zur Hebung der Leistungsfähigkeit und Erwerbsfähigkeit der schlesischen Weber ein weiteres Gnadengeschenk von 45000 Mk. aus dem Dispositionsfond der Generalstaatskasse.

* Darmstadt, 26. April. Die Folgen des spanisch­amerikanischen Krieges machen sich bereit« im Hessenlande geltend. So läßt sich dieDarmst. Ztg." aus Seligenstadt schreiben, daß infolge der Preiserhöhung des amerikanischen Getreides die Brotpreise bereits merklich beeinflußt worden sind. Die dortigen Bäcker haben mildem 6 Pfundbrot um sechs Pfennig aufgeschlagen. Für die dortige Perlen­industrie, die ihr Hauptabsatzgebiet in Spanien hat, fürchtet man eine beträchtliche Geschäftsstockung.

* Düsseldorf, 26. April. Amtlich wird gemeldet: In der vergangenen Nacht um 2 Uhr ist der Güterzug 333 (Oberlahnstein-Frintrop) auf der Station Rath bei Düssel­dorf in ein stumpfes Geleise gelangt und auf einen in dem­selben befindlichen Prellbock aufgefahren. Der Lokomotiv­führer wurde getötet, der Zugführer und ein Bremser wurden schwer verletzt. Die Lokomotive, 2 Packwagen und 4 Güter­wagen sind teils stark beschädigt, teils zertrümmert. Der Betrieb ist nicht gestört. Der Unfall ist dadurch entstanden, daß der Lokomotivführer das aufHalt" stehende Signal nickt beachtet hatte. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Ausländisches.

* Rom, 27. April. Es beginnen wieder Brotunruhen. Kaum ist in Faenza, wo veritable Barrikaden gebaut wurden, die Ruhe wiederhergestellt, werden auch Unruhen aus Bari gemeldet. Ueber 3000 Frauen stürmten das Rathaus und verbrannten die Gemeindepapiere. Darauf verbrannten sie alle Zollwachthäuser und die Steuerregister des Steueramts. Die aufgebotene geringe Truppenmacht war machtlos; sie beschränkte sich auf die Abwehr, auf den Schutz der öffent­lichen Gebäude und Gefängnisse. In der ganzen Stadt herrscht Panik.

* Bari, 27. April. Wegen der Unruhen, welche durch diehohen Brotpreisehervorgerufenwurden, wurdenbOPersonen verhaftet. Der Abend verlief ruhig. Die Truppen wurden verstärkt.

* London, 27. April. Der Daily News" wird aus Washington von gestern gemeldet, Mac Kinley glaube, Kuba könne durch eine Blokade so ausgehungert werden, daß es sich ohne Beschießung ergeben werde und erwarte, daß, wenn dies geschehen sei, die europäischen Mächte unter Führung Großbritaniens Spanien zwingen werden, den Verlust von Kuba anzuerkennen und Kuba aufzugeben. In Washington sei der Eindruck im Wachsen, daß es möglicher­weise zu keinem wirklichen Krieg kommen werde, zumal die spanische Flotte auf der anderen Seite des Atlantischen Oceans bleiben zu wollen scheine.

* In Rußland treten starke Schneestürme auf. Auf der Wladikawskasbahn verspäten sich die Züge um mehr als 24 Stunden. Der Schnee liegt gegen 1^2 Ellen hoch. Der Don ist ungewöhnlich stark ausgetreten. Das Wetter ist anhaltend kalt.

D Spanien hofft den Krieg mit einem Schlage, dessen Art noch geheim gehalten wird, zu beenden und Amerika Zum Frieden zu zwingen. Spanien hat schon ausgerechnet, daß es eine Milliarde Dollar Kriegsentschädig­ung fordern müsse.

* Lissabon, 27. April. Die Morgenblätter melden, die Regierung der Ver. Staaten habe der portugiesischen Regierung aufgegeben, das Auslaufen des spanischen vor Cap Verde liegenden Geschwaders zu veranlassen, andern­falls Portugal als Verbündeter Spaniens anzusehen sei. Einer Drathmeldung aus den Cap Verde'schen Inseln zufolge wird das Geschwader heute auslaufen.,

* New-Aork, 28. April. Die amerikanischen Kriegs­schiffeNew-Iork",Puritan" undCincinnati" zerstörten

die Hafenbatterien bei Mantanzas. Sie haben 85 Schüsse abgegeben und alle Werke vernichtet. Die Batterien er­widerten das Feuer mit Explosivgeschossen; indessen wurde nur dieNew-Jork" ein wenig beschädigt.

* Zum Schutze New-Dorks wurde ein Scheinwerfer von 200 Millionen Lichtstärke auf Sandyhook eingerichtet und längs der Küste drei Linien für Patrouillenboote in Entfernung von zehn, vier und zwei Meilen organisiert. Die äußerste Linie werden Kreuzer, die mittlere kleinere Kreuzer und die innerste Schlepper besetzen. Jedes an- kommende Schiff wird von einem Patrouillenboote angehalten und durch die Hafenengen eskortiert.

* Key west, 28. April. Die amerikanischen Schiffe New-Dork",Cincinnati" undPuritan" bombardierten gestern das Fort von Matanzas. Der Kampf begann um 12^/4 Uhr nachmittags und dauerte eine halbe Stunde. Die Spanier erlitten große Verluste, die Amerikaner hatten keine Verluste.

Handel «nd Verkehr.

-u. Nagold, 29. April. Der gestrige Markt war sehr stark befahren mit sämtlichen Viehgattungen. Es wurde ziemlich viel gehandelt und zwar bei etwas an­ziehenden Preisen. Auch auf dem stark frequentierten Schweinemarkt herrschte reger Handel gleichfalls bei steigenden Preisen. Milchschweine galten 20 bis 35 Mk. per Paar, Läufer von 40 bis 75 Mk.

Neueste Nachrichten.

* Paris, 28. April. Im Ministecrate teilte der Marineminister Besnard ein Telegramm des Admirals Gigault de la Bedolliöre mit, in welchem dieser die am 22 . d. M. vollzogene Besitzergreifung der Meeresbucht von Quanchouwan (China) anzeigt.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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