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Samstag, 16. Zuti.
Bekanntmachungen aller An finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
LV° Für die Zeit vom I. bis 3l. August ds. Js. wurde Floßsperre auf der Nagold und Enz verfügt.
Zur Lage Spanier»«.
Spanien hatte nickt einmal Geld, um den Krieg mit den Vereinigten Staaten anzufangen, es war infolgedessen schon besiegt, bevor der erste Schuß fiel. Der Krieg mußte der Natur der Sache nach, nachdem die beiden Kämpfenden durch das Weltmeer von einander getrennt sind, vor allem ein Seekrieg sein. Aber trotzdem man den Krieg seit Monaten kommen sah, war Spanien nicht imstande, seine Flotte auf Kriegsfuß zu bringen. Aus Geldmangel hatte man die Schiffe seit Jahren ohne Reparatur im Hafen liegen lassen, während ein modernes Panzerschiff etwas so Delikätes ist, daß es sich fast immer in der Reparatur befinden muß. Die Schiffe ließ man unrepariert in den Häfen liegen, von den Matrosen und Marinesoldaten, die drei Jahre dienen sollen, hat man, um Geld zu sparen, regelmäßig fast den gesamten Stand nachdem ersten Jahre beurlaubt. Während dieses Jahres waren die Leute aus Ersparnis-Rücksichten höchstens 6 Wochen bis 2 Monate eingeschifft, manche gar nicht. Tür ansehnlicher Teil der spanischen Flotten- Mannschaften war überhaupt nie auf hoher See. Artilleristische Schießübungen haben ebenfalls seit Jahren nickt mehr stattgefunden, weil sie allerdings etwas sehr Kostspieliges sind. Als der Krieg ausbrach, hatte man nur größtenteils schadhafte Schiffe, die erst gedockt und ausgebessert werden mußten, und vollkommen ungeübte Mannschaften. Mit solchem toten und lebenden Material aber läßt sich schwer Krieg führen, wenn man sich gegenüber einen Feind hat, für den die Geldfrage nicht existiert, der buchstäblich im Gelde schwimmt. Obgleich die amerikanische Flotte etwas stärker war als die spanische, so stand die Partie anfangs doch für Spanien nicht so schleckt. Spanien hatte in Kuba ein gut ausgebildetes Heer und Amerika mußte seine Armee erst schaffen. Die spanische Flotte aber würde vollkommen ausgereicht haben, um jede Landung eines amerikanischen Heeres auf Kuba zu Verbindern. Hätte die spanische Regierung die Mittel besessen, bei Beginn des Krieges sofort ihre Gesamtflotte nach Westindien hinüberzubringen, so würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach heute noch nicht ein einziger amerikanischer Soldat auf Kuba befinden. Aber man hatte, wie gesagt, keine seetüchtigen Schiffe, man hatte keine geschulten Mannschaften, man hatte keine Kohlen und vielleicht auch nicht ausreichenden Schießbedarf. Das alles mußte erst nach und noch beschafft werden und so ging die kostbare Zeit verloren und es kam die Schlußkatastrophe Sie ist verschuldet einfach durch di« Finanznöten Spaniens keineswegs durch überlegene Geschicklichkeit der amerikanischen Führung. Die spanischen Mannschaften und Offiziere scheinen auch, soweit man sich bisher ein Bild machen kann, ihre Schuldigkeit ge- than zu haben, soweit ungeübte, unausgebildete Leute sie eben thun können. Die Ursache der Niederlage ist in den allgemeinen spanischen Zuständen zu suchen. Die Sünden der Väter werden furchtbar an den Söhnen und Enkeln gerächt. Finanznot ist im Grunde genommen nichts als eine andere Bezeichnung für wirtschaftlichen Verfall de« Volkes. Spanien ist geographisch eines der bestgelegenen Länder der Welt, vielleicht noch besser gelegen als England oder Frankreich, wenigstens ebenso- gut. Das Klima ist günstig, der Boden, von wenigen Strichen abgesehen, fruchtbar, es fehlt nicht an mineralischen Schätzen. Alles wäre vorhanden, damit dort ein reiches Volk leben könnte; man hat es dahin gebracht, daß auf diesem gesegneten Boden ein armes Volk lebt.
Spanien hat ungefähr den Flächeninhalt Deutschlands, weniger Baden und Württemberg. Während m Deutschland über 50 Millionen Menschen leben, beträgt die Bevölkerung Spaniens noch kerne 19 Millionen. Wir wollen die Frage unerörtert lassen, ob, wie vielfach behauptet wird, Spanien zur römischen Kaiserzeit dichter bevölkert gewesen sei, wie heute, derlei läßt sich wohl kaum feststellen. Thatsache ist, daß die Bevölkerung Spaniens während des 16. Jahrhunderts sich sehr stark vermindert hat, während des 17. und 18. Jahrhunderts gewiß nicht gewachsen ist. Daran ist nicht bloß die Auswanderung nach Süd- und Mittelamerika schuld, sondern zum großen Teil auch die Totlegung des Bauernstandes durch die Großgrund-Wirtschaft. Der alte Plinius hat geschrieben: „Die Großgrundbesitzer haben erst das römische Italien ruiniert, dann die römische Welt." Aie Großgrundwirtschaft hat Spanien seinen herrlichen Bauernstand gekostet, der einst die beste Infanterie der Welt stellte, die als unüberwindlich galt, gleich den römischen Legionen. So kommt man denn immer wieder auf dasselbe zurück: Gute Wirtschaftspolitik ist alles. Sie erhält das Volk ge- sund und kräftig, sie girbt dem Staate die Möglichkeit, dann, wenn es not thut, auch vom Volke Opfer zu erlangen.
Der Zusammenbruch Spaniens gegenüber einem unter streng militärischem Gesichtspunkte nicht übermäßig starken Gegner, der aber über eine unermeßliche wirtschaftliche Kraft verfügt, predigt diesen Satz mit erschütternder Gewalt. Ein altes Sprichwort sagt: „Der Mann mit dem langen Geldbeutel ist immer der Stärkere." Auch der Staat mit dem langen Geldbeutel erweist sich immer als der Stärkere. Das predigt die Weltgeschichte seit Jahrhunderten, und wer die Lehre nicht hören will, der wird sie an seinem eigenen Leibe zu fühlen bekommen.
Ttrsespslitik.
Das Petitionsrecht der Beamten wird vom Reichstage gewahrt. Die Reichstogsleitung hat die strenge Anordnung getroffen, daß in Zukunft einem Ersuchen um Mitteilung des Inhalts bezw. des Wortlauts von Petitionen nur insoweit entsprochen werden darf, als den darum ersuchenden Behörden die Abschrift von Petitionen unter Weglassung der Namen der Petenten zur Verfügung gestellt wird. Es wird demnach nicht mehr Vorkommen, daß irgend ein Beamter wegen der Unterzeichnung einer Petition von seiner Behörde zur Rechenschaft gezogen wird.
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Die deutschen Parteien in Oesterreich haben nunmehr das entscheidende Wort gesprochen und, wie vorauszusehen war, Verhandlungen über den neuen Sprachengesetzentwurf des Grafen Thun abgelehnt. Die Klubobmänner haben dem Ministerpräsidenten durch eine Delegation bereits ihren einhellig gefaßten Beschluß mitteilen lassen. Die Delegation begründete die ablehnende Haltung der Deutschen, indem sie darlegte, eine unbefangene Prüfung der Sprackenvorschläge der Regierung ergebe, daß diese nicht nur keine Verbesserung des jetzigen Zustandes in Böhmen und Mahren, sondern geradezu eine Verschlechterung herbeiführen würden. Graf Thun steht nun am Scheidewege zwischen Staatsstreich und Berücksichtigung der gerechten Forderungen der Deutschen. Ec wird, wenn nicht alles trügt, den Weg des Staatsstreichs einschlagen und damit Oesterreich in eine Epoche namenloser innerpolitischer Verwickelungen hineinführen.
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Zur Dceyfussache bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß nach ihrer Meinung für die deutsche Regierung kein Anlaß vorliege, ihre bekannte Haltung zu ändern. Deutschland betrachte die Sache fortgesetzt als eine rein innere Angelegenheit Frankreichs, die es höchstens auf dieselbe Weise verfolgt, wie jede andere interessante Kriminalaffaire.
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Die kretensische Bevölkerung verlangt mit Ungestüm die Einsetzung des Prinzen Georg von Griechenland, von der man bereits abgesehen hatte, zum Gouverneur von Kreta und erklärte, daß die Ruhe auf der Insel vor Erfüllung dieses Verlangens nicht wiederhergestellt werden könnte. Da auch Rußland die Einsetzung des griechischen Prinzen zum Gouverneur wünscht, so wird sie am Ende doch über den Kopf des Sultans Abdul Hamid hinweg erfolgen, in dessen Residenz z. Z. der Ausbruch neuer Unruhen befürchtet wird.
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Die „Frfr. Ztg." schreibt: Das span. Volk bleibt bei allen Ereignissen gleichgiltig. Was kümmern das span. Volk die Kolonien, von denen es niemals einen Vorteil und in der letzten Zeit nur Nachteile, schwere Opfer an Geld und Blut gehabt hat! Die Kolonien haben stets nur den Regierenden, dem Klerus und den militärischen Befehlshabern genützt, die sich dort bereicherten. Das geschah unter jeder Regierung ohne Ausnahme. Seit 25 Jahren wechseln in Spanien Konservative und Liberale an der Regierung ab, aber sie unterscheiden sich nur durch ihr Personal. Alle zwei Jahre ungefähr wechseln die Regierungen; wenn die Leute der einen Partei sich an der Staatskrippe gemästet haben, kommt die Reihe an die andere Partei, die sich nun ebenfalls mästet. Wenn ein Minister ehrlich ist und Abhilfe schaffen will, so wird er entweder hinausbefördert, oder er erkennt die Unmöglichkeit der Reform, läßt die Dinge geben, wie sie stets gegangen sind, und hält höchstens die eigenen Hände rein. Im Lande selbst war zuletzt nicht mehr viel zu holen; dagegen waren die Kolonien immer noch ein Feld reicher Beute. Der Verlust der Kolonien wird daher vielfach als die Vorbedingung einer Besserung im Innern angesehen; man glaubt, daß, wenn diese Quelle der Korruption verstopft ist, dann auch die Korruption im Mutterlande selbst aufhören werde. Inzwischen ist man in der Hauptstadt immer noch vergnügt. Die Nachricht von der Zerstörung der Flotte Cervera's hat wohl überall einen tieferen Eindruck gemacht als in Madrid. Die Theater sind gefüllt, die Promenaden sind bedeckt mit Reitern und prächtigen Wagen und die Konzert- und Unterhaltungsgärten haben niemals bessere Einkünfte
erzielt wie jetzt. Die Stiergesechte machen Furore und es scheint, der Kampf der Arena ist der einzige, der die Madrider interessiert. Das nt eben „spanisch".
Lrrir-esirer-tzvtetzteit.
* Altensteig, 15. Juli. Das unfreundliche Wetter dauert an. Das Thermometer steht immer noch recht niedrig, und es scheint auch vorläufig noch gar keine Aussicht vorhanden zu sein, daß es besser wird. Die Gerechtigkeit verlangt es, hier fesizustellen, daß Rudolf Falb diese für den Monat Juli ungewöhnliche Witterung ziemlich richtig vorausgesagt hat. Für die nächsten Tage stellt er in Aussicht, daß die Temperatur „empfindlich zurückgeht," und daß in den Gebirgsgegenden sogar Schneefälle eintreten. Solches Wetter stellt er übrigens nicht nur für den Rest des gegenwärtigen Monats, sondern auch für den August in Aussicht, für welchen er prophezeit: „Das erste Drittel des Monats kennzeichnet sich durch zahlreiche Gewitter mit erheblichen Niederschlägen, während die Temperatur im allgemeinen sich nahe am Mittel hält. Das zweite Drittel bringt erheblichen Rückgang der Temperatur zunächst mit bedeutendem Landregen, welche dann durch Gewitter abgelöst werden. Dieser Termin wird am Schluffe auch den Hochtouristen gefährlich durch Neuschnee. Das dritte Drittel ist anfangs kalt und später auffällig warm. Auch hier werden die Landregen durch Gewitter abgelöst. Im Ganzen sind die Niederschläge dieses Monats anhaltend und ziemlich ergiebig." — Nette Aussichten!
* Da die Blutlaus in diesem Jahre besonders stark an den Apfelbäumen auftritt, so richtet der Württ. Obstbauverein an seine Mitglieder, sowie an alle Baumgutsbcsitzer die dringende Mahnung, diesen gefährlichen Feind mit vereinten Kräften in durchgreifender Weise zu bekämpfen, da sonst die Bäume einer langsamen aber sicheren Verkümmerung anheimfallen. — Der Ausschuß des Vereins hat im Hinblick auf die zu erwartende gute Ernte in Stein- und Beerenobst an die bedeutendsten Früchtekonservefabriken Württembergs die Anfrage gerichtet, für welche Obstsorten sie Abnehmer seien und in welchem Reifegrad die Früchte zur Ablieferung kommen sollen. Auf diese Anfragen haben nur zwei Firmen in zusagendem Sinne geantwortet. Zur Hebung der Ausfuhr einheimischen Obstes (gepflückte, schöne und gut sortierte Früchte) steht der Ausschuß in Unterhandlung mit einem Stuttgarter Großisten.
* Stuttgart, 12. Juli. Steckbrieflich verfolgt unter Verfügung der Untersuchungshaft wird der 30jährige Kommissionär Eugen Fetzer (Sohn des verstorbenen Rechtsanwalts Fetzer in Freudenstadt) wegen betrügerischen Bankerotts. Fetzer, ein Genosse des vorige Woche zu 2 V 2 Jahren Zuchthaus verurteilten Kommissionärs Eiseler, ist seit Wochen mit der Tochter eines hiesigen Pfandleihers R. unter Mitnahme von circa 16,000 Mark von hier verduftet. (Schw. B.)
* Stuttgart, 12. Juli. Gegen den Apfelblütenstecher, der so großes Unheil unter den Obstpflanzungen anrichtet, wird vom Württ. Obstbauverein auf Grund zahlreicher und gelungener Versuche die Anwendung von Heuseilen empfohlen. Es handelt sich hier um ein höchst einfaches und billiges Mittel: aus Heu eine Art Seil oder Ring um den Stamm zu legen, dann ein Zeitungspapier darüber und mit Bindfaden verschnürt, das ist alles. Der Käfer sucht hier gegen den Regen einen Schlupfwinkel und die Gefangenen (in Hohenheim wurden an 2100 Bäumen 22000 Käfer gefangen) werden samt dem Heu verbrannt.
* Der Kölner Liederkranz kam am Dienstag bei trostloser Witterung in Stuttgart an. Der dortige Liederkranz war mit Musik und Fahne auf dem Bahnhofe anwesend, wo die herzlichste Begrüßung stattfand, die in einer Ansprache von Oberpostmeister Steidle und in dem Absingen der gegenseitigen Wahlsprüche ihren beredten Ausdruck fand. Der Nachmittag wurde der Besichtigung des Landesgewerbemuseums und anderer Sehenswürdigkeiten gewidmet. Das nach dem Konzert geplante Gartenfest mußte des schlechten Wetters halber unterbleiben; dagegen fand ein Sängerbankett statt, welches bei Reden, Gesängen, Quartett- und Solovorträgen einen ungemein anregenden Verlauf nahm und für das zwischen den beiden Vereinen bestehende herzliche Freundschaftsverhältnis ein schönes Zeugnis ablegte.
* (Hübscher „Verdienst".) Man schreibt uns aus Stuttgart: Netto 40000 Mark in kaum einem Jahr „verdient" hat die Frau Schmandt Wiw. (früher Pächterin im Stadtgarten, jetzt Pächterin des Hotels Bilfinger) an ihrem im vorigen Jahre erkauften Haus, Schloßstr. 14, in welchem sich das bekannte Cafe Bechtel befindet, welches durch Kauf an Konrad Wittwer übergeganzen ist. Der Kaufpreis war voriges Jahr 292 000 Mark und jetzt kostet dieses Haus 332 000 Mark. Gewiß sehr fabelhafte Preise und kaum glaublich.