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Erscheint LienSisg Donnerstag, LmnStag und Lonmaz mit der GratiS-Beilage „Der Sonnrags- Gaü."
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Samstag, 4. Juni.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I .
reichste Verbreitung. I 1898.
Amtliches.
Ueb ertragen wurde die erledigte Präzeptorsstelle in Gaildorf dem Präzeptor Leibbrand in Wildberg.
In Bruderhaus, Gde. Berneck, ist die Maulund Klauenseuche ausgebrochen.
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Eine wohlangebrachte, namentlich für den mittleren und kleinen Kapitalisten beherzigenswerte Warnung erteilt heute eine Berliner offiziöse Auslassung der Kölnischen Zeitung. Dem rheinischen Blatt wird darüber aus der Reichshauptstadt unterm Gestrigen telegraphiert: Mehrere Pariser Börsenberichte behaupten, daß dort zurzeit größere Spekulationskäufe von spanischer auswärtiger Anleihe für deutsche Rechnung ausgeführt würden. Die Richtigkeit dieser Meldung und der etwaige Umfang dieser Käufe lassen sich sehr schwer ermüteln; auch kann es im allgemeinen gleichgültig sein, welche Werte oder Gegenstände leichtsinnige Börsenjobber ihrem Börsenspiel zu Grunde legen. Aber die Erfahrung lehrt, daß, wenn die Herren fürchten, sich ihre Finger zu verbrennen, sie gerne versuchen, sich an kleinen, urteilsunfähigen Kapitalisten schadlos zu halten und auf sie schließlich ihre Spekulationspapiere abzuwälzen. Wir möchten deshalb nochmals nachdrücklich auf die große Gefahr aufmerksam machen, die zurzeit mit dem Erwerbe spanischer Werte verbunden ist, und die unbedingt ausschließen sollte, daß kleine solide Kapitalisten ihren sauer erworbenen Spargroschen darin anlegen. Denn dafür spricht immer noch die größere Wahrscheinlichkeit, daß das Ende des jetzigen Krieges mit einem Zusammenbruche der ganzen spanischen Finanz- Wirtschaft enden wird. Wir wollen dabei ohne weiteres anerkennen, daß die spanische Regierung mit großem Geschick und gutem Eifer es bisher vermieden hat, zu finanziellen Gewaltmaßregeln zu schreiten, obwohl allein bis zum Ausbruche des Krieges der Versuch der Niederwerfung des Aufstandes auf Kuba gegen 700 Millionen Franken gekostet hatte; die Kosten für die Kriegführung wachsen dabei in bedenklichem Grade. Ein späterer Ersatz ist schwerlich zu erwarten.
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In Sachen des obersten bayerischen Militärgerichts- Hofs schweben jetzt, wie aus München berichtet wird, in der That Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten Luitpold, wobei Letzterer nach wie vor an dem bestehenden Reservatrecht festhält und erklärt, daß er unter seiner Regentschaft sich zu keiner Aenderung herbeilassen werde und könne. Die Preisgabe dieses garantierten Sonderrechts eines Bundesmitglieds verstoße gegen die Verfassung, an der der Prinzregent niemals rütteln wolle, da er es dem Volke und seinem Gewissen gegenüber nicht verantworten könne.
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Unsere große Flotte nützt uns in ferneren Gewässern wenig, wenn wir draußen nicht für Kohlenstationen sorgen. Ohne Kohlen ist dis stärkste Flotte nicht mehr wert als altes Eisen. Kennzeichnend für diese Lage ist der folgende Brief des Hauptmanns o. D. von Sonneberg aus Kiautschau: „25. März 1898. Das große Ereignis der Woche ist die unliebe Thatsache, daß der seitens der Flotte zum Kohlen- ankauf nach Japan entsendete Dampfer „Petrarch" die telegraphische Mitteilung machte, daß dort Kohlen vorerst nichr zu erhalten wären. Unsere guten Vettern von jenseits des Kanals sollen von Singapore unten an der asiatischen Ecke angefangen bis herauf nach Japan die sämtlichen verfügbaren Kohlenvorräte für ihre Rechnung angekauft haben — man spricht von 60000 Tonnen — während Rußland zur gleichen Zeit und schon von langer Hand her ganz ungeheure Mengen dieses kostbaren Materials in Wladiwostok und jetzt wohl auch in Port Arthur angehäuft hat. Durch diese englische Maßregel ist unsere Flotte hier draußen praktisch lahmgelegt. Vielleicht besitzen die Schiffe noch ausreichend Heizmaterial, um etwa noch bis Japan, Chenuelpo oder selbst Hongkong hinüberzukommen, für Operationen größeren Stils, für eine wirkliche kriegerische Thätigkeit sind aber unsere Schiffe hier draußen einfach matt gesetzt und von einem etwaigen Gegner bis zu einem gewissen Grade zur See außer Rechnung zu bringen. Im besten Falle können sie auf eine sehr beschränkte Zeitdauer in den Gewässern vor der Kiautschaubucht kreuzen, von einer räumlich weiter ausgebildeten Angriffsbewegung, von einem etwaigen Zusammenwirken mit befreundeten Flotten kann aber so lange keine Rede sein, bis es den Engländern und auch den Japanern belieben wird, uns ihren Markt — dann natürlich zu den teuersten Preisen — gnädigst wieder zu eröffnen. Schneidender und augenfälliger kann die zwingende Notwendigkeit von Erwerbungen und Art der Kiautschaubucht,
von Schaffung von Kohlen- und Mumtionsdepots großen Stils, von Reparaturwerkstätten für Maschinen und Schiffe, von Docks und militärisch geschützten Hafenanlagen draußen in der Welt, die lange genug ohne ernsten Wettbewerb England allein gehörte, wohl nicht erläutert werden!"
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Anstoß erregt hat in protestantischen Kreisen jener Trinkspruch, den der Kaiser kürzlich beim Abschiedsmahl der Reichsboten im Schlosse zu Berlin gehalten hat. Der Kaiser gab bekanntlich in seiner Rede den Reichsboten bei ihrer Heimreise den Wunsch und die Bitte mit auf den Weg, jeder von Ihnen, wer er auch sei,, hoch oder niedrig, von welcher Konfession auch immer, möge bei all seinem Thun seine Aufgabe dahin ansfassen, „daß wenn er dereinst zum himmlischen Appel berufen werde, er mit gutem Gewissen vor Gott und seinen alten Kaiser treten kann, und wenn er gefragt wird, ob er mit ganzem Herzen für des Reiches Wohl mitgearbeitet habe, er auf seine Brust schlagen und offen sagen darf: Ja! —Eine evangelische Kirchenzeitung bemerkt hiezu: „Die Ehre der evangelischen Kirche fordert es, daß freimütig erklärt werde: solches Kaiserwort entspricht dem Ernste der Ewigkeit nicht. Die Seele des ärmsten Arbeiters ist vor der höchsten Majestät, der gegenüber alle irdische Majestät nur ein zeitliches Gewand ist, eben so wert geachtet wie die eines Kaisers. Und daß unser, alter Kaiserin der Ewigkeit etwas anderes sein werde, als einer von denen, die aus Gnade erhöht werden, weil sie sich selbst erniedrigt haben, haben wir zu glauben keinen Grund."
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In der Kapkolonie sind viele deutsche Ansiedelungen, die, wie sich Sir Gordon Spriggs einmal äußerte, kleine Paradiese im Lande geschaffen haben. Ein glänzendes Beispiel in dieser Richtung ist die sog. Vlaggte bei Kapstadt, wo deutsche Bauersleute, die auf Kosten der Kapregierung bettelarm nach der Kolonie kamen, ein-, Wüstenei zum Gemüsegarten bei Kapstadt und durch unermüdliche Arbeit ihre eigene Not in Wohlstand umgcwandelt haben. Was dabei die höchste Anerkennung verdient, ist, daß die Leute streng ihre deutsche Arbeit und Weise und die deutsche Sprache bewahren und mit großen Opfern deutsche Kirchen und Schulen unterhalten. In Natal verhält es sich ähnlich, und eine der dortigen ältesten Ansiedelungen feierte vor vier Wochen das 50jährige Jubiläum ihrer Gründung. Es ist dies Neu-Deuischland unweit Pinetown.
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 1. Juni. (225. Sitzung.) Vor Eintritt in die Tagesordnung wird die Zusammenstellung der von der Kammer der Standesherrn zu den Steuergesetzrn gefaßten abweichenden Beschlüsse der Steuerkommission zur schleunigen Beratung überwiesen. Man geht sodann über zur Beratung des Wasserrechts. Berichterstatter über Abschnitt 3 (Wasserrechtsbücher) ist Kiene. Dieser giebt an der Hand seines ausführlichen gedruckt vorliegenden Berichts eine allgemeine Würdigung über den großen Wert der Einführung von Wasserrechtsbüchern, die eine öffentliche urkundliche Grundlage für die Klarstellung und für eine Uebersicht der im fließenden Wasser bestehenden Nutzungsrechte und Verpflichtungen zu schaffen vermögen. Das Buch soll den Interessenten frei, leicht und kostenlos zugänglich sein und mit dessen Führung sollen die Kreisregierungen beauftragt werden, doch sollen die Oberämter eine Abschrift des auf den Oberamtsbezirk bezüglichen Inhalts des Wasserrechtsbuches zu halten haben. — v. Geß stimmt den Kommissionsanträgen bezüglich der Wasserrechtsbücher zu. — Henning betont die Wichtigkeit der Einführung von Wasserrechtsbüchern. Das Oberamt sollte jedoch angehalten werden, nicht nur eine Abschrift des Wasserrechtsbuches, sondern auch die zugehörigen Beilagen aufzulegen, dies wäre leicht möglich und für die Bezirksangehörigen von großem Vorteil. Daß die Einträge im Wasserrechtsbuch kein Recht begründen sollen, sei für die ersten Jahrzehnte zweckmäßig, später müsse das anders werden. — Es wird hierauf der Art. 86 (Allgemeine Vorschriften) angenommen, ebenso Art. 87, Umfang der Einträge in das Wasserrechtsbuch, die von Amtswegen zu erfolgen haben. Art. 88, 89 und 90. Weitere Vorschriften über die Einträge werden ohne Debatte angenommen. Abschnitt 4 behandelt die Wasserschau. Dieser wird ohne Debatte nach dem Vortrag des Berichterstatters Kiene angenommen und die Sitzung geschlossen.
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* Alten steig, 3. Juni. Im 8. Reichstagswahlkreis (Freudenstadt—Horb—Sulz—Oberndorf) tritt als Kandidat der Deutschen Partei Kommerzienrat Mauser von Obern
dorf aus. Derselbe hält vom 5. bis 8. Juni im Freudenstädter Bezirk Wahl-Versammlungen ab und wird am 6. Juni sprechen in Besenfeld (Lamm um 9 Ubr) ; Göttelfingen (Traube, 11 Uhr); Grömbach (Hirsch, 2 Uhr); Pfalzgrafenweiler (Schwanen, 4 Uhr). — Die Jagdsaison lnetet nun Jagdfreunden wieder reichliche Gelegenheit zur Pürsche. Mit dem 31. Mai endete die Schonzeit für männliches Rot- und Damwild, sowie für Rehböcke; dagegen beginnt mit dem 1. Juni die Schonzeit für Auer- und Birkhähnen. — Das Wetter ist trostlos; der letzte Maitag endigte mit Regen und der 1. Juni begann mit Fortsetzung des jetzt unliebsamen Regenwetters. Die Wetterprognosen, welche „vielfach heiteres Wetter" in Aussicht stellten, sind nachgerade zum Kinderspott geworden und wenn in einem humoristischen Blatte einer die Frage aufwirft: Was halten Sie von den täglichen Wetterprognosen in den Zeitungen? und ihm geantwortet wird: Ach, die sind recht unzuverlässig geworden. Früher waren sie immer richtig, dann traf jahrelang immer das Gegenteil ein, und jetzt trifft nicht einmal wehr das Gegenteil ein! — so dürfte damit das Richtige getroffen sein. Gott besser's!
-n. Altensteig, 3. Juni. Die Mitteilung des „Südd. Korr. B.". nach welcher die deutsche Partei im 7. Wahlkreis im Kompromis mit der Volkspartei einen gemeinsamen Kandidaten aufstellen wolle, gegen den vom Bauernbund und der konservativen Partei bestimmten Hrn. Fr. Schrempf findet dadurch eine Widerlegung, daß das Organ der deutschen Partei, die „Württ. Volksz." in Nr. 124 schreibt: „An unsere Parteifreunde im 4. u. 7. Reichstagswahlkreis richten wir im Einvernehmen mit der Parteileitung die Aufforderung, mit allen Kräften für die von der konservativen Partei aufgestellten Kandidaten einzutreten."
* Altensteig, 3. Juni. Die zweite Stadtpfarrstelle in Liebenzell ist dem Pfarrverweser Lutz in Altensteig Dorf übertragen worden.
* Glatten, 31. Mai. Am Pfingstmontag betraten einige Zigeunerinnen den Laden eines jungen Bäckermeisters in Freudcnstadt und gaben vor, sie möchten, da sie heute mit dressierten Pferden auf dem Marktplatz eine Vorführung hätten, Goldmünzen mit bestimmten Münzzeichen einwechseln, damit sie solche Len Pferden vorher zeigen könnten. Der junge Mann gab denselben — kaum glaublich, aber wahr ! — seine Kasse hin, zum Aussuchen der gewünschten Stücke. Nachdem die Weiber seinen Laden verlassen hatten, vermißte er zu seinem nicht geringen Schrecken einen größeren Geldbetrag; er spricht von 150 Mark. In größter Eile ging er mit einem Freudenstädter Landjäger der Bande nach. Auf der Markung Glatten wurden die Zigeuner eingeholt und in hiesigem Ort, nachdem Verstärkung seitens der Bürgerschaft zur Stelle war, Wagen und sämtliche Habseligkeiten genau durchsucht. Zwei Zigeunerinnen, welche der geschädigte Bäcker wieder erkannte, mußten sich auf dem Rathaus einer genauen Untersuchung unterziehen. Beide wurden, obwohl die Untersuchung resultatlos blieb, ans Amtsgericht Freuden- stadt eingeliefert.
* Stuttgart, 1. Juni. Es ist eine bekannte Thatsache, daß in Württemberg die Schülerzahl im Rückgang begriffen ist. Die neueste Nummer der „Mitteilungen des König!. Statistischen Landesamts" bringt nun in einer längeren Abhandlung eine Aufklärung dieser Thatsache. In der Kürze entnehmen wir derselben folgendes. Die hier vorgeführten Ziffern beweisen, daß die Zahl der Geburten überhaupt von 1876 bis 1890 von 99 224 auf 69 098 znrück- gegangen ist und erst von 1890 an allmählich und in Schwankungen sich bis 1896 auf 74 064 wieder gehoben hat. Dabei bat allerdings in den Jahren 1876—1896 sich die Zahl der Totgeborenen und der bis zum 6. Lebensjahre Verstorbenen auch wesentlich verändert, so daß der Rest, der 1876 51353, 1886 46272, 1892 sogar nur 44875 betrug, im Jahr 1896 wieder auf 56 702 anwuchs. Doch kann mit diesen Ziffern allein für Berechnung der mutmaßlichen Schülerzahl, ihres Abnehmens oder Steigens noch nicht mit Sicherheit operiert werden.
* Stuttgart, 1. Juni. Die „Württembergische Volkszeitung" (offizielles Organ der deutschen Partei) schreibt:
Au nufere Parteifreunde im 4. uud 7. Meichstags- rvahkkreis richten wir im Einvernehmen mit der Parteileitung die Aufforderung, mit allen Kräften für die von der konservat. Partei aufgestellten Kandidaten einzutreten. In vielen andern Wahlkreisen werden unsere Kandidaten umgekehrt von der konserv. Partei unterstützt. Die Volkspartei hat ein offenbares Wahlbündnis mit der Sozialdemokratie abgeschlossen und in zahlreichen, insbesondere in allen nationalen Fragen ist uns die konservat. Partei ein zuverlässiger Bundesgenosse, während wir von der Volkspartei ganz im Stich gelassen werden. Aus diesen Gründen