzunehmcn, durch die Erntegeschäfte, nament­lich durch die Hopfenernte im Gäu und durch die Sperre einiger Waldorte beeinflußt. Es waren nur 330 Stück Rindvieh zugeführt und da auch wenig Händler eingetroffen waren, ging der Handel sehr flau, außer einigen Stücken Milchvieh wurde nichts verkauft. Auf den Schwcinemarkt waren 65 Stück Läufer und 31 Körbe Milchschweine zu­gebracht. Erstere lösten 40IM Mk., letztere 2024 Mk. pro Paar.

* Stuttgart, 13. Sept. (Mostobstmarkt.) Wilhelms­platz. Zufuhr 600 Zentner Mostobst. Preis per Zentner Mk. 5.205.60.

* Göppingen, 13. Sept. Auf dem Bahnhof wurde Oberländer Mostobst, weist Früh- und Fallobst verkauft per Zentner zu Mk. 5.305.40.

* Heilbronn, 13. Sept. (Obst-und Kartoffelmarkt.) Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise per Ztr.: Obst, gebrochene Aepfel 1012 Mk., Mostäpfel 66.50Mk., Birnen 6,50-6Mk.; Kartoffeln, gelbe 2,5033,90Mk.. Wurstkarl offeln 3,60 Mk.

^Möttlingen, 13. Septbr. Die Hopfenernte ist nun beendet. Die Quantität hat allgemein zurückgeschlagen, während die Qualität vorzüglich ist. Die Dolden sind fest geschlossen und schöner als in den Vorjahren. Bei dem guten Wetter konnte die Ware rasch getrocknet werden. Ein Kauf ist noch nicht abgeschlossen worden. Gestern wurden den Produzenten 130 Mark Pro Ztr. geboten, aber nicht ab­gegeben. Die Eigner hoffen somit auf höhere Preise.

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