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Erscheint Dienstag Donnerstag, Samstag und Sonntag mit der EranS-Beilage .Der SonnragS- Gaii."

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Dienstag, 16. August

Ucreh -enr «rrnevrkttsrifetzeir lirkiege.

Der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Nord­amerika und Spanien ist, wie bekannt, zu Ende, aber was die Folgezeit den beiden kriegführenden Mächten noch bringen wird, das bleibt füglich abzuwarten. In Spanien gährt es, und ist der Krieg als solcher in der großen Bevölkerung nicht wirklich populär gewesen, so ist man doch auch von einer bösen Gleichgiltigkeit gegen die Dynastie erfüllt. Heute sind die Sitzungssäle der Volksvertretung geschlossen. Daß es furchtbare Stürme geben wird, wenn sie wieder geöffnet werden, ist vorauszusehen. Denn wenn aus spanischer Seite wehr Energie und Schlagfertigkeit vorhanden gewesen wäre, hätte bei der Tapferkeit der Soldaten der Krieg eine ganz andere Wendung nehmen können. Sowohl vom Kriegs- Ministerium, wie von dem der Marine ist vor dem Kriege ziemlich alles versäumt und im Kriege noch genug gesündigt worden. Nicht allem das Ministerium Sagasta hat so ge­fehlt, seit Jahren ist das schon der Fall gewesen, aber Sagasta ist am Ruder, unter ihm ging der Krieg verloren, Sagasta muß die Sache also ausbaden. Und wie die Regentin und ihr Sohn, der junge König, dabei fahren, das hängt von der Treue der Armee ob.

Spanien kann an und für sich froh sein, daß ihm Kuba genommen ist, in dem sich früher wohl spanische Abenteurer bereicherten, das aber nun schon seit manchem Jahre dem Hauptlande immense Opfer an Geld und Menschen bereitet hat. Darum war der s. Z. erteilte Rat der allerbeste, die Perle der Antillen", die für Spanien längst keine Perle mehr war, um einen guten Preis .loszuschlagen an den, der das Meiste bot. Es würde sich schon Jemand gesunden haben, der kapitalkräftiger und reformluftiger als Spanien mit der Insel fertig geworden wäre. Ob heute noch Jemand mit den Kubanern fertig wird, das ist nun freilich eine ganz andere Sache.

Aber noch an Anderes ist zu denken. Die Vereinigten Staaten wollen Portorico, das ihnen Spanien ebenfalls überlassen muß, zu einem Waffenplatz allerersten Ranges machen, namentlich im Hinblick auf den Panamakanal. Schon aus diesen knappen Andeutungen ergiebt sich, daß man in Washington eine rein nordamerikanische Politik viel zu gleich- giltig findet, man will eine Weltpolitik treiben. Dem Panama­kanal, resp. der Herrschaft über diesen Kanal soll es gelten. Ja, mit dem Bau des Panawakanals durch das am meisten interessierte Frankreich oder sonst einen europäischen Staat hat es heute gute Wege, wer Luft zu dem Unternehmen hat, das sind wieder die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Wird das für das Unternehmen notwendige Geld aufgebracht, dann wird sich der Kanal bei seiner Fertigstellung auch tüchtig rentieren; denn wer ihn fest in den Händen hat, der wird wirtschaftlicher und politischer Herr von ganz Amerika. Die Römer blieben nicht in Sizilien, als sie hierhin den ersten Schritt über die Meerenge von Messina thaten, und die Nord-Amerikaner, die in Kuba und Portorico sind, wer­den auch von dort weitergehen.

T«rse-i-slitik.

Kriegsbereitschaft. Zu dem jüngsten Seekrieg, in welchen Spanien sowohl wie Nordamerika nur mangel­haft gerüstet eintraten, bemerken dieBerl. N. Nachr." : Deutschland hat sich vorzusehen, daß es bei einem Kriege mit einem Seestaate nicht erst in zwölfter Stunde nach­zuholen suche, was die Aufgabe einer planmäßigen Vor­bereitung in der Friedenszeit hätte sein müssen. Namentlich muß bei Aufstellung und Vertretung des Marineetats im Reichstage darauf Bedacht genommen werden, daß alles Material für den Kriegsfall in Friedenszeit in denkbarster Vollzähligkeit und lückenlos zu beschaffen ist. Die alte Lehre Bereit sein ist Alles" darf für die Flotte genau so wenig außer Acht gelassen werden, wie beim Landheer. Der Uebergang zur Kriegsbereitschaft bei einem ausbrechenden Seekriege würde sich für die Flotte nicht nach Wochen, sondern nach Tagen und Stunden bemessen, wir müssen mit einem für die Seeschlacht tadellos vorbereiteten Geschwader thunlichst binnen 24, spätestens 48 Stunden vor den Feind treten können. Dies ist die ideale und wichtigste Aufgabe der Marineverwaltung, auf die Erreichung dieses Ziels

müssen sich alle Kräfte konzentrieren.

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Zum lippischen Streit schreibt die .Magdeb. Ztg/ : Der ganze Handel ist so unerfreulicher Art und bietet bös­williger Kritik und Verdächtigungen so viel Spielraum, daß nur dringend der Wunsch erneuert werden kann, es möge durch Entgegenkommen dieser Streitfall so bald wie möglich aus der Welt geschafft werden.

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Ueber die innerpolitische Lage Oesterreich-Ungarns lauten

die Nachrichten insofern noch immer widerspruchsvoll, als die einen erklären, der Rücktritt des ungarischen Kabinetts stehe unmittelbar bevor, während die anderen fortgesetzt der Hoffnung Raum geben, daß die Krise ohne einen Wechsel im ungarischen Kabinett werde beigelegt werden können. Schließlich wird, ob mit ob ohne Rücktritt Baron Banffys doch nichts übrig bleiben, als daß Ungarn ferne wirtschaft­liche Unabhängigkeit von Oesterreich proklamiert, da an einen verfassungsgemäßen Ausgleich angesichts der innerpolitrschen Verhältnisse Oesterreichs in absehbarer Zeit nicht zu denken ist.

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Infolge der schweren Finanzkalamitäten fehlt es in Italien aller Orten; besonders wird neuerdings über den Mangel an Eisenbahnwagen geklagt, durch den der Handel Italiens völlig lahm gelegt zu werden droht. Der Unwille in den Industrie- und Handelskreisen, namentlich in Genua und Mailand wegen der Unthätigkeit der Regierung in Eisenbahnsachen ist daher in beständigem Wachsen, da man für die bevorstehende Weiuernteperrode die schwersten Unzu­kömmlichkeiten befürchtet. An Sparsamkeit läßt es die italienische Regierung gewiß nicht fehlen, trotzdem ist die soziale Lage der breiten Schichten der Bevölkerung eine tief traurige und an eine Besserung in absehbarer Zeit kaum zu denken. Ob das neue Ministerium Pellout, das mit den besten Absichten erfüllt an die Hebung des Wohlstandes Italiens herangetreten ist, einen Wechsel zum Besseren herbei- zusühren im Stande sein wird, bleibt abzuwarten; zu wünschen

wäre es jedenfalls auf's dringendste.

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Das Selbstgefühl der Amerikaner beabsichtigt eine Flottenkundgebung in Europa. Das Marine-Amt m Washington hat den Beschluß gesoßt, daß Admiral Samp- son sofort nach dem Friedensschluß mit einer Flotte nach Europa soll, so mächtig, wie sie die Ver. Staaten bisher noch nicht aufgeboten hatten. Der Zweck wird offen einge- standen: Europa die neue Wehrkraft der Ver. Staaten zur See zu zeigen. Indessen hat ja unseraltersschwaches" festländisches Europa auch eine Anzahl ganz hübscher Kähne aufzuweisen. Vielleicht fühlt man sich diesseits veranlaßt, den höflichen Besuch der Dankes drüben zu erwidern.

* Alten steig, 15. Aug. Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft hielt gestern nachmittag bei der landwirtschaftl. Hauptversammlung imgrünen Baum" in Ettmanns- weil er Herr Professor Dr. Sieglin aus Hohenheim einen Vortrag über:Die Verwertung der Milch im bäuer­lichen Haushalt und insbesondere in Genossenschaftsmolkereien." Der Vcreinsvorstand, Herr Oberamtmann Ritter, be­grüßte die Versammlung, bemerkte, daß die zweckmäßige Verwertung der landwirtschaftl. Produkte auf den Höhen unseres Schwarzwalds noch manches zu wünschen übrig lasse und deswegen werde der Vortrag gehalten um dis Verwertung der Produkte in bessere Bahnen zu lenken. Herr Oberamtmann gedachte dann des Hingangs des Alt- reichskanzlers Fürsten von Bismarck in die Ewigkeit, dem die Landwirtschaft viele große Thaten verdanke und forderte zum Zeichen des ehrenden Gedenkens zum Erheben von den Sitzen auf. Dem Wunsche kam die Versammlung sofort nach. Nachdem Hr. Oberamtmann dem Herrn Professor das Wort erteilt hatte, führte dieser etwa folgendes aus: Mit dem System der Rahmgewinnung in den altgewohnten unglückseligen Milchhäfen sollte gebrochen werden; eine kluge Handlung der Bauern wäre es, wenn sie die Häfen sofort zum Fenster hinauswerfen würden, denn 25°/« der Fettgewinnung gingen verloren, weil die Fettkügelchen der Milch in den Häfen nicht an die Oberfläche kommen können. Zweckmäßig für die vollständige Gewinnung des Fettgehalts der Milch sei die Verwendung von flachen gestanzten Eisenblechschüsseln, die in kaltes Wasser zu stellen seien. Nach 12 Stunden müsse der Rahm abgenommen und die noch süße Milch könne dann gerade noch so zweckmäßig wie die Vollmilch im Haushalt Verwendung finden. Auf diese Weise erhalte man mehr und bei entsprechender Sorgfalt einen vorzüglichen teuer bezahlten Süßbutter, einen Mehrerlös von nahe der Hälfte. Am zweckmäßigsten aber sei die Aufstellung eines gelernten Mannes zur Butterbereitung oder die Gründung einer Genossen- schaftsmolkerei. In vielen Gemeinden des Landes seien die Molkereien reine Geldquellen geworden, auf welche die Hebung des Wohlstandes in den Gemeinden zurückzuführen sei. Eindringlich ermahnte Redner doch ja über den Milch­ertrag und den Fettgehalt der Milch jeder Kuh Buch zu führen. Heute noch seien die meisten Landwirte darüber unklar, wie viel Milch eine Kuh im Jahr gebe, und ob der Fettgehalt der Milch prozentuell ein genügender sei. Nach­gewiesenermaßen können von einer Kuh pro Tag bis zu 2Psund

Bekannnnach angen aller Ar: ünden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Butter gewonnen werden. Erst bei richtiger Buchung sei man in der Lage zu beurteilen, ob eine Kuh im Stalle zu behalten oder dem Metzger zu überliefern sei. Die Haupt­sache sei, auf gutes Nutzvieh im Stalle zu halten und dieses zur Nachzucht zu verwenden. Simmenthaler Kreuzung gebe das beste Nutzvieh. Der Unterschied des Nutzens betrage bei den einzelnen Rassen bei gleicher Fütterung 2'/s bis 8 °/o. Bei den Viehprämierungen in Amerika werde nicht auf die Schönheit der Tiere gesehen, sondern auf die Milch­ergiebigkeit und deren Fettgehalt. Die Ochsenmastung, wie sie in unserer Gegend üblich sei, hält Redner für ganz verfehlt. Bei Körnerfütterung werde das Geld zum Fenster hinausgeworfen. Von Jahr zu Jahr gehe der Preis für Fettvieh zurück. Statt der Mastviehzucht sollte die lohnendere Milchwirtschaft eine Pflege finden und thunlichst die Anbringung von Viehwaiden bei den Höfen. Bei der Milchgewinnung und Butterbereitung empfahl Redner die größte Reinlichkeit; gebuttert sollte jeden zweiten Tag werden und hiebei der Rahm auf eine Temperatur von nicht mehr als 1213 Grad gebracht werden, dann habe man in 25 längstens 30 Minuten die fertige Butter. Ge­wässerte Butter verliere den Wohlgeschmack. Es soll nicht so lange gebuttert werden, bis die Butter im Rührfaß ganze Klumpen bilde, sondern nur so lange bis sie Kügel­chen in der Größe von Stecknadelknöpfen habe. Diese Kügelchen sollen dann ausgesiebt, gewellt und am zweck­mäßigsten in viereckige Formen gepreßt werden. Ueber dre Art des Melkens führre Redner aus, daß die Euter sorgfältig gewaschen und vollständig ausgemolken werden müßten, denn die letzte Milch, die man gewinne sei viermal fettreicher, als die zuerst gemolkene; deswegen könne man auch von der gleichen Kuh gute und schlechte Milch er­zielen. Mit einem warmen Appell, eine Molkereigenossen­schaft zu gründen, und nicht zu jammern und zu klagen über das Darniederliegen der Landwirtschaft, sondern durch Verlassen der alten Bahn und Bethätigung alles dessen, was zum Besten dient, könne dem Bauern geholfen werden, schloß Redner. Herr Oberamtmann sprach dem Redner den Dank der Ver­sammlung aus und eröffnet- die freie Diskussion. Auf eine Anfrage, weshalb jetzt die Viehwaiden wieder gegründet uns empfohlen würden, während früher die Regierung auf Ab­lösung der Waiden gedrungen sei, entgegnete Hr. Professor Sieglin, die Waldwaiden seien eben Hungerwaiden gewesen, die oen Wald mehr geschädigt, als sie dem Viehbesitzer ge­nützt hätten. Redner gab sich auch Mühe, dem Einwand zu begegnen, daß die Magermilch der Molkereien zur Ernährung der Menschen nichts tauge. Er behauptete, die Magermilch sei so vollwertig für die Ernährung, wie die Vollmilch, sie besitze noch so viele Nährstoffe, daß sie zur zweckmäßigen Ernährung des Menschen, wie auch zur Nachzucht des Viehs und der Ernährung der Schweine mit bestem Erfolg benützt werden könne und ein guter Nährstoff sei am allerbilligsten in der Magermilch zu finden.*) Die Diskussion gestaltete sich sehr umfangreich und es kam zum Ausdruck, daß die Gründung einer Molkerei in Ettmannswciler-Simmersfeld für jetzt noch verfrüht ist, aber nicht aus dem Auge gelassen wer­den wird. Nach Beendigung der Diskussion forderte Hr. Oberamt­mann auf, das Fest in Cannstatt recht zahlreich zu besuchen. Aus den Mitteilungen während der Versammlung erfuhren wir, daß die Instandsetzung der Jungviehwaide in Unterschwan­dorf einen günstigen Fortgang nimmt.

* Alten steig, 15. August. Alljährlich sterben nicht wenige Menschen am Hitzschlag. Für Hitzschlag wird auch die BezeichnungSonnenstich" gebraucht, die übrigens eine total irrige ist, indem die Ursache desselben keineswegs auf eine direkte Einwirkung der Sonne zurückzuführen ist. Der Hitzschlag ist die Folge einer übergroßen Abgabe von Blut­wasser an die Lust, die am größten ist, wenn letzere heiß und trocken ist. Wenn das aus dem Blut entwichene Wasser nicht wieder ersetzt wird, so verdickt sich elfteres allmählich, seine Gangfähigkeit vermindert sich, und es gerät nach und nach ins Stocken. Hat das Blut seine Gangfähigkeit ver­loren, so erfolgt der Hitzschlag. Derselbe kündigt sich jedoch durch übergroßen Durst an. Wer denselben rechtzeitig durch reines Wasser löscht, bleibt vom Hitzschlag verschont. Leider aber sind viele unserer Landleute der irrigen Ansicht es dürfe bei heißer Witterung kein kühles Getränk genossen werden. So leidet man Durst oder sucht denselben durch

*) Anmerkung. Die Behauptung des Herrn Professors über den gleichen Nährwert der Magermilch wie der Vollmilch fand doch manche Andersdenkende. Die große Wohlthat einer Molkerei iur eine Gemeinde wird ja anerkannt, dagegen hält man dafür, daß der kluge Familien­vater so mele Voll-Milch für seine Familie zurückbehalten wird, als er für seine Kinder und zum Haushalt notwendig gebraucht, er wird also nur di- entbehrliche Milch in die Molkerei abführen. Auch viele Aerzte sind erfahrungsgemäß anderer Anücht als der Herr Professor.