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Einrückungsp reis für Alten steig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 ^ die Ispallige Zeile ober deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Man adarmien auswärts aus dieses Blatt bei b->- Kgl. '^üämtern und Postboten.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Die zweite Dienstprüfung für Volksschullehrer hat u. a. mit Er­folg bestanden: Äoulod Siürner, Schuiamtsverweser in Oderkollwangen.

T«rsesi-slitik.

Aus den Aufstellungen über den entgültlgen Abschluß der Reichshauptkasse ist u. a. ersichtlich, daß der Reichszuschuß zu der Jnvaliditäts- und Altersversicherung auch in diesem Jahre wieder den Voranschlag beträchtlich und zwar um etwa Vr Million überschritten hat. Diese Wahrnehmung wird schon seit mehreren Jahren gemacht, sie muß aber in dem letzten Etatsjahr um so mehr auffallcn, als die Steigerung des Reichszuschusses vom Vorjahr auf das in Rede stehende Etatsjahr nicht weniger als 3,3 Millionen betragen hatte. Daß aber trotzdem das Reich jahraus jabrem noch so er­hebliche Zuschüsse zu der Jnvaliditäts- und Altersversicherung zu zahlen hat, sollten sich diejenigen merken, welche immer davon reden, daß unsere gesamte sozialpolitische Gesetzgebung aus den sauer erworbenen Groschen der Arbeiter beruhte. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit übrigens eine offi­ziöse Versickerung, durch das auch die neuen Militärforderungen, die an den Reichstag in seiner nächsten Session herantreten werden, keinerlei Steuererhöhungen zur Folge haben würden. Daß eine beachtenswerte Militärvorlage an den neuen Reichs­tag gelangen wird, w.rd damit zum ersten Male offiziös zugegeben.

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Kein Staat liefert den modernen Kulturvölkern so viele Mordwaffen als Deutschland. Die Ausfuhr an Feuerwaffen aus Deutschland belief sich nach den verschiedenen Ländern in Millionen Mark

1895

1896

nach

Spanien

2.1

8.9

Türkei

6,6

2.4

China

3.5

8.0

Argentinien

1.8

1.0

Brasilien

5.2

0.2

Chile

5,4

2.6

Mexiko

0.5

Die österr. Blätter sprechen zumeist die Vermutung aus, daß die Schließung des Reichstags erfolgt sei, damit die Regierung völlig freie Hand für die Verlängerung des Ausgleichsprovisoriums mit Ungarn habe. Die oppo­sitionelle Presse verwahrt sich dagegen, daß die Regierung für ihre Mißerfolge in der Sprachenfrage die deutsche Linke verantwortlich mache. In Ungarn ist die Auffassung betreffs der Thunschen Maßnahmen eine sehr pessimistische. Alle Parteien stimmen darin überein, daß die Rückwirkung dieses Schrecks auf Ungarn noch stärker sei als seine Bedeutung für Oesterreich selbst, wo man schließlich noch immerhin mit dem K 14 auskomwen könne.Pesti Hirlay" behauptet, daß die ungarische Regierung auch für den Fall, daß der Ausgleich nicht zu Stande kommen sollte, ihren Plan ge­macht und daß dieser letztere auch die Genehmigung der Krone bereits erlangt habe.

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Die russische Regierung steht nicht umsonst im Rufe, in ihren politischen Maßnahmen ebenso weitsichtig wie ziel- bewußt zu sein. Einen neuen Beleg hierfür liefern die Be­strebungen, die Münzvorräte des Landes fortdauernd zu vergrößern. Der LondonerNottingham Daily Guardian" schreibt zu diesem Kapitel:Finanzleute möchten gern wissen, weshalb Rußland solchen immensen Goldvorrat an- häust. Die Frage ist gewiß auch für den Politiker interessant. Eine große Goldreserve schließt ein, daß es im Falle eines Krieges nicht an dem nötigen Bargeld mangeln soll. Warum will Rußland, welches schon mehr Gold aufgehäuft hat, als irgend ein anderes Land, den Vorrat immer noch vermehren? Die Anhäufung begann vor zwei Jahren und soll anscheinend fortgesetzt werden. Die jüngsten vom Kap in London eingetroffenen Goldsendungen sind sämtlich von Rußland angekauft worden. Vorher schon belief sich der russische Goldvorrat auf 120 000 000 Pfd. St. Beachtens­wert ist, daß die russischen Goldkäufe eine Zeit lang auf­hören, sobald etwas darüber verlautet. Aber sie werden sofort wieder ausgenommen, sobald nicht mehr öffentlich davon die Rede." Die Annahme, Rußland erblicke in dem Besitz größtmöglicher Mengen Edelmetalls eine der wesentlichsten Bedingungen für die Möglichkeit, in den Kämpfen der Zukunft den Sieg davonzutragen, hat etwas für sich. Es dürsten indes, wie dieAllg. Ztg." meint, Kämpfe wirtschaftlicher Natur sein, auf die sich die russische Staatsleitung in solcher Art vorbereitet.

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Als erste greifbare Folge der Reise, welche Fürst Ferdinand am russischen Hofe gemacht, stellte sich die defini­tive Rückkehr der ausgewanderten bulgarischen Offiziere in

ihr Vaterland dar. Dieselben treten mit dem Range in die bulgarische Armee ein, den z. Z. ihre inzwischen avancierten Kameraden einnehmen. Einige von ihnen, die bisher in Odessa lebten, sind bereits heimgekehrt.

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Europa hat alle Ursache, die Amerikaner nicht ohne weiteres die spanischen Inseln einsäckeln zu lassen. Dieser Auffassung neigt auch Dr. K. Peters zu, ver in den Leipz. N. Nachr. einen Aufsatz über die Zukunft der spanischen Kolonien veröffentlicht. Er sagt:Wenn Nordamerika die Kontrolle über die beiden großen Tabak und Zucker produ­zierenden Gebiete Kuba und Portorico, sowie die Philippinen erlangt, so kann es in Zukunft den Weltmarkt in diesen beiden Artikeln im wesentlichen beherrschen; es lassen sich dieRings" undCorners" bilden, und die Millionen müssen von der ganzen Erde in die Tasche der Finanzkönige am Hudson fließen. Das ist das letzte Geheimnis dieses Krieges, das durch die Phrasen vom Elend der armen Ein­geborenen von Kuba nur sehr dürftig verdeckt wird ... So steigt aus dem Zusammenbruch der spanischen Herrschaft ge- waltiger denn je das Zeichen des Angelsachsentums empor, und insofern ist dieser Zusammenbruch bedrohlich auch für die kontinentalen Staaten Europas. Die Zusammenschließung der beiden großen Zweige der angelsächsischen Rasse diesserts des atlantischen Ozeans ist kein Wahngebilde mehr. Wenn ich recht habe, dann werden die nächsten Jahrhunderte ein brittisches Herrschaftsgebiet auf unserem Planeten erleben, mit dem verglichen, die sogenanntenWeltreiche" Vorderasiens und auch das Römerreich reines Kinderspiel waren. Mit dieser Thatsache werden die europäischen Völker zu rechnen haben."

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Hätte der Kommandant von Santiago sich nicht durch die Drohungen der Amerikaner verblüffen lassen, Santiago wäre noch lange in spanischem Besitz geblieben. General Shafter drohte beispielsweise mit einemfurchtbaren Bom­bardement." Er hatte aber nur einige wenige kleine Ge­schütze im Lager und er hätte noch Wochen lang warten können. Eine Beschießung von seiten der Schiffe war auch angedroht, indessen hätte General Toral davor keine Furcht zu hegen brauchen, da bei einem kleinenProbe-Bombardement" die Geschosse eher den vor der Stadt liegenden amerikanischen Truppen gefährlich wurden als den Spaniern. Von den etwa 15000 Mann, die Shafter nach Kuba gebracht hatte, waren nur noch etwa 10000 dienstfähig, und mit den kurz vor der Kapitulation eingetroffenen Verstärkungen hatte der amerikanische Kommandeur nicht mehr als 14 000 Mann zur Verfügung. Es hätte einer gleich großen Macht der Spanier ein Leichtes sein müssen, einen Sturmangriff abzu­schlagen, umsomehr als die amerikanischen Truppen infolge der vielen Gelbfieberfälle und der am 1. und 2. Juli er­littenen Verluste immerhin etwas entmutigt waren. Das Leben in den Schanzgräben erwies sich für die Amerikaner geradezu mörderisch. Die Gräben glichen infolge der häufigen Regengüsse schmutzigen Pfützen; am Tage brannte die Tropen­sonne herab auf dieselben und des nachts kühlte sich die Luft so schnell ab, daß die Leute ohne Wolldecken stören. Für die Entstehung jeder Art von tropischen Krankheiten war die mit Miasmen geschwängerte Luft wie geschaffen und für die Entwickelung einer Gelbfieber-Epidemie konnte gar kein besserer Boden existieren. Welchen Umfang die Epidemie angenommen hat, läßt sich nicht beurteilen, da die Regierung die darüber einlaufenden Depeschen,um Beun­ruhigung zu vermeiden," nicht bekannt giebt. Hätten die Spanier nur eine Ahnung davon gehabt, wie es um die Amerikaner stand, so würden sie mit dem Kapitulieren wohl noch etwas gewartet haben. Daß sie infolge Nahrungs­oder Munitionsmangel die Stadt hätten übergeben müssen, scheint nicht der Fall zu sein.

* Altenfteig, 29. Juli. Der auf der Völmlesmühle arbeitende Säger Kern beschäftigte sich am Dienstag nachmittag mit Fischen in der Nagold und wollte im nahen Wald sich einige benötigte Stecken schneiden. Plötzlich wurde auf ihn geschossen, die Kugel drang ihm durch den Arm und verletzte ibn so schwer, daß man befürchtet, der Arm werde dem Manne abgenommmen werden müssen, wenigstens wurde die sofortige Uederführung Kern's in die chir. Klinik nach Tübingen angeordnet. Ob der Schuß mit Absicht oder aus Versehen seitens eines berufenen oder unberufenen Jägdlers abgegeben wurde, ist noch nicht ermittelt. Kern ist der Ernährer einer zahlreichen Familie und es erregt das erschreckende Vorkommnis all­gemeines Aussehen. (Nachschrift: Wie man uns soeben mit­teilt, wurde heute früh in Schernback ein junger Mann ver­haftet und an das K. Amtsgericht Freudenstadt eingeliefcrt, welcher dringend verdächtig ist, auf Kern geschossen zu haben.)

* Altensteig, 29. Juli. Wir stehen gegenwärtig nicht blos in der Zeit der Reisen, sondern auch in der Zeit, in welcher die Meldungen von allerlei Unfällen am dichtesten die Zeitungsspalten bevölkern. Die im Vorjahr so ungemein zahlreichen Eisenbahnunfälle scheiden ja für diesen Sommer Dank der ungemein angespannten Aufmerksamkeit der gesamten Bahnbeamten so ziemlich aus, aber von Touristen-Unfällen ist leider nicht dasselbe zu sagen. Aus den Hochgebirgen kommt eine Meldung nach der anderen von Abgestürzten, und doch werden die nicht gar zu schweren Verletzungen noch oft genug verschwiegen. Nur die ernsteren Thatsachen werden allgemein verbreitet. Die Becgsteigerei ist eine schöne Sache, wenn man sie versteht, aber hier führt jugendliche Unüberlegtheit das meiste Malheur herbei, viel weniger da­gegen der böse Zufall. Die größte Zahl von Unfällen unter­wegs bringt aber der Radfahrsport, der sich in den letzten Jahren so ganz außerordentlich verbreitet hat. Auch da muß, mehr als wünschenswert erscheint, der Mangel an Vorsicht gerügt werden. Wer nicht sein Rad unbedingt beherrscht, soll sich nicht als Herrscher aufspielen, und kommt er schließlich noch über den Unfall in seiner jugendlichen Leichtlebigkeit fort, er muß doch auch an seine Angehörigen denken. Wie oft liest man gegenwärtig: Wieder ist ein Radfahrer gestürzt. Für Malheur kann Niemand; und da gerade beim Radfahren solches sich häufig einstellt, so sind um so entschiedener alle kleinlichen Versuche zu verurteilen, einen Radler jäh zu Fall zu bringen. Diese bedauerlichen Rohheiten haben ja gegen früher schon ganz bedeutend nachgelassen, aber ausgestorben sind sie keineswegs. Unserer Zeit ist die Wanderlust, da dasFortkommen" immer mehr erleichtert wird, in hohem Maße zu eigen, und das Schweifen in die Ferne ist so schön, aber die Unfall-Rechnung bildet die Kehrseite der Medaille. Und ist es in der Gesamtziffer der vom Unfall Betroffenen lauch immer nur ein Bruchteil, dir Thatsachen beweisen, daß noch immer mehr Vorsicht er­forderlich ist.

* Eine Neuerung, die ihren Zweck zweifellos nicht ver­fehlen wird, sieht die am 1. Jan. 1900 in Kraft tretende Novelle zur Zivilprozeß- bezw. Konkursordnung vor. Hie- nach haben nämlich die Amtsgerichte künftig eine Art schwarze Liste, deren Einsichtnahme jedermann gestattet ist, über ge­wisse kreditunwürdige Personen zu führen. Einzutragen in diese Liste sind einerseits alle diejenigen Personen, welche in­folge vergeblicher Pfändung den Offenbarungseid entweder geleistet oder deffen Leistung grundlos verweigert haben, und andererseits alle die, bezüglich deren seitens des Amtsgerichts ein Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens wegen Mangels einer den Kosten des Verfahrens entsprechenden Konkursmasse abgewiesen worden ist. Die Namen der Eingetragenen dürfen erst dann, wenn sie 5 Jahre lang in dieser heilsamen Weise öffentlich an den Pranger gestellt waren, wieder aus der Liste entfernt, d. h. unkenntlich gemacht werden. Ganz recht so wird zweifellos jeder solide Bürgers- und ins­besondere Geschäftsmann sagen.

* Am Jakobifeiertag beging die Freiwillige Feuerwehr in Neubulach das 25jährige Jubiläum. Nach der Tag­wache brachte die Calwer Stadtmusik dem Kommandanten Lörcher und Stadtschultheitzen Hermann je ein Ständchen. Um halb 12 Uhr machte die dortig? Feuerwehr eine präzis ausgeführte Uebung; hierauf begaben sich die Jubilare und Gäste und 12 Festdamen ins Rößle zum Festessen. Hr. Verwaltungsaktuar Müller beglückwünschte die Jubilare, dankte für die der Stadt geleisteten Dienste und überreichte dem Kommandanten Lörcher einen Regulateur. Am Fest­zug beteiligten sich 25 Vereine mit etwa 600 Mann (auch die Altensteiger Feuerwehr war vertreten). Auf dem Fest­platz sprach Herr Schullehrer Stahl die Festrede, in welcher er die Bedeutung der Feuerwehrinstitute darlegte und am Schluffe auf das Blühen und Gedeihen der Feuerwehren toastierte. Die nun folgende musikalische Unterhaltung ver­lies in gehobenster Stimmung. Das Fest selbst nahm den gelungensten Verlauf; es wird sowohl den Teilnehmern, als auch den Einwohnern von Neubulach eine dauernde angenehme Erinnerung bleiben.

* Stuttgart, 27. Juli. Auf eine noch nicht auf­geklärte Weise ist gestern im Souterrain des Königsbaues (östlicher Flügel) Feuer entstanden. Ein starker Rauch wurde etwa um 2 Uhr von Passanten bemerkt; man rief als­bald die Feuerwehr I, der diesmal eine ungemein schwierige Aufgabe zufiel, weil der Feuerherd des starken Qualms wegen nur in Rauchmasken zugänglich war. Nachdem je­doch die Feuerwehrleute in das von Kaufmann Stottle ge- mietete Magazin, in dem das Feuer ausgebrochen war, ein- gedrungen waren, konnte durch die Dampfspritze eine gewaltige Wassermenge zugeführt werden. Dadurch war denn auch verhältnismäßig rasch jede Gefahr beseitigt; der große