aller Kohlenminen in genau bezeichnet«« Gebieten der Petschili auf gleicher Grundlage wie bei der Konzession in der Provinz Schansi zu erlangen. Das Syndikat will gegen Verpfändung der Tongtschau-Kohlenmine 250000 Pfund Sterling aufbringen, die zur Ausbeutung und Errichtung von Werftanlagen in Tsching-Wangtao dienen sollen.
* London, 26. Juli. Berichte aus Santiago melden, daß die Amerikaner dort außerordentlich unter Hitze und Krankheiten leiden, selbst die Pferde hielten das Klima nicht mehr aus. Nach einer Meldung der „Daily Mail" aus Washington denke man daran, die Armee des Generals Shafter nach den Vereinigten Staaten zurück zu bringen, sobald die spanischen Truppen weggeschafft seien.
* Ein am Kings Croß-Bahnhofe in London angestellter Arbeiter war damit beschäftigt, an dem Getriebe der Lustbremse eines Schnellzugs etwas in Ordnung zu bringen. Plötzlich setzte sich der Zug in Bewegung. Er ist einer der schnellsten der Greath Northern-Eisenbahn. In welcher gefährlichen Situation er sich befand, das wurde d-m Arbeiter erst klar, als der Expreß die Station passiert batte und mit einer von Minute zu Minute wachsenden Schnelligkeit dahinsauste. So lange der Zug in Bewegung war, durfte er, wenn er nicht sofort zermalmt werden wollte, seinen unbequemen Platz unter dem Koupee nicht verlassen, und der Mann wußte sehr wohl, daß vor der 100 englische Meilen entfernten Stadt Grantham in Linkolnshire, die nach etwa zwei Stunden erreicht sein würde, kein Aufenthalt zu erwarten war. Da hieß es denn, allen Mut zusammenfassen und sich, so gut es gehen wollte, in das Unvermeidliche schicken. Wie der Mann nachher selbst berichtete, schlug er den Rockkragen in die Höhe, zog den Hut in das Gesicht und klammerte sich immer nur mit einer Hand abwechselnd an das Bremsenrohr, das sich dicht über seinem Kopfe befand. Ausgenommen auf Strecken, wo es kurz zuvor geregnet hatte, sprühten dem Unglücklichen Staub und kleine Steine nur so um das Gesicht, obwohl er dieses meist nach oben oder etwas nach der Seite wandte. In der Nähe der Station Welling wurde das rasende Tempo ein wenig gemäßigt, indem man die Vakuumbremse anzog, was dem an dem Rohr hängenden Manne ein Gefühl verursachte, als werde ein starker elektrischer Strom durch seinen Körper geleitet. Das brausende donnernde Geräusch um ihn her und die entsetzlich scharfe Zugluft drohten ihm oft Atem und Besinnung zu nehmen, aber immer nahm er sich zusammen, und als endlich nach zwei langen Stunden Grantham erreicht war und der Zug zum Stehen kam, hing er noch eine Weile wie betäubt an seinem Rohr. Dann erst ließ er sich fallen und kroch unter dem Wagen hervor. Die Leute auf dem Bahnhof starrten ihn verwundert an; aber ohne imstande zu sein, ihre Fragen zu beantworten, da ihm die Worte unverständlich durcheinander klangen und wie Kanonendonner an sein Ohr dröhnten, starrte er die Fragenden an. Er mußte wohl zuerst den Eindruck eines Geistesgestörten gemacht haben. Doch nachdem er sich etwas erholt hatte, erzählte er der staunenden Menge sein ungewöhnliches Abenteuer. Am andern Tage wurde der Mann auf Kings Croß zurückbefördert und im Laufe des nachmittags erschien der Prinz von Wales auf der Station und ließ sich den Vakuumhelden vorstellen. In feiner leutseligen Art schüttelte Englands Zukünftiger dem einfachen Manne derb die Hand, beglückwünschte ihn mit herzlichen Worten zu seiner Rettung und lobte seine »Geistesgegenwart und Kovrage.
* Konstantinopel, 25. Juli. Die vier Mächte (England, Rußland, Frankreich und Italien), welche die Verhältnisse Kretas zu regeln versuchen, haben beschlossen, einen 5prozentigen Zuschlag zu den kretischen Zöllen zu .erheben. Diese Zölle sollen zur Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 200,000 Pfund dienen. Man glaubt nicht, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn gegen diesen Beschluß protestieren werden.
* Madrid, 25. Juli. Wie der „Jmparcial" aus Cadix meldet, hat die Compana Generale Transatlantica infolge von Schwierigkeiten, welche die Vereinigten Staaten machen, die Vorbereitungen zur Rückbeförderung der gefangenen Spanier in ihre Heimat vorläufig eingestellt.
* New-Aork, 26. Juli. Wie das Evening Journal aus Washington meldet, herrscht in dortigen amtlichen Kreisen der Verdacht, Spanien suche den Friedensschluß hinzuziehen. Indessen bestreitet man im Staatsdepartement jetzt absolut, daß ein Vorschlag, betreffend den Frieden oder einen Waffenstillstand, an das Departement gelangt sei. Wenn jedoch Spanien im guten Glauben Eröffnungen in diesen Dingen machen würde, würde selbstverständlich ein Waffenstillstand sogleich abgeschlossen werden.
*New-Dork, 24. Juli. Einer Depesche aus St. Thomas zufolge werden in San Juan auf Portorico große Vorbereitungen getroffen, um dem Angriff der Amerikaner zu widerstehen.
* Eine Privatdepesche aus Portorico besagt: Ein starkes amerikanisches Geschwader versuchte bei Bahia-Honda auf Kuba zu landen, wurde jedoch mit Verlusten zurückgeschlagen. Die Vertreter der kubanischen Regierung konferierten mit dem Gesandten von Maximo Gomez. Man hält es für möglich, daß die Aufständischen die Spanier unterstützen. In Spanien herrscht vollkommene Ruhe.
* Valparaiso, 25. Juli. Gestern nacht fand ein heftiges Erdbeben statt, welches eine Minute anhielt. In Concepcion Talcahuana stürzten viele Häuser ein, andere wurden beschädigt. Die Einwohner verbrachten die Nacht auf den Straßen und freien Plätzen. Die Telegraphendrähte und die Drähte der elektrischen Leitungen wurden abgerissen. Um 1 Uhr 45 Min. nachm, trat ein weiterer Erdstoß ein.
* Shanghai, 25. Juli. Die Lage in Korea ist verwirrt. Der König wünschte abzudanken und sich in das brittische Consulat zurückzuziehen, allein der Consul weigerte sich, ihn zu empfangen.
Gesrrirdtzeitspstese.
r) (Ueber die Erdbeere.) Noch sehr wenig bekannt ist, daß die Blätter der Erdbeere als Heilmittel gegen mancherlei Krankheiten in Anwendung gebracht werden. Die Blätter derselben, im Schatten getrocknet, ergeben einen angenehmen, wohlschmeckenden Thee, der bei Durchfall und Ruhr sehr heilsam ist. Der große Botaniker Line, der sich durch Genuß dieses Thees vom Podagra heilte, empfiehlt diesen Thee allen Leidenden auf's wärmste. Noch mehr aber empfiehlt er den massenhaften Genuß der Beeren. Er schreibt darüber: „Erdbeeren sind leicht verdaulich, daher auch Kranken zu empfehlen. Bei fieberhaften Krankheiten und innerer Hitze leisten Erdbeeren unschätzbare Dienste und wirken nicht nur stärkend und kräftigend bei großer Ermattung nach langer Krankheit, sondern vor allem blutreinigend." Aerzt- lich werden sie empfohlen bei Nierenleiden, gegen Stein und Grieß, auch gegen Gicht und Podagra. Bei Kindern bewirken Erdbeeren das Abgehen der Spulwürmer. Die Frucht ist sehr reich an Eisen, Blutarme und Bleichsüchtige sollten sie besonders viel genießen, Wassersüchtigen muß der Genuß der Erdbeeren geradezu verboten werden, bei manchen erzeugt der Genuß derselben Nesselausschlag. Walderdbeeren sind den Gartenbeeren vorzuziehen.
Verriirifetztes.
* Die Rothschilds besitzen heute ein Vermögen von 10000 Millionen Franken. Im Jahre 1875 belief sich das Vermögen auf noch nicht die Hälfte dieser Summe, hat sich also in 18 Jahren mehr als verdoppelt. Man hat ausgerechnet, daß dieses Kapital bis zum Jahre 1965 auf die enorme Summe von 300 Milliarden angewachsen sein wird. Mit den Zinsen des Kapitals könnte man 37 Mill. Menschen,
also die gesamte Bevölkerung Frankreichs, unterhalten. Im Jahre 1800 besaß der Großvater Rothschilds nichts, erst bei der Schlacht bei Waterloo hat sein wunderbarer finanzieller Aufschwung begonnen.
Handel und Verkehr.
* Alten steig, 26. Juli. Der Jakobi-Viehmarkt hat sich recht günstig gestaltet; schon seit einigen Jahren war kein so lebhafter Umsatz mehr zu verzeichnen wie diesmal. Der Markt war gut befahren und Händler zahlreich anwesend. Namentlich nach Fett-, Jung- und Nutzvieh war große Nachfrage. Die Preise bewegten sich auf der seitherigen Höhe, weshalb die Verkäufer mit den erzielten Erlösen wohlbefriedigt sind. Auffallenderweise war aber fast keine Nachfrage nach Zuchtvieh und es waren doch wirklich schöne Tiere aufgestellt. Die Ursache wird darin gesucht, daß eben leider die Viehzucht in unserer Gegend noch nicht genügendem Interesse begegnet, und daß deswegen die Zuchttiere in Gegenden aufgekauft werden, namentlich in der Gegend von Rottweil und Tuttlingen, wo sich eine größere Auswahl bietet. Wenn erst die Ueberzeugung allgemein zum Durchbruch kommt, daß die Viehzucht mehr rentiert, als die Mästung von Stieren, für welche unsere Bauern noch mit Vorliebe eingenommen sind, und wenn sich dann die Viehzucht verallgemeinert, dann darf auch darauf gerechnet werden, daß sich Käufer für Zuchttiere einfinden. Auf dem Schweinemarkt vollzog sich der Umsatz ebenfalls sehr rasch bei guten Preisen. Für Milchschweine wurden 20 bis 32 Mark pr. Paar bezahlt.
* Stuttgart, 25. Juli. (Landes-Produkten-Börse.) Auch in der letzten Woche hat sich im Getreidegeschäst wenig verändert und sind Preise allerorts ziemlich gleich geblieben. Für effektiven Weizen besteht gute Nachfrage, während für spätere Lieferung die Kauflust fehlt. An den Landmärkten sind die Preise etwas zurückgegangen. Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart, je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ. Mk. 20.50—21, Ulka Mk. 21—21.50, Saxonska Mk. 21—21.50, Amerikaner Mk. 21.25—21.50, Laplata Mk. 21—21.50, Kernen Oberländer Mk. 23, Dinkel Mk. 15, Roggen russ. Mk. 15—15.25, Haber württ. Mk. 16.50—17, prima Mk. 17—17.50, Amerikaner Mk. 16 bis 16.25, Mais Mixed Mk. 10.75—11, Laplata Mk. 11. Donau Mk. 11—11.25. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: Mk. 34—35, dto. Nr. 1: Mk. 32 bis 33, dto. Nr. 2: Mk. 30.50—31, dto. Nr. 3: Mk. 29 bis 29.50, dto. Nr. 4: Mk. 26.50—27, Suppengries Mk. 34.50, Kleie Mk. 8.
* Stuttgart, 23. Juli. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 400 Ztr. Preis 5 Mk. bis 5 Mk. 50 Pfg. per Zentner.
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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„Wendel — Mäken — ick bidd di —"
„Ne!" schrie sie auf, „bidd mi nich, ick weit allens, Lu Heft mi ok bedragen, du büst ebenso schlicht als hei. Alltausam Lägen ji nicks — äwer ick will di für din Leigerei Lethalen!"
Mit einem wilden Satz sprang sie auf ihn los und schlug, ehe er es verhindern konnte, ihre Fingernägel in sein Gesicht.
Entsetzt fuhr Marten zurück und wehrte sie von sich ab.
„Katt! Diern! Lat lo«. Min Ogen! Taum Dünner, wist du loslaten!"
Vergebens, Wendel hielt fest. Da packte der unglückliche Marten ihre Arme mit seinen Riesenfäusten und preßte sie, daß sie vor Schmerz schrie, und hätte sie jetzt nicht losgelassen, würde er sie zerbrochen haben.
„Du Höllenbrand !" keuchte er in toller Wut. „Meinst du, ick fall mi von di de Ogen utkratzen laten? Js't nich naug, dat du mi taum Murd anschürt hest, dat ick hadd köppt worden kunnt? Kumm mi nich mihr tau nah, süß -"
An allen Gliedern bebend stand Wendel da. Ihr schwarzes Haar war heruntergefallen, ihr rotes Kopftuch hing über der Schulter. Wie versteinert erschienen ihre Züge in der zurückgepreßten Erregung, aber dämonisch schön. Sie wagte es nicht, ihren Feind noch einmal anzugrrifen, langsam, rückwärts, Schritt für Schritt, zog sie sich zurück, nur die kleinen braunen Fäuste ballte sie noch einmal ingrimmig gegen ihn.
Als sie aber aus seiner Seh. und Hörweite war, sank sie da, wo sie stand, auf die Erde nieder und brach in ein jammervolles, heißes und endloses Weinen aus. Nur der Himmel über ihr und das murmelnde Wasser an ihrer Seite vernahmen es und schützten sie mitleidig, das eine durch seine Nähe, der andere durch seine Dunkelheit, daß
niemand sie antraf und verjagte. Denn auch die Elendesten und Verlassensten unter den Menschenkindern finden noch in ihrem Jammer das Mitleid der Natur und das Erbarmen des Schöpfers.
Als aber der Morgen anbrach, war das Mädchen von der Stelle, wo der Saum ihres Kleides fast in das Wasser gehangen hatte, verschwunden, und kein Auge hatte sie seitdem auf der Fischerinsel gesehen.
9.
Ralf verließ nach der Unterredung mit Marlen das Dorf und schleuderte dem Walde zu. Durch schattige und lichte Wege, über Waldwiesen und gerodete Flächen schritt er weiter und weiter, auf nichts achtend, was um ihn her in der Stille heimlich lebte und webte. Sein ganzes Innere war erfüllt und beschäftigt mit dem, was neu ringe- treten war und fremde eigenartige Anforderungen an ihn stellte. Reisen sollte er, ein unbekanntes Wissen suchen und in sich aufnehmen, und dann zurückkehren, um ein Wohl- thäter seiner Heimat zu werden. So hatte Doktor Ulrici gesagt.
Er lächelte vor sich hin, es kam ihm das so abenteuerlich vor. Würde er wirklich den Mut dazu finden, er, der nie über seine engen Heimatgrenzen hinausgekommen war? Sicherlich es war ein großes Wagestück für einen, der nichts aus dem Grunde verstand als die Praxis seines Handwerks. Aber, so lautete des Doktors Ausspruch, das sei gerade das Richtige und vollkommen genug.
„Nun denn in Gottes Namen, wenn auch mit Bangen und Zagen!"
Er hob den Kopf und versuchte alle Bedenken energisch abzuschütteln und zuversichtlich auf sein Ziel zu blicken, da gewahrte er einen roten Schimmer durch die Büsche und stutzte. Der Schimmer rührte von einem Tuche her und dies Tuch rief peinliche Erinnerungen in ihm wach, denn es war mit nachlässiger Anmut um einen schwarzhaarigen
Kopf geschlungen, der an einem Baumstamm ruhte. Zwischen den bochaufstehenden Wurzeln aber lag die Gestalt, zu welcher der Kopf gehörte, eine Mädchengestalt in einfacher, aber nicht unschöner Kleidung.
Ralf zauderte, weiterzugehen, denn so sehr sie sich auch verändert hatte, er konnte keinen Augenblick zweifeln, daß cs Wendel, die als verschollen oder tot Betrachtete sei. Sie war gewachsen, schlank und voll und trug ein schwarzes Wollkleid, städtisch gemacht. Das magere blasse Gesicht von ehemals hatte sich zu blühender Schönheit mit weichen, sanftgernndeten Linien entwickelt. Die Wangen bedeckte ein Schimmer von zartem Rot, welches der Schatten der langen, schwarzen Wimpern vertiefte und erwärmte. Ueber der ganzen Erscheinung lag der Hauch einer vorgeschrittenen Gesittung, der für den, welcher sie früher gekannt, etwas Ergreifendes hatte.
Auch Ralf empfing unbewußt diesen Eindruck, aber er bewirkte nur, daß ihm die Begegnung peinlicher wurde. Von der ersten Ueberraschung zurückgekommen, wollte er leise und unbemerkt umkehren, aber es glückte ihm nicht. Ungeschickt trat er auf einen trockenen Ast, welcher laut krachend zerbrach, und das Mädchen zwischen dcu Baum- wurzeln blickte erschrocken auf.
Bei Ralfs Anblick sprang sie empor und sah den betreten Stehenbleibenden mit ihren schwarzen Augen durchdringend an. Es wollte ihn bedrucken, die Glut derselben sei milder geworden, und als er nun ihren Blick ruhig aushielt und sich etwas wie Bewunderung in seinen Ausdruck mischte, stieg langsam ein dunkles Rot in ihre Wangen, und sie schlug die Augen nieder. Das machte ihn noch verlegener.
„Ich hätte dich beinah nicht wieder gekannt. Wendel"— stotterte er. „Du hast dich sehr verändert. Wo kommst du her?"
„Aus —", sie nannte die Residenz. (F. f.)