Pfandscheine selbst ausgefertigt und hierzu die Unter­schrift der Entringer Gemeinderäte gefälscht hatte; hier­durch war es ihm gelungen, nicht nur in Entringen, sondern auch in Tübingen Gelder aufzunehmen, von welchen die Gläubiger wohl nicht mehr viel erhalten werden. In Kayh stürzte ein junger Mann in der Scheuer von der Leiter herab und erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald nachher seinenGeistaushauchte.

* Berlin, 24. Febr. Die Budgetkommission des Reichstags hat die Beratung des Flottengesetzes be­gonnen. Der Eindruck dieser ersten Sitzung ist, daß für die materiellen Forderungen des Gesetzes, d. h. also für die Zahl der verlangten Schiffe, eine große Mehrheit vorhanden ist. Dieser Eindruck muß so stark sein, daß die Opposition, die Herr Eugen Richter führt, eine Beteiligung an der Generaldebatte nicht mehr für notwendig hielt. Herr Richter wurde pro­voziert, das Wort zu nehmen. Er erklärte aber, weil zwecklos, darauf zu verzichten, es sei denn, daß sich demnächst bei der Spezialberatung noch die Möglich­keit darbiete, eventuelle Abänderungen herbeizuführen. Der Kampf wird sich in der Hauptsache um die Be­willigung auf sieben Jahre drehen.

* Berlin, 24. Febr. Der Prozeß Zola wird von sämtlichen Blättern als ein überaus wichtiges Symptom der gegenwärtigen Zustände Frankreichs ernst gewürdigt und es wird mit mehr oder minderer Bestimmtheit das Prozeßverfahren als ein unter dem Druck der Armee vollzogener Rechtsbruch gekennzeichnet.

* In Göttin gen hat sich der Verwaltungs­sekretär der dortigen Kliniken, Zimmer, erschossen, nach­dem er feine Frau durch einen Revolverschuß lebens­gefährlich verwundet hatte.

*Jn Oberwüsten im Lippeschen hat sich ein Pärchen verheiratet, dessen Altersunterschied gerade 60 Jahre beträgt; Sie ist 20, Er 80 Jahre alt.

* Ein verbrecherischer Plan gegen Linen Eisenbahn­zug ist, wie aus Dortmund gemeldet wird, noch rechtzeitig entdeckt worden. Der Streckenwärter der Linie Köln-Minden fand gestern mittag zwischen Rauxel und Herne an den Schienen ein in eine Zeitung ge­wickeltes Packetchen, das er aufhob. Nachdem er das Papier entfernt und einen Lappen beseitigt hatte, fand er sechs Dynamitpatronen, die mit Zündschnur ver­sehen waren. Die Schnur war abgebrannt, jedoch wahrscheinlich infolge des Regens oder des Windes erloschen. Wären die Patronen zur Explosion gelangt, so würde unstreitig die Schiene zerstört worden und der folgende Zug unrettbar zur Entgleisung gekommen sein. Das Verbrechen ist am Hellen Tage ausgeführt worden, was dadurch möglich wurde, daß die Strecke an jener Stelle durch den Wald geht, der Verbrecher also leicht ohne Gefahr kommen und verschwinden konnte.

Ausländisches.

* Paris, 24. Febr. Die Kammer-Tribünen sind überfüllt; die Deputierten sind sehr zahlreich auf ihren Bänken. Auf der Ministerbank befinden sich Msline und Kriegsminister Billot. Der Präsident Brisson ver­liest die eingereichten Interpellations-Gesuche, darunter die Interpellation Hubbard über die Intervention der Generäle im Schwurgerichtssaal und die Interpellation

Ihr Geheimnis.

Roman aus dem Englischen der Lady G. Robertson.

(Nachdruck verboten.) i.

Am Ufer des hier mäßig breiten Flusses lag ein altes, aus grauen Steinen erbautes Gebäude, welches in früheren Zeiten wohl vornehmen Familien zum Aufenthaltsort gedient haben mochte. Jetzt sah es anders darin aus. Die stattlichen Räume schauten keine Feste mehr, ein düsterer Ernst lag über ihnen, und über der Thür des Hauses stand mit großen Buchstaben:Pensionat für junge Mädchen."

Vergeblich suchte der Sonnenschein mit seinen Strahlen einzudringen. Die Fenster waren geschlossen, die Vorhänge niedergelassen, denn Miß Templeton, die Vorsteherin, fand, daß die Sonne nur Schaden anrichte, da sie sowohl die Farbe aus Gardinen und Teppichen zog als auch die jungen Herzen der Schülerinnen oft mit Sehnsucht und Lebenslust erfüllte, die ihren Studien nur nachteilig sein konnten.

Aber draußen lag alles in desto hellerem Glanze. Hinter dem Hause erstreckte sich ein freier Platz, auf welchem Spiele gemacht wurden, und daran schloß sich ein etwas altmodischer Garten mit hohen Hecken und Laubengängen.

Ein schmaler Bach trennte Miß Templetons Reich von dem anstoßenden Wäldchen. Am Rande des Baches saß an einem strahlenden Sommermorgen ein junges Mädchen von achtzehn Jahren unter einer Gruppe hoher Eichen.

Sie lauschte dem Plätschern des Wassers und dem

Castelin über die Mittel, mit denen die Regierung die Dreyfus-Campagne beenden will. (Beifall rechts.) Msline erbittet die sofortige Beratung. Hubbard be­steigt die Tribüne und erklärt, er wolle in keiner Weise auf den Grund des Prozesses Zola eingehen. Das sei eine gerichtliche Angelegenheit, in die das Parla­ment sich nicht einzumischen habe. Hubbard erbittet sich aber Aufschluß vom Kriegsminister, ob er den militärischen Zeugen den Befehl gegeben habe, ihre Aussage mit Berufung auf das Amtsgeheimnis zu ver­weigern, wie sie dies gethan haben. Hubbard würde einen solchen Befehl und die Berufung auf das Amts- geheimnis begreifen. In Erstaunen gesetzt habe ihn nur, daß in den letzten Tagen zwei Generäle dieses Schweigen plötzlich gebrochen und Aussagen gemacht haben, die nichts mit dem Gegenstand des Prozesses zu thun hatten und sogar über den Gerichtsbeschluß hinausgingen, der das Terrain des Prozesses abgegrenzt hat. Hubbard verliest die Erklärungen des Generals Pellieux vor dem Schwurgericht (Beifall rechts; Rufe: Ec hat recht gethan! Lärm bei den Sozialisten). Hubbard verliest hieraus die Erklärungen des Genecal- stabchefs Boisdeffre vor dem Schwurgericht (Beifall rechts; Jaurss ruft: Wenn Boisdeffre demissioniert, kann er nach Madagascar gehen!) Hubbard fragt den Kriegsminister, ob er diese Erklärung des Generals Boisdeffre vorher gekannt und gebilligt habe. Hubbard drückt seine Unruhe aus darüber, daß der Chef des Generalstabs sich direkt an die Geschworenen wendet und deren Urteil zu beeinflussen sucht. Man könnte beinahe aus den Worten Boisdeffces schließen, daß er glaubt, er habe vielleicht eine persönliche Rolle zu spielen. (Lärm rechts und im Centrum; Beifall bei den Sozialisten.) Msline habe hier neulich zuerst das Wort vom neuen Boulangismus gesprochen. (Lärm.) Im Justizpalast habe man Leute geschlagen, dieEs lebe die Republik" gerufen haben. (Lärm.) Jeder Franzose rufeEs lebe die Armee", aber die Armee bestehe aus allen Bürgern, aus Mitgliedern aller Kon­fessionen: sie könne jedoch nicht ausschließlich mit ge­wissen Offizieren in gewissen Bureaux identifiziert wer­den. (Lärm.) Hubbard hofft, der Kriegsminister werde sich nicht mit Jenen solidarisieren, welche die letzten gerichtlichen Ereignisse ausgebsutet haben, um Szenen hervorzurufen, die an die Jahre des Boulangismus erinnern. (Lärm ; die Sozialisten applaudieren.) Die Errungenschaften der Revolution müsse man gegen Alle und unter allen Umständen verteidigen. Hubbard spricht mit Entrüstung von den Reden, die kürzlich in antisemitiscden Versammlungen gehalten wurden, wo die Redner sich gerühmt haben, daß sie Plünderungen und Gewaltthaten gegen Juden verübten. Kabinetts­chef Msline verliest eine lange Rede, die geschickt über die aufgeworfenen Fragen hinweggleitet, um mit voller Schärfe sich gegen die auswärtige Presse zu wenden, was natürlich stürmischen Beifall der Kammer hervor- ruft. Msline schließt: Die Regierung steht vor einer Wunde, die sie zum Vernarben bringen will. Sie wird Allen den Frieden auferlegen (Beifall), sie wird die disziplinarischen Maßnahmen ergreifen, die durch die Umstände erfordert werden. Von morgen an kann Niemand mehr seinen guten Glauben versichern, wenn er den Kampf noch fortsetzt. Die Regierung wird die Gesetze anwenden, über die sie verfügt, und wenn diese

Gesang der Vögel, aber ihr Gesicht zeigte einen ernsten Zug. Der Sonnenschein des Glücks lag nicht in ihren Augen.

Ein Vogel hüpfte von einem Zweig zum andern, sie sah ihm nach und sagte vor sich hin:Wie gern tauschte ich mit dem kleinen Tiere! Das Leben er­scheint mir so langweilig, so eintönig. Schrecklich! Ich bin noch jung, wie soll ich das Dasein ertragen ohne auch nur eines der Dinge, die das Leben er­träglich machen?"

Ein bunter Schmetterling schwebte über dem Bach, sie streckte ihre Hand aus, um ihn zu Haschen, und als sie ihr Bild im Wasser sah. lächelte sie und schaute wieder hinein.

Wenn dies Gesicht einer anderen gehörte, würde man es schön nennen," setzte sie ihr Selbstgespräch fort,aber wer wird mich hübsch finden! Ebensogut könnte ich grundhäßlich sein, es beachtet mich ja doch niemand."

Sich selbst aber hätte das junge Mädchen täglich mit Wohlgefallen betrachten dürfen, denn es sah wie eine Prinzessin aus, so schön, zart und anmutig ach die Zukunft, welche sich ihrem inneren Blicke zeigte, entsprach dieser Erscheinung leider so wenig. Ein leidenschaftliches Auflehnen gegen das Schicksal lag in ihren dunklen Augen, als sie in die Ferne hinaus­blickte.

Es giebt Menschen, die sich Talent und Ruhm wünschen." flüsterte sie vor sich hin;ich sehne mich nur nach Reichtum. Wenn jetzt eine günstige Fee vor mir stände und mir die Erfüllung meines Wunsches

Waffen ungenügend sind, wird sie andere verlangen. (Beifall.) Die Opportunisten Perrier und Lavertujon beantragen eine Tagesordnung, welche die Erklärungen der Regierung billigt. Sie wird angenommen mit 4l6 gegen 57 Stimmen. Mehrere gegenteilige Tages­ordnungen werden abgelehnt.

* Paris, 24. Febr. DerTemps" bringt ein Interview mit dem Obmann der Geschworenen des Zola-Prozesses, Herrn Destrieux, einem großen Holz­händler aus der Pariser Vorstadt Chapelle. Destrieux erzählt: Wir hatten uns nicht mit der Frage der Revision des Dreyfus-ProzesseS zu beschäftigen. Die Verteidiger Drsyfus' können hierzu die gesetzlichen Wege einschlagen und werden sie zweifellos nunmehr einschlagen. Ich glaube sogar, daß sie jetzt mit einem Revisionsgesuch Erfolg haben werden und ich gestehe offen, daß ich selbst dies wünsche. Da Zola den Be­weis für seine Anschuldigung gegen das Kriegsgericht nicht geliefert habe und eine schwere Verleumdung vor­lag, sprachen wir ihn schuldig.

* Brüssel, 24. Febr. Nach einem Gewährs­mann des Brüsseler Soir wissen die Regierungen von Deutschland, Italien und Rußland den Namen des Verfassers des Vorderem:. Derselbe wurde von der französischen Regierung als Spion verwendet, trieb aber gleichzeitig jahrelang Zvionagr für Rechnung auswärtiger Staaten. Die Auswärtigen Aemter in Berlin und Rom besitzen zahlreiche Briefe dieses Spions. Die Handschrift ist identisch mit der des Bordereau. Falls die Pariser Regierung die Revision des Dreyfus-Prozesses endgültig verweigere, werde der Name des wahren Verräters bekannt gegeben werden. Bezüglich Deutschlands wird man hier wohl ein Fragezeichen machen können.

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* Göppingen, 21. Febr. Der heutige Vieh- markt war befahren mit 120 Stück Ochsen, 80 Stück -D- D -8-8

Kühen und 118 Stück Schmalvieh, zusammen 318 Stück. Z ^ M-Z

Die Preise bewegten sich bei Ochsen von 720 bis 'S'Z »'«2

1000 Mark pro Paar, bei Kühen 250 bis 350 Mark .2-8

pro Stück, bei Schmalvieh 130 bis 300 Mk. pro Stück. » Z'

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verspräche, so würde meine einzige Bitte sein: gieb mir eine Stellung in der Welt und das nötige Geld dazu."

Sie horchte auf. Rief da nicht jemand ihren Namen?

Miß Rayner, wo sind Sie nur?" ertönte es wieder.

Einen Augenblick erschrack sie, als sie an ihre Träumereiendachte, dannzog einLächeln über ihr Gesicht.

Ach, es ist ja nur Johann! Ich meine, erkannte mich den letzten Ferientag ungestört genießen lassen. Was kann er nur wollen?"

Leonie Rayner verließ langsam ihren Lieblings­platz und ging auf den alten Mann zu.

Miß Rayner". sagte dieser,es ist Besuch für Sie da."

Ich kenne aber auf der ganzen Welt niemand, Johann, und bin daher neugierig, wer michbesuchen will."

Zwei Herren, die beide wie Advokaten aussehen! Sie fragten nach Miß Rayner, und sagten, daß wichtige Angelegenheiten sie herführten."

Ich komme," erwiderte das junge Mädchen,die Sache wird wohl für Miß Templeton sein."

Sie ging langsam dem Hause zu und sah zu den fest verschlossenen Fenstern hinauf.Wenn die Sonne doch auch Pension zahlen wollte." sagte sie,dann würde ihr der Eintritt nicht verwehrt werden."

Im Hausflur traf sie ein älteres, unfreundlich aussehendes Stubenmädchen.

(Fortsetzung folgt.)

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