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Erscheint Dienstag Donnerstag, S-nnStag and Sonntag mit der GratiL-Beilage .Der SonntagS- Gafi."
BesteApreiS pro Quartal im Bezirk Nagold SO ^
autze halb desselben l.1S.
Nr. 114.1
Amtsblatt für
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Donnerstag, 28. Zurr.
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Bekanntmachungen aller Art finden die reichste Verbreitung.
erfolg-
1898.
Tersesi-slrtik.
Bei den in Aussicht genommenen militärischen Neu- Formationen wird Württemberg wohl ohne Zweifel ein 3. Artillerieregiment erhalten; auch die Einrichtung eines 5. württ. Kavallerieregiments soll eventuell geplant sein. Wie bekannt, wird die Neuformation aus den bisherigen Beständen erfolgen und es wird nur die Schaffung der erforderlichen ^täbe notwendig fein.
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Bei der Revision des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes soll auf Wunsch mehrerer Einzelstaaten die Frage in Erwägung .gezogen werden, ob es nicht angängig sei, die Grenze für den Eintritt des Genusses der Altersgrenze herabzusetzen.
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Am 15. Juni und am 1. Juli machten die Besitzer griechischer Staatspapiere vergnügte Gesichter. Es wurden die Kupons ihrer bereits für wertlos gehaltenen griechischen Staatspapiere plötzlich in barem Geld eingelöst. Diese günstige Wendung der Dinge haben sie einzig und allein Deutschland zu danken, das trotz des heftigen Widerstrebens Griechenlands und seiner Freunde die Einrichtung der
Finanzkontroll'Kommifsion in Athen durchgesetzt hat.
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Die Deutschen in der Schweiz müssen sich rühren, wenn sie wollen, daß ihre Urenkel einst noch deutsch sprechen. Der Schweiz droht die Verwälschung. Unter den 2,917,754 Bewohnern der Schweiz sprachen im Jahre 1888 2,083,079 deutsch, 634,613 sprachen französisch, 155,130 italienisch und ca. 45,000 andere Sprachen. Seitdem hat sich die Zahl der Deutschsprechenden vermindert, wie soeben Professor Hunziker Aargau in einer Schrift „Der Kampf um das Deutschtum in der Schweiz" ausführt. Das Deutsche wird zurückgedrängt, und wenn es deshalb noch keinen Lärm gab, so kommt das nur daher, weil der deutsche Michel sich alles gefallen läßt. So wird z. B. seitens der Eisenbahnen in Wallis die Gleichberechtigung gröblich verletzt, indem auch im deutschen Teile dieses Kantons die Bahnbeamten nur französisch amtieren ; auch bei der Post geht es dort ähnlich zu. Im Berner Jura, im Kanton Freiburg, wird durch die Schule und Kirche geradezu auf die Verwälschung der Deutschen hingearbeitet. Die Franzosen verlangen überhaupt, daß die Deutsch-Schweizer, obwohl sie die ungeheure Mehrheit sind, französisch lernen, während sie selber nicht deutsch lernen wollen. In den 6 Kantonen, die zunächst in Betracht kommen, hat sich von 1880 auf 1888 ein Rückgang der Deutschen um 0,47 Prozent und eine Zunahme der Franzosen um 0,35 Prozent ergeben; insbesondere im Kanton Bern ist die Zahl der Deutschen von 452,000 auf 449,000 zurückgegangen, die der Franzosen von 78,000 auf 85,000 gestiegen. Die in das französische Sprachgebiet einwandernden Deutschen werden, da sie französisch lernen und ihre Kinder in französische Schulen schicken, verwälscht, während die ins deutsche Gebiet einwandernden Franzosen nicht deutsch lernen, für ihreKinder französische Schulen zu erlangen wissen und Franzosen bleiben. Die Zahl der französtsierten Deutschschweizer im französischen Sprachgebiete betrug im Jahre 1880: 44,872, im Jahre 1888 aber 59,338, hat also binnen acht Jahren um beinahe 15,000 zugenommen. Es wäre das hlohe Verdienst eines deutsch-schweizerischen Schulvsreins in Bern, im Geiste eines Jeremias Kotthelf den Kampf aufzunehmen für die bedrohte Muttersprache, die studierende Jugend dafür zu begeistern und den gemischtsprachigen Gemeinden entsprechende Schulen zu schaffen.
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Der Fürst von Bulgarien hat soeben den Zaren mit seinem Besuche beglückt und bei der Galatafel im Peterhofer Palais eine mächtige Rede gehalten. Kaiser Nikolaus beschränkte sich darauf, auf die Gesundheit der fürstlichen Familie und das Gedeihen Bulgariens zu trinken. Fürst Nikolaus sprach von den Banden, „welche Bulgarien so eng mit der großen Schwesternation vereinen: Rasse, Religion und ewige Erkenntlichkeit gegenüber den erhabenen und unvergeßlichenBegründernderBefreiungunseresVaterlandes", dankte dem Zaren für die Uebernahme der Taufzeugenschaft des Prinzen Boris und leerte sein Glas auf die Gesundheit und Wohlfahrt des ganzen kaiserlichen Hauses, wie auf das Gedeihen des großen Rußland.
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Di« „Voss. Ztg." schreibt: Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß General Toral, der, ähnlich wie General Wimpffen bei Sedan nach Mac Mahons Verwundung, an Stelle des verwundeten Generals Linares den Befehl in Santiago übernehmen mußte, nur darum die Waffen gestreckt hat, weil seine Truppen keine Lebensmittel wehr hatten. Aber die Minister in Madrid, die einen Sündenbock für
ihre ungeheuerlichen Versäumnisse brauchen, und die Redakteure der Madrider Zeitungen, die zwischen Frühstück und Mittagessen ihre Leitartikel schreiben, stellen ihn alI schwach- herzigen Soldaten, beinahe als Verräter hin, und die große Masse der Nation, froh, nicht an die eigene Brust schlagen zu müssen, nimmt das Schlagwort von dem „Feigling Toral", der fürs Kriegsgericht reis ist, hastig auf. Es mag sein, daß Toral seine Befugnisse überschritt, als er auch Gucmta- namo und andere Garnisonen Ostkudas m seine Kapitulation einbczog — aber den Schaden davon haben nur die Ameri- ^ner, denen General Pareja zurufen kann: „Meine Waffen — kommt und holt sie Euch!" Die Spanier hätten ihren Stolz davor bewahren sollen, das Beispiel der Franzosen zu befolgen, die sich nach Metz und Sedan über ihre Niederlagen mit dem Wort hinwegzutrösten suchten: „Wir sind verraten".
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Die Bereinigten Staaten brauchen einen starken Arm, welcher der Welt Respekt einslößen muß, schreibt das Newyorker Journal. Dieser Arm ist unsere Flotte. Augenblicklich, in dem Kriege mit einer so schwachen Macht wie Spanien ist dieser Arm nock sehr kurz. Wie wäre es uns ergangen, wenn England die Venezuela-Botschaft Clevelands mit einer Kriegserklärung beantwortet hätte ? Im Interesse der naüonalen Sicherheit, zum Schutze unserer Rechte, zur Aufrechterhaltung der Monroe-Lrhre gegenüber den landhungrigen europäischen Mächten, endlich um des Friedens willen — müssen wir die Meere beherrschen. Die Flotte der Vereinigten Staaten muß so groß sein, daß sie imstande ist. die Vorherrschaft zur See zu erringen. Das Sternenbanner muß in der ganzen Welt gefürchtet sein. Die Fährgkeit, einen Hieb auszuteilen, ist der beste Schutz gegen einen Angriff. Im Besitze des Nicaragua-Kanals und Hawaiis, nachdem wir uns ferner die beste Flotte der Welt gebaut und überall wo es nötig, Kohlenstationen angelegt haben werden, werden wir unseren rechtmäßigen Platz als Beherrscher der Halbkugel, als Herren des Stillen Ozeans, als die größte Nation der Erde einnehmen. Alle westindischen Inseln werden dermaleinst entweder zu den Bereinigten Staaten gehören, oder eigene, durch Bündnisse mit uns verbundene Republiken sein. Die Inseln gehören doch einmal alle zu Amerika und sollten also auch den Amerikanern zu Nutz und Frommen sein. — Das ist im wesentlichen der Gedankengang des Artikels des Newyorker „Journal" über „nationale Politik" rn den Vereinigten Staaten.
* Altensteig, 27. Juli. In Ebershardt wurde der 32 Jahre alte Maurer Jakob Sprenger von einem Insekt in die Wange gestochen; der unbedeutenden Geschwulst, die entstand, schenkte der Mann anfänglich keine Beachtung, die Sache verschlimmerte sich zusehends und als dann ärztliche Hilfe gerufen wurde, konstatierte der Arzt eine weit vorgeschrittene Blutvergiftung. In der Nacht vom Montag auf Dienstag hauchte der bedauernswerte Mann infolge dieser Krankheit seinen Geist aus. Dem traurigen Geschick des Mannes und der hinterlassenen Familie, eine Frau mit zwei Kindern, wendet sich die allgemeine Teilnahme zu. Der Fall lehrt wieder, daß man gegenüber den Insektenstichen nicht vorsichtig genug sein kann. Angezeigt wäre es jedenfalls, wenn in jedem Hause ein Fläschchen Salmiakgeist parat gehalten würde, um der Gefahr giftiger Insektenstiche sofort begegnen zu können. Wenn die Anwendung des Salmiaks sich aber nutzlos erweist, ist es notwendig, sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auffallend ist, daß gegenwärtig Vergiftungen durch Insektenstiche erschreckend zahlreich Vorkommen.
* Teinach , 25. Juli. Vom schönsten Wetter begünstigt, feierte Teinach heute in herkömmlicher Weise sein Jakobifest. Trotzdem in dem nahen Neubulach zu gleicher Zeit die freiwillige Feuerwehr das 25jährige Jubiläum beging, merkte man hier gegen früher keine Abnahme des Fremdenverkehrs. Von nah und fern strömten die Leute herbei, um sich an den üblichen Spielen: Wettlaufen, Sackhüpfen, Wasserrennen und Hahnentanz zu belustigen. Das Konzert der Kurkapelle war sehr gut besucht.
* Freuden ft adt, 25. Juli. Gestern früh kamen mit dem 8 Uhr 52 Min. hier ankommenden Zuge ca. 400 Mitglieder des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Herrenberg hier an, um die 60 Morgen große Jungviehweide in Lauterbad bei Freudenstadt, auf welcher zur Zeit gegen eine Entschädigung von 30 pro Kopf 72 Stück 1—3jährige Tiere weiden, sowie die Betriebsweise und die Stalleinrichtungen zu besichtigen.
* Stuttgart. 24. Juli. (Aufbesserung der Gehälter der akademisch gebildeten Lehrer.) Es ist in Württemberg
lange und viel darüber geklagt worden, daß die Karriere der akademisch gebildeten Lehrer an Gelehrten- und Realschulen vielfach eine ungünstigere ist als diejenige der Beamten anderer Departements. Wie nun ein Stuttgarter „Korr.-Bur." aus Abgeordnetenkreisen erfährt, hat die Finanzkommission der zweiten Kammer die auf Verbesserung der Lage genannter Lehrerkategorien gehende Regierungsvorlage erledigt. Es ist hier eine etwas andere Form der Aufbesserung gewählt worden, als bei der ebenfalls in Aussicht genommenen Neuordnung der Beamtengehälter und Wohnungsgelder, nämlich diejenige der Alterszulagen, welche die Staatskasse ganz zu tragen hat. Damit wird natürlicherweise cm dem in Württemberg geltenden Grundsatz der Unterhaltungspflicht der Gemeinden bezüglich der Schulen nichts geändert. Die Fristen für den Beginn der Alterszulagen werden von der erstmaligen definitiven Anstellung im Lehr- oder Kirchendienst an gerechnet. Ihre Dauer beträgt je fünf Jahre und es beginnen die Zulagen für die unteren Lehrerkategorien 5, für die mittleren nach dem 10. und für die oberen nach dem 15. Dienstjahre; sie betragen je 100 Mk.. die erste Zulage bei der oberen Kategorie jedoch 200 Mk. Bei den Elementarlehreru erreicbt die Zulage nach 30 Jahren den Höchstbetrag von 600 Mk., bei den Präzeptoren, Reallehrern und Kollaboratoren 700 Mk., bei allen übrigen in Betracht kommenden Lehrern, auch an den Seminaren 500 Mk.
* Cannstatt, 25. Juli. Die Maurer- und Steinhauerarbeiten zum Bau der neuen evangelischen Kirche an der Waiblingerstraße, un Voranschlag von 145000 Mark, wurden mit einem Aufgebot von 13" o an das Baugeschäft von Müller u. Zerweck in Stuttgart vergeben; ein hiesiges Baugeschäft hatte 19"/g Aufgebot gemacht. Die Fundamentierungsarbeiten sind demnächst beendigt.
* In Gönningen (Reutlingen) haben die bürgerl. Kollegien beschlossen, jedem Veteranen (etwa 40 an der Zahl) ein ^ Morgen großes Landstück unentgeltlich zuzuteilen, das dem neuen Besitzer oder seiner Witwe lebenslänglich zur Benützung freistehL.
* Heidenheim, 24. Juli. Ein schauerliches Verbrechen ist in der Nähe hiesiger Stadt begangen worden. Der in Mergelstetten stationierte K. Forstwart Rick ging am Freitag nachmittag mit seiner jungen Frau in den Wald. Während der Mann eine dienstliche Streife unternahm, sollte die Frau Erdbeeren sammeln; später wollte man sich in der Nähe einer Schutzhütte treffen. Die Frau erschien indessen nicht, und der Forstwart suchte die ganze Nacht hindurch vergeblich nach der Verschwundenen; nirgends fand sich eine Spur. Andern Morgens machte er Anzeige beim Schultheißenamt Mergelstetten. Von der Zöppritzffchen Fabrik wurde eine Anzahl Männer zur Verfügung gestellt, und man begab sich auf die Suche. Gestern nachmittag endlich wurde die Frau in einem dichten Waldteil in der Richtung gegen Küpfendorf, auf scheußliche Weise ermordet, aufgefunden. Der Frau war der Leib aufgeschlitzt worden, und sie hatte verschiedene Stiche in Mund und Wangen erhalten, die Arme zeigten deutliche Spuren von Schlägen und alles ließ darauf schließen, daß die kräftige Person mit ihrem Mörder einen fürchterlichen Kampf gehabt hat. Die näheren Umstände der Mordthat werden durch die gerichtliche Untersuchung festgestellt werden. Die Ermordete war 23 Jahre alt und erst seit einem Jahre verheiratet.
* (Verschiedenes.) In Heilbronn feierte dieser Tage die Gustav Schäuffelen'sche Papierfabrik das 75jährige Jubiläum ihres Bestehens zugleich mit dem 100jährigen Geburtstag ihres Gründers, Gustav Schäuffelen. — Im Rausch wird der Mensch zur Bestie. Betrunken kam der Schäfer Rau in Eindringen bei Oehringen am Sonntag nachmittag heim. Seine Frau machte ihm Vorwürfe und alsbald stach er auf sie und seine Tochter mit dem Messer los. Beide erhielten mehr als 20 Messerstiche. Wunderbarer Weise sind die Verletzungen nicht lebensgefährlich. Der Wüterich wurde verhaftet. — In Weingarten zielte ein Soldat, der Sohn eines dortigen Bürgers, mit einem Gewehr auf seinen Kameraden, drückte ab und schoß denselben durch den Kopf, so daß er zusammenbrach und bis jetzt nicht wieder zum Bewußtsein kam. Der unglückliche Schütze wußte nicht, daß das Gewehr mit einer Zielmunition beladen war. — Der 61 Jahre alte Oberflößer Jakob Friedrich Gengenbach von Unterreichenbach geriet in Wildberg beim Holzpoltern unter zwei rollende Stämme, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er bald nachher seinen Geist aufgab. — Aus Verdruß darüber, daß ihm die Erlaubnis, nach Amerika auswandern zu dürfen, nicht erteilt wurde, erhängte sich in Ehingen a. D. der ca. 16 Jahre alte Lehrjunge des dortigen Metzgermeisters L., nachdem er zuvor tüchtig gefrüh- stückt hatte. An dem jungen Menschen sollen Spuren von