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Donnerstag, 17. Jebruar
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1898.
Bewerbungen um den landwirtschaftlichen Septemberpieis find spätestens bis zum !. Juli d. I. mit einem Beibericht deS Oberarms und einer Aeuherung des landwittschastlichen Beznks- »eieins begleitet bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzureichen.
Lettischer Reichstag.
* Berlin, 12. Febr. Der Reichstag erledigte heute den Etat der Schutzgebiete unverändert. Eine längere Diskussion knüpfte sich an die Forderung für die Bahnbauten in Ostafrika und Südwestafrika. Namentlich die letztere wurde von dem Abg. Richter lebhaft bekämpft, während Landeshauptmann Major Lrutwein ebenso lebhaft für sie eintrat, da ohne diese Bahn die Kolonien nicht lebensfähig sein würden.
* Berlin, 14. Febr. Tagesordnung: Aenderung der Konkursordnung. Abg. Rintelen (Zentr.): Man muß her der Kovkursordnung auf das praktische Leben Rücksicht nehmen. Die meisten Konkurse beträfen kleinere Geschäfte, groß sei der Schaden der sogenannten Konkursausverkäuse. Bei der bestehenden Konkursordnung sei der Konkurs vielfach ein gutes Geschäft, ebenso sei der Zwangsvergleich viel zu leicht zulässig. Redner bittet um eingehende Prüfung der Entwürfe. — Abg. Gamp (Reichsp.): Man hätte den Termin der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches um 5 Jahre hinausschieben sollen (Widerspruch), um olle diese schwierigen Materien in Muße zu erledigen. So müsse man sich große Reserven auferlegen, um nur das Notwendigste fertig zu stellen. Beim Zwangsvergleich müssen ein höherer Prozentsatz und schärfere Bestimmungen festgesetzt werden. Es liegt eine Regierungsvorlage und ein Entwurf vom Zentrum vor, beide Vorlagen werden an die Sechser-Kommission verwiesen. — Hierauf befaßte sich das Haus wieder mit der zweiten Beratung des Etats, Zölle und Verbrauchssteuern. Schließlich wurde noch der Import und der Export von Fahrrädern erörtert und dann die weitere Debatte auf morgen 2 Uhr vertagt.
Lattdesnachrichten.
* Bergwerksbesitzcr Gustav Brake, der neue Besitzer des Bades Tein ach, beasichtigt dasselbe zu verpachten. In dem Verpochtungsinserat heißt es u. a.: Bisherige Frequenz mindestens 1500 Kurgäste; Mine- ralwasferversand mindestens l^/e Millionen Flaschen, kann bei den bestehenden Einrichtungen auf ca. 5 Millionen erhöht werden. Wasserversand und Hotel können entweder zusammen oder getrennt verpachtet werden.
* Calw, 12. Febr. Da die Stadtgemeinde für eine große Zahl Armer einen Zuschuß zur Aufbringung des Mielspreises für Wohnungen geben oder sogar die ganze Miete bezahlen muß, so hat sie gestern zwei Bauplätze um 1800 Mk. gekauft, um darauf zwei Gebäude aufführen zu können, welche zur Unterbringung unterstützungsbedürftiger Einwohner dienen sollen. Diese Häuser sollen noch in diesem Jahr neben dA Gasfabrik erstellt werden.
* S. K. M. hat am 1. ds. Mts. dem Gesuche der bürgerlichen Kollegien von Reichenbach, OA. Freudenstadt, um Genehmigung der Abänderung des Ortsnamens „Reichenbach" in „Klosterreichenbach" entsprochen.
* Tuttlingen, 14. Febr. Seit letzten Samstag sind nun hier 40 Telephonanschlüsse zu verzeichnen. Sobald Anschluß an die Schweiz und Elsaß, um welchen der Gewerbeverein petitionirt hat, eingerichtet sein wird, wird sich die Zahl der Telephonabonnenten beträchtlich steigern, ebenso auch dann, wenn die Jahres- taxe, die für kleine Plätze entschieden zu hoch ist, ermäßigt werden sollte, worüber wie wir erfahren, Erwägungen angestellt werden.
* Stuttgart, 13. Febr. Die Wasserrechtskommission der Abgeordnetenkammer beendigte am Samstag den 12. ds. Mts. die zweite Lesung. Bei mehreren Artikeln wurde abweichend von der ersten Lesung der
Regierungsentwurf ganz oder teilweise mit Stimmenmehrheit wieder hergcstellt. Eine besonders lange und lebhafte Erörterung knüpfte sich an den von der ersten Lesung in Bezug auf die Organisation fast einstimmig gefaßten Beschluß, ein Zentrolwasseramt zu errichten, das die staatliche Aufsicht über die öffentlichen Gewässer zu führen und die Befugnisse, die seither die Kceisregierungen für Verleihungen rc. batten, und die Führung der mit Einführung des Gesetzes anzulegenden Wasserrechtsbücher zu übernehmen hätte. Von Seiten der Regierungsvertreter wurde die Schaff- ung eines derartigen Zentralamtes entschieden bekämpft, hauptsächlich wurde ausgeführt, daß damit konsequenter Weise und zum Nachteile der Gewerbe und besonders der lästigen gewerblichen Anlagen, die um Wasser- nutzungnachsuchen,eineTrennungdergewerbepolizeilichen und wasserpolizeilichen Befugnisse, die seither bei der Kreisregierung vereinigt waren, erfolgen müßte und danach durch die geforderte richtige Ausstattung mit dem nötigen Personal von Verwaltungs-, juridischen und technischen Beamten ein unverhältnismäßig großer Aufwand für Gehälter und Schaffung der nötigen Räumlichkeiten entstehen würde. Dagegen wurde seitens der Regierung in Aussicht gestellt, künftig den Kreisregierungen je einen Techniker mit beratender Stimme beizugeben und die Befugnis einzuräumen, bei Verhandlungen je zwei Vertreter der Landwirtschaft und der Gewerbe, wie sie von der Kommission für das Wasseramt in Volschlag'gebracht waren, beizuzichen. Die Kommission, die sich den erhobenen Einwendungen nicht ganz anschließen konnte, beschloß, die Schlußabstimmung über diese Organisationsfrage bis auf weiteres noch ans- zusetzen.
* Stuttgart, 13. Febr. Die erste Handelsbeziehung zwischen Württemberg und Kiau Tschau ist von der hiesigen Firma „Kohlensäure-Industrie Dr. Raydt" angeknüpft worden. Bei deren Münchner Hause hat ein Herr, der in Kiau Tschau ein Hotel „Zum deutschen Kaiser" zu errichten beabsichtigt, für dieses einen Mineralwasser-Apparat nebst einer Anzahl von Stahlcylindern mit flüssiger Kohlensäure in Auftrag gegeben. Die bestellten Gegenstände sind bereits unterwegs, um am 20. d. M. von Bremerhaven aus mit einem Lloyddampfer nach Kiau Tschau befördert zu werden. Die flüssige Kohlensäure stammt aus dem in Eyach gelegenen Kohlensäurewelk genannter Firma, so daß man demnächst in unserer neuen Kolonie Gelegenheit haben wird, chinesisches mit echt württembergischer Kohlensäure imprägniertes Wasser zu trinken.
* Stuttgart, 15. Febr. Die Finänzkommission beschäftigte sich mit der Gehaltsvorlage und nahm außerdem einen Antrag Haußmann's an, den Finanzminister zu ersuchen, Auskunft zu geben, welchen Einfluß die Annahme der M a r in e v o r la g e auf die Finanzen Württembergs in den nächsten sieben Jahren haben werde.
* Eisenbahn-Kredite werden in dem eben den Ständen zugegangenen Gesetzentwurf verlangt für die Eisenbahn Beilstein-Heilbronn 500 000 Mk., Kirchheim u. T.-Oberlenningen 1050 000 Mk., sowie 812 000 Mk. für die Erwerbung der Privateisenbahn von Unterboihingen nach Kirchheim u. T., Blaufelden-Langenburg 738 000 Mk., Freudenstadt-Reichenbach 500000 Mk. (erste Rate), Biberach-Aepfingen-Ochsenhaufen 1093000 Mark; zu dem Bau einer Privateisenbahn von Möck- mühl nach Dörzbach wird als erste Rate 270000 Mk. gefordert. Für die Vermehrung des Fahrbetriebs- Materials werden 1 260 000 Mk. verlangt und endlich für die Post- und Telegraphenverwaltung 517 900 Mk., und zwar für Herstellung von Postgebäuden in Cannstatt, Kirchheim u. T., Eßlingen und Schwenningen.
* Nach dem Beschluß der Verfassungskommission, für jeden einzelnen Punkt des Entwurfs eine Zweidrittelmehrheit zu verlangen, obwohl in früheren Fällen die Kammer sich anders entschieden hat, dürfte das Zustandekommen der Verfassungsreform gefährdet, jedenfalls sehr erschwert sein. Bei den wich
tigsten Einzelabschnitten der Reform wird eine solch große Mehrheit schwer zusammcnzubringen sein. ES wird sich nun zunächst fragen, ob die Kammer dem Beschluß der Kommission beitritt.
* Ueber das „schlafende Mädchen" von Nend ingen erhält der „St.-A." folgende weitere Mitteilungen: Das Befinden der Johanna Mattes ist im wesentlichen unverändert. Etwas wenigstens hat es gesprochen, auch etwas Wasser zu sich genommen, dagegen hat es sich bis zur Stunde geweigert etwas zu essen. Da zu befürchten wäre, daß die Verdauungsorgane schließlich eiuschrumpfen, hat man heute früh mit künstlicher Ernährung begonnen und ihm mittels eines Schlauches etwas Milch zugeführt. So hofft man, es nach und nach wieder zu Kräften zu bringen. Professor v. Liebermeister glaubt, das Kind retten zu können. Ueber den Charakter der Krankheit läßt sich vorläufig noch nichts Bestimmtes sagen, und es wird vorderhand kein ärztlicher Berichtausgegeben. Die in den letzten Tagen von einigen Blättern ausgegebenen Nachrichten waren voreilig.
* (Verschiedenes.) Nachdem volle 3 Monate die Maul- und Klauenseuche in Fellbach geherrscht, wodurch 32 Stallungen mit 113 Stück Vieh verseucht wurden, ist dieselbe nun erloschen. Die dortige Gemeinde hat durch die Seuche erheblichen Schaden erlitten, indem aller Viehhandel lahm gelegt und der Milchabsotz und die Nachzucht eingeschränst war. — In Hohenstaufen wurde der Rechner der Gemeindepflege verhaftet. Derselbe hatte sich schon feit längerer Zeit Unterschlagungen von Geldern und unrichtige Führung der Bücher zu schulden kommen lassen.
— In Rinderfeld ist das Rathaus größtenteils ausgebrannt. Wichtige Bücher und Akten sind zu Grunde gegangen. Das Feuer soll durch Unvorsichtigkeit entstanden sein. — Bei der in Blaubeuren stattgefundenen Wahl eines Stadtschultheißen wurde Stadtschultheißenamtsverweser Schäfer von dort mit 163 von 347 abgegebenen Stimmen gewählt. — In Kleinsachsenheim wurde ein 20jähriger Bauernsohn von einem gleichaltrigen Fabrikarbeiter nach vorausgegangenew kurzem Wortwechsel erstochen. — In Roßwaag machte der Metzger David Burkhardt die Anzeige, es seien ihm aus seiner Wohnung daselbst 2800 Mk., welche er von einem aufgenommenen Anlehen noch nicht ausbezahlt gehabt habe, gestohlen worden. Wenige Tage nachher hat nun B. eingestanden, er selbst habe es in seinem Garten versteckt gehabt. Das Geld ist beigebracht. — Eine große Freude wurde dieser Tage einem 80jährigen, in recht dürftigen Verhältnissen lebenden Bürger in Giengen a. Brenz zu teil. Der alte Mann erhielt von der Jnvaliditäts- u. Altersvcrsicherungsanstalt mit Wirkung vom 1. Januar 1891 an eine Altersrente zugebilligt, so daß ihm 765 Mk. 40 Pfg. nachbezahlt wurden.
— Der wegen Verdachts der Brandstiftung in Untersuchungshaft zu Besigheim befindliche Lehrling des Schmiedes Lippot in Bönnigheim, in dessen Wohnhause in der Nacht vom 13. auf 14. Februar Feuer ausgebrochen war, legte nun in Gegenwart der Staatsanwaltschaft ein Geständnis dahin ab, das Feuer gelegt zu haben, um auf diese Weise aus seiner Lehrstelle zu entkommen. — In der Portlandzement- Fabrik in Lauffen a. N. stürzte ein mit frischgebranntem Klinker beladener Rollwagen auf einen jungen Arbeiter herab. Der Arbeiter erlittt so schwere Brandwunden am ganzen Körper, daß er schwerlich mit dem Leben davonkommen wird.
* Karlsruhe, 14 Febr. (Sympathiekundgebung für die Deutschen Oesterreichs ) Die südwestdeutschen Vereine der deutschen Stuoenten, vertreten von den Universitäten Heidelberg, Straßburg, Tübingen, Bonn, sowie von den technischen Hochschulen Darmstadt und Karlsruhe veranstaltete am Samstag hier eine Sympathiekundgebung für die Deutschen Oesterreichs. Ost-
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