Erscheint Lien Stag Donnerstag, LamStag und Sonntag mit der Gratis-Beilage „Der SonntagS- G ast."
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bar angenommen.
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Donnerstag, 28. April.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
Auf das Blatt
„Aus den Tannen"
nehmen alle K. 'Rostcrmter und LandpoWoten Westellungen für die beiden Monate Mai u. Juni entgegen.
Der Krieg zwischen Spanien und Amerika ist ausgebrochen und dürste manche Ue- berraschungen bringen und am 16 . Juni finden die Reichstagswahlen statt. Unter diesen Umständen kann niemand eine gut bediente Zeitung entbehren und bitten daher um baldige Bestellungs-Aufgabe.
Dic Stadtgkmeinde Dornstetten har um die Genehmigung zur Abhaltung eines weiteren Biehinarkles je am 2. Dienstag im Monai Juli und am 8. Dezember nachgesucht. Einwendungen gegen die Gewährung dieses Gesuchs sind innerhalb drei Wochen bei dem K. Oberamt Freudenstadt anzubrinzen.
Tagespolitik.
In Rücksichtnahme auf den Arbeitermangel in der Landwirtschaft hat, wie es heißt, der preußische Eisenbahnminister an die Direktionen eine Verfügung ergehen lassen. Diese macht es zur Pflicht, gemäß den Erlassen von 1873 und 1889, Eisenbahn-Neubauten während der Frühjahrsbestellung und der Ernte, soweit irgend thunlich, mit wesentlich verringerten Arbeitskräften sortzuführen und die Bahnunterhaltungsarbeiten während ^dieser Zeit möglichst einzuschränken.
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Die deutsche Regierung hat ihre Maßnahmen in dem spanisch-amerikanischen Krieg, insbesondere insofern es sich um den Schutz der deutschen Interessen auf Cuba handelt, schon getroffen. S. M. S. „Geier" hat auf Befehl des Kaisers nach Bahia telegraphische Ordre erhalten, ungesäumt nach St. Thomas (West-Indien) zu gehen, um die deutschen Interessen in Cuba zu schützen. Diese Beorderung ist sicherem Vernehmen nach nur als eine vorläufige Lösung der Aufgabe zu betrachten, welche der Schutz der deutschen Interessen in dem voraussichtlichen nächsten Bereich des spanischamerikanischen Konfliktes stellt. Die Heranziehung des genannten Schiffes zu dem gedachten Zweck bot die Möglichkeit der thunlichst raschesten Wahrnehmung dieser Interessen. Die Entscheidung darüber, ob die Anwesenheit eines weiteren stärkeren Schiffes auf dem Kriegsschauplatz als notwendig zu erachten ist, steht noch aus. Auf keinen Fall aber wird, wie aus das Bestimmteste versichert wird, eine Schwächung unserer maritimen Streitkrast in Ostasien ins Auge gefaßt werden.
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Für den ruhigen Bürger, welcher eine bescheidene Sparmark in Staats- oder Industrie-Werten angelegt hat, die ihm als solid empfohlen sind, droht eine etwas bewegte Zeit. Das Treiben an den Börsen ist ein sehr unruhiges geworden, seitdem der Beginn der spanisch-nordamerikanischen Kriegs-Aktion außer allem Zweifel stand und unter den Kurs-Veränderungen leiden auch Werte, die an und für sich über alle Anfechtungen erhaben sind. Es ist aber gar kein Grund für Jemand, der sich nicht in waghalsige Spekulationen eingelassen hat, sich ins Bockshorn jagen zu lassen, es ist nur erklärlich, daß der Krieg, mit dem bei längerer Dauer sehr leidige Handelsstockungen mit Naturnotwendigkeit verbunden sein werden, das flüssige Geld, welches sonst in Werten angelegt wird, rarer macht, woraus eben ein Kursrückgang sich von selbst ergiebt. Für die Börsenspekulation, die sonst so leicht in Wonne schwimmt, sind zudem sorgenvolle Tage gekommen; hier herrscht äußerste Vorsicht, und damit entfällt wieder ein Anreiz für den verstärkten Umsatz, d. h. für die Hochhaltung der Kurse. Niemand, auch der kühnste Prophet nicht, vermag ja auch nicht annähernd zu sagen, wie der Kriegsverlauf sein wird. Ein Dutzend glückliche Torpedoschüffe können einen völligen Umschwung im allgemeinen Marktverkehr herbeiführen. Für das deutsche Haus kann eine indirekte Belastung beim Petroleumkonsum leicht eintreten. Wenn auch alle nichtamerikanischen Schiffe gegen spanische Kaperei gesichert sind, so werden sie sich doch amerikanische Frachten gehörig bezahlen lassen, und es braucht nur ein amerikanischer Petroleumhafen für kurze Zeit ge
sperrt zu werden, dann sausen die Preise aufwärts. Zu wünschen ist nur, daß den deutschen Gewerbetreibenden und ihren Arbeitern kein zu schwerer Schaden erwachse. Viele amerikanische Aufträge sind zurückgenommen, und ob diejenigen Aufträge, welche bestehen bleiben, abgenommen bezw. honoriert werden, ist unter Umständen doch sehr fraglich. In mitteldeutschen, besonders in thüringischen Bezirken, pflegte man gerade in diesen Monaten, bis zum Sommer, für Amerika zu arbeiten. Verschiedentlich ist diese ganze Thätigkeit sortgefallen, ein Ersatz aber nicht so ohne Weiteres zu beschaffen. Eine andere deutsche Industrie wird sich nun freilich wieder die Hände reiben, die Radfahrer-Industrie. Amerikanische Fahrräder, obwohl sie keinen Deut besser waren als die deutschen, sind doch in Hellen Massen unter Begünstigung des niedrigen deutschen Zolles über das große Wasser gekommen; damit wird es nun ziemlich vorbei sein. Uebrigens mag Interessenten mitgeteilt sein, daß amerikanische Fahrräder, wie auch Nähmaschinen, in Italien beispielsweise, obwohl doch die Frachtkosten nicht geringer sind wie bei uns, viel billiger verkauft werden, wie in Deutschland. Der Italiener ist ärmer, wie der Deutsche, kann nicht so viel zahlen, und Master Jankee nimmt daneben weniger und verdient doch genug. Doch das als Einschaltung. Man merkt's auch in dieser Frage. Ein Krieg zwischen zwei größeren Staaten, liegt er gleich in der Ferne, läßt doch größere fremde Staaten nicht unberührt. Der Geldmarkt merkt's
zuerst und die Industrie sofort hintendrein!
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Seitdem die altersschwache Regierung in Wien es zuläßt, daß die Deutschen in Böhmen und Mähren gehetzt, geprügelt und gesteinigt werden dürfen, seitdem liegen dort die Geschäfte schwer darnieder. Verläßliche Berichte aus Prag und Brünn entwerfen ein trauriges Bild. Von einem Fremdenverkehr in Prag ist jetzt keine Rede mehr. Die Hotels stehen leer, nicht einmal die Geschäftsreisenden mit ihren Musterkoffern kommen mehr; die Restaurants und Kaffeehäuser sind verödet, die czechischen Geschäftsleute jammern noch viel eindringlicher, als die deutschen. Der Ertrag des Bürgerlichen Brauhauses ist in wenigen Monaten um 60,000 Gulden zurückgegangen, die biederen Czechen von Pilsen bekommen Angst, daß der Rückgang ein stetiger werden könnte und wollen deshalb durch Umgestaltung in ein Aktien-Unternehmen sich die Möglichkeit offen halten, ihre Anteile noch zu guten Preisen los zu werden.
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Wie erinnerlich, hatte vor einigen Tagen eine Deputation Prager Bürger mit dem Bürgermeister an der Spitze den Kaiser Franz Joseph in einer Audienz gebeten, dieser selbst oder ein Mitglied des kaiserlichen Hauses möge jährlich eine Zeitlang auf dem alten Königsschloffe in Prag residieren. Der Kaiser hatte damals wohlwollende Erwägung der Bitte zugesagt. Wie jetzt verlautet, soll der jüngste Bruder des Erzherzogs Franz Ferdinand von Este seine ständige Residenz in Prag zu nehmen angewiesen worden sein. Wenn sich die Herrn Tschechen diese kaiserliche Huld zum Ansporn eines feindseligen Zusammenlebens mit den Deutschen gereichen lassen wollten, dann könnte man ihnen die ihnen widerfahrene Ehre wohl gönnen; sollten sie ihr vermeintliches Recht nun aber in besonderer Ueberhebung über die deutschen Elemente Böhmens auszudrücken suchen, dann müßte man das Entgegenkommen des Kaisers als zu weitgebend geradezu bedauern.
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Nach einer Meldung aus Rom erklärte Crispi einem Interviewer, der Krieg bedeute den völligen Zusammenbruch Spaniens, welches seine trostlose Lage der Priesterherrschaft zu verdanken habe. Amerikas Sieg sei zweifellos, was eine große Gefahr darstelle, da dadurch seine Ländergier wachsen werde. Europa hätte den Krieg verhindern sollen, aber das europäische Konzert sei nichts als eine lächerliche Farce.
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(Mädchen auf Knabengymnasien.) In Schaffhausen wurde aus das Gesuch eines Vaters, dessen Tochter das Gymnasium zu besuchen wünschte, das Gymnasium grundsätzlich dem weiblichen Geschlecht geöffnet. Am Gymnasium zu Bern haben die Mädchen seit Jahren Zutritt. Diese Liberalität gegenüber dem weiblichen Geschlecht, von der allerdings nur Einzelne Gebrauch machen, hat keinen der gefürchteten Nachteile zu Tage gefördert. Letzthin wurde in der Stadt Winterthur vorgeschlagen, zur Vorbereitung für das Züricher Polytechnikum auch die Realgymnasien den Mädchen zu öffnen. Mit 16 gegen 15 Stimmen wurde aber der Antrag abgelehnt, man fand, es genüge, daß in Winterthur den Mädchen das Litterargymnasium offenstehe.
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Das offizielle Rußland scheint Serbien ganz preis
zugeben. So hat dem „Temps" zufolge der erste Sekretär der russischen Gesandtschaft in Belgrad, Herr Nekljudow, der als Geschäftsträger den lange Zeit in Konstantinopel beschäftigten Gesandten Jadowski vertrat, gestern mit unbeschränktem Urlaub Belgrad verlassen, nachdem er vergeblich die Zahlung der Rückstände der serbischen Schuld verlangt hatte. Da der russische Militär-Attache, Baron Taube, schon nach der Rückkehr Milan's Serbien verlassen hatte, so bleibt hier nur noch der zweite Sekretär, Herr Nelidow, auf seinem Posten, allein auch Herr Nelidow soll demnächst abreisen.
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Nachdem die spanische Regierung amtlich erklärt hat, daß sie auf das Recht der Kaperei nicht verzichte, werden wahrscheinlich auch die Vereinigten Staaten, welche bereits mitgeteilt haben, daß sie von der Kaperei keinen Gebrauch machen wollten, diesen Beschluß aufs Neue in Erwägung ziehen und vielleicht ebenfalls Kaperbriese ausstellen. Beide kriegführende Staaten haben ein Recht dazu, da sie der Pariser Deklaration von 1856, welche die Kaperei abschaffte, nicht beigetreten sind. Unter Kaperei versteht man die gesetzliche Ermächtigung seitens eines Staates an Privatschiffe, ihn im Seekriege thatkräftig zu unterstützen, insbesondere durch Schädigung des feindlichen Seehandels. Die Ermächtigung zum Kapern muß schriftlich durch den sog. Kaper- brief erfolgen. Privatfahrzeuge ohne einen solchen, die Kapern, werden wie Piraten behandelt. Die Beschlagnahme von Privateigentum auf See besteht erst dann zu Recht, wenn sie von einem Prisengericht gutgeheißen ist.
Derrtscheir Reichstes.
* Berlin, 26. April. Der Reichstag erledigte den Gesetzentwurf betreffend die elektrischen Maßeinheiten in erster Lesung und begann dann die zweite Lesung der Lex Heinze. Diese kam über den Kuppeleiparagraphen 180 nicht hinaus, da vor der Abstimmung der Abg. Richter die Beschlußfähigkeit bezweifelte, mit der Motivirung, daß der Reichstag jetzt Besseres zu thun habe, als seine Zeit mit der Beratung eines zwar wichtigen, aber auch sehr schwierigen Gegenstandes unmittelbar vor den Neuwahlen zu vertrödeln. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von nur 132 Mitgliedern, also die Beschlußunfähigkeit. Morgen Nachtragsetat, Konkürsordnung und Antrag Salisch.
Kammer der Abgeordnete«.
* Stuttgart, 23. April. (203. Sitzung.) Vor Eintritt in die Tagesordung teilt der Präsident eine Anfrage verschiedener Mitglieder der Volkspartei mit, die vom Finunzminister Auskunft über den ertrunkenen Schacht des staatlichen Salzsteinwerkes bei Kochendorf verlangt. Hieraus wird in der Beratung des Ortsvorstehergesetzes fortgefahren. Man steht an Art. 3, der dem Gesetze rückwirkende Kraft verleihen will. Die vor Inkrafttreten des gegenwärtigen Gesetzes gewählten Ortsvorsteher sollen ihr Amt niederlegen, sobald sie es 10 Jahre bekleidet haben und seit Inkrafttreten des Gesetzes 3 Jahre verflossen sind („Schonzeit"). Die Kommission beantragt, über Art. 3 zur Tagesordnung überzugehen. Berichterstatter H a u ß m a n n-Balingen: Er sei in der Kommission überstimmt worden, und überlasse deshalb dem Mitberichterstatter die Vertretung des Kommisions' antrages. Mitberichterstatter v. Seckendorfs spricht gegen die Rückwirkung des Gesetzes unter besonderem Hinweis darauf, daß der Disziplinarhof dazu geschaffen sei, unbrauchbare Ortsvorsteher aus ihrem Amte zu entfernen. Berichterstatter Haußman n-Balingen. Die Kommiffions- mehrheit wolle Art 3 aus dem Gesetze herausstreichen, ihre Absicht lasse sich zusammenfaffen in die Worte: DieLebens- länglichkeit ist tot, es leben die Lebenslänglichen. In Art. 24 des Gesetzes müßte nach ihr gesagt werden, daß das Gesetz in jeder Gemeinde des Landes an einem anderen Tage, je nachdem der Ortsvorsteher abzutreten oder zu sterben geruhe, in Kraft trete; dies zeige deutlich die Unhaltbarkeit des Kommissionsvorschlages. Der Redner geht näher auf die einzelnen Bestimmungen des Art. 3 ein. Entschädigung für die nicht wiedergewählten bisherigen Ortsvorsteher sei zu gewähren, doch müßte zwischen Berufsschultheißen und Nichtberufsschultheißen (Bauernschultheißen) unterschieden werden. Die Regierung allerdings wolle allen Ortsvorstehern ohne Unterschied ihren bisherigen Gehalt lebenslänglich gewähren. Der Mitberichterstatter habe heute eigentlich für Beibehaltung der LebenSlänglichkeit gesprochen, er sei in seiner Haltung überhaupt sehr schwankend geworden. Man halte sich am besten im Wesentlichen an den Regierungsentwurf. Entschädigung sei nur zu gewähren für den wirk-