Erscheint Dienstag Donnerstag, SamStag und Sonntag mit der Gratis-Beilage Der Sonntags- Gast."

BrstellvrsiL pro Quartal im Bezirk Nagold 90 ^

außerhalb desselben t.I0.

Kr. 86.

Amtsblatt für

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Donnerstag, 9. Juni.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Amtliches.

llebcrtragen wurde die Assistentenstelle bei dem Forstamt Blaubeuren dem Revierawtsassistenten Huß in Pfalzqi afenweiler und diejenige bei dem Forstamt Wildberg dem Revieramlsassistenren Rapp in Herrenalb.

Versetzt wurde auf sein Ansuchen Pofiossiüent Ren; in Calw auf das Postamt Nr, 1 in Stuttgart.

T«»sesP>slitit.

Die Magdeburger Zeitung bespricht die Pläne Frank­reichs, womöglich ganz Nordafrika zu einer französischen Provinz zu machen und zu diesem Zwecke Marokko in seinen Besitz zu bringen. Vorläufig verlange es die Abtretung der Oase Tuat, hauptsächlich um die Straße nach Timbuktu ganz zu beherrschen und dort eine Eisenbahn anlegen zu können. Dann um Algerien in breiter Ausdehnung bis an den Niger und Tschadsee vorschieben zu können; endlich um Marokko auch von Südosten her zu umflügeln. Unter diesen Um­ständen sehen die Franzosen das Erscheinen des deutschen Ge­schäftsträgers Frhrn. Schenk v. Schweinsberg am Hofe des Sherifs mit Mißtrauen an. Es heißt dann weiter:Deutsch­land hat natürlich nicht die ihm von den angsterfüllten Franzosen zugeschriebenen Absichten. Aber wenn unser Ver­treter den Auftrag hätte, dahin zu wirken, daß möglichst Marokko nicht in französische Hände fiele, so wäre das sehr vernünftig. Auch ein spanischer Besitz kann uns nickt an­genehm sein, weil das Land sofort von spanischen Schutz­zöllen umgeben würde. Aber ein französischer wäre weit nachteiliger. Uns muß an der Unabhängigkeit Nord-Afrikas liegen. Wenn Frankreich die Enge bei Gibraltar in seine Gewalt brückte, so würde es noch mehr Herr im Mittel- meer zum Schaden unserer eigenen Interessen und in nock höherem Grade derjenigen unserer verbündeten Mächte

Oesterreich und Italien."

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Die europäischen Staaten werden gut thun, sich vor sehr unliebsamen Ueberraschungen zu bewahren, die im Ge­folge des heurigen spanisch-amerikanrfchen Krieges an sie herantreten können, in Form einer weiteren Zollschrauberei in den Vereinigten Staaten, die bekanntlich erst vor Jahres­frist ihre Einfuhrzölle erhöht haben. Einige leise, aber doch nicht genügend vorsichtige Stimmen drüben haben bereits verraten, was sie gern erlangen möchten, und die ganze politische Laufbahn des Präsidenten Mar Kinley beweist, daß er durchaus nicht der Mann ist, sich solchen Wünschen gegenüber dauernd ablehnend zu verhalten. Als er zum Oberhaupt der Union gewählt werden sollte, ver­sprach er mit Hand und Mund, er werde keiner wesentlicheren Aenderung der Zölle zustimmen. Als es so weit war, sagte er schleunigst ja. Gegen den Krieg mit Spanien hielt er alle paar Tage eine Rede, um schließlich die Entscheidung dem Kongreß in Washington zu überlassen, von dem er im Voraus wußte, was jener beschließen werde. Herr Mac Kinley ist nicht der Mann, als daß Europa seiner künftigen

Handlungsweise unbedingt vertrauen könnte.

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Der Erzbischof Monini in Sofia hat beim Fürsten Ferdinand um die Begnadigung der Mörder der Anna Simon Boitschew und Novelle gebeten. Die Begründung der Bitte läßt vermuten, daß der Erzbischof von seinem Einfluß beim lieben Herrgott felsenfest überzeugt ist. Ec schreibt dem Fürsten:Ich habe während der Krankheit Ihrer Mutter, der Herzogin Clementine, Gott gebeten, sie gesund zu machen, ihr das Leben zu erhalten. Gott hat mich er­hört ; er hat sie gesund gemacht und ihr das Leben geschenkt. Nun bitte ich Sie, auch den zwei reuigen Sündern das Leben zu schenken, und hoffe, daß Sie mir meine Bitte nicht abschlagen, sondern mich erhören werden, wie Gott meine Bitte wegen Erhaltung des Lebens Ihrer Mutter auch nicht abgeschlagen hat!" Nicolai Boitschew hat sein Schicksal selbst in die Hand genommen. Er hat unter der Bevölke^ rung von Philippopel für ein Gnadengesuch an den FüiD thatsächlich mehr als 600 Unterschriften gefunden.

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Die angebliche Absicht der Amerikaner, Havanl bombardieren, läßt die Aufwerfung der Frage nack^ Wirksamkeit solcher Beschießung zeitgemäß erscheinen, weiß ja, daß die bisherigen Versuche der amerikan^ Flotte in dieser Richtung mehr Hefterkeits- als wir? Erfolge zuwege gebracht haben. Das einzige in mode Zeit vorgekommene Bombardement einer befestigten Hafens^ durch eine Flotte war das von Alexandria während Schild-Erhebung Arabi Pascha's. Die Forts von Alexandrl waren schlecht gebaut und die Bemannung der Geschi» ließ das meiste zu wünschen übrig, während der Angreiss über die stärkste Flotte der Welt, mit den geübteste Artilleristen besetzt, verfügte. Die englische Flotte vij Alexandrien bestand aus sechs Panzerschiffen 1. und seä

solchen 2. Ranges, allesamt furchtbare Kriegsmaschinen. Sie war in ebendemselben Maße stärker als die heutige ameri­kanische Flotte, wie Havanna stärker ist, als damals Alexan­drien. Die englische Flotte bombardierte Alexandria täglich, bis die Munitions-Vorräte erschöpft waren und die Flotte, um sich mit solchen neu zu versorgen, abdampfen mußte. Die Forts waren sämtlich zum Schweigen gebracht und an­scheinend in Trümmer geschossen. Als man aber später dieselben genau untersuchte, stellte es sich heraus, daß der angerichtete Schaden nur gering war. Von den 44 Forts­geschützen waren nur zehn zerstört, die übrigen hatten bloß deshalb ihre Thätigkeit eingestellt, weil die Bedienungsmann­schaften mit den Geschützen nicht umzugehen verstanden. Auf egyptischer Seite betrugen die Verluste an Toten 500, die Flotte hatte 8 Tote und 28 Verwundete. Daß die Flotte über die Verteidiger des Platzes die Oberhand gewann, wird von englischen Fachmännern selbst weniger der Wirk­samkeit ihrer artilleristischen Leistungen, als der Minder­wertigkeit der egyptischen Verteidigung zugeschrieben.

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Die Spanier hatten zu früh gejubelt, als sie ihre Be­geisterung in die weite W-lt hinaustelegraphierten in der Meinung, sie hätten den am cikanischen HilfskreuzerMerri- mac," der den Eingang in die Bucht von Santiago habe erzwingen wollen, in den Grund gebohrt. Die Spanier werden nun wohl schon erkannt haben, daß die Versenkung des amerikanischen KohlenschiffesMerrimac" an der engen Einfahrt in die Bucht von Santiago de Cuba nicht als ein Erfolg der spanischen Waffen anzusehen ist, wie sie anfangs annahmen. Die Amerikaner selbst haben denMerrimac," angeblich einen alten Kasten, in der engen Hafeneinfahrt versenkt, um dem spanischen Geschwader das Auslaufen aus der Bucht unmöglich zu machen. Der Mut und die Ver­wegenheit der acht amerikanischen Seeleute, welche den Merrimac" versenkt haben, verdient alle Anerkennung.

L^rir-esirsretzitiehteir.

* Alten steig, 8. Juni. Der Liederkranz be­ehrte gestern abend unfern am letzten Montag hier auf- gezogenenHerrnStadtpfarrerBreuninger mit einem Ständchen. Der demok. Reichstagskandidat Galler hält im 8. Wahlkreis am Freitag den 10. Juni in Jgelsberg (Krone, 11 Uhr); Erzgrube (Bären, lUhr); Gött el­fin gen (Sonne, 4 Uhr); Besenfeld (Sonne, 7 Uhr; Samstag den 11. Juni m Grömbach (Hirsch, 11 Uhr); Wörnersberg (Wirt Theurer, 1 Uhr); in Pfalz­grafenweiler (Stern, 3 Uhr); Herzogsweiler (Hirsch, 5 Uhr), Wahlversammlungen ab.

-n. Ebhausen, 6. Juni. Gestern abend um 8 Uhr fand hier im Gasthaus zum Waldhorn eine von mehr als 100 Bürgern besuchte Wahlversammlung statt, bei welcher sich der von der konservativen Partei und dem Bauernbund aufgestellte Kandidat für den 7. Reichstagswahlkreis, Hr. Fr. Schrempf, präsentierte und eine gelungene Wahlrede hielt. Auf mehrere aus der Mitte der Versammlung er­gangene Anregungen betreffs des Antrags Kanitz, der Gold- und Silberwährung, der Handelsverträge und anderes gab der Redner sachkundige Auskunft. Die von allseitigem Bei­fall begleiteten Ausführungen bekundeten den günstigen Ein­druck des Hrn. Kandidaten auf die große Mehrzahl der An­wesenden. Am Nachmittag des gleichen Tages fanden sich die Mitglieder des Calwer Bezirksvereins vom deutschen Werkmeisterverband ebenfalls im Gasthaus zum Waldhorn hier ein. Hr. Schraegle von hier be­grüßte die Gäste und dankte für deren zahlreiches Erscheinen. Hr. Zapp aus Calw, der Vorstand des Vereins, erwiderte dankend die Begrüßungsworte und sprach sich lobend über den^MMMj^-n^n^fang und die gute Bewirtung durch den

^.dessen Frau aus. Nach dem ^uch Frauen teilnahmen, er- ^orträge von den H. H. prf die zahlreiche Ge-

entwickelte der ^>ls Kandidat in der ^ro-

Redner noch, daß er den Veteranen von 1870, denen ent­schieden eine Entschädigung gehöre, seine volle Sympathie entgegenbringe und für den Fall seiner Wahl dies auch im Reichstag geltend machen werde.

Aichelberg, 6. Juni. (Einges.) Seltenes Jagd­glück hatte am ersten Tage der Eröffnung der Schießzeit, Samuel Roller von Meistern, welcher einen Kapital-Edel­hirsch erlegte. Derselbe präsentierte ausgeweidet des seltene Gewicht von 120 Kilo. Das Geweih, welches noch nicht ausgewachsen war, würde einen Zwölfender gegeben haben.

* Wildbad, 6. Juni. Gestern abend kam S. M. der König mit dem Schnellzug 5,30 in Calmbach an, um sich sofort nach der Rehmühle zur Jagd zu begeben.

* Neuenbürg, 6. Juni. Gestern trat der Kandidat der Volkspartei im 7. Wahlkreis, Reinhold Cleß aus Stutt­gart, in zahlreich besuchten Versammlungen in Calmbach und Wildbad auf.

* Vom Schwarzwald, 6. Juni. Die furchtbaren Hagelwetter des vergangenen Jahres und die Schäden, die Heuer schon wieder zu verzeichnen sind, haben unsere Land­wirte aus ihrer Sicherheit aufgeschreckt und während in früheren Jahren in vielen Orten kein einziger Versicherter zu finden war, trifft man jetzt in verschiedenen Gemeinden keinen Unversicherten wehr. Freilich giebt es auch jetzt noch solche, welche davon nichts wissen wollen, aber manchen Leuten kann man eben mit den besten Vernunftgründen nicht beikommen. Immer mehr verbreitet sich auch bei uns die Ansicht, daß eine Zwangshagelversicherung das Beste wäre.

(Schw. B.)

* Metzingen, 6. Juni. Bekanntlich wurde am 12. Februar 1896 die 72 Jahre alte Frau Kümmerte von Riederich in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. Im Verdacht, diesen Mord begangen zu haben, stand Schmied Johannes Schmrd von Riederich in Untersuchung. Mangeln­den Beweises halber wurde der Verdächtige jedoch freigelassen und außer Verfolgung gesetzt. Schund begab sich hierauf in die Schweiz und arbeitete zuletzt als Sckmiedgeselle bei Schmied Maier in Bürglen. Am 13. Nov. wurde in Bürglen eine Frau, namens Geiler, eine Witwe, in ihrem Schlafzimmer ermordet und beraubt aufgefunden. Der That verdächtig wurde zuerst ein anderer Schmied, Namens Rutis- hausen, in Untersuchung genommen. Das Bezirksamt hielt ihn indessen von Anfang an für unschuldig; es ließ sich auch kein Beweis für das Gegenteil erbringen, und er wurde daher wieder aus der Haft entlassen. Später lenkte sich der Verdacht auf den Schmied Schund; er wurde verhaftet und in Untersuchung gezogen. Am 31. Mai, 1. und 2. Juni fand die Verhandlung vor dem Schwurgericht in Weinfelden statt. Nicht weniger als 53 Zeugen wurden vernommen. Schund leugnete hartnäckig, und es hätte ebenso leicht möglich sein können, daß er, wie in Urach, respektiv Tübingen, mangelnden Beweises halber freigesprochen worden wäre, aber er verwickelte sich in Widersprüche, aus denen er nicht leicht herauskommen konnte, deshalb zog er es vor, am dritten Verhandlungstage seine That einzugestehen. Er legte ein umfassendes Geständnis dahin ab, daß er die Frau Geiler mit einem Brecheisen ermordet und dann beraubt habe. Er sei zwar nicht mit der Absicht, die Frau zu er­morden, nachts in das Haus eingedrungen, allein, als er die Schublade geöffnet habe, sei die Frau erwacht, und da habe er ihr mit seinem Brechinstrument Streiche versetzt. Der Angeklagte wurde von der Kriminalkammer zu einer lebens­länglichen Zuchthausstrafe verurteilt.

* Stuttgart, 7. Juni. Ein Antrag des Abgeordneten Hartranft (Böblingen), den Bau von Privatbahnen betreffend, der bis jetzt 55 Unterschriften von Mitgliedern aller Parteien erhalten hat, lautet wie folgt:Der Königl. Regierung zur Erwägung zu geben: 1) Die Privatbahngesellschaften zum Zweck weiterer rascher und billiger Ausgestaltung unseres Eisenbahnnetzes durch den Bau von Neben- und Klein- Bahnen in weiterem Umfang zuzulassen. 2) Den Privat­bahnbau gesetzlich zu regeln. 3) Im Hinblick auf die durch Privatunterstützung ermöglichte Beschleunigung des Bahn­baues ein erweitertes planmäßiges Arbeitsprogramm unter thunlichster Berücksichtigung der bis jetzt kundgegebenen und etwa noch weiter sich geltend machenden berechtigten Eisen­bahnwünsche aufzustellen.

* Stuttgart, 7. Juni. Die Vermählung der Prin­zessin Pauline erfolgt am 20. Oktober.

* Cannstatt, 5. Juni. Daß die Dummen niemals alle" werden, beweist folgender Handel, der hier vorgestern ^n aller Form abgeschlossen wurde. Ein Mann verkaufte sein ^ferd nach dem Gewicht zum Preise von 4 Mk. 80 Pf.

o Ztr. Es stellte sich darauf heraus, daß dasselbe ganze 5 Kilogramm wog. Daß der Hereingefallene zum Schaden noch den Spott hatte, versteht sich von selbst.

Fe ll b a ch, 3. Juni. Durch die Ungunst der Witterung

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