es jenen würdigen und starken äußern Frieden aufrecht er­halten will, der noch dem Ausdruck eines der Gründer unsrer Republik zugleich das Mittel und das Ziel des demokratischen Fortschritts im Innern ist." Der Präsident trank auf die Vereinigung aller Franzosen zu dem Siege dieser Politik. Der Rede des Präsidenten folgte begeisterter Beifall.

* Petersburg, 1. Juni. Auch den für die Bedürf­nisse der sibirischen und uralischen Goldwäschereien bestimmten ausländischen Maschinen und Maschinenteile ist 10jährige Zollfreiheit gewährt worden.

* Odessa, 30. Mai. Vor sechs Monaten reisten 150 junge Leute von hier nach Alaska, um nach Gold zu suchen. Dieser Tage ist folgende Nachricht über ihr Verbleiben ein­getroffen : Nach endlosen Qualen und Entbehrungen waren sie dort ongclangt. Während des Grabens nach Gold löste sich eine riesige Schneelawine los und begrub sämtliche Gold­sucher ; nur vier blieben am Leben.

* Madrid, 31. Mai. (Sühne für deutsches Blut.) Morgen wird in Cadix der Renegat Abdallah, der Mörder des in Marokko getöteten deutschen Unterthanen Hühner, hin- qerichtet werden. Ein von ihm eingereichtes Gnadengesuch hat die Regierung abgelehnt.

* Madrid, 1. Juni. Der Marineminister erhielt eine Depesche, die besagt, daß das amerik. Geschwader eine Nieder­lage vor Santiago de Kuba erlitten habe. Die spanische Flotte und das Geschwader Cerveras hätten die Angriffe der feindlichen Schiffe abgewiesen, die sich beschädigt zurückzogen. Das spanische Geschwader hat nicht gelitten.

* Madrid, 1. Juni. Der Generalinspekter des ku­banischen Sanitütswesens erklärte, die Zahl der erkrankten spanischen Soldaten sei auf die Hälfte zurückgegangen. DerJmpercial" meldet, daß das Ersatzgeschwader des Admirals Camara vor seinem Auslaufen neuerliche Manö­verübungen machen werde.

* Madrid, 2. Juni. Ein Dekret wurde veröffentlicht, welches die Ausgabe von Titres einer dauernden inneren Schuld zu 40/0 mit einem Coupon vom 1. Juli an bis zur Höhe von 1000 Millionen Pesetas nominell anordnet.

* Madrid, 2. Juni. Eine Depesche aus Santiago meldet, man habe bemerkt, daß drei amerikanische Schiffe Havarien erlitten hätten. Ein amerikanisches Schiff habe Feuer gefangen.

* Madrid, 2. Juni. Weiterem Vernehmen nach gab es bei Santiago keinen Toten auf spanischer Seite. Sagasta sagte beim Verlassen des Palastes, er glaube, daß verschiedene amerikanische Schlachtschiffe Havarien davongetragen haben. Hier wird der betreffende Bericht als Siegesnachricht auf­gefaßt; die Börse erhöhte ihre Kurse.

* Die amtliche Depesche des Generals Blanco über die Niederlage der Amerikaner vor Santiago hat in Madrid großen Jubel hervorgerufen.

* Washington, 2. Juni. Kriegssekretär Alger richtete ein Schreiben an das Repräsentantenhaus, in welchem er einen Nachrragskredit fordert und vorschlägt, sofort 15- bls 20000 Mann nach Kuba zu schicken und diesen mög­lichst schnell weitere 50 000 Mann folgen zu lassen.

* New-Dork, 31. Mai. Die Expedition des Dampfers Florida" unter Begleitung des KanonenbootsOsceola" war sehr erfolgreich.

* New-Dork, 1. Juni. Der Chicagoer Kaufmann

Post, der von Hongkong zurückgekehrt ist, berichtet über einen peinlichen Auftritt zwischen dem Prinzen Heinrich und dem Admiral Dewey, als ersterer dort anlangte. Der bei dem großen Bankett proponierte Trinkspruch des Prinzen auf alle Großmächte ließ Amerika unberücksichtigt, worauf Dewey ohne weiteres den Saal verließ. Tags darauf sandte der Prinz eine Entschuldigung, Dewey ignorierte indessen die prinzliche Einladung zum Ball. (Frkf. Ztg.)

* New-Dork, 1. Juni. Commodore Schley unter­suchte Santiago und die Batterien, welche den Hafen und

den Kanal schützen. Schley fand dieselben viel stärker und die submarinen Minen zahlreicher als er vermutet hatte. Vier Minen waren über den Hafeneingang gelegt. Die Schiffe des Geschwaders unter Cervera verrieten ihre An­wesenheit, indem sie sich quer über den Hafeneingang be­wegten, um beim Herannahen des Feindes feuern zu können.

2 New-Dork, 1. Juni. DieSun" berichtet, daß ein großes spanisches Truppenschiff,Alfonso XIII." vom HilfskreuzerSt. Paul" aufgebracht worden ist. Letzterer feuerte 17 Schüsse. General Blanco läßt an den Befestigungen Havannas Tag und Nacht arbeiten.

* New-Dork, 1 . Juni. Gestern abend eingegangene Nachrichten aus Havanna besagen: Seit 2 Uhr nachmittags beschoß die amerikanische Flotte bei Santiago die Batterien von Morrocastle, Lozecapa und Puntaganda. Es wird noch hmzugefügt: Zur selben Zeit wurden die amerikanischen Schiffe in einen Kampf mit den spanischen verwickelt. Das Feuer war außerordentlich heftig. Um 8^/4 Uhr war die Kanonade weniger schwer gegen die Forts, aber stärker in der Oertlicbkeit, wo die beiden Flotten engagiert waren.

* New-Dork, 2. Juni. Admiral Sampson langte vor Santiago an, von welcher Thatsache die in der Nähe der Stadt lagernden Insurgenten verständigt wurden. Die vorgestrige Beschießung bezweckte, festzustellen, wo die Bat­terien seien und welche Stärke sie hätten. Der Kreuzer Christobal Colon" wurde in Brand geschossen.

* New-Dork, 2. Juni. Das Evening Journal meldet aus Kap Haytien, nach dem Bericht eines dort eingetroffenen amerikanischen Torpedobootes sei ein amerikanischer Hilfs­kreuzer schwer beschädigt worden. Nach neuen Tele­grammen aus Havanna vom gestrigen ist dort folgender amtlicher Bericht über den Kampf von Santiago veröffent­licht worden: Die amerikanische Flotte, bestehend aus den Schiffen Iowa, MassaÄussetts, Brooklyn, Texas, New- Orleans, MarblezHead, Mineapolis, einem anderen Kreuzer und 6 kleineren Schiffen, nahm gestern westlich vom Aus­gang des Hafens von Santiago Aufstellung. Zunächst er- öffneten 5 Schiffe das Feuer. Der spanische Kreuzer Christobal Colon lag gegenüber Punta Gorda vor Anker und konnte von der Ser aus gesehen werden. Die Batterien des Forts Morro, Socapa und Punta Gorda und der Kreuzer Christobal Colon erwiderten das Feuer. Die amerikanischen Kriegsschiffe gaben 70 Schüsse ab, meistens Geschosse schweren Kalibers, die indessen gar keinen Schaden anrichteten. Das Bombardement dauerte anderthalb Stunden; dann zogen sich di; Amerikaner zurück. Einer ihrer Hilfs­kreuzer war beschädigt. Zum Granaten sah man an Deck der Iowa explodieren. An Bord eines anderen Schlacht­schiffes brach Feuer aus. Einige Geschosse fielen im Innern des Hafens in der Nähe der spanischen Kriegsschiffe nieder. In Santiago herrscht große Begeisterung.

* Heber die Lage vor Manila wird dem Bureau Reuter aus Hongkong unterm 31. Mai gemeldet:Der spanische Admiral Montijo hat dem amerikanischen Admiral Dewey die zahlreichen, an den letzteren gerichteten Glückwunsch- Depeschen, die in seine, Montijos Hände gefallen sind, zugesandt.

* Die Idee Spaniens, die Philippinen an Frank­reich abzutreten, gilt als beseitigt, da Deutschland erklärte, eine solche Machtverschiebung in Ostasien nicht zugeben zu können. Es steht auch fest, daß die russische Regierung in Paris abmahnte, sich in der Philippinenfrage zu engagieren.

Handel und Verkehr.

* Alten steig, 3. Juni. Der Pfingstmarkt, einer unserer jährlichen Hauptmärkte, an welchem die landw. Dienstboten der Umgegend einen freien Tag haben, war vom Publikum recht zahlreich besucht, weshalb in den Laden­geschäften und auf dem Krämermarkt das Geschäft befriedigend ging. Der Biehmarkt war gut, jedoch nicht in gewohnter

Weise befahren; das Vieh aus dem vorderen Bezirk fehlte fast ganz, weil unbegreiflicherweise am gleichen Tag auch in Nagold em Viehmarkt abgehalten wurde. Entschieden geht die Abhaltung von 2 Viehmärkten an einem Tag in zwei so nabe benachbarten Städten über das Bedürfnis hinaus.

Der Handel auf dem Markte war ein über Erwarten günstiger, die Preise zogen an, wohl in Folge des zu er­wartenden vielen Futters. Auf dem Schwememarkt herrschte ebenfalls reger Handel; der Absatz vollzog sich rasch zu ver­hältnismäßig hohen Preisen. Wie die Bäcker mit dem Brot, so haben nun auch unsere Metzger mit dem Fleisch aufgeschlagen: Rindfleisch, das seither 56 Pfg. kostete, wurde auf 60 Pfg. per Pfund festgesetzt, der Preis des Kalbfleisches ist schon vor einigen Wochen von 60 Pfg. auf 64 Pfg. er­höht worden. (Nachschrift: Durch Ausschellen machen heute die Bäcker bekannt, daß sie wegen Rückgangs des Mehlpreises das Brot wieder um 2 Pfennig billiger abgeben, also den 4-Pfünder statt 56 Pfg. zu 54 Pfg.)

* Horb, 31. Mai. Der heutige Viehmarkt war gut befahren. Der Handel ging aber flau, da es der israelitischen Festtage wegen an Händlern mangelte. Die Preise stellten sich ziemlich hoch, insbesondere für Jung- und Einstellvieh.

Auf dem Schweinemarkt wurde die bedeutende Zufuhr zu hohen Preisen abgesetzt.

* Tuttlingen, 2 . Juni. Zu dem den 16. d. M. stattfindenden Wollmarkt sind bis jetzt ca. 200 Zentner Wolle hier gelagert. Käufe sind zum Teil schon abgeschlossen wor­den, indem Händler auf einigen größeren Schäfereien den Bestand an Wolle aufkauften, der Preis wird am Wollmarkt nach den dort erzielten Preisen festgelegt.

Neueste Nachrichten.

* Paris, 2. Juni. (Kammer.) Bei der Wahl des ersten Präsidenten stimmten 562 Deputierte. Ungültig sind zwei Stimmen. Die absolute Mehrheit beträgt 281 Des­chanel ist gewählt mit 282 Stimmen gegen Brisson, der 278 Stimmen erhielt.

* London, 2. Juni. Dem Globe wird aus New-Dork gemeldet, das Marine-Departement habe weder von Schley noch von Samson Nachricht. Die Beamten seien überzeugt, daß wenn ein Treffen von einiger Bedeutung stattgefunden hätte, sie von irgend einer Seite Nachricht erhalten haben würden. Nicht einmal der amerikanische Konsul in Kingston habe Mitteilungen gemacht. Das Marine-Departement bade auch nicht bei ihm angesragt. Die Beamten des Departements bezweifeln, daß das: ganze Geschwader Cer­veras noch iw Hafen von Santiago war. Man glaube in Washington, Cervera habe nur denCristobal Colon" dort zurückgelassen, welches Schiff Reparaturen nötig hatte.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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Lassen Sie das. Feilner," unterbrach ich ihn,mich täuschen Sie nicht durch Gewinsel und einige Thränen. Sie sind ein alter Zuchthäusler, und die haben, das wissen wir hier sehr gut, Thränen stets zu ihrer Verfügung. Was Sie mir zu sagen haben, bringen Sie nur ohne Weitläufigkeiten vor."

Sie wollten wissen, wo der Vikomte und der Herr van Habermeister hingereist sind." sagte Feilner in ganz verändertem Tone.Der Vikomte ist über Leipzig und Habermeister über Hamburg nach Wien."

Und der dritte mit der Dame?"

Feilner zuckte die Achseln.

Ich weiß es nicht," gab er endlich zur Antwort.

Feilner, sagen Sie die Wahrheit!"

Ich weiß nur, daß die beiden schon Montag abend Berlin verlassen haben, aber ich glaube, daß dieselben auch nach Wien gegangen sind."

Wie nannten sich die Leute?"

Auch das weiß ich nicht, die Namen sind mir nie genannt worden; den Herrn und die Dame habe ich am Sonntag abend flüchtig bei Kroll gesehen, auch den van Habermeister habe ich nur einmal, als der Vikomte schon abgereist war, gesprochen; ich habe stets mit dem letzteren unterhandelt, und der sagte nie mehr, als er mußte."

Sie haben doch am Samstag abend mit dem Vikomte davon gesprochen, daß er mit seinen Genossen nach Wien gehen würde, also hatten Sie doch sein Vertrauen, sonst würde er Ihnen nicht gesagt haben, wo er mit Habermeister und wo wahrscheinlich auch jener Herr und jene Dame bleiben würden."

Als ich Feilner sagte, ich wisse, daß der Vikomte sich nach Wien gewandt und mit ihm am Samstag darüber gesprochen hätte, überflog Erstaunen sein Gesicht; er schien nicht mit sich klar werden zu können, weshalb ich ihm das nicht schon früher vorgehalten und ihn damit zu einem Ge­ständnis gedrängt habe.

Nun, Feilner, was haben Sie aus meine Vorhaltungen zu sagen?" fragte ich, als ich keine Antwort erhielt.

Ja, ich habe mit dem Vikomte darüber gesprochen, daß er mit dem andern nach Wien gehen würde, es ist dies am Samstag gewesen, es war eine Verabredung auf alle Fälle."

Ich verstehe Sie nicht, Sie werden sich schon deut­licher ausdrücken müssen.

Wir verabredeten, daß wir uns in Wien finden wollten"

Also Sie auch?"

Ja, wir verabredeten dies für den Fall, daß die anderndurch Umstände gezwungen würden, plötzlichabzureisen."

Und wo wollten Sie sich in Wien treffen?"

Ich sollte Nachricht erhalten."

Und Sie wollten so lange hier bleiben? Sie hielten sich hier für vollkommen sicher?"

Ich habe mich getäuscht," bekam ich kleinlaut zur Antwort.

Ich sah, Wichtiges war nicht mehr von Feilner zu erfahren, ich ließ ihn ins Gefängnis zurückbringen und machte mich mit einigen Beamten an die Durchsuchung seiner beiden Wohnungen, welche, wie ich erwartet hatte, vollständig resultatlos verlief.

Einige Stunden später stand ich meinem Chef in seiner Privatwohnung gegenüber, über den ganzen Fall Bericht ab­stattend. Als ich mit meinem Vortrage zu Ende war, fragte der Chef:Und Sie möchten hinter die Leute her und die­selben abzufassen versuchen? Wird es Ihnen gelingen?"

Ich hoffe es," gab ich zur Antwort.

Nun, es mag sein. Diensteifer brauche ich Ihnen nicht zu empfehlen, aber zu großer Eifer schadet auch oft; gehen Sie ruhig und kalt vor, Sie haben unzweifelhaft mit sehr gewiegten Gaunern zu thun."

Es war 7 Uhr abends, als der Fiaker, der mich vom Babnhof in die Stadt gefahren, in Wien vor dem Hotel hielt. Ermüdet von der Reise, beschloß ich, mich frühzeitig zur Ruhe zu begeben; als ich mich aber vom Staub ge­reinigt und die Kleider gewechselt hatte, fühlte ich mich so frisch, daß ich nicht im Hotel zu bleiben vermochte. Plan­los durchschlenderte ich mehrere Straßen, als ich mich bald vor dem Burgtheater befand; schnell entschlossen ging ich hinein; ich hatte Zerstreuung für den Abend und konnte doch dem Körper eine gewisse Ruhe gtben.

Als ich meine Loge betreten hatte, durchlief mein Auge gewohnheitsmäßig den Raumund mir gegenüber erblickte ich in einer Loge den Herrn Vikomte de Rochat und neben ihmsaß unzweifelhaft der Herr van Habermeister, während in einer etwas entfernteren Loge die Dame und der Herr, die der Fremdenführer Winkelmann bei Kroll gesehen und mir be­schrieben hatte, saßen.

Ich glaube, daß kein Verbrecher, der seine Verhaftung befürchtet, wenn er einen ihm bekannten Beamten sieht, sich schneller und ängstlicher zu verbergen sucht, als ich, indem ich die Thüre der Loge zu erreichen suchte und durch diese verschwand. '

Eine dunkle Vorstellung, der Vikomte habe mich viel­leicht im Friedrich-Wilhelmstädtffchen Theater oder sonst wo in Berlin gesehen und erfahren, wer ich sei, war über mich gekommen, und instinktiv hatte ich mein Hinausgehen so vor­sichtig wie möglich bewerkstelligt. Aber jene Herrschaften hatten mit keinem Blick nach meiner Loge geseben, ihre Auf­merksamkeit war voll der Bühne zugewandt gewesen; mit einer Ruhe saßen die Leute da, als hätten sie das reinste Gewissen, nur die linke Hand der Dame war in fortwähren­der ruheloser Geschäftigkeit, was der Fremdenführer Winkel­mann mir unterBesondere Kennzeichen" angegeben hatte.

(Fortsetzung folgt.)