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Donnerstag, 17. Mlärz
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
ll Der Berliner Barrikaden-Kampf.
Unter all' den blutigen Ereignissen, welche im März 1848 Europa bewegten, war der Berliner Barri- kaden-Komps vom 18. März und m der Morgenfrühe des folgenden Tages der blutigste und umfangreichste. Was ihn besonders bemerkenswert macht, istdieThat- sache, daß alle politischen Forderungen, um welche es sich damals in Berlin handelte, vom König Friedrich Wilhelm IV. bereits bewilligt waren, das entsetzliche Blutvergießen also keinerlei praktischen Wert hatte. Einzelheiten des Kampfes sind heute noch immer nickt völlig aufgeklärt, wir stellen in der folgenden Schilderung die abweichenden Berichte einander gegenüber. Wenn dieser Bürgerkamps für Deutschland die neue Bewegung erst recht ins Rollen brachte, so bedeutet er doch für unsere heutige Zeit eine bitterernste Mahnung: nicht im Kampf der Bürger, nur durch Einigkeit der Bürger ist Großes zu erringen.
Die Berliner Bevölkerung war durch den Zusammenbruch des französischen Königsthrones lebhaft bewegt worden, immerhin verging aber noch einige Zeit, bis man daran dachte, in eigener Sacke politische Forderungen zu stellen. Vom 6. März ab fanden bei den bekannten Restourationslokalen der Zelten im Tiergarten täglich Versammlungen statt, in welchen die Zeitsorderungen: Verfassung, Volksbewaffnung und Preßfreiheit gestellt wurden. An eine thätliche Auflehnung dachte aber kein Berliner. Das änderte sich unter dem Einfluß der täglich wachsenden Erregung und unter den Hetzworten fremder Agitatoren. Es wird bestritten, daß solche ausgetreten seien, ist aber nicht zu leugnen. Am 13. und 14. März kam es zu leichteren, am 15. und 16. März zu ernsteren Zusammenstößen mit Garde-Infanterie und Kavallerie, welche die Menschenmassen zerstreuen sollten. Es gab Tote und Verwundete, und das vergossene Blut schärfte die Erbitterung auf das Höchste. Die Soldaten wurden wieder durch Schmähungen unendlich gereizt.
Es ist das Unglück gewesen, daß wohlmeinende und vermittelnde Männer in diesen Tagen fehlten. König Friedrich Wilhelm IV. wollte Reformen gewähren, aber keine konststutionslle Verfassung. Kein beschriebenes Blatt Paprer sollte sich zwischen König und Volk drängen. In der Bevölkerung schob man
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Kannst du nicht wie ein Adler fliegen,
Kletl're nur Schritt für Schritt bergan!
Wer mit Mühe den Gipfel gewann,
Hot auch die Welt zu Füßen liegen.
Ißr Geheimnis.
Roman aus dem Englischen der Lady G. Robertson.
(Fortsetzung.)
„Habe ich Sie erzürnt, Lady Charnleigh?" fragte er leise.
„O, nein, nein," erwiderte sie.
„Ich fange an neidisch auf Ihre Blumen zu werden, Sie beschäftigen sich nur mit ihnen. Bitte sehen Sie wich an und geben Sie mir hiernach einmal die Versicherung, daß Sie mir nicht böse sind."
Sie stand auf und wandte sich ihm zu, während ein tiefes Rot ihr Gesicht überzog, ein reizvolles Bild der Jugend, Schönheit und erwachender Liebe.
„Ich glaube, der Walzer ist zu Ende, wir müssen in den Ballsaal zurückkehren, denn ich bin zum nächsten Tanz engagiert." sagte sie, obgleich sie viel lieber noch geblieben wäre.
„Ihre Güte macht mich kühn, Lady Charnleigh," bemerkte Sir Gordon, „ich möchte mir noch eine Gunst erbitten."
„Und welche?" fragte sie.
„Schenken Sie mir eine Chrysanthemumblüte! Aber nicht eine von den Pflanzen hier gepflückte, sondern aus Ihrem Boukett, eine von denen, die Sie den ganzen Abend in der Hand gehalten haben."
die Verantwortung dem Prinzen von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., zu, völlig ungerechtfertigt. Dem Prinzen lag nichts am Herzen, als die Erhaltung der Ruhe. Inzwischen gährte es in den preußischen Rheinlanden bedenklich, eine Deputation erschien im Berliner Schlosse und stellte unverhüllt die Gefahr eines Abfalles dar. Da endlich gab der König nach. Er versprach Einberufung des Vereinigten Landtages, Preßfreiheit, eine großoeutsche Politik, alles Wesentliche, was verlangt war.
Das war am Vormittage des 18. März gewesen, eines prachtvollen Frühlingstages. Gegen Mittag zog eine Deputation der Stadt, von Tausenden von Bürgern aus alle» Ständen begleitet, ins Schloß, um dem Könige ebenfalls die Wünsche nach Reformen vorzu- trogen. Friedrich Wilhelm IV. ging aus alles Wesentliche ein, er trat mit dem Bürgermeister Naumeyr auf den Balkon und das Haupt der Stadt rief die Antwort des Monarchen den auf dem Platze versammelten Tausenden zu. Stürmischer Jubel erbrauste, der ganze Zwist erschien gehoben. Da kam das Verhängnis.
Immer neue Menschenmaffen strömten nach dem Schlosse, der Jubellärm ward größer und größer. Jetzt rückte Garde-Jnfanterie ins Schloß ein, die bei den letzten Zusammenstößen am 15. und 16. März geschossen hatte, und nun wurden erst einzelne, dann tausende von Stimmen laut: „Militär zurück!" Der Lärm wurde so gewaltig, oaß der König Befehl gab, den Platz zu räumen. Die nunmehr folgende kritische Episode stellen wir nach den Worten von Augenzeugen dar: Eine Schwadron Dragoner trieb mit angefaßtem Säbel, nickt in Attacke, die Menge in die auf den SLloßplatz mündende breite Straße, während später Infanterie die Neu-Andrängenden nach der seitwärts gelegenen Kurfürstenbrücke und folgenden Königsstraße drängte. Da erschollen zwei Schüsse; einem Soldaten war das Gewehr entfallen, auf ein anderes Gewehr hatte jemand aus der Menge geschlagen. Ein Befehl zum Schießen war also nicht erfolgt, auch ist niemand verwundet.
Die Wirkung dieser Schüsse war eine entsetzliche: „Verrat, man mordet das Volk!", so erscholl es, im Nu war der Platz leer, eine große, im Schlosse ausgehängte Fahne mit dem Worte „Ein Mißverständnis",
Sie zögerte einen Augenblick, dann zog sie eine Blüte aus ihrem Strauß und gab sie ihm. Er drückte sie ehrerbietig an seine Lippen.
Das Rauschen seidener Schleppen setzte die jungen Leute in die Wirklichkeit zurück, und die Herzogin von Rockhampton, die auf der Schwelle erschien, rief aus: „Meine liebe Lady Charnleigh, es freut mich, daß Sie Zeit gefunden haben, sich etwas auszuruhen." Als sie eine von Leonies Blumen in Sir Gordons Hand sah, flog ein Schatten des Unmuts über ihr Gesicht, und sie fuhr fort: „Hoffentlich sind Sie nicht zu ermüdet, denn der Ballsaal kann seine Hauptzierde nicht entbehren. Es wurde schon von allen Seiten nach Ihnen gefragt."
Sir Walter Gordon sah ein, daß er jetzt überflüssig sei und zog sich zurück. Lady Charnleigh wurde im Tanzsaal gleich wieder von Lord Falcon in Anspruch genommen, und der Rest des Abends verging ihr wie ein Traum. Sie wurde überall gefeiert, alles lag ihr zu Füßen, und wohl selten hatte ein junges Mädchen bei ihrem ersten Auftreten in der großen Welt einen so durchschlagenden Erfolg errungen.
Als Lady Leonie Charnleigh nach ibrer Rückkehr von dem Balle ihre kostbare Toilette abgelegt hatte und in einem spitzenbesetzten Negligee im Sessel lag, zu erregt, um schon Ruhe zu finden, trat Lady Km- shawe ein, um ihr gute Nacht zu wünschen.
„Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr ich von dem Ball entzückt bin," rief das junge Mädchen au», „er übertraf noch meine Erwartungen."
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fand keine Beachtung mehr, überall wuchsen mit Zauber" schnelle Barrikaden aus dem Boden. Daß aber un" saubere Elemente sich in die Bewegung gedrängt hatten, ergiebt sich daraus, daß schon vor den beiden Schüssen der an der preußischen Bank in der Jägerstraße stehende Militär-Wachposten angegriffen und ermordet wurde. (Schluß folgt.)
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 15. März. Der Reichstag begann Leute die 2. Lesung der Militärstrafprozeßordnung. Der preußische Kriegsmiuister leitete sie mit einer längeren Rede ein, in welcher er die große Sorge hervorhob, mit welcher die Militärverwaltung der neuen Ordnung der Dinge entgegensehe und die Kommissions- beschlüsie als eine im Allgemeinen geeignete Grundlage der Verständigung erklärte. Um diese Verständigung zu sichern, empfehle er aber die Annahme der konservativen Abänderungsanträge (das heißt im Wesentlichen die Wiederherstellung der Regierungsvorlage). § 1, der diejenigen Militürpersonen ansührt, welche wegen aller strafbaren Handlungen der Militärgerichtsbarkeit unterliegen sollen, wurde nach längerer Debatte un- , verändert angenommen. Gegen die von freisinniger j und sozialdemokratischer Seite gestellten Anträge betreffend die Behandlung der zur Disposition gestellten Offiziere sprachen im Interesse des Zustandekommen» des Gesetzes die Abgg. Bassermann (natl.) Gröber (Ctr.), von Staudy (kons.). Bei dem 8 2, der von den Personen des beurlaubten Stande» handelt, entspann sich eine scharfe Auseinandersetzung zwischen den Abgeordneten Munkel und Gröber wegen der Verdienste des Letzteren um die Vorlage. Eine Auseinandersetzung, welche sich erst recht zuspitzte, als der Abg. Munckel namentliche Abstimmung über seinen Antrag verlangte, die Duellvergehen der Offiziere des beurlaubten Standes der bürgerlichen Gerichtsbarkeit zu überweisen) Bei der Abstimmung hierüber ergab sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses.
LandeSnachrichte«.
* Alten steig, 16. März. (Weidmanns Heil!) Der K. Forstwart Krauß in Spielberg hat gestern abend m der Nähe des Orts eine Schnepfe geschossen.
„Sollte nicht ein gewisser jemand dazu beigetragen haben, daß es Ihnen so gut gefiel?"
Leonie wurde dunkelrot.
„Er gehört unstreitig zu den feinsten und vornehmsten jungen Männer in England," fuhr die Dame fort, „und wie begeistert er von Ihnen war."
„Glauben Sie das wirklich, Tantchen?"
„Ja, und verschiedene Damen sagten mir, wie enthusiastisch Lord Falcon sich über Sie ausgesprochen hätte?"
„Lord Falcon?" wiederholte Leonie in einem sehr enttäuschten Tone, „ich wußte nicht, daß Sie den meinten!"
Lady Fanshawe sah erstaunt aus. „Wer sonst könnte Ihnen so gefallen haben?" fragte sie.
„Ach, niemand besonders, alle," erwiderte Leonie schnell, „ich hatte mehrere sehr nette Tänzer."
„Aber doch wohl keinen, der Lord Falcon gleich käme," meinte Lady Fanshawe. „Sie fragten mich heuie morgen, was die Ehe Ihnen noch geben könnte. Wenn Sie Lord Falcon heiraten, eine Herzogskrone."
„Vielleicht will Lord Falcon mich gar nicht heiraten, warf Leonie ein.
„O, ich kenne die Herzogin und weiß, daß sie e» sehr wünscht. Doch nun gute Nacht, Liebste, schlafen Sie wohl und träumen Sie süß von allem, was Sie erlebt haben."
Leonie war ermüdet, aber vorläufig kam kein Schlaf in ihre Augen. Sie öffnete das Fenster, ließ die wonnig-linde Mailuft um ihre Schläfe spielen und sah zu dem sternenbesäten Himmelszelt hinauf.