Lrjcheint DienSrag Donnerstag, LamStag und Sonntag mit de: GratiS-Beilage »Der Sonntags- Gast.'

Listenpreis pro Quartal im Bezirk Nagold 90 ^

außerhalb desselben 1.10.

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Einrückungspreis für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Man «donniert auSwäns auf dieses Blan bei den Kgl. Voüämtern und Postboten.

Samstag, 27. August

Bekanntmachungen aller Art sinken die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Bestellungen

auf

H.US äsn. 1LHN.SN."

für den Monat September nimmt jedes K. Postamt, sowie die den Ort begehenden Postboten entgegen.

An der Molkereischule in Gerabronn wird demnächst ein vierwöchentlicher Unterrichlskurs über Molkereiwesen abgehalten werden. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind bis längstens 17. September dS. Js. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart' einzusenden. Näheres stehe diesbezügliche Bekanntmachung im Staats-Anzeiger Nro. 195.

Nach 8 1 der Bekanntmachung des Kgl. Mini­steriums des Innern vom 16. Januar 1890 (Regbl. S. 49 ff.) werden in die orthopädischen Anstalten: Olga-Heilanstalt und Paulincnhilfe in Stuttgart und A. H. Werner'sche Kinderheilanstalt in Ludwigsburg nach Maßgabe der Etats­mittel unbemittelte Personen als Staatspfleglinge ausgenommen behuss der Heilung oder Besserung angeborener oder erworbener Formsehler des Körpers, durch welche die Fähigkeit zur Arbeit, bezw. zur Erlernung oder Ausübung eines Berufs in Frage gestellt wird. Die näheren Bestimmungen über die Aufnahme u. s. w. sind bei den Schultheißen-Aemtern zu erfragen.

Tagespolitik.

16 000 Mann mehr. Die längst angekündigte neue Militärvorlage an den Reichstag, mit welcher sich dieser in der kommenden Session zu beschäftigen haben wird, ist nun in ihrem Inhalt ziemlich klar. Es handelt sich um eine Verstärkung der Artillerie und um 16 000 Monn mehr für die Infanterie, welche durch Aenderungen in der Organi­sation der Armee beansprucht werden. Der Kriegsminister von Goßler hat allerdings im Dezember 1897 vom Unter­bleiben einer größeren Heeres-Neuforderung gesprochen. Was nun kommen soll, scheint man auch an maßgebender Stelle nicht als eine große Forderung zu betrachten, und sie ist ja auch geringer, als manches frühere Militärgesetz. Es ist ein Recht der Militärverwaltung, die Bewilligung derjenigen Mittel, die sie im Interesse der Laudes-Verteidigung für unbedingt erforderlich erachtet, bei der Volksvertretung zu beantragen, und wiederum Recht und Pflicht der Letzteren ist es, aus eine genaue Prüfung, und fällt diese zustimmend aus, auf eine gerechte Verteilung der Lasten zu sehen. Es ist nicht damit gethan, zu sagen, das Geld wird aufge­bracht, von wem ist gleichgiltig, wenn es eben notwendig ist. Wenn es zu einem Kriege kommt, haben die Leute der harten Arbeit Blut und Leben ganz anders einzusetzen, als die Eigner großer Kapitalien, denen auch in Kriegsfällen ein viel bedeutenderer Gewinn erwachsen kann aus allerlei Geschäften, als dem Manne des Mittelstandes. Unumwunden muß für alle Militärforderungen der Grundsatz aufgestellt

werden: Wer da hat kann leisten.

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Die Memoieren des Fürsten Bismarck befinden sich zur Durchsicht in Berlin. Geheimrat Kröner scheint also den diesbezüglichen Wünschen der deutschen Regierung ent­gegengekommen zu sein. Allerdings befindet sich ein zweites Exemplar in Friedrichsruh, und die Familie des verstorbenen Fürsten soll entschlossen sein, Streichungen oder Kürzungen an dem Original nicht zu gestatten.

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Das Centrum versucht auf dem Krefelder Katholiken­tag die Arbeiter an sich heranzuziehen. Zunächst fand eine Arbeiterversammlung statt, der nach Partei-Berichten 13 000, nach anderen Meldungen 6000 Besucher beiwohnten. Zu­nächst sprach Rechtsanwalt Dr. Urfey-Krefeld:Es wrrd behauptet, die Arbeiterfrage sei nichts als eine Magenfrage und die Arbeiter seien befriedigt, wenn sie nur ein aus* kömmliches Einkommen haben. Als aber heute beim Hoch­amt sich die. Taufende Arbeiter mit ihren Fahnen zur Erde neigten, um Gott zu huldigen, da gab es keine glänzendere Widerlegung dieser Ansicht. (Lebh. Beifall.) Es wird weiter behauptet, daß unter den ehernen Tritten der Arbeiter­bataillone die Erde und das Besitztum der Reichen erzittern. Auch dafür konnte kein glänzenderer Gegenbeweis erbracht werden als heute. (Beifall.) Seit Jahren besteht ein heftiger Kampf zwischen denen, welche das Christentum, und denen, welche das Heidentum verkündigen. Wir haben vor uns hier ein Elitekorps der Arbeiter, welches im letzten Augen­blick herangezogen wird zur Entscheidung. Wir werden in jenem Kampfe keinen Pardon geben und verlangen; wir wollen unsere Gegner bekämpfen mit dem Glauben. (Stürm. Beifall.) Mit der Keule des Katholizismus wollen wir alles vernichten, was uns entgegensteht. (Stürm. Beifall.) Mit

dem Schnellfeuer de» Gebets werden wir unfern Gegnern entgegentreten und nicht eher ruhen, bis wir sie zu uns herübergezogen haben. (Stürm. Beifall.) Den Himmel wollen wir für uns und sie erkämpfen. (Beifall.) Damit wollen wir aber auch unsere irdischen Verhältnisse verbessern und dahin wirken, daß die sozialen Verbesserungen, welche von Tag zu Tag notwendiger werden, durchgeführt werden. (Beifall.) Bekanntlich hat sich unser Papst der Arbeiter angenommen, wie selten ein Papst, und unser Kaiser führt den Beinamen: sozialer Kaiser. Wir werden daher weiter wirken können, daß in der Sozialreform weiter gegangen wird. (Beifall.) Hierauf erhielt Pfarrer Schurmann- Hochfeld das Wort zu seinem Vortrage über das Thema: Was hat das Centrum für die Arbeiter gethan?" Der Redner ging in längeren Ausführungen auf die Geschichte der Arbeiterschutzgesetzgebung ein, die ein Werk des Centrums fei. Anfangs verspottet und verhöhnt, sei das Centrum Schritt für Schritt vorgegangen und habe sich schließlich die Anerkennung fast aller Parteien für seine Idee errungen. Alles, was bisher in den Arbeiterschutzgesetzen sich bewährt habe, sei auf Antrag des Ccntrums hmeingekommen. Das Centrum habe ohne Rücksicht auf die Sozialdemokratie ge­arbeitet und dürfte wohl erwarten, daß die deutsche Arbeiter­schaft sich dafür dankbar erweisen werde. Von den Reden der Sozialdemokratie sei noch kein Arbeiter satt geworden, ihre ganze Arbeit bestehe darin, alles abzulehnen, was nicht bis auf das Kleinste ihren Wünschen entspräche. (Sehr richtig!) Das Centrum werde demgegenüber auf der bis­herigen Bahn fortschreiten und sich weder durch Stürme von rechts noch von links in seiner sozialpolitischen Thätig- keit beirren lassen. (Stürmischer Beifall.) Es müsse für den Arbeiter ein beruhigendes Bewußtsein sein, daß die führende Partei des veutschen Reichstags seine Interessen wahrnehme. Diese Partei werde niemals verschwinden, der Turm des Centrnms werde niemals einsallen. Ob auch die Gegner sich bemühten, ihn zu Fall zu bringen, halte er Stand. Selbst dergroße Hasser" sei ins Grab gesunken, ohne das Centrum tot gemacht zu haben. (Stürmischer, anhaltender Beifall.) So wird es auch fernerhin sein, und darum geben Sie Herz, Hand und Stimme dem Centrum, denn damit allein dienen Sie in Wahrheit Ihrer Kirche und Ihrem Vaterlande! (Donnernder Beifall.)

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Wann die Friedenskonferenz in Paris ihren Anfang nehmen wird, ist zur Zett noch ungewiß; es steht aber fest, daß die amerikanischen Delegierten vor Beginn der Ver­handlungen im nächsten Monat sowohl nach London, Peters­burg und Berlin gehen werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Verhandlungen über den Abschluß des spanisch­amerikanischen Friedensvertrages einen raschen Verlaus nehmen werden. Neuerdings wird der Meinung Ausdruck verliehen, daß besondere Schwierigkeiten den Unterhändlern die Ver­ständigung über die Pbilippinen-Frage darbieten dürfte. In Manila bestehen große deutsche Handlungshäuser, die deutsche Ausfuhr nach den Philippinen rangiert unmittelbar hinter der englischen. Es ist daher zu hoffen, daß die deutschen Interessen auf der Friedenskonferenz in Paris nicht etwa eine Beeinträchtigung, sondern eher eine Kräftigung erfahren werden.

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Rußland ist nicht das Land unerschöpflicher Volks- krast, als das es allgemein gilt. Der russische Bauernstand, der in geistiger und leiblicher Armut lebt, ist auf's Entsetz­lichste durchseucht. In einzelnen Teilen leidet fast der dritte Teil oller Dorfbewohner an gewissen Krankheiten, ja man findet Orte, wo keine gesunde Familie vorhanden ist. Die Sterblichkeit ist im Vergleich mit dem übrigen Europa eine ungeheuere. Sie stellt sich in Rußland bei sehr mangel­hafter Statistik auf 32 vom Tausend, während sie in Frankreich 22, in der Schweiz und in Holland 20, in Eng- nur 18,5 beträgt. Die trostlosen ökonomischen Verhältnisse, der niedrige Kulturzustand des Landvolkes, Schmutz, Armut, Aberglauben^ alle diese Umstände fördern nur noch wehr die Verbreitung aller möglichen Seuchen. Der russische Bauer wird körperlich immer schwächer, was allein daraus hervorgeht, daß von Jahr zu Jahr der Prozentsatz der zur Militärpflicht Untauglichen immer mehr zunimmt. Von seiner Geburt an wächst das Kind der russischen Bauern unter Entbehrungen und bei der unverständigsten Ernährung her­an, die genau dieselbe ist wie die der erwachsenen Familien­mitglieder. In der dunklen, verräucherten und von Schmutz starrenden Hütte wächst es auf und muß seine Behausung im Winter oft mit Kälbern, Lämmern und Ferkeln teilen. In diesen traurigen Verhältnissen kann nicht eher eine Aen- derung eintreten, als bis das geistige und wirtschaftliche Niveau des russischen Volkes weit über das jetzige hinaus

gehoben iss. Bis dahin bleibt es aber eine allgemein an­erkannte traurige Wahrheit: Die Stärke des russischen Volkes, der russische Bauer, schwindet dahin unter den Zeichen einer mächtig vorschreitenden Entartung.

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Nordamerika, das sich anschickt, Europa auch politisch zu meistern, hat uns auf wirtschaftlichem Gebiete längst überflügelt. Die Vereinigten Staaten führten rm letzten Jahre 2500 Millionen Mark mehr aus als ein, während die europäischen Mächte ein mehr oder minder bedenkliches Defizit der Handelsbilanz auszuweisen haben. Deutschland führte für 700 Millionen Mark Waren mehr ein als aus, England gar für 2400 Millionen Mark. Schon 1890 besaß Amerika den fünften Teil des Vermögens der ganzen Erde.

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Aus Washington wird die Nachricht bestätigt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten aus die Abtretung der größten Insel der Philippinengruppe, Luzon, mit allen Kräften hinarbeitet. Die Friedcnskommisiion hat vom Präsi­denten Mac Kinley den ausdrücklichen Auftrag erhalten, diese amerikanische Forderung durchzusetzen. Dem festen Auftreten auf den Philippinen haben es übrigens die Ameri­kaner zu danken, daß die Insurgenten unter Aguinaldo soeben ihre drohende Haltung aufgegeben und die Waffen niedergelegt haben, so daß der amerikanische General Mcrritt ungehindert die Geschäfte eines Gouverneurs übernehmen konnte.

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Aus dem Nagold thal, 26. Aug. (Eingesendet.) In den letzten Tagen verließ uns die in Omersbach weilende Stuttgarter Ferienkolonie nach 3wöchentlichem Aufenthalt. Man merkte es den 21 Mädchen an, daß sie sich im Schwarzwald recht wohl gefühlt haben. Die kräftige Kost, welche sie bei ihrem Gastgeber (Hrn. Schmerle) erhielten, sowie die herrlichen Waldspaziergänge röteten ihre Wangen. Die Zunahme der Kinder beträgt durchschnittlich 2,3 Kilo­gramm. Die Kinder zeigten durchgängig ein sehr gutes Be­tragen, und cs ist nur zu wünschen, daß die Cour für die­selben ein andauerndes Wohlbefinden im Gefolge haben möge.

* Calw, 23. Aug. Die Bäckergenossenschist hat mit dem heutigen Tage einen Brotabschlag eintreten lassen. Es kosten nun 4 Pfund Weißbrot 58 Pf., 4 Pfund Schwarz­brot 50 Pf.

* Tuttlingen, 23. August. (Die verschwundene Donau.) Man schreibt derFrks. Ztg.": Wo entspring t die Donau? Wohin ergießt sie sich ? Sonderbare Fragen ! Bringen Briegach und Breg die Donau zuweg und ist die stolz ummauerte Quelle beim Fürstenbergischen Schlosse zu Donaueschingen wirklich die Donauquelle, wie Volksmund und Lehrbücher behaupten, dann ergießt sich die Donau zur Zeit nicht m das Schwarze Meer. Ist aber der Strom, der an Ulm, Passau und Wien vorbeifließt und sich schließ­lich in das Schwarze Meer ergießt, die Donau, dann ist die Angabe seines Ursprunges unrichtig. Verfolgt man die Donau von Donaueschingen bis in die Gegend bei dem badi­schen Dorfe Möhringen und der württembergischen Stadt Tuttlingen, dann ist aus einmal die vorher nicht wasserarme Donau verschwunden. Heute liegt das Donaubett bei Tuttlingen wieder trocken, ein großer Uebelstand für dre hiesige Industrie. Und wo ist die Donau? Oberhalb Tutt­lingen befinden sich im Strombett Kalksteinklüfte, durch welche bei hohem Wasserstande das meiste, bei niederem Wasser­stande alles Wasser versickert, um nach mehrstündigem unter­irdischem Lause in dem starken Quelltopse der Hegauer Aach wieder zu Tage zu treten und als wasserreiches Flüßchen dem Bodensee zuzueilen und damit dem Rheine. Man kann also mit vollem Rechte sagen, bei niederem Wasserstand ent­steht die Donau allerdings da oben um Donaueschingen herum, ergießt sich aber in den Rhein, beziehungsweise in die Nordsee. Das gewerbreiche Tuttlingen und sonstige industrielle Anlagen unterhalb Tuttlingen werden durch dieses merkwürdige Naturereignis schwer geschädigt. Um sestzu- stellen, wo das Wasser bleibe, hat man Farbstoffe, Salz, Spreu u. s. w. in dem Strombett mit dem Wasser ver­schwinden lassen und gefunden, daß es im Hegau wieder zutage trat. Ein Müller soll sogar einmal eine Ente in die Spalten gestopft haben und diese sei nach mehrstündiger unterirdischer Fahrt in der Hegauer Aach zutage gekommen. Wohl haben die Donauufrrbewohner in dortiger Gegend durch Einwerfen von Zement dem Uebelstand abzuhelsen ge­sucht, aber nicht mit dauerndem Erfolge. Zudem nahmen die vielen Gewerbetreibenden am Hegauer Aachflüßchen hier­gegen Stellung, und da der staatsrechtliche Weg ein sehr langer und zweifelhafter ist, suchte man das Ziel auf gemein-