Aischeim Dienstag Donnerstag, LamStag und Sonntag mit der GratiS-Beilage .Der Sonntags- Gast."
BestellprerS pro Quartal im Bezirk Nagold
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außerhalb desselben 1.16.
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Einrückungspreis für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8
bei mehrmol. je 6 ^
auswärts je 8 ^ die Ispaltige Zei le oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Ät«r. Lpimniert auswärls aut dieses B'.rti bet d-n K^l. Bostänuern und Vvstbvlen.
Sonntag, 17. Dutt.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
In Obrrhaugstett ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.
L«rirderirt»ehvietzteir.
* Altensteig, 16. Juli. Der Sommerfahrplan hat uns recht ungünstige Zugsverbindungen gebracht. Von Rottwcil z. B. kann man von 4 Uhr 35 nachm, ab erst nachts 12 Uhr nach Altensteig kommen, bei späterer Absahrt überhaupt nicht mehr. Dieser Personenzug, welcher also in Rottweil um 4 Uhr 35 nachm, abfährt, trifft in Horb um 7 Uhr 26 ein und sechs Minuten zuvor, also 7 Uhr 20 Min., fährt der Zug nach Nagold ab und der Reisende hat das Vergnügen in Horb 2 Stunden 4 Min. bis 9 Ubr 30 liegen zu bleiben. Von Tübingen kann man nach 2 Uhr nachmittags vor nachts 12 Uhr ebenfalls nichr mehr nach Altensteig kommen, was namentlich von Leidenden, welche die Tübinger Kliniken zu besuchen oder von Personen, welche bei den Gerichten zu thun haben, schwer empfunden wird. Doch kann man wenigstens von diesen beiden Richtungen her noch nachts nach Hause kommen ; von Weild erstatt aus kann man aber «ach 2 Hlhr 55 nachmittags üöerhaitpt nicht mehr nach Alten steig kommen. Der nächste Zug geht 8 Uhr 39 in Well der Stadt ab und kommt in Calw an 9 Uhr 21. Um 8 Uhr 35 ist aber in Calw der letzte Zug nach Nagold schon abgefahren und es bleibt dem Reisenden, welcher sich in Weil der Stadt etwa der Hoffnung hingiebt, von 3 Uhr nachmittags ad sei es noch lange Zeit um nach dem 7 bis 8 Stunden entfernten Altensteig zu kommen, nichts anderes übrig als in Calw zu übernachten, wobei ihm das Glück winkt, am folgenden Tag schon um 9 Uhr 40 vormittags in Altensteig einzutreffen. Indem wir auf diese für unsere Gegend so ungünstigen Verbindungen Hinweisen, möchten wir betonen, daß uns Klagen darüber mehrfach zugekommen sind und daß es bedauert wird, daß in letzter Zeit auf Kosten des Nahverkehrs der Durchgangsverkehr begünstigt wird. In Hinsicht auf den Winterfahrplan ist es jetzt vielleicht an der Zeit Schritte zu thun, um wieder günstigere Zugsverbindungen zu bekommen.
* Stuttgart, 14. Juli. Die Hausierer werden bekanntlich von der neuern Gesetzgebung scharf angefaßt, weil man sie als wirtschaftliche „Schädlinge" ansieht. Vielfach trifft das gewiß zu, und die Klagen der ansässigen Kauf- leute über den ihnen bereiteten Wettbewerb sind keineswegs grundlos. Aber es giebt auch Fälle, wo das umgekehrte Verhältnis eintritt, wo der solide Hausierhandel der geschädigte Teil ist. Das ist u. A. in einer Reihe württ. Gemeinden der Fall, deren Bewohner sich zum Teil seit mehreren Jahrhunderten vom Hausieren (im weitesten Sinne genommen) ernähren und in ihrer Art einen ebenso bedeutenden als wirtschaftlich wohlthätrgen Faktor bildeten. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung eine Abhandlung von Dr. Trüdinger in den neuesten „Württembergischen Jahrbüchern" über die beiden schwäbischen Hausiergemeinden Eningen und Gönningen. Die Eninger, die seit mehr als 200 Jahren hausieren, setzten in den 50er Jahren durchschnittlich im Jahre für 10 Millionen Mark Waren ab, davon ^/z außerhalb Württembergs. Der Bezug der Waren erfolgte teils direkt von den Fabriken, teils auf den „Eninger Kongressen", teils bei Großhändlern (namentlich in Reutlingen). Die Artikel, die sie führten, gehörten vornehmlich dem Bekleidungsgewerbe an. Dr. Trüdinger bemerkt zu der Thätigkeit dieser Hausierer: „Mit vollem Rechte dürfte man die Eninger Krämer wahre Arbeitsbienen nennen, welche die Erzeugnisse des inländischen Ge- werbfleißes und des inländischen Großhandels mit Waren des In- und Auslandes sammeln und wieder in alle Gegenden des In- und Auslandes hinaustragen." Heute ist infolge der wirtschaftlichen Entwicklung der Eninger Hausierhandel nur noch ein Schatten der früheren Größe. Allmählich vollzieht sich der Uebergang von ihm zum Fabrikgewerbe, da das Handelsgeschäft sich immer weniger lohnt. Immerhin giebt es in Eningen noch gegen 120 Hausierer, die hauptsächlich in Württemberg, Baden und Bayern ihr Absatzgebiet finden. — Dagegen steht der Gönninger Hausierhandel, der sich auf Samen, Blumenzwiebeln, Pflanzen, Sträucher und Bäume, sowie Obst und Hopsen erstreckt, noch in ziemlicher Blüte. Die Zahl der den Handel ausübenden Gönninger beträgt etwa 800 bei einer Gesamt-Einwohnerzahl von ca. 2100. Biele Hausierer haben sich auswärts fest niedergelassen. Im Jahre 1896 drohte bekanntlich dem Gönninger Samenhandel durch die Novelle zur Gewerbeordnung große Gefahr, die glücklicher Waise abgewendet wurde.
* Stuttgart, 15. Juli. Wie der „Merkur" meldet, wurde der Zuchthausaufseher Krauter gestern von zwei Gefangenen im hiesigen Zuchthaus überfallen und verwundet; ebenso ein um Hilfe rufender Mitgefangener verletzt. Die Verletzungen sind lebensgefährlich.
*Oehringen, 14. Juli. Heute vormittag wurde Forstwait Schmauder im Wald bei Untersteinbach von Wilderern erschossen, aufgefunden.
* Tettnang, 14. Juli. In Schwarzach bei Liebenau wurde im Hause des Müllers Leiter em Mammutzahn in noch gut erhaltenem Zustande aufgefunden.
* Bauersleute sin Klengen gingen auf das Feld und mahmen ihre beiden Knaben mit sich. Nack Beendigung der Arbeit nahm der größere Knabe die Sense und wollte mähen. Kaum hatte er einige Züge gethan, so schrie der kleinere Bruder aus — er war in den Unterleib tötlich getroffen. An Verblutung starb der Knabe trotz ärztlicher Hilfe nach wenigen Stunden.
* Das Gewissen ist ein stiller Mahner, der nie verstummt. Vor 10 Jahren hatte der Weber Friedmann in Oppenau sein Hänsle angezündet, es brannte nieder und in den Flammen kam sein Bruder um. Die Brandstiftung wurde nicht entdeckt, aber der Brandstifter hatte keine ruhige Stunde mehr. Fast 10 Jahre lang trug er die Schuld herum, dann trieb ihn das Gewissen zum Richter und er stellte sich selbst der Polizei. Am 13. Juli verurteilte ihn das Offenburger Schwurgericht zu einem Jahr Zuchthaus.
* In den O d e n w a ld o r t en ist jetzt die Heidelbeer- ernte. Jeden Abend werden aus den einzelnen Orten mehrere Wagenladungen abgeführt. Die Ausfuhr nach dem Norden und auch nach Südfrankreich ist eine bedeutende. Den Preis hoch zu halten, was man im Interesse der Sammler wünschte, ist auch in diesem Jahre nicht gelungen; der Schoppen — eine alte, ungünstige Berechnungsart statt des Gewichts — wird nur mit 5 Pfennig bezahlt.
rlrrsltiir-ifetzes.
* Wien, 15. Juli. Nach Berichten aus Madrid beauftragte die dortige Regierung den Minister des Aeußern, unverzüglich an die Kabinette von Paris. Wien und Petersburg ein Elaborat zu senden, worin die Friedensbedingungen, denen sich Spanien unterwerfen würde, festgestellt sind.
* Paris, 14. Juli. Anläßlich der heutigen Revue schrieb Präsident Faure an den Kriegsminister Cavaignac: Das imposante Schauspiel, dem wir soeben beiwohnten, gab uns Gelegenheit, die prächtige Haltung der Truppen aller Waffengattungen zu bewundern. Frankreich beglückwünscht voll Stolz und Vertrauen das Heer, dessen Stärke und gute Ausbildung soeben bestätigt wurden. Faure bittet Cavaignac, dem Gouverneur und der Pariser Besatzung seine Glückwünsche und die der Regierung der Republik auszusprechen. Cavaignac übermittelte das Schreiben an den Militärgouverneur mit der Bitte, es den Truppen zugleich mit dem Ausdruck der persönlichen Beglückwünschung mitzuteilen. Faure reiste abends nach Rambouillet ab.
* Paris, 15. Juli. Einer Depesche des „Matin" aus Madrid zufolge erklärte Ministerpräsident Sagasta einem Berichterstatter, die Regierung wolle einen Spanien würdigen Frieden.
* London, 15. Juli. Dem „Daily Chronicle" wird aus Washington gemeldet, daß die Hoffnung auf Frieden gewachsen sei, seit über London und Paris verlaute, daß Spanien bereit sei, Kuba und Portorico sowie eine Kohlenstation auf den Philippinen abzutreten. Mansei jetztauf amerikanischer Seite weniger als je geneigt, die Philippinen ganz zu nehmen; es sei außerdem zweifelhaft, ob sich im Senate eine Zweidrittel-Mehrheit für die Annexion finden würde; auch zweifle man, ob Amerika wegen seiner Schutzzollpolitik Manila halten könne, vielleicht nehme Amerika die Subig- Bay als Kohlenstation und überlasse es dann Aguinaldo, die Spanier zu vertreiben.
* Konstantinopel, 14. Juli. Im Iildiz Kiosk ist nun die offizielle Mitteilung angelangt, daß Kaiser Wilhelm am 17. Oktober, also vor seiner Jerusalem-Fahrt in Konstantinopel eintreffen wird. Der hiesige Aufenthalt des Kaisers wird fünf Tage dauern. Was die Kaiserreise nach Egypten betrifft, so wird von cgyptischer dem Khedive nahestehender Seite versichert, diese Reise sei definitiv beschlossen. Der Aufenthalt des Kaisers im Pharaonenlande ist auf zehn Tage bemessen. Er soll in Kairo gegen den 14. Nov. ankommen; auch eine Fahrt den Nil hinauf bis Assuan ist in Aussicht genommen.
* Madrid, 14. Juli. Eine amtliche Depesche aus Havanna meldet, ein amerikanisches Kriegsschiff habe an der Küste von Pinar del Rio ein spanisches Schiff beschossen. Dasselbe sei in Brand geraten. Seine Ladung sei verloren.
*New-Iork, 14. Juli. Die Regierung wird fast alle Truppen zurückziehen, sobald Santiago genommen ist, und weitere Expeditionen bis zum Ende der Regenzeit verschieben. General Shafter meldete, Toral wolle durch Kom
missionäre weiter verhandeln, worauf Präsident Mc. Kinley telegraphierte: Uebergabe oder sofortige Beschießung.
* New-Jork, 15. Juli. Ngcy Meldungen des Generals Shafter beträgt die Zahl der bei der Kapitulation Santiagos gefangen genommenen Spanier zwischen 12,000 und 15,000.
*CapHaitienne, 15. Juli. Die Kapitulation Santiagos ist unterzeichnet worden. Die Spanier erhalten Abzug mit allen kriegerischen Ehren und werden sofort nach Spanien zurückgeschafft.
* Playa del Este, 15. Juli. Gestern gegen Abend versuchte em französisches Kanonenboot in den Hafen von Santiago einzulaufen, machte aber Halt, nachdem die „Marblehead" einen blinden und zwei scharfe Schüsse über ihren Bug abgegeben hatte. Hierauf wurde dem Kanonenboot gestattet, für die Nacht vor der Bai zu ankern.
* Santiago de Kuba, 15. Juli. Bei dem hier liegenden amerikanischen Geschwader ist der Befehl eingelaufen, daß alle hiesigen schweren Kriegsschiffe zu der Flotte des Commodore Watson stoßen sollen.
* Tampa. 14. Juli. Gestern abend sind drei Detachements Kavallerie, eine schwere Batterie, ferner Genietruppen und Pflegerinnen vom Roten Kreuz nach Santiago abgegangen.
* Hongkong, 14. Juli. In Südchina ist ein Aufstand ausgebrochen, den das Militär nicht niederzuschlagen versteht, rm Gegentest erlitt es eine große Niederlage. In Wutschau wurden die Leichen von etwa 1000 Mann Militär aus dem Flusse gefischt und beerdigt. Wahrscheinlich sind die Verluste der Truppen größer als zunächst angenommen wurde. In Canton, heißt es, der Dr. Sun-Ia- Tsen, dessen Festnahme in der chinesischen Gesandtschaft in London seiner Zeit so großes Aufsehen erregte, sei ein hervorragender Führer der Aufständischen. Es verlautet, die Aufständischen hätten beschlossen, nicht über Schaoking und Samschui hinaus vorzurücken, da höchst wahrscheinlich Verwickelungen mit dem Auslande entstehen würden, wenn Canton angegriffen würde. Diese Nachricht wird in Canton aber mit großem Argwohn betrachtet, da man dort große Sympathien für die Aufständischen hat.
Handel «nd Verkehr.
* Von der mittleren Nagold, 13. Juli. (Holzmarkt.) Die Erlöse aus Nadelholzstammholz haben sich bei den neuesten Submissionsverkäufen auf der bisherigen Höhe erhalten, indem sie für gemischtes meist weißtannenes Langholz und Sägholz durchschnittlich 125 Prozent der pro 1898 erheblich erhöhten Revierpreise des Forstbezirks Wstdberg betragen. Die Nachfrage hält eben immer noch an, und die Sägwerke im württembergischen Schwarzwald sind im letzten Jahrzehnt so erweitert und so leistungsfähig geworden, daß sie zu ihrer Beschäftigung fürs ganze Jahr noch eine sehr bedeutende Zufuhr von Nadelholz aus dem Donauthal und von Oberschwaben rc. erheischen. Fortwährend erzielen dieselben verhältnismäßig immer noch mehr Reinertrag aus dem flotten Absatz 4kantig geschnittener Bauholzstämme, als aus den oft über ein Jahr auf Lager liegenden und infolge der kolossalen Konkurrenz ausländischer Bretterware auf dem Holzmarkt am Rhein schwächer begehrten Brettern. Sie klagen bei dieser Sachlage wohl mit Recht über ein andauerndes Miß- Verhältnis zwischen ihren Ankaufspreisen und Verkaufspreisen, und wäre ihnen eine Verbesserung ihrer Geschäftsrente durch eine, die spottbillige Wasserfracht der ausländischen Holzware einigermaßen ausgleichende Ermäßigung der deutschen Eisenbahn-Frachttarife zu gönnen. Momentan werden übrigens durch Stockung der Zufuhr des zur Mode gewordenen amerikanischen Pitch-Pineholzes die Marktpreise des sicher diesem im Gebrauchswert nahe stehenden deutschen und nordischen Altforchenholzes in die Höhe getrieben. Die Papierholz- resp. Zellstofffabriken machen seit 2 Jahren unfern Sägewerken beim Einkauf nur noch schwache Konkurrenz, indem sie ihren Bedarf mehr aus andern Waldgegenden beziehen und besonders auch durch verstärkten Aufkauf von Beugholz (Roller) decken. Letzteres kommt dann insofern den Waldbesitzern wieder zu gut, als diese neuen starken Konkurrenten auf den Brennholzmärkten selbstverständlich die Brennholzpreise Hinauftreiben. Die Schattenseite dieses für die Waldbesitzer feit Jahren so überaus günstigen Nutz- und Brennholzabsatzes ist aber die, daß manche (weil nicht wie die Gemeinden durch weise Forstpolizeigesetze eingeschränkten) Privatwaldbesitzer sich zur Versilberung auch jüngerer Waldungen, die ihren höchsten Reinertrag erst später abwerfen würden, verführen lassen. Mancher mag freilich leider wohl seinen jungen Wald mit schwerem Herzen bloß deshalb abschlachten, weil eben der Ertrag seiner Felder kaum die Produktionskosten zu decken vermag.(Schw. B.)
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.