Erscheint ki'enStag Donnerstag, L amStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage .Der SonntagS- Gast."
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Dienstag, 2. August
Bekanntmachungen aller Ar! ft irden die erfolg, reichüe Verbreitung.
1898.
Fürst Bismarck
Friedrichsruh» 30. Juli. Fürst Bismarck ist heute nacht gegen 11 Uhr sauft verschieden. Die schlimme Wendung im Befinden Bismarck s und sein Tod erfolgte durch Hinzutritt einer Lungenassektion. Der Fürst soll in den Abendstunden schwer gelitten haben.
Fürst Bismarck» der Gründer des deutschen Reichs und dessen langjähriger Reichskanzler ist geboren am 1. April 1815 auf dem Familien- gnt Schönhausen, er hat somit ein Alter von 83 Jahren überschritten. Sein Vater war der Rittmeister a. D. Karl Wilh. Ferd. v. Bismarck, seine Mutter eine Tochter des Geh. Kabinets- rats Menck. Nach beendetem Rechtsstudium wurde Bismarck 1835 Auskultator, dann Referendar bei der Regierung, bis er 1841 die Verwaltung von Schöuhaujen übernahm und außerdem als Deichhauplmann sich bethätigte. 1846 wurde er zum Abgeordneten der Ritterschaft des Kreises Jerichow für den sächsischen Provinziallandtag gewählt. Als solcher nahm er 1847 und 1848 an den Verhandlungen des Vereinigten Landtags in Berlin teil. Acht Jahre ist Bismarck als Bundesgesandter thätig gewesen, wurde aber in dieser Zeit auch mehrfach zu diplomatischen Missionen an andere Höfe verwendet, u. a. auch nach Paris, und er hatte hierbei gute Gelegenheit, seine diplomatischen Fähigkeiten zu erproben und weiter auszubilden. 1859 wurde er aus Frankfurt abberufeu und als Gesandter nach Petersburg geschickt. 1862 ging er als Gesandter nach Paris. Aber noch im selben Jahre erfolgte seine Berufung nach Berlin zur Leitung der Staatsgeschäfte. Am 23. September 1862 wurde er interimistisch und am 8. Okt. definitiv mit der Ministerpräsidentschaft und der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut.
Es würde zu weit führen, seine diplomatische Thätigkeit und Erfolge aufzuführen; es kam der dänische Krieg; das Jahr 1866; und 1870 der glorreiche Waffensieg gegen Frankreich, der gekrönt wurde durch das größte Werk Bismarcks, die Gründung des deutschen Reichs.
Neunzehn Jahre hat Fürst Bismarck die Reichsgeschäste geleitet bis zum 18. März 1890 und von da ab lebte er zurückgezogen in Friedrichsruhe. Schmerzerfüllt blickt heute ganz Deutschland auf das Totenbett seines größten Sohnes, des glühendsten Patrioten, dem es so unendlich Vieles verdankt. Nun ist er heimgegangen in das Reich der Ewigkeit, der treue Ratgeber dreier Kaiser, der gewaltigste und einflußreichste Staatsmann, er ist nicht mehr lebend unter uns, der Erneuerer des deutschen Reiches, aber fortleben wird er in allen Zeiten in den Herzen der dankbaren Deutschen, die sein Vermächtnis lieb und hoch halten werden von Geschlecht zn Geschlecht.
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* Hamburg, 31. Juli. Das Befinden des Fürsten Bismarck war den „Hamb. Nachrichten" zufolge am Freitag verhältnismäßig befriedigend. Am Samstag vormittag las der Fürst die Zeitungen, sprach über Politik, aß und trank. Plötzlich trat eine Verschlimmerung durch eine Lungenaffektion ein. Nachmittags verlor der Fürst häufig das Bewußtsein. Abends nahmen die bedenklichen Erscheinungen zu. Der Tod trat leicht und schm erzlos ein. Das Sterbelager umstand die ganze Familie, ferner der kurz vorher eingetroffene Professor Dr. Schweninger, Dr. Chrysander, Baron und Baronin v. Menck. Die letzten Worte richtete der Fürst an die Gräfin Rantzau, als sie seine Stirn trocknete: „Danke, mein Kind". Der Fürst liegt wie schlafend da; der Gesichtsausdruck ist mild und friedlich. Die Beisetzung erfolgt nach des Fürsten Bismarck eigenem Wunsche
auf der Anhöhe gegenüber dem Schlosse in der Nähe der ihm von Verehrern gewidmeten Hirschgruppe.
* Bergen (Norwegen), 31. Juli. Der Kaiser erhielt gestern abend spät die erste besorgniserregende Nachricht über das Befinden des Fürsten Bismarck und erst heute früh tieferschüttert die Todesnachricht. Die Flagge auf der „Hohenzollern" weht auf Halbmast. Die Flaggenparade unterblieb. Der Kaiser befahl die sofortige Rückkehr nach Deutschland und trifft Montag abend in Kiel ein.
Tasespslitik.
Die Volksschullehrer batten lange Zeit das Privileg, nur 6 Wochen dienen zu müssen. Da diese kurze Zeit je- doch nicht ausreichte, sie zu tüchtigen Soldaten zu machen, so erstrebte die Lehrerschaft, daß die Seminarbildung das Einjährig-Freiwilligen-Zev Ms im Gefolge habe. Man hatte Erfolg. Vom Jahre 1900 ab muß also jeder Heerespflichtige deutsche Volksschullehrer ein Jahr lang dienen. Es bleibt ihm nur die Wahl zwischen einjähriger und einjährig-frei- williger Dienstzeit. Die als Einjährig-Freiwillige Dienenden genießen alle Rechte und Erleichterungen, die nach der Wehrordnung für diesen Dienst bestehen. Für die einjährig auf Staatskosten dienenden Lehrer gelten nachfolgende Bestimmungen: 1) Die Einstellung erfolgt am 1. April jeden
Jahres. — 2) Ein Recht auf die Wahl des Truppenteils habe die Volksschullehrer usw. nicht. Die Verteilung auf die Jnfanterietruppenteile bewirkt das Generalkommando. —
3) Die demselben Truppenteile (Bataillon) überwiesenen Lehrer sind grundsätzlich gemeinschaftlich unterzubringen. —
4) Sie nehmen an der Rekrutenausbildung der Einjahrig- Freiwilligen teil und treten alsdann in die Kompanien. Sie sind, insoweit sie sich nach ihrer militärischen Beanlagung und ihrem Diensteifer dazu eignen, nach Anordnung der Regimentskommandeure zu Unteroffizieren der Reserve und Landwehr auszubilden. — 5) Eine Verwendung während ihrer aktiven Dienstzeit als Schreiber in Bureaus ist ausgeschlossen. — 6) Nach sechsmonatlicher Dienstzeit darf eine Beförderung derjenigen Volksschullehrer usw., welche sich gut geführt und ausreichende Dienstkenntnisse erworben haben, zu überzähligen Gefreiten stattfinden. — 7) Wer sich bei der Entlassung nach dem Urteile der Vorgesetzten zum Unteroffizier der Reserve und Landwehr eignet, ist als Unteroffiziersaspirant zu entlassen. In Fällen hervorragender Leistungen kann bei musterhafter Führung und Haltung eine Beförderung zum überzähligen Unteroffizier ausnahms- weise bei der Entlassung aus dem aktiven Dienste erfolgen. Im übrigen sind Beförderungen gelegentlich der Hebungen zulässig.
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Dem „Vorwärts" ist folgender Erlaß des preußischen Ministers v. d. Recke an die Regierungspräsidenten über das Wachstum der Sozialdemokratie in die Hände gespielt worden: „Die Ergebnisse der letzten Wahlen haben erkennen lassen, daß die sozialdemokratische Bewegung auch in solchen Bezirken größere Erfolge zu erzielen vermocht hat, in welchen dieselbe entweder keine oder doch nur eine geringe Anhängerschaft zu verzeichnen gehabt hat. Es ist für mich von Interesse, näher darüber unterrichtet zu werden, einerseits — unter gleichzeitige rziffernmäßiger Darlegung — wie sich die sozialdemokratische Bewegung in den einzelnen Kreisen des dortigen Bezirks thatsächlich gestaltet hat, andererseits, welche besonderen Verhältnisse sozialer oder sonstiger Art etwa zu dem Anwachsen der Sozialdemokratie Anlaß gegeben haben. Ich ersuche, die Ergebnisse der bezüglichen Er- mittlungen, welche sich besonders auch auf das Anwachsen der Sozialdemokratie ans dem platten Lande zu erstrecken haben werden, in den nächsten Halbjahresbericht, betreffend den Stand der sozialdemokratischen Bewegung, aufzunehmcn und demselben besonders charakteristische Flugblätter und andere Kundgebungen beizufügen, auch sonstige bemerkenswerte Vorkommnisse aus der letzten Wahlbewegung, welche sich an das Auftreten der Sozialdemokratie anknüpfen, zur Sprache zu bringen."
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Den vier Großmächten, welche an der Lösung der kretensischen Frage weiter arbeiten, ist schon ganz und gar nicht mehr wohl bei ihrer Arbeit, die absolut nicht vom Fleck kommen will. Die Botschafter der vier Mächte haben neuerdings wieder auf die Einladung des russischen Botschafters in Konstantinopel eine Sitzung abgehalten, in der eine Note an den Sultan vereinbart werden sollte, daß ihm unter keinen Umständen gestattet werden könne, Truppen auf Kreta
zu landen. Auf Wunsch Rußlands hatte Frankreich auch die Botschafter der aus dem Konzert ausgeschiedenen Mäckte, Deutschland und Oesterreich-Ungarn, eingeladen. Die aber haben die Einladung dankend abgelehnt, woran sie allerdings sehr recht gethan haben, da die Angelegenheit, so wie sie jetzt gehandhabt wird, überhaupt zu keinem Ziele geführt werden kann. Frankreich ist entschlossen, gegen die Türkei sebr scharfe Saiten aufzuspannen, wenn diese sich noch länger weigert, den geforderten Schadenersatz für die während der armenischen Unruhen ihrerHab und ihres Guts beraubten Franzosen zu zahlen. Es heißt jetzt, daß sich Frankreich an der Küste von Syrien ein Faustpfand holen werde, wenn die Pforte dem französischen Verlangen nicht unverzüglich entspricht.
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Zwischen dem Zaren und dem Fürsten von Rumänien, der augenblicklich in Petersburg weilt, sind bei der Galatafel am Sonnabend Trinksprüche gewechselt worden. Kaiser Nikolaus trank auf die Gesundheit seines Gastes und dessen Familie, sowie auf das Gedeihen Rumäniens. König Karl dankte für den herzlichen Empfang, erinnerte sodann an jene glückliche Epoche, da seine „junge Armee auf den Schlachtfeldern zwischen der Donau und dem Balkan an der Seite des tapferen kaiserlichen Heeres" gefachten hat, und schloß mit einem Hoch auf die Zarenfamilie.
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Vom Kriegsschauplätze auf Kuba sind keine neuen Ereignisse zu melden. Vermutlich wird von den Amerikanern bier nichts mehr unternommen werden, diese werden vielmehr froh sein, wenn sie der dortigen Fiebergegend den Rücken kehren können. Der Kriegssekretär Alger hat dem General Shafter befohlen, alle seine Truppen nach dem Lager auf Lang Island zurückzuführen sobald dies möglich erscheint. Nach Berichten des Generals sind unter seinen Mannschaften 3770 Erkrankungen vorgekommen, in 2924 Fällen handelt es sich um das gelbe Fieber.
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* Altensteig, 30. Juli. Ein ebenso zeitgemäßes als gemeinnütziges Bestreben verfolgt der Württemb. Frauenverein in der Veranstaltung von Wanderkochkursen. Seit etwa einem Jahre, wo die Unternehmung ins Leben trat, wurden schon in Dutzenden von Gemeinden, befürwortet und gefördert von den landwirtschaftlichen Bezirksvereincn, Wanderkochkurse abgehalten. In den letzten 6 Wochen fand nun auch hier, geleitet von Fräulein Krauß aus Hmterbach, ein solcher Kochkurs statt, an dem sich 14 Mädchen beteiligten. Heute fand nun die Schlußprüsung statt im Gasthaus zum Löwen, verbunden mit einem „Probe-Essen", an dem sich 20 Personen, Damen und Herren, beteiligten. Das Essen siel in jeder Hinsicht zufriedenstellend aus. Nach beendigtem Mahle wurde von der Lehrerin, Fräulein Krauß, eine mündliche Prüfung der Schülerinnen vorgenommen. Die Abhör erstreckte sich auf die Hauptregeln in einer geordneten Haushaltung: Reinlichkeit, Ordnungs-und Sparsamkeitssinn; dann über die Zubereitung der Speisen; über die gebräuchlichsten tierischen, pflanzlichen und mineralischen Nährstoffe und ihren Nährwert; endlich über Reinigung der Wäsche :c. Die Antworten lieferten den Beleg, daß die Schülerinnen in der verhältnismäßig kurzen Dauer des Kurses sich gute Kenntnisse in der Kochkunst und manch' nützliche Lehre für den praktischen Haushalt angeeignet haben. Herr Kameralverwalter Schmidt gab namens der Teilnehmer an dem Mahl seiner Befriedig, ung über das Genossene Ausdruck und dankte Fräulein Krauß für ihr Bemühen, dem Württemb. Frauenverein und dessen Organen für die entfaltete segensreiche Thätigkeit. Redner schloß mit einem Hoch aufdenWürttgb.Frauenverein. — Durch in die Prüfung eingeflochtene Deklamationen in schwäbischer Mundart, welche von Satire sprudelten, wurde derselben die Langweiligkeit genommen und auch nach der Prüfung kamen noch einige gelungene ernste wie auch humorvolle Gedichte durch die Schülerinnen zum Vortrag, welche ihre gute Wirkung auf die Stimmung der Anwesenden nicht verfehlten. Wie wir hören, findet der nächste Kochkurs in Nagold statt.
* Altensteig, 1. August. Das M i s s i o n s f e st, welches gestern nachmittag hier abgchalten wurde, fand eine solch' rege Teilnahme, daß nicht alle Besucher der Kirche einen Sitzplatz bekommen konnten, viele mußten stehen. Nach dem Gemeindegesang hielt Hr. StadtpfarrerBreuninger eine Ansprache vom Altar über Offenb. 21, 5: „Siehe ich mache alles neu." In dieser Verheißung des Bibelworts liege Trost und Hoffnung für das schwere Missionswerk. Obwohl sich immer neue Arbeitsgebiete aufthun, die neue Ausgaben erfordern und obwohl heutzutage leider Viele vom Reich Gottes nichts wissen wollten, so fänden sich doch immer wieder neue Herzen, die sich für die Mission erwärmen.