-rutschen Regierung betreffs des Obsteinfuhrverbots, ferner betr. Ausschluß von amerikanischem Rindfleisch und Pferden ersucht.

* New-Jork, 12. Februar. Von dem am 6. Februar erfolgten Untergang des DampfersBeendam" berichtet dasNeue Wiener Tagblatt": Die Mann­schaft desSt. Louis" erzählt:Sonntag nachts 1 Uhr hörten wir plötzlich Notsignale; Kanonenschüsse wurden abgegeben und Raketen stiegen auf. Unser Kapitän gab sofort Befehl, den Kurs zu ändern, und alsbald fanden wir den holländischen DampferVeen- dam" im schnellen Sinken begriffen. Er war an ein unter Wasser schwimmendes Wrack angefahren. Es ge­lang, die Equipage, sowie sämtliche Fahrgäste, zu­sammen 212 Personen, zu retten und mit Hilfe von Seilen an Bord desSt. Louis" zu hissen. Unter Len Passagieren befand sich auch ein vr. g'uris Galovics und seine Gattin, beide aus Pest; das Ehepaar be­fand sich auf der Hochzeitsreise. Kaum war das Rettungs­werk vollendet, als derBeendam", der überdies noch in Brand geriet, vor unseren Augen in der Tiefe ver­sank." In Newyork ist es aber bereits bekannt, daß ein Pester Richter Namens Or. Galovics vor einigen Wochen ein Fräulein Banyai geheiratet hat und ihr gleich darauf mit der Mitgift durchgegangen ist, so­wie daß er zusammen mit seiner Geliebten, einer ge­schiedenen Börseanersgattin Namens Popper, die Flucht ergriffen hat. Der Gauner gab also auf dem Schiffs, mit welchem er reiste, seine Geliebte für seine betrogene Frau aus und thut dies auch hier. Uebrigens hat er auf dem gesunkenenVeendam" sein gesamtes Gepäck, Dokumente, Schmuck, Wertpapiere und Geld zurück­gelassen, sodaß er bettelarm hierhergekommen ist. Viel­leicht ist das für die Leute, die er betrog, ein Trost.

* Newyork, 15. Febr. Wie berichtet wird, sei der DampferClara New ada", von Jumeau City (Alaska) nach Seattle (Washington) unterwegs, in der Nähe der Küste von Alaska in Folge einer Kessel­explosion innerhalb 20 Minuten gesunken. Die Be­mannung und die Reisenden, deren Zahl nicht bekannt ist, dürften ums Leben gekommen sein.

* (Die reichste Kirche.) Man berichtet aus New- Jork: Die reichste Kirche der Welt ist wahrscheinlich die hiesige Irirütv 6burvb am Brodway. Sie besitzt 10000Ö00 Doll. Das riesige Vermögen ist durch die ungeheure Erhöhung des Werts des Grundeigen­tums auf der Manhattan-Insel entstanden. Vor 2 Jahrhunderten schenkte die britische Regierung der Kirche eine alte Farm auf der Insel. Dieses Stück Land liegt jetzt im Geschäftsmittelpunkt von New-Uork.

* Peking, 13. Febr. Die chinesische Regierung hat an Frankreich die Entschädigung von Fr. 100000 bezahlt, die für die Familie des französischen Ingenieurs gefordert wurde, der in Tonkin von chinesischen Briganten gefangen genommen war.

Vermischtes.

* Im Saa r koh len gebi et, unweit der preußisch. Pfälzischen Grenze befindet sich derbrennende Berg", ein Hügel, in dessen Innern ein Steinkohlenflötz vor vielen Jahren in Brand geraten ist. Die unter der Erde weiterfrcssende Glut, die bisher allen Löschver­

suchen gespottet hat. giebt sich auch durch aus dem Boden dringende Rauchsäulen und die hohe Bodeu- temperatur äußerlich zu erkennen. Wie berichtet wird, hat sich der Brand neuerdings plötzlich einen weiteren Ausgang geschaffen zwischen Dudweiler und Reuweiler am Bergmannspsad. Die neue Ausbruchstelle, die dicht unter einem Baume ist, stößt eine starke Rauch­säule aus. An einer alten Ausbruchstelle am Weiher ist eine starke Buche eingestürzt. Bei näherer Be­sichtigung zeigte sich, daß die Wurzeln verbrannt waren.

ss Die Wohnungsdesinfektion, die nach dem jetzigen Verfahren der Karbolbehandlung der Möbel und Utensilien und der Abreibung der Wände ein Schrecken aller Betroffenen ist und bekanntlich meist erhebliche Schäden verursacht, war neuerdings im städtischen Krankenhaus zu Charlottenburg bei Berlin der Gegenstand interessanter experimenteller Untersuchungen. Diese haben ein Verfahren ermittelt, das bei geringeren Kosten nicht nur alle diese Uebel- stände vermeidet, sondern auch eine viel zuverlässigere Desinfektion sichert. Die Bett- und Leibwäsche, so­wie Decken und Matratzen werden, wie bisher, durch heißen Wasserdampf desinfiziert. Alle Gegenstände im Zimmer werden von der Wand abgerückt, Kissen, Polster u. dergl. auf Stuhllehnen oder ausgespannten Leinen so hingelegt, daß Dämpfe von allen Seiten herandringen können. Alsdann werden in dem fest- geschlossenen Raum Formalindämpfe zur Entwickelung gebracht und der Raum 24 Stunden lang diesen Dämpfen ausgesetzt. Nach dieser Zeit wird der Staub gekehrt und verbrannt und nach erfolgter Lüftung kann das Zimmer sofort wieder in Benutzung genom­men werden. Bei den in Charlottenburg angestellten Versuchen blieben bei diesem Verfahren die verschiedent- sten Gegenstände selbst empfindlichster Art ohne jede Beschädigung.

* Es ist unbegreiflich, warum das auswärtige Amt fremde Schreibweise nachahmt, und das ehrliche deutsche au" in Kiau tschau durch das künstlich zusammen­gereimteao" ersetzt hat. Das Reichspostamt ist klüger. Es schreibt Kiautschau. Einige Spottverschen der Lustigen Blätter" sind nicht unberechtigt.

Am Montag macht man künstlich blao.

Die deutsche Katze macht miao,

Gar bald wird dieser neue Last Dem deutschen Ohre höchst vertraot.

Die alte Schreibart klang so traorig,

Die neue klingt weit minder schaorig,

Und weil wir fest an diese glaoben,

Soll kein Professor sie uns raoben

Mit bunten Federn prahlt der Mao,

Tyras, der Reichshund, bellt wao, wao,

Tavote schreibtIm LiebeSraosch"

Und pensioniert wird Herr von Taosch,

Das neue Werk von Johann Straoß Erringt sich stürmischen Applaos,

Die Praxis zeigt es ganz genao,

Denn alle Theorie grao!

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 14.Febr. (Landes-Produkten-Börse.) Ju der abgelaufenen Woche konnte sich Getreide weiter befestigen. Dis Offerten von Amerika und Argentinien

find nicht belangreich und solche von Rußland äußerst schwach. England und Belgien nahmen verschiedene Ladungen Weizen aus dem Markt zu vollen Preisen. Hier bewegte sich das Geschäft in engen Grenzen, weil immer noch die Mühlen wegen zu schwacher Mehlpreise nicht einkaufen können. Die Landmärkte sind schwach befahren bei durchweg höheren Preisen. Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart, je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ. Mk. 20.25 bis 29.75, bayer. Mk. 21 bis 22, Ulka Mk. 21.75 bis 22.50. Saxonska Mk. 22.25 bis 22.75, Amevik. Mk. 22.50 bis 22.75, Kernen Oberländer Mk. 21.75 bis 22, Unterländer Mk. 21.50. Dinkel Mk. 13.60 bis 14.20, Roggen russ. Mk. 16.25 bis 16.75, Gerste, württ. Mk. 19 bis 19.50, Pfälzer Mk. 21.25 bis 21.50, kaliforn. prima Mk. 21.50, Haber württ. Mk. 13.50 bis 14.50, prima Mk. 15.50 bis 16, russ. Mk. 16.25 bis 16.75, Mais MixÄ> prompte Lieferung Mk. 11.50, Februar April Mk. 11.25, weißer amerikanisch Mk. 11.50, Donau Mk. 12 bis 12.25, Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr: 0 Mk. 34 bis 35, dto. Nr. 1: Mk. 32 bis 33, dto. Nr. 2 Mk. 30.50 bis 31.50, dto. Nr. 3: Mk. 29 bis 29.50, dto. Nr. 4: Mk. 25 bis 25.50. Suppen­gries: Mk. 34.50 bis 35.50. Kleie Mk. 8.

* Mengen, 9. Febr. Der heutige Fastnacht- Jahrmarkt war trotz der schlechten Witterung gut be­fahren. Es waren ca. 400 Stück Rindvieh zugeführt, worunter je 20 Farren und Ochsen. Der Handel ging lebhaft, da viele Händler am Platze waren. Ca. 2/z der Zufuhr fand guten Absatz bei ziemlich gleich bleibenden Preisen. Für trächtige Kalbinnen wurden bezahlt 315350 Mark.

Neueste Nachrichten.

* Budapest, 15. Febr. Neueren Nachrichten zufolge war der gestrige Zusammenstoß der Bauern mit Militär in Czigand weit blutiger, als anfänglich gemeldet wurde. Das Militär wurde angeblich an­gegriffen und gab Frontfeuer: 27 Personen wurden schwer Verletzt.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenfteig.

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Ccspieux-Jamtti m rcht eins lang: Aussige, um darzu- thun, daß ihn TeyssomwKks gestern verleumdete, als er behauptete, Crepieux-Jamin habe ihn bestechen wollen. Im Gegenteil habe Teyssonnwres ihm allerlei Fallen stellen wollen. Crepieux teilt mit, er habe zuerst an die Schuld des Dreysus geglaubt; als er aber das Bordereau mit Briefen von Dreysus verglich, habe er seine Meinung geändert. Mulinier, Professor an der Urkunden-Akademie, versichert auf Ehre und Gewissen, daß er nach sorgfältiger Unter­suchung erklären müsse, das Bordereau sei von der Schrift Esterhazy's. Molinier gibt dafür eine ausführliche Begründung. Auf die Frage des Prä­sidenten konstatiert Molimer, daß er nicht nach Originalen, sondern nach Faksimiles gearbeitet habe. Die Verteidiger verlesen das Resultat der kommissa­rischen Vernehmung, die der Untersuchungsrichter Ber- tulus bei Frau de Boulancy und Fräulein Blanche de Comminges vorgenommeii hat. Frau de Boulancy sagte unter Eid aus, daß sie thatsächlich Briefe Ester- hazi's besitze, die ebenso beleidigende Aeußerungen gegen Frankreich und die französische Armee enthalten, wie der bekannte Ulanen-Bries. Diese Briefe habe sie an einem sicheren Orte untergebracht, um sich ihrer zur Verteidigung gegen die Fülschungsanklage zu be­dienen. die man gegen sie erhoben hat. Esterhazy habe sie durch mehrere Zuschriften dringend um die Herausgabe dieser Briese ersucht, auch sei er mehr­mals persönlich gekommen; sie habe ihn aber niemals in ihre Wohnung eingelassen und mit ihm nur durch die angelehnte Thür gesprochen, die durch eine Sicher­

beilskette geschützt war. (Heiterkeit.) Esterhazy habe bei diesen Besuchen dringend die Herausgabe der Briefe verlangt; sie habe dies abgelehnt, aber verspro­chen, daß sie die Briefe nicht publizieren werde. Die Verteidiger beantragen eine neue kommissarische Vernehmung der Frau de Boulancy über die Frage, ob nicht die Briefe Esterhazy's, die sie besitze, folgende Phrasen enthalten:General Saussier ist ein Clown; di« Deutschen würden ihn in einen Circus stecken." Zweite Phrase:Wenn die Preußen nur bis Lyon kämen, könnten sie ihre Gewehre wsgwerfen und die Franzosen mit ihren Stöcken vor sich herjagen." Der Gerichtshof vertagt den Beschluß über diesen Antrag auf morgen. Molinier, Konservator am Louvre, Bruder des bereits erwähnten Molinier, sagt, er habe sich viel mit Handschnsten-Untersuchungen zu wissenschaft­lichen Zwecken beschäftigt. Er findet eine absolute vollständige Ähnlichkeit zwischen dem Bordereau und der Handschrift in Esterhazy's Briefen. Ein Gelehrter, der gelegentlich einer wissenschaftlichen Untersuchung diese Dokumente zu prüfen hätte und diese Ähnlichkeit nicht sehen würde, wäre für immer disqualificiert.

* (Der letzte König von Polen.) Am 12. Februar waren es hundert Jahre, seit der letzte König von Polen Stanislaus ll. August, gestorben ist. Er war als Sohn des Gsasen Stanislaus Poniatowski und der Fürstin Konstantia C;artoryiska am 17. Jan. 1732 in Wolcjyn geboren. Ju seiner Jugend besuchte er Paris. 1752 wurde er Landbote des Reichstags, in dem er sich durch seine Beredsamkeit auszeichnele.

König August 111. sandte ihn an die Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, wo er sich di; Gunst der Groß­fürstin, der spätern Kaiserin Katharina 11., erwarb. Durch ihren Einfluß wurde er nach dem Tode Augusts 111. im Jahre 1663 auf dem Reichstage zu Warschau zum König gewählt. Ein Freund der Wissenschaften und Künste, verstand er es nicht, das Wohl seines Vaterlandes zu fördern, da es ihm an Kraft fehlte, den Adel zu zügeln und sich vou der ruffischen Politik frei zu machen. Der unzufriedene Adel trat daher mehrfach zu Verbänden zusammen und erklärte den Tbron für erledigt. In der Nacht zum 3. November 1771 wurde Stanislaus von Verschworenen ans Warschau entführt; doch gelang es ihm, nach War­schau zurückzukehren. Als im Jahre 1772 die erste Teilung Polens vollzogen wurde, erhob er vergebens Einspruch. Durch die Annahme der Verfassung vom 3. Mai 1791 gewann er zwar die Achtung seines Volke« wieder und schien entschlossen, dem Zorne der russischen Kaiserin Trotz zu bieten, aber schnell durch Preußens und Rußlands Drohungen entmutigt, trat er der neuen Conjöderation zu Targowitz bei und empörte dadurch den besseren Teil der Nation, ohne doch, was er wollte, Polen mit Rußland zu versöhnen. Sein Widerspruch gegen die zweite Teilung Polens im Jahre 1793 hatte zur Folge, daß ihn Katharina nach Grodno bringen ließ, wo er den dritten Teilungs- Vertrag unterzeichnen und am 25. November 1795 abdanken mußte. Nach dem Tode Kith irinas berief ihn Paul i, nach Petersburg, wo er bis zu seinem Tode mit «wem Ruhegehalt von 200000 Dukaten lebte.