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BestellprcisD rr. Quartal« im Bezirks Nagold 90 ^ auherLalbj »«L t.

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jMan ebsnniert auswärts auf dieses Blatt Lei! ! den Postämtern und Poüboteu. I

Donnerstag, 24. März

Betanntlnachungm aller Art nnden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Unsere verehrten Postabonnenten ersuchen wir hiemit höflichst die Bestellung ans das nächste Quartal (1. April bis 30. Juni) ungesäumt aufzugeben Nur in diesem Falle kann eine ununterbrochene Zusendung stattfinden. Der Bestellpreis ist im Bezirk Nagold 90 Pf., außerhalb desselben 1 Mk. 10 Pf. Nach der postamtl. Zeitungsliste istAus den Tannen" bei der wöchentlich 4maligen Erscheinungsweise eines der billigsten Blätter des Landes. Wir wollen uns auch fernerhin bemühen, die Zufriedenheit des geneigten Lesers zu erringen und bitten werte Gönner um Empfehlung des Blattes in Freundeskreisen.

dem Proporz nicht zustimmen. Namens des Zentrums spricht Nieder. Durch den Beschluß von 1890 halten wir die Frage des Ausscheidens der Privilegierten für erledigt. Den Ersatz, wie ihn Geß will, der statt der 23 ausscheidenden Mitglieder nur sieben neu herein­nehmen will, halten wir nicht für genügend für die gesetzgeberische Bedeutung der Zweiten Kammer und gegenüber der Ersten Kammer, die eine Verstärkung erfahren soll. Von den guten Städten haben alle das gleiche historische Recht, einen 80jährigen Besitzstand. Unterschiede in der Bevölkerungszahl kommen bei den Oberamtsbezirken noch viel größere vor. Das Verhältnis­wahlsystem ist das gerechteste aller Wahlsysteme. Als Bewerber für die Kreiswahlen können die Parteien nur bekannte tüchtige Männer aufstellen. Wir brauchen eben einen Ersatz für die Privilegierten; diesen soll der Proporz bringen. Sachs kam auf die gestrigen Auseinandersetzungen zwischen dem Abg. v. Geß und dem Ministerpräsidenten über dir Haltung der deutschen Partei zurück und erneuerte die Bedenken gegen die Proportionalwahl. Egger ist den Geß'schen Anträgen günstig, von denen auch die Stadt Ravensburg Vor­teil ziehen würde. Es sprechen noch Rembold, Prälat v. Weitbrecht, Hanßmann (Balingen), Frhr. v. Wöll- warth, Storz.

Deutsches Reichstag.

* Berlin, 22. März. Der Reichstag erledigte das Postdampfer-Gesetz in 3. Lesung ohne Debatte und nahm dann die Novelle zum Branntweinsteuer-Gesetz in Abwesenheit des Referenten ohne jede Debatte in 2. Lesung an. Ein Antrag Förster (Antis.) aus Erlaß eines Verbotes des Verkaufs von ungereinigtem suselhaltigen Branntwein zu Tcinkzwecken wird nach längerer Debatte abgelehnt. 8 1 des Gesetzes betr. die Entschädigung unschuldig Verurteilter wird dann mit 172 gegen 36 Stimmen angenommen und darauf auch das ganze Gesetz, zugleich eine Resolution auf Vorlegung eines Gesetzentwurfs betreffend die Ent­schädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft.

WSMsMbKsgLscher Landtag

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 18. März. (187. Sitzung.) Tages­ordnung : Versassungsrevision. (Fortsetzung.) Vor dem Eintritt in die Tagesordnung teilt Abgeordneter Freiherr von Wächter-Spittler mit. daß er an Stelle des verstorbenen Abgeordneten von Gültlingen zum Vorsitzenden der Geschüftsordnungskommission gewählt worden sei. Sofort ergreift Ministerpräsident von Mrttnacht das Wort. Nachdem er gestern in persön­licher Sache geantwortet hat, erwidert er heute auf die sachlichen Ausführungen des Abg. v. Geß über die Städtcvertrctungen und Proportionalwahl. v. Geß habe gestern zwar so viel gegen das Proportionalwahl­system vorgebracht, daß man es nicht mehr für möglich halten werde, daß er und ein Teil ferner Freunde schließlich für die Revision stimmen werden. Aber v. Geß habe seine Einwendungen mit so guter Laune vorgetragen, daß der Proporz ihm nicht den Humor verdorben habe, und so gebe er die Hoffnung nicht aus, daß schließlich ein Teil der deutschen Partei noch zustimmen werde. Redner antwortet nun aus die Ein­wendungen des Abg. v. Geß. Ernst nehme er die Frage: wohin soll es auf der betretenen Bahn ge­

langen. Daraus erwidere er: dieKonzession derHerrschaft des allgemeinen Stimmrechts für die zweite Kammer sei größer als die Konzession der wenigen Proporz­abgeordneten. Erstere verlangt aber auch die deutsche Partei. Den Bestrebungen, einmal das konservative Gegengewicht der Ersten Kammer auszuschalten, werde die Regierung stets entschiedenen Widerstand leisten. Aus der Rede von Geß könne er aber keine Zusiche­rung entnehmen, daß die deutsche Partei hierin die Regierung unterstützen werde. Daher habe v. Geß kein Recht, Warnungen an die Regierung zu richten. Redner betont besonders, daß so viele konservative Elemente gleichgültig gegenüber dem politischen Leben beiseite stehen, dagegen dann der Regierung Vorwürfe machen, daß sie nicht schneidig genug sei. Daran knicken sie aber nicht, die Regierung zu unterstützen. Diesen konservativen Elementen will die Regierung in der Proportionolwahl ein Mittel geben, sich zu ver­einigen und einen konservativen Ersatz zu schicken. Wie der Proporz wirkt, kann niemand bestimmt Voraussagen. Ein Trost ist, daß ein besserer Ersatz nickt vorgeschlagen worden ist. Sollte der Proporz im schlimmen Sinne wirken, so ist es leicht, ihn wieder aus- zuschalten: was v. Geß will, das können Sie immer wieder haben. Der Städtcantrag von G--ß ick nicht konsequent. Wenn man die Bevölkerungsza'al zum Prinzip erhebt, so muß man sie konsequent un ganzen Lande durchführen. Das will das Land nicht und wir könnten sie auch nicht verkraften. Der Antrag Geß würde eine ungleiche und ungenügende Ver­besserung einführcn und bei Ellwangen über einen 80jährigen Besitzstand Weggehen. Frhr. v. Hermann, an Stelle v. Gültlingens in die Verfassungskommissson gewählt, bedauert, dem Ministerpräsidenten die Gefolg­schaft kündigen zu müssen, die er ihm jahrelang ans voller Ueberzenzung geleistet. Die Ritter stehen nicht auf dem Standpunkt des non possnmus gegen­über der Frage der Aenderung der Verfassung. Aber sie sehen, daß kein konservativer Ersatz für die Privi­legierten geboten werde. Die Privilegierten werden

LESssnachpiHzen,

* Fr enden stadt, 19. März. In Schopfloch hat sich gestern der verheiratete Bauer Christian Kugler, iu den besten Mannesjahren stehend, aber an einer schweren Krankheit leidend, in seiner Wohnstube erhängt. Seit längerer Zeit war, wohl eine Folge seiner Krank­heit, hochgradiger Trübsinn bei ihm wahrzunehmen, so daß ihm die unselige That nicht zur Schuld anzmech- nen ist.

* Calw, 20. März. Der evangelische Kirchen­gesangverein veranstaltete heute in der Stadtkirche seine 100. Aufführung mit dem OratoriumMessias" von Händel. Seit seinem 32jährigen Bestehen hat sich der Verein die Pflege kirchlicher Musik angelegen

L efe f r u t.

Die wahre Freundschaft kann nur bann Für lange Zeit gedeihen Wenn sich der Freund daran gewöhnt, Beständig zu verzeihen.

Iyr Geheimnis.

(Fortsetzung.)

Hauptmann Barlow fuhr nach London und unter­wegs stieg ihm wieder der Gedanke auf, wie anders der Empfang wohl sein würde, wenn er als Besitzer von Lighton Hall zurückgekehrt wäre. Aber wärmer und herzlicher hätte er nicht von Freunden und Be- kannten bewillkommnet werden können. Jeder hatte gehört, wie ruhig und tapfer er seine Enttäuschung hingenommen hatte, und solche Charakterstärke findet überall ihre Anerkennung und Würdigung.

Eine der ersten Gesellschaften, die Paul Barlow mitmachte, war ein Gartenfest der Lady Denham. Er hatte mit dem Sohne derselben verabredet, daß dieser ihn mit seinem Wagen mit hinausnehme nach dem Landsitz seiner Eltern?

Sie werden dort eine ganze Schönheitsgalerie finden," sagte der hoffnungsvolle junge Mann.Ich muß sagen, daß ein wirklich scköneS Weib für mich die Krone der Schöpfung ist. Finden Sie das nicht auch, Barlow?"

Ich habe die größte Hochachtung vor dem weib­lichen Geschlecht," war die ernste Antwort.Die Frage, ob schön oder nicht, habe ich immer erst in zweiter Linie erwogen."

Meiner Meinung nach müßten sie eigentlich alle hübsch sein. Ich möchte wohl wissen, warum es nicht der Fall ist. Ich will Ihnen heute eine Schönheit zeigen und bin überzeugt, Sie werden mir zugeben, daß cs eine Reise von Malta lohnt, sie zu sehen."

Lady Denham begrüßte Paul Barlow in liebens­würdigster Weise.Sie werden viele alte Bekannte hier treffen," sagte sie.die sich auf Ihre Rückkehr freuen. Sir Walter Gordon hat mich soeben erst nach Ihnen gefragt."

Nach weiteren Worten traten neue Gäste heran und Robert Denham zog Paul mit sich fort.Nun auf die Suche nach unserer Schönheit! Ich sehe sie zwar noch nicht, aber meine Mutter erwartet sie be­stimmt, und ohne sie würde dem Feste der Haupt­reiz fehlen."

Sie gingen durch den Park, überall Bekannte begrüßend und einige Worte und Händedrücke wechselnd, plötzlich blieb Robert Denham stehen.Dort ist sie!" rief er aus.Und nun gestehen Sie nur, daß Sie auf allen Ihren Reisen nichts so Vollkommenes gesehen haben."

Paul Barlow blickte nach der bezeichnet«» Richtung und dar Bild, welches sich ihm bot. blieb für alle Zeiten in seinem Gedächtnis stehen. Unter einer blühenden Akazie saß eine jugendliche Gestalt, und die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter fielen, spielten auf ihrem weichen, blonden Haar. In der Hand hielt sie eine weiße Akazienblüte, die einer der vor ihr stehenden Herren eben gepflückt hatte.

Nun,".sagte Robert Denham,was sagen Sie dazu?"

Aber Paul antwortete nicht. Er wußte nicht, wer sie war, die dort saß, ob eine Prinzessin oder Sängerin, es war ihm auch einerlei. Eins nur war ihm klar: er hatte endlich sein Ideal gefunden von dem er oft geträumt, das er aber bisher vergeblich gesucht hatte.Wer ist die Dame? fragte er.

Na endlich," erwiderte Denham.Es ist keine Geringere als Lady Leonie Charnleigh und augenblick­lich die gefeiertste Schönheit in den Vereinigten König­reichen. Soll ich Sie vorstellen?"

Nock nicht," war die Antwort. Er mußte sich sammeln und das stürmische Schlagen fernes Herzens sich erst beruhigen lassen, ehe er sie anredete. Robert Denham sah ihn erstaunt an und fing dann an zu lachen.

Ich hätte nie gedacht, daß Sie so schnell Feuer fingen", sagte er, aber Paul hörte nicht einmal, daß jener sprach, seine Gedanken waren vollständig in An­spruch genommen. Er sah, wie Lady Charnleigh der Mittelpunkt der Gesellschaft war und jeder ein Lächeln, ein Wort von ihr zu erhaschen strebte. Aber was ihn am meisten anzog, war die Unbefangenheit und Natürlichkeit, mit der sie alle Aufmerksamkeiten ent­gegennahm. Erschien sie nicht im geringsten eitel und eingebildet zu machen.

Lange stand Paul Barlow in Leonies Anblick versunken, endlich sah er Lady Denham in der Nähe und ging auf sie zu, ihr eifrig etwas sagend.

Gewiß!" erwiderte sie und führte ihn zu der Gruppe unter der Akazie.

Lady Charnleigh," sagte sie,Hauptmann Bar-