Erscheint Dienstag Donnerstag, LmnStag uns Sonntag mit der GratiS-Beilage »Der SonntagS- Gast."
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Dienstag, 9. August
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1898.
Bestätigt wurde die Wahl des Bauern und Ge- meinderats Jakob Friedrich Luz in Sommenhardt, Oberamts Calw, zum Schultheißen dieser Gemeinde.
Ter neue Eisendahn-Llückguttarif.
Der eine oder andere unserer Leser hat sicher schon davon gehört, daß es sich zur Zeit um die Aenderung des Eisenbahngütertarifs handelt. Das ist eine sehr wichtige Sache — sowohl sür die Eisenbahnverwaltungen, weil ihre Einnahmen dadurch nach oben oder unten beeinflußt werden können, als auch sür die Geschäftswelt und sür das übrige Publikum, weil bei der großen Mehrzahl aller Waren die Eisenbahnsracht eine große Rolle spielt. Ob die Sendungen eiserne Träger, die der Werkmeister X. von einem Hüttenwerk am Rhein bezieht 100 Mk, oder blos 80 Mk. Frachtkostet, das ist doch ein Unterschied; ob die 20 Ballen Hopsen aus Nürnberg Vs weniger Frachtkoftenals früher, das wird der Bierbrauer doch sicher spüren, und ähnlich geht es noch in manchen Fällen, insbesondere auch bei Waren, die wir abzusenden haben. Nun, der Gütertarif, soll also geändert werden, aber nicht der Wagenladungstarif, sondern der Stückguttaris. Zunächst geht Preußen voran; Bayern macht, wie aus den Kammerverhandlungen zu schließen ist, gleich mit; ob Württemberg uns Baden auch gleich mitthun, ist noch nicht bekannt; über kurz oder lang werden sie aber doch alle mitthun.
Jedem von uns ist es bekannt, daß die Eisenbahnsracht verhältnismäßig viel billiger ist, wenn cs sich um Wagenladung handelt, als wenn einzelne Stücke versandt werden. Es ist das ganz natürlich; die Eisenbahn hat mit einer ganzen Wagenladung auch viel weniger Geschäft, als wenn sie das gleiche Quantum in lauter Einzelstücken anzunehmen, zu wiegen, zu verladen hätte. Daher kommt es auch, daß die Spediteure die Waren sammeln, sie m Wagenladungen vereinigen und so den Betrag, um welchen die Wagenladung billiger ist, in ihre Tasche stecken können. So kosten z. B. 1200 Liter Wein von Stuttgart nach Berlin 103 Mark; gelingt es aber eine Wagenladung zusammenzubringen, so kostet die Fracht sür 1200 Liter nur 56 Mk., also etwas mehr als die Hälfte. Daß die Spediteure da etwas verdienen können, und daß da der Großhändler, ver mit ganzen Wagenladungen handelt, besser daran ist, als der kleinere Mann, der seine Ware als Stückgut (einzeln) versenden oder beziehen muß, ist vollständig klar. Nun soll dem kleineren Mann geholfen werden; das Stückgut soll auch billiger befördert werden, der Frachtsatz soll mit der Größe der Entfernung'fallen; wir sollen beim Stückgut Staffeltarife bekommen. Staffeltarife, ja, das ist eine eigene Sache; mancher Gewerbetreibende wird sich den Kopf zerbrechen, ob er seine Ware, die eben die Frachtkosten über eine gewisse Strecke hinaus nicht mehr vertrug, künftig auch in größeren Entfernungen werde absetzen können, weil die Verteuerung der Fracht bei großen Entfernungen nicht mehr so empfindlich sein wird, wie früher. Mancher wird sich auch besinnen, ob er eine Ware, die er seither vom Zwischenhändler bezog, nicht direkt bei der entfernt liegenden Fabrik beziehen will, nachdem die Frachtkosten geringer sein werden.
Gegenwärtig macht die Fracht bei Stückgütern (Mengen unter 100 Ztr.) 11 Pf. für die Tonne (20 Ztr.) und das Kilometer; beim Eilgut ist es das Doppelte. Außer diesem 11 Pf.-Satz wird noch eine ganz kleine Abfertigungsgebühr erhoben. Sendungen unter 20 KZ werden für 20 k§, das darüber hinausgehende Gewicht wird mit 10 k§ steigend so berechnet, daß angefangene 10 kx für voll gelten. Bei Frachtgut ist der Mindestsatz 30, bei Eilgut 50 Pf.
Jetzt soll es anders werden; der Tarif soll eine fallende Skala bekommen, so daß die Frachtsätze für die Tonne und das Kilometer betragen:
bis 50 km 11 Pf. von 51 „ 200 „ 10 Pf.
„ 201 300 ., 9 .,.
„ 301 „ 400 „ 8
.. 401 ., 500 ,. 7 .,.
über 500 „ 6 „.
Während daher die Frachtsätze im Nahverkehr unverändert bleiben, sollen sie auf weitere Entfernungen zum Teil recht erhebliche Ermäßigungen erfahren, z. B. bei 400 km Entfernung um 14 "/o, bei 800 km um 28 °/v und bei 1200 km sogar um 34 "/<>.
Hoffen wir, daß die Neuerung bald kommt, und daß sie der Landwirtschaft und dem Gewerbe zum Nutzen gereicht. Unsere Eisenbahn wird jedenfalls keinen NutzenAaben!
Unversöhnt mit dem Kaiser ist Bismarck gestorben, unversöhnt mit dem Kaiser ist auch Bismarcks Familie! So behauptet die Berliner Vossischeg Zeitung. „Wir urteilen
nach Thatsachen. Die Todesanzeige an den Kaiser trug nicht die Unterschrift des Sohnes, sondern des Arztes des Heimgegangenen. Professor Schweninger hatte schon nach der Kissinger Erkrankung gemessene Anweisung vom Kaiser erhalten, ihn über das Befinden des greisen Staatsmannes auf dem Laufenden zu erhalten. Der Kaiser trug Reinhold Begas auf, die Totenmaske abnehmen zu lassen und der Beauftragte des Künstlers mußte unverrichteter Sache Friedrichsruh verlassen. Man hatte behauptet, der Kaiser wünsche den Fürsten Bismarck auf dem Sterbebette zu sehen, der Sarg aber wurde verlötet, ehe noch der Kaiser, selbst ehe noch der Reichskanzler den angekündigten Besuch abstatteten, obwohl nach dem Zeugnis Lenbachs weder die Züge des Fürsten Bismarck entstellt waren, noch schon die Spuren der Verwesung sich bemerkbar machten. Der Kaiser wünschte die Beisetzung des ersten Kanzlers im Dom zu Berlin, oder im Mausoleum zu Charlottenburg, und die Familie lehnte dieses Anerbieten ab. Bei der Ankunft des Herrschers in Friedrichsrub erschien der frühere Staatsminister nicht in Uniform, nicht im Ordensschmuck, sondern als schlichter Privatmann im Frack, nur mit dem eisernen Kreuz, womit er im Kriege als junger Kämpfer für sein Vaterland ausgezeichnet worden ist, und bei der Totenfeier in der Gedächtniskirche in Berlin blieben die Plätze leer, die für die Familie Bismarck bereitgestellt waren. Die großartige Schaustellung, die für den Königsplatz ursprünglich geplant war, mußte unterbleiben, aber auch bei der einfachen kirchlichen Feier, zu der mancher Teilnehmer aus weiter Ferne herbeigeeilt war, wurde kein einziges Mitglied der Familie des Toten gesehen. Es kann nicht fehlen, daß aus diesen Thatsachen das Volk bestimmte Schlüsse zieht. Ebensowenig kann es ausbleiben, daß alsbald die Erörterung über die Veröffentlichung des Entlassungsgesuchs und umfangreicher Abhandlungen über den Fürsten Bismarck beginnt, die von Moritz Busch und anderen Vertrauten des ersten Kanzlers ausgehen."
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Die Ursachen der amerikanischen Verstimmung gegen Deutschland werden in einem Briefe beleuchtet, den die „Weserztg." von einem befreundeten Geschäftsmann in New- Aork erhalten hat und in dem es heißt: Die hohe Politik ist es wirklich nicht, die so viele deutschfeindliche Federn in Bewegung setzt, sondern das Geschäft, und zwar ein ganz besonderes Geschäft, worüber ich nähere Angaben machen kann. Als ich in der Zeit kurz vor und nach dem Beginn des Feldzuges die Haltung eines Teiles der deutschen Presse den für gewisse hiesige Kreise sehr willkommenen Anlaß bot, mit dem Schlagwort eines deutsch-amerikanischen Gegensatzes zu arbeiten, trat zu gründlicher geschäftsmäßiger Ausnutzung dieser Situation ein Syndikat zusammen, öas zu einem Teil aus Engländern, zum anderen aus Anglo-Amerikanern besteht. Die englischen Mitglieder sollen namentlich dem Handelsstand, die amerikanischen mehr der Journalistik angehören. Die Leitung war überwiegend in englischen Händen, gemäß dem ausgesprochenen Zweck des Unternehmens, nämlich Fruktifizierung der politischen Lage für die britischen Handelsinteressen. Man ging von dem Grundgedanken aus. es könne nicht schwer sein, durch eine planmäßige Hetzarbeit in der Presse (je nach Bedarf in englischen oder amerikanischen, vielleicht auch deutschen Blättern) Deutschland und Nordamerika soweit zu entfremden, daß der deutschen Industrie der amerikanische Markt hinreichend verdorben würde, um für die englischen Erzeugnisse die Bahn frei zu machen und den in hohen wie niedrigen Kreisen Englands mit Sorge empfundenen geschäftlichen Rückgang durch einen neuen Aufschwung der englischen Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten
za überwinden. .
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In Frankreich droht der Generalstab mit einem förmlichen Pronunciamento, falls keine Gewalt gegen die Mitglieder des Dreyfus-Syndikats angewendet würde. Ca- vaignac strebt offen die Diktatur an. Die Lage wird täglich ernster.
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Die Lösung der kretischen Gouverneurfrage wird noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die Athener maßgebenden Kreise haben aus verschiedenen Anzeichen dieUeber- zeugung gewonnen, daß die Einsetzung eines definitiven Regimes auf Kreta nicht vor dem nächsten Frühjahr zu erwarten sei. Das wichtigste dieser Symptome sei die von russischer Seite erhaltene Andeutung, daß die Berufung des Prinzen Georg von Griechenland auf den kretischen Gouverneurposten vorläufig noch einen Aufschub erfahren müsse, woran sich der Ratschlag an die griechische Regierung knüpfte, die kretischen Führer zum geduldigen Abwarten dieser Berufung zu ermahnen. Den näheren Aufklärungen hierüber, die der demnächst auf seinen Posten zurückkehrende russische
Gesandte in Athen, Herr Onou, bringen soll, werde mit lebhaftem Interesse entgegengesehen. In den erwähnten Kreisen wurde betont, daß diese Verzögerung keinesfalls als das Vorzeichen des Fallenlassens der Kandidatur des Prinzen
Georg betrachtet werden dürft.
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Eine amtliche Depesche aus Santiago besagt, die Spanier seien infolge des Mangels an Lebensmitteln entkräftet, auch hätten sich durch den Aufenthalt in den engen, von den Amerikanern angewiesenen Lagern Krankheiten unter ihnen immer mehr ausgebreitet. Es gebe augenblicklich 8000 Kranke, ungerechnet diejenigen, die in den Hospitälern liegen. Die Sterblichkeit betrage täglich 40. Die Heilung der Wunde des Generals Linares nehme einen normalen Verlauf.
* Alten steig, 8. August. In Walddorf fiel am Samstag Küfer Jakob Stickel bei seiner Beschäftigung in der Scheune plötzlich etwa 5 Meter hoch herab und zog sich durch den Sturz einen Knochenbruch, sowie schwere innere Verletzungen zu. Der verunglückte Mann wird längere Zeit das Bett hüten müssen.
-n. Altensteig. 7. August. Nachdem die Eisenbahnverwaltung wegen des sich stets steigernden Güterverkehrs schon seit 1. April ds. Js. ununterbrochen mit Ausnahme des Sonntags täglich zwei von hier nach Nagold und zurückgehende Bedarfszüge einschalten mußte, um den Verkehr an Gütern zu bewältigen, sah sich jetzt dieselbe veranlaßt, diese Züge fahrplanmäßig anzuordnen. Seit 1. August fährt hier ab ein Güterzug um 9 Uhr 40 Min. Ankunft in Nagold 10 Uhr 40 Min. Abgang in Nagold 11 Uhr 50 Min. Ankunft in Altensteig 12 Uhr 50 Min.; ab Altrnsteig 2 Uhr 26 Min. Ankunft in Nagold 3 Uhr 26 Min. Abgang dort 4 Uhr 45 Min. Ankunft in Aliensteig 5 Uhr 45 Min.
I-! Alten steig, 8. August. Die königl. preuß. Ansiedelungskommission in Posen wird von Mitte Oktober ds. Js. ab als landwirtschaftlichen Sachverständigen den königl. bayer. Oekonomierat vr. Ludloff in München beschäftigen. Derselbe nimmt seinen Wohnsitz in Janowitz bei Gnesen. einem Städtchen, dasinmittenzahlreicherdeutscherAnsiedelungen liegt. Der Zuzug deutscher Ansiedler nach Posen und Westpreußen wächst fortwährend. Tüchtige Bauersleute und Landarbeiter finden aber auch dort ein gutes Fortkommen und können sich mit ganz geringer Anzahlung schöne Bauernhöfe erwerben; der Rest des Kaufgeldes bleibt zu 3"/« unkündbar stehen. Nähere Auskunft hierüber erteilt auf Anfragen : Die königl. Ansiedelungskommiffion in Posen.
*»(Z ehn Gebote fürBadende.) 1. Bei heftigen Gemütsbewegungen bade mcht! 2. Bei Plötzlich eintretendem Unwohlsein oder dauerndem Uebelbefinden bade nicht!
3. Nach durchwachten Nächten und übermäßigen Anstrengungen bade nicht, bevor du nicht einige Stunden geruht!
4. Nach reichlichem Genuß von Speisen und insbesondere von geistigen Getränken bade nicht! 5. Den Weg zur Badeanstalt lege in mäßigem Tempo zurück! 6. Nach der Ankunft erkundige dich nach der Tieft und Strömung des Wassers! 7. Entkleide dich langsam, gehe dann aber sofort ins Wasser oder tauche wenigstens schnell unter! 8. Bleibe nicht zu lange im Wasser, zumal du nicht sehr kräftig bist! 9. Nach dem Bade reibe den Körper zur Beförderung des Blutumlauss, kleide dich rasch an und mache dir eine mäßige Bewegung! 10. Baden und Schwimmen ist nicht nur bei heißem, sondern auch bei kühlem Wetter nützlich und heilsam für Körper und Geist, wenn obige Vorschriften beherzigt werden.
-n. Nagold, 8. August. Gestern nachmittag gab der Seminarchor in der Stadtkirche ecn Konzert. Gewohnt, von den musikalischen Kräften des Seminars unter der bewährten Leitung von Hrn. Oberlehrer Hegele immer etwas Gediegenes zu hören, wurden auch gestern die zahlreichen Konzertbesucher in ihrer Erwartung nicht getäuscht. Das Programm umfaßte 12 Nummern: Chöre mit Orgel und Orchesterbegleitung, Männerchöre, Soloslücke für Violine, Gesang und Orgel. Als recht gut gelungene Solovorträge sind hervorznheben: ein wirkungsvolles Orgelpräludium v. Marke!, welches Hr. Seminarlehrer Häußler mit großer Gewandtheit spielte, ein Solostück für Sopran (Frl. Hegele), Violine (Hr. Ade) und Orgel (Hr. Oberlehrer Hegele); lobend erwähnt zu werden verdienen auch die Sologesangs- leistungen von Hrn. Hegele jr. (Tenor) und Hrn. Wein- brenner (Baryton). Die Chöre, sowohl für gewischte, als auch Männerstimmen waren ausnahmslos Leistungen, die nach jeder Seite hin als sehr schöne zu bezeichnen sind. Dem rührigen Dirigenten des Konzerts, Hrn. Musikoberlehrer Hegele, können wir nur gratulieren zu dem schönen Erfolg,