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Dienstag, 19. Juli.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
Lsrsesi-olitik.
Gegen die Neigung, aus den Erfahrungen des spanisch-amerikanischen Seekrieges einige Lehrsätze abzuleiten, wendet sich eine Kieler Zuschrift an die Voss. Ztg. Es wird u. a. ausgesübrt: Wir glauben nicht, daß in fachmännischen Kreisen die Erfahrungen der letzten Monate irgend welche Ueberraschungen hcrvorgerufcn haben. Man hat zwar angenommen, daß ein Flottensührer mit einem Material, wie es in Cerveras Geschwader vereinigt war, jedem Feinde Nachteile zufügen könne, aber Niemand hat bei dem Uebergewicht der amerikanischen Schlachtflotte au der schließ- lichen Vernichtung der spanischen Flotte gezweifelt. Wenn neuerdings wiederholt geltend gemacht worden ist, daß der spanisch-amerikanische Seekrieg die Bedeutungslosigkeit der Torpedowaffe erwiesen habe, so sind wir sicher, daß die deutsche Marineverwaltung diesen Beweis nicht anerkennen wird, und daß ihr Urteil über den Wert der Torpedowaffe genau dasselbe ist, wie es vor dem Kriege war. In Marinekreisen ist die Thatsache bekannt, daß die spanischen Marine- Offiziere der Torpedowaffe kaum jemals eine ernstere Bedeutung beigelegt haben, sie waren oft geneigt, die mühsamen Hebungen mit Torpedos als eine Spielerei zu betrachten. Weder bei Cavite, noch bei Santiago hatten die Spanier Torpedoboote. Auch die amerikanische Flotte hat in diesem Kriege mit der Torpedowaffe nichts geleistet, es fehlte ihr auch an genügendem schwimmenden Material. Mit Torpedobooten umzugehen, ist eine Kunst, die gelernt und geübt sein will. Man mag über den offensiven Wert der Torpedos denken, wie man will, ihre Bedeutung für die Küstenverteidigung kann nicht in Frage stehen. Die kleinsten Torpedoboote werden auch den stärksten Feind durch unausgesetztes Beunruhigen mürbe machen.
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Trotz offiziöser Dementierung läßt sich nicht daran zweifeln, daß IN den deutsch-russischen Handelsbeziehungen eine Spannung eingetreten ist. Von Preußen ist angeordnet worden, daß die Gänse nicht mehr heerdenweise über die Grenze getrieben werden dürfen, sondern daß sie auf der Eisenbahn in besonderen Wagen und Körben zu transportieren sind. Darin erblickt Rußland ein vertragswidriges Vorgeben. Die Frkf. Ztg. behauptet nun, daß bereits von russischer Seite Regressivmaßregeln begonnen haben. Auf direkte Anweisung des russischen Finanzministers haben die Zollämter auf verschiedene Einfuhr-Artikel, ähnlich wie vor zwei Jahren, wieder höhere Tarifsätze angewandt, welche die Wirkung von Kampfzöllen haben.
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Nach dem Kriege hat Frankreich seine Ostgrenze mit Sperrforts bedeckt, um uns Deutschen das Eindringen für künftig zu wehren. Die deutsche Armee antwortete mit der Einführung bespannter Belagerungsgeschütze von 15 ein und 12 «m, sowie von Mörsern von 21 om. Man nahm in deutschen Kreisen an, daß kein Sperrfort länger als 24 Stunden dieser Artillerie widerstehen würde. Der französische Generalstab verordnete als Gegenmaßregel, daß die Sperrforts durch Infanterie gedeckt werden, die vor den Forts aufgestellt werde. Statt daß die Festung die Menschen schützt, war man hier bei der umgekehrten Weisheit angelangt, bloß weil man sich nicht eingestehen wollte, daß das System der Sperrforts veraltet sei, trotzdem man ihr Gewölbe mit Beton überzogen und einige stählerne Panzertürme aufgestellt hat. Nun aber schlägt die Presse Lärm. Das französische Publikum erfährt durch den Artikel eines Sachverständigen in der „Revue de Paris," betitelt: „Was unsere Festungen wert sind," wie es mit der Verteidigung steht. Dem deutschen Publikum sagt der Verfasser nichts neues; doch übertreibt er aus Berechnung, wenn er behauptet, in einer Stunde wäre ein Fort in einen Trümmerhaufen verwandelt. Den Deutschen genüge es, ein Fort zu zerstören und das Feuer der beiden Nachbarforts zum Schweigen zu bringen, dann könnten sie ungehindert vorrücken. Der Verfasser verlangt, daß man die Befestigungen bis auf einige Sperrforts aufgebe und die Entscheidung in die offene Feldschlacht verlege, oder daß man einige sehr große Festungen erbaue, die jedoch nur Vorräte von Kriegsbedarf aller Art schützen und keine Civilbevölkerung einschließen. Die Städte müßten alle offen sein, dann würden sie nicht bombardiert und verbrannt werden. Solche große befestigte Depots werden 5 vorgeschlagen, bei Paris, Belfort, Epinal, Nancy und Verdun. Alle anderen Festungen könne man ruhig schleifen bis auf Lyon und die Alpensperrforts. Diese sollen beibehalten werden, weil Italien über keine so furchtbare
Belagerungsartillerie verfügt, wie Deutschland.
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Zur Verhängung von Ausnahmemaßregeln hat sich die spanische Regierung veranlaßt gesehen. Ein im Amts
blatt veröffentlichtes Dekret hebt alle in der Verfassung der Monarchie enthaltenen persönlichen Rechte zeitweilig auf. Die Regierung wird dem Parlament von dem Gebrauch, den sie von dieser Maßnahme machen wird, Rechenschaft geben. — Ferner wurde die Suspendierung der karlistischen und republikanischen Blätter angeordnet und die Chefs dieser Gruppen verwarnt. In den Kasernen von Madrid und der Provinz werden Vorbereitungen getroffen, um etwaige Kundgebungen gewaltsam zu unterdrücken.
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Im spanisch-amerikanischen Krieg ist nach dem Fall Santiagos und nachdem der ganze Osten Kubas in die Hände der Amerikaner gelangt ist, ein erneuter Stillstand eingetreten, der, wenn nicht alle Zeichen trügen, der Vorläufer des definitiven Friedens ist. Auch die Mehrheit der spanischen Minister, die sich bisher so hartnäckig dagegen sträubte, scheint nunmehr zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß der Friedensschluß erfolgen muß, wenn die Lage nicht eine noch schlimmere werden soll. ZurAufrccht- erhaltung der Ruhe und Ordnung im Lande hat die Regierung Vorsichtsmaßregeln getroffen; aber die Hauptsache bleibt doch, daß die Truppen ihren Fahneneid halten, nur dann wird man über jeden Sturm hinwsgkommen, mag derselbe ausgehen, von wem er wolle. Freilich werden der Regierung sowohl von den Karlisten, den Anhängern des Kronprätendenten Don Carlos, wie von den Republikanern Sorgen genug bereitet werden, und damit nicht Alles an das Licht der Sonne komme, wird die schärfste Zensur ausgeübt. Hoffentlich gelingt es indessen, von dem schon schwer geprüften Lande weiteres Unheil abzuwenden.
* Altensteig, 18. Juli. Die feierliche Verteilung der von Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. gestifteten, aus erobertem Kanonenwetall gefertigten Erinnerungsmedaillen an Se. Majestät Kaiser Wilhelm I. fand Sonntag nachmittag im Saale des „grünen Baum" statt. Die Feier leitete der Kriegergesangverein ein mit dem Lied: „Wo zur frohen Feierstunde", worauf der Vorstand des Kriegervereins, Herr Oberförster Weith, eine von ächt patriotischer Begeisterung zeugende Ansprache hielt. Zunächst erinnerte Redner an die würdig verlaufene Gedächtnisfeier am lOOjähr. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., welche am 22. März 1897 in Altensteig abgehalten wurde und gab dann in kurzen Zügen einen Rückblick auf den Gang der Ereignisse, welche zur Wiedergeburt Deutschlands geführt haben, wies auf die Tugenden von Kaiser Wilhelm I. hin, der im Schlachtenglück Gott die Ehre gegeben und in der Fürsorge für das Glück des Volkes nicht Zeit hatte, müde zu sein. Kaiser Wilhelm II. habe sich nun die Brust der Veteranen gewählt, um hier zum Gedächtnis an den lOOjähr. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. ein ehernes Denkmal zu errichten; mit unverbrüchlicher Treue zum Vaterland möge die Medaille getrogen werden. Es folgte hierauf die Verteilung von 13 Medaillen, 8 weitere kommen später noch zur Verteilung. Herr Oberförster konnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Väter der Stadt den Dekorierten noch ein klingendes Angebinde von je 2 Mark verwilligt haben. Nach der Austeilung der Medaillen galt ein 3faches Hock, ausgebracht vom Herrn Vereinsvorstand, Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. Anschließend stimmte der Gesangverein das Lied an: „Wir grüßen dich, du Land der Kraft und Treue". Mehrere Tischreden wurden noch gesprochen und wurde bei denselben toastiert von Herrn Hauptmann Bernhard auf Se. Majestät unseren König, von Hrn. Buchbinder Schüller auf das deutsche Reich, von Hrn. Stadtpfarrer Breuninger auf die Veteranen unter Schilderung seiner Eindrücke, welche der Besuch des Schlachtfeldes von Champigny auf ihn gemacht habe. Die Feierlichkeit nahm einen recht schönen Verlauf.
* Altensteig, 18. Juli. Der „Staats.-Anz." Nr. 162 enthält die Anträge, welche die K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen bei dem K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Bezug auf den Eisenbahn-Winterfahrplan gestellt bat. Auf der Linie Nagold-Altensteig ist keine Aenderung beantragt. Zur Vermeidung der großen Ueber- gangszeit von dem Personenzug 254 auf die Züge nach Nagold-Pforzheim soll der Zug in Freudenstadt statt seither 4.44 vormittags künftig 5.40 vormittags in Freudenstadt abgehen, Abgang in Eutingen nach Calw 6.39. Die übrigen beantragten Aenderungen sind für unsere Gegend von keiner Bedeutung und betreffs der ungünstigen Verbindungen, welche wir in letzter Nr. verzeichnet haben, versprechen die veröffentlichten Anträge leider keine Abhilfe, es ist deswegen jetzt höchste Zeit, daß maßgebenden Orts Vorstellungen gemacht werden.
* Alten steig, 18. Juli. Die 15tägigen Landesfahrkarten erfreuen sich unstreitig großer Beliebtheit und werden sehr viel benützt, das kann jedermann beobachten, der heutzutage in unserem Lande reist. Doch kommen sie in erster Linie nur einem Stande zu gut, dem der Geschäftsreisenden oder den Geschäftshäusern, welche in unserm Land reisen lassen. ^Für die übrigen Stände ist die 15tägige Dauer entschieden zu lang und nur selten können die Vorteile, welche diese Landeskarten bieten, recht ausgenützt werden. Es würde sich daher empfehlen, nachdem der Versuch mit den 15tägigen Landeskarten als gelungen zu betrachten ist und anderwärts, so in der Schweiz Nachahmung findet, auch Landesfahrkarten mit 8 oder lOtägiger Giltigkeitsdauer einzuführen zum Preis von Mark 12 resp. Mark 15, so daß auch derjenige, der nur eine Woche zur Verfügung hat, um sich unser Land anzusehen, die Vorteile der Landesfahrkorte ausnützen kann.
* Nagold, 15. Juli. Im nächsten Sommer soll hier eine mit dem Seminar verbundene Taubstummenanstalt erbaut werden. .
* Stuttgart, 14. Juli. Ueber den Ileberfall zweier Zuchthausgefangener auf den Aufseher Krauter teilt ein Lokalberichterstatter folgendes mit: Die zwei Zuchthausgefangenen Müller und Hirth verabredeten einen Ueberfall und führten ihn mit großer Ueberlegung aus. Sie waren der Schlosserei zugeteilt, die im Erdgeschoß des Zuchthauses untergebracht ist. Während des Frühgottesdienstes für die ev. Gefangenen wußten sie sich einen Hammer zu verschaffen, mit welchem sie den in der Schlosserei anwesenden W. Krauter ohne Zweifel von rückwärts zu Boden geschlagen haben. Ein gleichfalls gegenwärtiger Mitgefangener, der um Hilfe rief, wurde durch einen Hammerschlag ins Gesicht verwundet. Der Hilfruf wurde von den in der Nähe weilenden Aufsehern gehört, die sofort herzueilten und die beiden Sträflinge fesselten. Sowohl Aussetzer Krauter als auch der Mitgefangene sind nicht gefährlich verletzt, so daß ihre Wiederherstellung in Bälde zu erwarten steht. Die zwei Attentäter werden vor das nächste Schwurgericht gestellt; einstweilen werden sie in besonderem Gewahrsam gehalten. Müller ist ein ungemein streitsüchtiger Mensch; Hirth hat voriges Jahr einen mißlungenen Fluchtversuch aus dem Zuchthause gemacht.
* Einer der gemütvollsten und volkstümlichsten Dichter der jünsten Zeit war der Stuttgarter Prälat Gerok. Ihm ist am 13. Juli in Stuttgart ein Denkmal gesetzt worden. Es steht m der Nähe des Schillermonumenls, dicht bei der Wirkungsstätte des verstorbenen Prälaten und Oberhofpredigers der Schloßkirche. Trotz des strömenden Regens hatte sich eine tausendköpfige Menge versammelt, darunter Herzogin Wera mit ihrer Tochter Olga und deren Bräutigam Prinz Max von Schaumburg-Lippe, Fürst Karl von Urach, Kultusminister von Sarwey, Oberbürgermeister Rümelin u. s. w. Die von Prof. Donndorf modellierte Büste giebt die milden Züge des Verstorbenen trefflich wieder. Unter dem Epitaphium erblickt man den Genius der christlichen Lyrik. Zu den Füßen desselben liegt ein Kranz von Feldblumen. Konsistorialpräsident v. Gemmingen hielt die Gedächtnisrede. Namens der Familie Gero! dankte Pfarrer Gerok für die seinem Vater zu teil gewordene Ehrung.
* Cannstatt, 15. Juli. Infolge einer Rücksprache des Oberbürgermeisters mit dem Vorstand der Bäckergenossenschaft haben nun auch die hiesigen Bäckermeister einen Brotabschlag eintreten lassen. 1 üx Weißbrot kostet nun 29, 1 ÜA Halbweißes Brot 27 und 1 Schwarzbrot 23 Pfg.
* Beim letzten 26. Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes in Ludwigsburg hatte der Lehrerstand ganz hervorragenden Anteil am Männergesang, bezw. Preissingen. Von den 75 preissingenden Vereinen sind nicht weniger als 52 Dirigenten Volks-, Mittelschul- und Hauptlehrer; 3 sind ehemalige Lehrer. 39 Lehrerdirigenten wurden in ihren Vereinen mit dem 1. und 2. Preise gekrönt.
*Oehringen, 15. Juli. Die im Beisein des Gerichts erfolgte Sektion der Leiche des Forstwarts Schmauder, welcher, wie bereits gemeldet, erschossen aufgefunden wurde, hat ergeben, daß derselbe auf ganz kurze Distanz eine Schrotladung hinter dem linken Ohr in den Kopf erhalten hat. Etwa 40 Schrotkörner hatten die Schädeldecke zertrümmert. Als der That verdächtig wurde der Bauernsohn F. Jakob von Bernhardsmühle, ein berüchtigter Wilderer, verhaftet. Derselbe hatte, kurz bevor der Mord begangen wurde, drohende Aeußerungen über den Forstwart, der ihn wegen Wilderns zur Anzeige gebracht hatte, ausgestoßen. Nach dem Hohenloher Boten wurde auch der Bauer Bort von Gänsberg bei Untersteinbach verhaftet, welcher sich gleichfalls durch Aeußerungen verdächtig gemacht haben foll. Der