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Sonntag.

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Samstag, 5. Marz

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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1898 .

sZ Wie es in der Welt steht.

Während die Gewißheit über die Annahme der Marinevorlage auch nach der jüngsten Kommissions­sitzung befestigt worden ist, stehen die Chancen für die Militärstrafprozrßreform recht ungünstig, so daß es für wahrscheinlich gilt, daß der Reformentwurf ent­weder gar nicht zur parlamentarischen Verabschiedung gelangt, oder aber abgelehnt, resp. von den Verb. Re­gierungen für unannehmbar erklärt wird. Der Rest der schwachen Hoffnung auf das Zustandekommen dieses so lange erwarteten Gesetzentwurfs ist infolge der Auseinandersetzungen zwischen dem preußischen und dem bayerischen Regierungsvertreter in der Commissions­sitzung fast völlig geschwunden. Fällt aber die Militär­strafprozeßordnung dies Mal, so wird man zweifels­ohne lange warten können, bis dem Reichstage ein neuer Entwurf unterbreitet werden wird.

Der Verlauf der ostasiatischen Frage ist für Deutschland bisher ein hoch erfreulicher geblieben, auch die Zukunft erscheint Vertrauen erweckend. Diese viel versprechende Erwerbung in Ostasien hat in be­wundernswerter Weise das Nationalgefühl gehoben, unter ihrem Zeichen wird sich die Annahme der Marinevorlage vollziehen und selbst auf die Reichs­lagswahlen wird sie noch von Einfluß sein. Daß die Vorbereitungen für diese Neuwahlen schon auf der ganzen Linie mit Eifer in Angriff genommen worden sind, ist sehr recht gethon, da man ganz im Ungewissen darüber ist, wenn die Wähler zur Urne werden ge­rufen werden. Es ist nämlich ebensowohl möglich, daß die Wahlen schon im Mai als daß sie erst im Herbste stattfinden werden. Und gerüstet wollen die Parteien alle in den Wahlkampf eintreten.

In Frankreich beherrscht die Dreyfus- und die Zola-Angelegenheit mit ihren zahllosen Anhängseln noch immer die öffentliche Meinung vollkommen; in Oesterreich-Ungarn dauert der Partei- und Raffenhader "-«.auch nach dem Schluß der böhmischen Landtage fort. Infolge des schurkischen Attentats ist der König von Griechenland bei den Hellenen wieder in die alte Gunst eingetreten, deren er sich vor dem unglücklichen Kriege mit der Pforte erfreute.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 1. März. Der Reichstag setzte heute die Debatte über dre Mißstände im Eisenbahnwesen fort, ohne zu Ende zu kommen. Die Abgg. Frhr. v. Stumm und Graf Limburg-Stirum nahmen die preußische Eiseubahnverwaltung gegen die Angriffe in Schutz und machten dem Reichstag den Vorwurf, daß er durch seine Verhandlungen die Beunruhigung im Lande vermehre, während die Abgg. Dr. H am­mach er, Rösike und Lenzmann in entschiedener Weise die Reformbedürftigkeit der herrschenden Zu­stände darlegten.

zrarrdeSnachrichten.

* Alten st erg, 4. März. Die Versammlung am Mittwoch abend, welche zwecks Erörterung der Gründung einer Realschule einberufen war begegnete großem Interesse, denn die Wirtschaftslokale im Waldhorn waren dicht besetzt. Herr Kameralverwalter Schmidt eröffnete die Versammlung mit der Betonung, daß es dankbar zu begrüßen sei wenn die Sachlage vom fachmännischen Standpunkte aus beleuchtet werde. Nachdem Herr Kameralverwalter die Teilnehmer willkommen geheißen, erteilte er Herrn Reallehrer Sturm von Nagold das Wort. Herr Sturm befürwortete in längerer Ausführung warm die Gründung einer Realschule in Verbindung mit der bestehenden Lateinschule und hob hervor, daß im Zeichen des zunehmenden Verkehrs die praktische Ausbildung der Realschule statt der klassischen der Lateinschule für die Handels-und Gewerbetreibenden den Vorzug ver­diene, besonders wegen der Pflege der lebenden modernen französischen und englischen Sprache statt der toten lateinischen. Das Bestreben, Realschulen zu gründen, datiere tvO Jahre zurück und heute gebe es

im Lande neben ca. 8000 Latein- 9000 Realschüler. Die Realschule biete für das praktische bürgerliche Erwerbs­leben die Ausbildung, während die Lateinschule heute noch wie von Alters her die Vorbildung zum Staatsexamen betreibe und diese Aufgabe redlich und treu erfülle. Nach­dem Herr Sturm seinen Vortragbeendet, griff Herr Prä­zeptor Dr. Wagner zum'Wort und führte hauptsächlich aus: Es sei ganz richtig, wenn unsere gegenwärtige Zeit verlange, daß die alten Geleise der Schule ver­lassen werden; der Vorredner habe aber die Latein­schule gef childert, wie sie früher bestaujM^bat, also nach dem alten System. Die Kritik^WWMe jedoch die hiesige Schule in gar keines Welse. Seit der Neuorganisation der hies. Lateinschule, welche im vorigen Jahr stattgefundea hat, sei speziell die hiesige in jeder Hinsicht leistungsfähiger als die neuzugründende Realschule, sie verfolge keine unprak­tischen Ziele, sondern sie habe sich aus dem Bedürfnis herausgestaltet. Die hiesige Bürgerschaft habe keinen Anlaß, sich nach einer Schule zu sehnen, die eher weniger als mehr biete, aber erhöhte Ansprüche an den Geldbeutel stelle, auch komme der erzieherische Wert sehr in Betracht, der darin liege, wenn die Schüler aller Bevölkerungsklasfen in einer Schule bei einander sitzen. Die hiesige Lateinschule, die seit einem Jahr auch die Realien in den Lehrplan ausgenommen habe, sei eigentlich jetzt eher ein Realgymnasium als eine Lateinschule u. der Schüler, welcher sie absolviert, habe eine größere Auswahl, welchem Berufe er sich zuwen­den wolle. Der Lehrplan sei von der Oberschulbehörde als gut und richtig anerkannt worden. Schließlich sei bemerkt, daß aus dem Gang der fachmännischen Er­läuterungen ersichtlich war, daß vor der Neuorganisation der Lateinschule der Wunsch nach einer Realschule be­rechtigt war, jetzt aber nickt mehr und die Stimmung der Versammlung ging deshalb dahin: Behalten wir, was wir haben." Allgemein anerkannt wurde, daß durch die Versammlung Licht in die An­gelegenheit gekommen und daß dies kein Fehler ist, betonte auch der Vorsitzende in den Worten, mit wel­chen er die Versammlung schloß.

-u. Alten steig, 4. März. Ein junger Bursche von Fünfbronn, dem es beim Schießen anläßlich einer Hochzeit die Pistole zerriß, wodurch die Hand schwer verletzt wurde, kam vor einigen Tagen hierher in den Spital, wo ihm, wie wir hören, bereits zwei Finger abgenommen werden mußten.

Alte «steig. (Eingesandi.) (Homöopathischer Verein.) Am nächsten Sonntag wird der Vorstand des Homöopath. Vereins Ealw über ein für jedermann wichtiges Thema sprechen, handelt eS sich ja darum, die bewährtesten VorbeugungS- und Heilmittel der Homöopathie, die sichere und schnelle Hilfe, welche sie bei den häufigsten Krankheiten gewährt, kennen zu lernen. Wir können nur jedem empfehlen, eine Stunde der Sache zu widmen und sein Wissen auch in dieser Hinsicht zu erweitern, damit er im Notfälle von der homöopathischen Hausapotheke zu seinem eigenen Wohle Gebrauch machen kann. W.

* Nagold, 2. März. Dem Stadtpfarrer Dieterle hier ist das erledigte Dekanat Münsingen übertragen worden.

* Göttelfingen. Die Wild- und Auerhahn­jagd unserer Markung wurde am 26. Februar auf dem Rathaus verpachtet. Der Preis ging über alle Erwartungen hinaus. Während diese Jagd vor 12 Jahren 300 Mk. und vor 6 Jahren 620 Mk. kostete, stieg jetzt der Preis auf 1400 Mk. Die innere Jagd ging um 899 Mk. an Baron von Speier aus Basel über, die äußere Jagd ersteigerte Bierbrauereibesitzer Senner aus Grünwinkel um 500 Mk.

* Vom Lande, 3. März. Es herrscht da und dort unter den Kindern die bedauerliche Unsitte, fremde Häuser mit Kreide, Kohle, Ziegelsteinen und dergl. zu beschmieren und mit Aufschriften, häufig unsittlichen Inhalts, zu versehen, ferner Schmutz an die Häuser zu werfen, von den Sockeln Stücke abzuschlagen u. s. w. Dieser Unfug wird aber nicht nur an Privat- sondern auch an öffentlichen Gebäuden und sonstigem öffent­lichen Eigentum rc. verübt, weshalb es gut sein dürste, wenn die Herren Lehrer und Eltern ihre Schüler und

Kinder vor dergleichen, Unfug dringend warnen wür­den. Beim Betretungsfall würde derselbe der Be­strafung unterliegen.

* Vom oberen Kinzigthal, 2. März. Mit erneuter Heftigkeit ist heute der Winter in unser Thal eingekehrt. Auf starken Weststurm in vergangener Nacht stellte sich heute früh bei einer Temperatur von 2 Gr. R. starker Schneefall ein. In unseren Wäl­dern, an den Winterhalden und auf den umliegenden Höhen lagert noch viel alter Schnee, der nun wieder bedeutenden Zuwachs erhalten hat. Auch im Thal hat sich im Laufe des Vormittags eine ziemlich starke Schneedecke gebildet, doch scheint dieselbe nicht von Bestand zu sein.

* Balingen, 2. März. Durch den plötzlichen Witterungswechsel der letzten Zeit hat sich in hiesiger Stadt der so gefürchtet? WürgengelDiphteritis" fühl­bar gemacht und mehrere Kinder im Alter von 25 Jahren dahingerafft. So verlor ein Elternpaar dieser Tage 2 Mädchen; nachdem das eine beerdigt war, starb andern Tags auch das Schwesterchen und es bangt darum manchem Elternherz um seine geliebten Kinder.

* Stuttgart, 2. März. Der Gesetzentwurf über die Religionsreservalien führt in seinem begründenden Teile aus, daß die Regierung sich auf den Boden des Kammerbeschlusses stelle, der eine Verpflichtung der Staatsbeamten zum Eintritt in die evangelische Kirchenregierung bekanntlich abgelehnt hat: Ferner heißt es: Nachdem auch die kirchlichen Gesetzgebungs­organe sich grundsätzlich im Hinblick auf die durch den Beschluß der Kammer der Abgeordneten gegebene Sachlage mit dem Verzicht aui die staatsgesetzliche Verpflichtung einverstanden erklärt haben, kann die Regierung um so weniger Bedenken tragen, auch auf der neuen, durch den Beschluß der Kammer der Abgeord­neten gegebenen Grundlage in Uebereinstimmung mit den kirchlichen Organen das begonnene Gesetzgebungs­werk weiter zu führen, als eine andere Lösung der Frage nicht in Aussicht genommen werden kann und der Abschluß der schwierigen gesetzgeberischen Auf­gabe in thunlicher Bälde ebenso sehr im Interesse des Staates als der evangelischen Kirche geboten, wie auch ein allgemeiner Wunsch des Landes ist.

* Stuttgart, 3. März. Zu der Nachricht der Württb. Bolksztg." über eine Mißstimmung, die bei den Festlichkeiten zum Geburtstage des Königs zwischen dem König und dem Ministerpräsidenten Freiherrn von Mittnacht entstanden sein sollen, wird in gut unterrichteten Kreisen erzählt, daß thatsächlich infolge eines Vergehens auf dem Gebiete der Etikette bei dem Empfang eine Verstimmung eingetreten war, die andern Tages ausgeglichen wurde. Eine politische Bedeutung hat der Vorfall jn keiner Weise.

* Jn Stuttgart fand am Dienstag eine Schuh­macherversammlung statt, in der ein von der Torif- kommiffion aufgestellter Lohntarif, sowie eine von der gleichen Kommission geprüfte Werkstattordnung ein­stimmig angenommen wurden. Eine Lohnkommission wurde beauftragt, den Tarif in geeigneter Weise aus­zuarbeiten und den Arbeitgebern als Forderung der Arbeiter vorzulegen.

* Abtsgmünd, 1. März. Jn einer Versamm­lung von Vertretern von 17 Molkereien wurde über die Bezahlung der Milch nach dem Fettgehalt Bera­tung gepflogen und eine Eingabe an die kgl. Zentral­stelle für die Landwirtschaft beschlossen, es möchten die Kosten der chemischen Untersuchung der Milch vom Staat übernommen werden. Bis jetzt wurde allgemein die Erfahrung gemacht, daß die Milch seit Einsührung der chemischen Untersuchung eine qualitativ bessere und ertragsreichere geworden.

*Neresheim, 1. März. Soeben kommt von Nördlingen die Kunde, daß Schultheiß Heckmann von Ohmenheim in einem Walde bei Hödingen (Nördlingen) gefunden worden sei; er hat mittels des Strickes, den er in Schweindorf gekauft hatte, seinem Leben ein Ende gemacht.