'ummer.

sein Zimmer ein und jagte sich eine Kugel durch die Schläfe, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Vor dem Weg­gang zum Gericht sagte er zu seiner Frau:Wenn ich ver­urteilt werde, seht ihr mich nicht lebend wieder!"

^ Münster, 8. Scpt. Heute nacht 3 Uhr wurde aus einem Postwagen auf dem Weg zwischen dem Bahnhof und der Hauptpost ein Wertbriefbeutel mit 22 Wertbriefen und 19 Einschreibbriefen gestohlen, darunter ein Brief mit 100000 Mark Inhalt aus Arnsberg. Der Gesamtwert der gestohlenen Briefschaften beläuft sich auf 150000 Mk. Der Wagen war am Bahnhof in Gegenwart des Beamten geschlossen worden, traf aber mit offener Thüre auf der Hauptpost ein.

* Hamburg, 8. Sept. Das Erkenntnis in der Klage der Erben des Fürsten Bismarck gegen die Photographen Priester und Wilke wurde heute von der Ferien-Zivilkammer des Landgerichts verkündet. Das Urteil lautet: Die am 5. August von der Ferien-Zivilkammer des Landgerichts er­lassene Verfügung (also die Beschlagnahme der Photographien) wird bestätigt. Jedoch werden die Worte: 20 000 Mark Geldbuße für jeden Uebertretungsfall, dahin abgeändert: bei einer Haftstrafe von 6 Monaten für jeden einzelnen Fall des Zuwiderhandelns.

* Nach demBerl. Lokalanz." hat Prof. Begas vom Kaiser den Auftrag erhalten, einen Sarkophag für Bismarck zu entwerfen, der im neuen Dom aufgestellt werden soll. Die Entwürfe seien so weit gediehen, daß sie dem Kaiser bei seiner Rückkehr noch Berlin vorgelegt werden können. Bismarck werde in Kürassierumform in natürlicher Größe auf einem Sarkophag ruhend dargeftellt sein, von symboli­sierenden Figuren umgeben. Das Werk werde in weißem Marmor ousgeführt werden und an einer inneren Wand­fläche des Domes seinen Platz erhalten.

Ausländisches.

* Wien, 10. Sept. Der Kaffer äußerte zum Ober- Hofmeister Fürsten Lichtenstein:Es ist nicht zu fassen, daß jemand an menie Frau Hand gelegt, die in ihrem Leben niemand Leides und nur Gutes gethon hat."

* San Remo, 6. Sept. Der Polizeiinspektor Gernano Bianchi wurde gestern auf offener Straße von einem Manne aus Rache angcfallen und durch mehrere Dolchstiche schwer verwundet. Herr Bianchi hatte seine Gemahlin im Arm und wollte einen Spaziergang machen, als sich der Verbrecher wie ein Raubtier auf ihn stürzte und ihm den Dolch drei­mal in Brust und Rücken stieß. Frau Bianchi fiel dem Mörder laut aufschreiend in den Arm und milderte die Wucht der Stöße, so daß ihr Gemahl vielleicht am Leben erhalten bleibt.

* Paris, 9. Scpt. In politischen Kreisen, die sich der Notwendigkeit einer Revision nicht mehr verschließen, wird das Verhalten Zurlindens sehr auffällig kritisiert. Man neigt zu der Ansicht, daß Zurlinden vorgeschoben wurde, um die Revision zu verzögern. Andererseits verlautet, Brisson sei nach wie vor entschlossen, auf eine rasche Entscheidung zu drängen und eventuell selbst das Kriegsministerium zu übernehmen, um zu verhindern, daß die Kammer vor der Verhandlung des Kassationshofs zu Wort komme. Die bou-

langistischen Abgeordneten planen für Montag eine gemein­same Kundgebung gegen die Revision.

* Paris, 10. Sept. Sollte das Ministerium auf der Revision des Dreyfus-Prozesses bestehen, will, wie der Soir" meldet, der Kriegsminister zurücktreten.

* Paris, 10. Sept. Trarieux lehnte ern Duell mit einem Redakteur derLibre Parole" ab, weil er mit derlei Personen nur gerichtlich verkehren könne.

D Paris. Auf einem Pariser Pfandleihamte holte am 6. ds. ein altes Mütterchen seinen seidenen Hochzrits- rock ab, den die blühende junge Frau am 6. September 1858 also vor 40 Jahren in materieller Bedrängnis versetzt hatte und seither mühevoll, doch regelmäßig die Pfändungs-Verlängerung erneuerte. Die Seide war ver­gilbt und der Zahn der Zeit hatte sein zerstörendes Werk begonnen, die Erinnerung aber an einen glücklichen Tag vielleicht der einzige in ihrem Leben warfrisch geblieben und der Preis der Verehrung und Liebe des längst ver­storbenen Galten belebte noch einmal das müde Auge durch einen Blick freundlicher Erinnerung. Auf dem Heimweg wurde die arme alte Frau von einem Wagen überfahren und tot noch dem Polizeikommissariat gebracht. Es war das letzte Pfand, das sie eingelöst hatte.

* Brüssel, 9. Sept. Der Londoner Korrespondent des hiesigenSoir" meldet, Esterhazy befinde sich seit Montag in London, wo er die Entwicklung der Ereignisse in Paris abwarten wolle. Sollte die Revision des Dreyfus-Prozesses beschlossen werden, so werde Esterhazy nicht mehr nach Frankreich zurückkehren.

* London, 9. Sept. DieWestern Daily Mail", welche in Cardiff erscheint, will erfahren haben, daß Eng­land Portugal 80 Millionen Pfund leiht. England erhält dafür Mozambique, pachtet Lorenzo Marques und die Delagoa-Boy. Außerdem erhält es eine Flottenstation bei Lissabon. Portugal verpflichtet sich, stets 20,000 Mann Truppen für England bereit zu halten, gleichviel wann und wo sie gebraucht werden.

* London, 9. Sept. Nach einer Meldung desDaily Telegraph" aus Petersburg kommt man dort jetzt zu der Ueberzeugung, daß ein lange dauernder Meinungsaustausch nötig fei, ehe es zu der vom Zaren vorgeschlagenen Kon­ferenz kommen könne; es sei wahrscheinlich, daß das Jahr 1900 heranrücke, ehe diese Konferenz möglich sei und dann werde man sie in Paris abhalten.

* Belgrad, 9. Sept. Bei dem Grenzblockhause 19 in der Nähe von Vranja haben vorgestern wiederum türkische reguläre Soldaten vereint mit Arnauten die serbische Grenz­wache angegriffen und beschossen. Sie zogen sich erst zurück, als serbische Verstärkung herankam. Die serbische Regierung hat sofort Beschwerde bei der Pforte erhoben über die neuer­lichen Angriffe der türkischen Soldaten.

* Kanea, 9. Sept. Aus Kaudia wird gemeldet, daß um 5 Uhr nachmittags das Ultimatum der Admirale betr. die Waffenübergabe der Türken ablief.

* Der Verdacht, daß der Angriff der Türken gegen die englischen Truppen in Kandia auf Kreta wohl vorbereitet

gewesen ist, scheint völlig begründet zu sein. Die Zahl der muhamedanischen Flüchtlinge, die aus dem Inneren der Insel nach Kandia gekommen sind, wird auf 30000 bis 40 000 Personen geschätzt, während kaum 1000 Christen in der Stadt geblieben sein sollen. Die übrigen waren schon früher aus Furcht vor Gewaltthätigkeiten der Muhamedaner nach Griechenland geflüchtet. Die türkische Garnison, die sich noch immer in Kandia befindet, ist 4000 Mann stark, zum größten Teile Reguläre, und diese wären vollständig in der Lage gewesen, irgend welche Unruhen im Keime zu ersticken wenn die maßgebenden Personen es nur gewollt hätten.

* Madrid, 10. Sept. In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer wandte sich Canalejas gegen den Minister­präsidenten Sagasta, der zum Diktator geworden sei. Er wies auf das traurige Schauspiel hin, das die von Kuba zurückgekehrten Soldaten darböten, und bezeichnet« dies als einen Beweis für die schlechte Heeresverwaltung. Redner sagt: Als Admiral Cervera vor Santiago Instruktionen ver­langte, habe ihm der Marineminister zutelegraphiert:Gott belfe Ihnen!" (Starke Bewegung.) Das Heer, so fuhr Canalejas fort, sei für das Unheil nicht verantwortlich. eS habe vielmehr heldenmütig sein Blut vergossen. Es sei un­begreiflich, daß das Geschwader Cervera's ohne Kohlen und ohne schwere Artillerie nach Kuba gesandt worden sei. Der Marineminister habe an Cervera, als dessen Geschwader bei den Kapverdischen Inseln lag. telegraphiert:Die Regier­ung hat keinen Plan, handeln Sie den Um­ständen gemäß." General Blanco habe die Regierung benachrichtigt, daß das vor Santiago liegende Geschwader mit neuen Vorräten versehen werden müsse, die Regierung habe aber nichts gethan. Lebhaft griff der Redner den Marineminister an, dessen Unfähigkeit daran Schuld gewesen sei, daß das Geschwader nicht schon vor der Kriegserklärung Havanna erreicht habe. Der Sitzung wohnten die Republi­kaner, die Carlisten, die dissidierenden Konservativen nicht bei. Heute findet wiederum eine Sitzung statt.

* Washington, 10. Sept. Präsident Mac Kinley beschloß eine Kommission zu ernennen, um die Beschuldigungen wegen schlechter Verwaltung während des Krieges, die dem Kriegsdepartement zur Last gelegt wird, zu untersuchen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Kenachrichtigung und Aufruf a« Grbfchaftsglirudigrr.

Der 89 Mark 50 Pfennig betragende Aktivnachlaß des P Jo­hannes Haisch, gewesenen Fuhrmanns hier, ist bedeutend überschuldet. Die Erben haben die Erbschaft ausgeschlagen.

Hievon werden die Gläubiger mit dem Anfügen benachrichtigt, daß wenn nicht binnen 14 Tagen Antrag auf Konkurseröffnung erfolgt, der Nachlaß unter die bekannten Gläubiger nach Verhältnis ihrer Forderungen durch die Teilungsbehörde verteilt wird.

Diejenigen Gläubiger, die ihre Forderungen noch nicht ongemeldet haben, wollen dies binnen obiger Frist nachholen, andernfalls sie bei der Verteilung nicht berücksichtigt werden.

Den 10. September 1898.

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Nächsten § Mittwoch, 14. Sept. 8

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