Quellen verpachten. Die Verpachtung ist gegenwärtig ausgeschrieben.

* Stuttgart, 15. Febr. Nach einer Bekannt­machung des ev. Konsistorium« imSchulwochenblatt" wird die Belohnung der Leiter der Schulkonserenzen für jede der jährlichen Konferenzen von bisher 25 Mk. auf 40 Mark erhöht. Außer dieser Belohnung erhält der Konferenzleiter noch an Diäten 5 Mark für eine Konferenz an seinem Wohnort und 10 Mark für eine Konferenz außerhalb seines Wohnorts.

* (Kometen.) Das Jahr 1898 ist ein Kometen­jahr. Im April soll der Pons Winnecke'sche Komet, im Mai der Enke'sche Komet, im Juli sollen die von Wolf und Swift entdeckten Kometen und im Laufe des Jahres noch viele andere wieder erscheinen. Auch der berühmte Biela'sche Komet, der zuletzt im Jahre 1852 gesehen wurde, müßte nach den Berechnungen der Astronomen im laufenden Jahr wieder erscheinen, ebenso wie oer Coggin'sche Komet von 1873. Das Erscheinen der beiden zuletzt angeführten Kometen läßt sich nicht bestimmt Voraussagen. Möge sich die An­schauung, daß ein Kometenjahr ein gutes Frucht- und Weinjahr sei, erfüllen!

D Schorndorf. Der Landbriefträger eines be­nachbarten Ortes hatte eine ungestempelte Marke von einem Briefe entfernt und in seinem Nutzen verwendet. Er wurde zu acht Tagen Gefängnis verurteilt.

* Oehringen, 16. Febr. Der am 9. ds. Mts. wiederholt aus dem hiesigen Gerichtsgefängnis ent­wichene Schmied Brehm von Neuenstein ist nun heute wieder hier eingeliefert worden. Er will sich seither im Walde aufgehalten haben. Infolge Erfrierens seiner Füße hielt er es nicht mehr länger aus und hat Hilfe bei seinen Eltern gesucht, woselbst er auch alsbald er­griffen wurde.

* (Verschiedenes.) In Aistaig hat der dortige Schultheiß ein seltenes Stallglück zu verzeichnen. Innerhalb 2'/* Jahren brachte eine Kuh desselben 6 lebende Kälber, dreimal Zwillinge, zur Welt. In Brackenheim hat sich ein 23jähriger junger Mann aus bis jetzt unbekannter Ursache in seinem Bette erschossen. In Balingen brach beim Eisführen eine Brücke. Zum guten Glück kamen der Knecht und die Pferde des Adlerwirts Jetter noch vor dem Zu­sammenbruch darüber, wogegen der schwerbeladene Eis­wagen mit der Brücke niederging. In Wein­garten hatte am Freitag der Mechaniker Kilpus von Ravensburg in der Köpff'schen Klosterbrauerei einen Acetylengasapparat aufgestellt und vorläufig eine Gas­leitung dazu eingerichtet. Mittelst dieser Einrichtung zeigte er nun den zahlreichen Gästen die Entstehung des Acetylengases aus Calciumcarbid, sowie die Händ­ler Prozeß Zola.

* Paris, 16. Febr. General Pellieux wird hierauf vorgerufen. Pellieux anerkennt, daß unter allen Faksimiles, die in der Presse erschienen sind, dasjenige desMatin" am meisten dem Original gleiche; aber das Bordereau, das auf durchsichtigem Papier geschrieben ist, sei auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben; es sei unmöglich, eine Seite des Bordereaus zu photographieren, ohne daß die andere Seite durchscheine; folglich habe man das Facsimile bearbeiten müssen. General Pellieux er­weitert dann seine Aussage zu einer großen feierlichen Rede. Pellieux spricht sein Erstaunen darüber aus, daß die Verteidigung alle Gutachten von Experten ablehne, die nach dem Original gearbeitet und einen Eid geleistet haben, während sie alle Gutachten accep- tiere, die auf Faksimiles gegründet sind und von Experten ausgehen, die mehrfach nur Amateurs seien; sogar einen Ausländer habe man hergeführt. Als Mathieu Dreyfus ihm den Major Esterhazy als den Urheber des Bordereaus denuncierte, ersuchte er um ein neues Gutachten von Schreibexperten über das Bordereau; er wollte aber nicht versprechen, daß er sich diesem unterwerfen werde. Pellieux sah sehr wohl, wenn das neue Gutachten nicht für Dreyfus günstig ausfiele, würde die Familie Dreyfus weitere Gutachten fordern. Um Esterhazy zu verderben, habe man sich nicht mit dem Bordereau begnügt, man habe auch den von Picquart gefundenen Kartenbrief gegen ihn ausgebeutet. Diese Frage sei heute ent­schieden. Pellieux sagt weiter: Die Zeugenaussagen haben erwiesen, daß dieses Dokument nicht autentisch ist. Die Regierung, die auf Grund dieses Dokuments einen Offizier angeklagt hätte, hätte sich lächerlich ge­macht. Da man im KriegSminifterium sah, daß Picquart darauf bestand, Esterhazy wegen dieses nicht autentischen Dokuments anzuklagen hat man Picquart aus dem Kriegsministerium entfernt. Man habe hier stets von der Schrift des Bordereaus gesprochen, aber nichts vom Inhalt desselben. Pellieux will darlegen, daß aus dem Inhalt selbst hervorgehe, das Bordereau könne nicht von Esterhazy geschrieben sein, sondern müsse von einem Artillerie-Offizier aus dem Kriegs­ministerium herrühren. (Beifall.) Labori verlangt

habung des Apparates vor. Die Anwesenden waren von dem prachtvoll Hellen, ruhig strahlenden Lichte entzückt. Gleicherweise konnte man sich von der Ein­fachheit und Handlichkeit des leicht zu befördernden Apparats (System Held) überzeugen. (Das Neueste vom Acetylen ist übrigens, daß aus demselben nun auch Alkohol gewonnen wird.) In Mundels­heim wurde die Leiche des Ehr. Bäuerle aus dem Neckar geländet. Der etwa 60 Jahre alte Mann war infolge einer Krankheit schwermütig geworden und hat anscheinend den Tod gesucht.

D Karlsruhe. Die von der zweiten badischen Kammer genehmigte Errichtung eines Landgerichts in Heidelberg ist deshalb von Wichtigkeit, weil dadurch den Studierenden der Rechte an der Universität die Mög­lichkeit geboten ist, in stetiger Berührung mit der Praxis zu bleiben. Die Stadt Heidelberg wird 100000 Mk. zu den Kosten beisteuern. Erlangen ist nun die einzige Universität ohne Landgericht.

* Letzten Donnerstag waren es 6 Jahre, daß das Konkursverfahren über das Vermögen der Kreditbank Kehl eröffnet wurde. Zum Konkursverwalter wurde Kaufmann Richter aus Straßburg ernannt. Bis heute ist das Konkursverfahren noch nicht beendet. Aus der Masse wurde bis jetzt 45 Prozent ausbezahlt. Durch Gerichtsbeschluß wurden die Aktionäre gezwungen, 20 Prozent auf ihre Aktien an den Konkursverwalter einzuzahlen. Vorgestern kam aus Straßburg die Hiobsbotschaft nach Kehl, daß der Konkursverwalter Kaufmann F. Richter das Weite gesucht habe unter Mitnahme von 100 000 Mk., und daß durch Gerichts­beschluß vom 11. d. M. über das Vermögen des Konkursverwalters Richter das Konkursverfahren er­öffnet wurde. Die Gläubiger der Kreditbank Kehl haben nun das Nachsehen, da Richter den noch zu verteilenden Restbetrag mitgenommen haben soll. Die Erbitterung ist sehr groß.

D In Leipzig tagte eine Kommission von Ver­tretern der deutschen Eisenbahndirektionen im Verein mit deutschen Generalstabsoffizieren, um über den Stand und die etwaige weitere Organisation des deutschen Eisenbahnwesens zur Lösung der ihm in einem Mobil- machuagsfalle obliegenden Aufgaben zu beraten.

* Berlin, 15. Febr. DerReichsanzeiger" meldet: Dem Staatssekretär des Auswärtigen, Staats­minister v. Bülow, wurde der Rote Adlerorden I. Kl. mit Eichenlaub verliehen.

* Berlin, 16. Febr. Wie Premier-Lieutenant Kielmeyer am 1. Februar in einem Kampfe gegen meuterische Waseguha bei Muhenne, so ist Unter­offizier Carsjens am 17. Januar d. I. bei einem

die Herbeirufung Picquart's. (Protest.) Labori sagt, die Proteste lassen ihn gleichgiltig, aber er wolle nur mitteilen, daß er soeben einen Brief der Advokaten erhalten, welche konstatieren, man verhindere die Advokaten, zu manifestieren, erlaube aber den Artillerie- Offizieren in voller Uniform laute Kundgebungen. Pellieux fährt fort: Die von Berheim geliehenen Dokumente waren im Handel zu haben; Esterhazy brauchte sie, um eine Vorlesung über die Artillerie in seinem Regiments zu halten. Oberst Picquart batte, als er die Untersuchung über Esterhazy anstellte, sich den Sekretär Esterhazy's, Hulot, kommen lassen Und hatte ihn gefragt, ob er nicht aus dem Schieß­handbuch von 1894 Copien gemacht habe. Als er dies verneinte, sagte Picquart, daß Hulot nur zu Hause genauer Nachdenken solle; zugleich versprach Picquart dem Hulot, welcher Reservist war, Erleich­terung in seinem Reservedienste. General Pellieux geht auf den Inhalt des Bordereaus über. Dasselbe verspricht zunächst die Lieferung eines Berichtes über die Anwendung der hydraulischen Bremse bei einem gewissen Geschütz. Die Artillerie hüte sehr eifrig ihre Geheimnisse. Pellieux selbst, der dem Generalstabe eines Armeekorps angehört, habe diesen Bericht nicht gekannt; nur im Kriegsministermm sei er be­kannt gewesen. Woher sollte also Esterhazy, Infanterie- Offizier in Rouen, ihn kennen? Das Bordereau ver­spricht ferner eine Notiz über Deckungs-Truppen. Auch diese sei nur im Kriegsministerium bekannt. Der bei der Truppe stehende Offizier kenne nur gewisse Bestimmungen über die Concentration, nicht über die Deckung und die Mobilisation. Das Regiment selbst weiß nicht, wohin es bei einer Mobilisation zu gehen hat. Das Bordereau verspricht ferner die Lieferung gewisser Dokumente über die Artillerie-Formation. Auch diese sei im Kriegsministerium bekannt, während in Rouen nicht einmal Artillerie in Garnison liege. Das Bordereau verspricht die Lieferung einer Note betreffend die Madagaskar-Expedition. Zur Zeit, als das Bordereau geschrieben wurde, war nur im Kriegsministerium bekannt, daß die Land-Armee an der Madagaskar-Expedition teilnehwen sollte. Das Bordereau verspricht ferner die Lieferung des Schieß- Handbuches der Feldartillerie aus dem Jahre 1894.

nächtlichen Ueberfall durch Wahehe gefalle». Privat- briefen aus Kiaotschau zufolge treffen dort mit jedem Dampfer Ansiedler ein. Verschiedene Handwerker aus Shanghai haben sich dort bereits niedergelassen.

* Berlin, 16. Febr. Die erste Liebesgabe für die deutschen Truppen in Kiaotschau wird dieser Tage durch Vermittlung des deutschen General-Konsulats in Schanghai abgesandt werden. Die Berliner Bock­brauerei hat von dem Staatssekretär des Reichsmarine­amts, Kontreadmiral Tirpitz, die Erlaubnis erhalten, 10 Hektoliter ihres Bockbieres den Offizieren und Mann­schaften in Kiaotschau spenden zu dürfen, und die Di­rektion des Norddeutschen Lloyd hat die Beförderung des wohlbekannten Stoffs mittels ihres DampfersPrinz Heinrich" nach Tsintanfort über Schanghai übernommen.

* Berlin, 17. Febr. Das Berliner Tageblatt meldet aus Rom: Als der König abends mit einem Phaeton über den Piazza Spagna mhr, kam plötzlich eine Mietskutsche in den Weg. Die Pferde scheuten und gingen über den Fiaker hinweg. Es wurde nie­mand verletzt. Das Fiakerpferd wurde getötet. Dem König, der selbst das Phaeton lenkte, gelang es dann, die Pferde zum Stehen zu bringen.

* Die Kaiserin ist kränker, als im Reiche bekannt ist. Trotzdem sie erst die dreißiger Jahre zurückgelegt hat. ist ihr Haar schon fast gänzlich gebleicht, und auch ihr Gesicht zeigt ein krankhaftes Aussehen. Sie wird im Frühjahre in Italien Linderung für ihren chronischen Bronchialkatarrh suchen.

* Göttingen, 15. Febr. DerFrkf. Ztg." schreibt man, es kursiere das Gerücht, dem Prof. Nernst sei eine neue Glühlichterfindung um 5 Mill. von Siemens und Halske abgetanst worden. Die Angelegenheit sei zwar noch nicht so weit. Da die Erfindung aber bereits auf dem Patentamt angemeldet sei, so könne mitgeteilt werden, es handle sich um einen etwa drei Centnneter langen und ein halb Centimeter dicken Faden, der an der Luft zum Glühen gebracht werde. Eines Vakuums bedürfe er nicht. Das Licht brauche nur der bisherigen Kraft und Kosten. In 14 Tagen wolle Prof. Nernst einen Vortrag über seine Erfindung vor Fachleuten in Berlin halten.

* Bochum , 17. Febr. DieWestfälische Zeitung" meldet, auf der Zeche Karolinenglück in Herne bei Bochum ereignete sich heute morgen 6 Uhr eine Gruben­katastrophe durch die Explosion schlagender Wetter. Bis 10 Uhr waren 23 Tote geborgen. DieWests. Volksztg." meldet: bis 11 Uhr waren 37 Tote und viele Verletzte aufgefunden. Mcm schätzt die Gesamt­zahl der Toten auf über 50.

* Bochum, 17. Febr. DerWests. Volkszeitung"

Auch dieses Handbuch von 1894 sei nur wenigen Artillerie-Offizieren bekannt, wohl aber wurde es in den Bureaux der Artillerie-Direktion im Kriegsministermm aufbewahrt, wo es Dreyfus zugänglich war. Ein Offizier Bernheim, welcher zufällig auch Israelit sei. behauptete freilich, er habe ein Schieß-Handbuch an Esterhazy geliehen, aber die Untersuchung stellte fest, daß Bernheim ganz unwichtige Anweisungen über das Artillerie-Schießen an Eüerhazy geliehen habe. Pel­lieux kommt zum Schluffe. Er spricht vortrefflich; seine Rede macht sichtlichen Eindruck. Fast nichts, sagt er, bleibt also von dem Gebäude von Hypothesen, das man hier aufgebaut hat. Erstaunlich ist nur, daß man hier gar nicht von der ehrenkränkendeu Anklage spricht, welche Zola gegen die Ojfiziere des Kriegs­gerichts erhoben hat und die allein dem Prozesse zu Grunde liegt. Man hat der Armee den Krieg erklärt. Ich habe die bewundernswerte Rede Jaurss gehört, worin Jauräs zu behaupten wagt, daß der General­stab die zukünftigen Niederlagen vorbereite. Ich habe keine Seele aus Krystall, wie man von Scheurer- Kestner behauptet, aber ich habe eine Soldaten-Seele. Ich erkläre, daß ich entrüstet bin über das, was hier vorgeht. Es ist verbrecherisch, der Armee das Ver­trauen in ihre Führer zu rauben. Was soll unter diesen Umständen aus der Armee am Tage der Ge­fahr werden, der vielleicht näher ist als man glaubt? Wissen Sie, was das bedeutet, meine Herren Ge­schworenen? Das bedeutet, daß man Ihre Söhne zur Schlachtbank führen wird, aber Zola wird mit einem neuen Buche eine neue Schlacht gewinnen und ein neuesDsbLcle" schreiben! (Beifall.) Pellieux fügt hinzu: Man spricht jetzt viel von der Revision des Prozesses Dreyfus. Ich erkläre hier in meinem und im Namen meiner Kameraden, daß die Revision uns gleichgültig ist. Wir wären sogar glücklich ge­wesen, hätte das Kriegericht von 1894 Dreyfus frei­gesprochen, denn dann wäre dargethan gewesen, daß es in der französischen Armee keinen Verräter giebt. Aber wir können nicht zugeben, daß man das Kriegsgericht von 1898 beschimpft, weil es sich geweigert hat, einen Unschuldigen an die Stelle des Schuldigen zu setzen. Pellieux, auf seinen Platz zurückkehrend, ruft dem Publikum zu: Ich will keinen Beifall; ich will Schweigen!