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1898.

Deutscher Reichstag.

* Berlin. 3. Febr. T.-O.: 2. Beratung des Etats der Reichspost- und Telegraphenverwaltung. Einnahmen. Abg. Paasche (natl.): Die Einnahmen seien erfreulich gestiegen. Abg. Müller-Sagau geht aus die in Aussicht gestellte Postreform ein. Die Frage der Privatposten sei eine überaus schwierige. Die Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der Privat- Unternehmungen seien nicht so groß, daß man mit der Keule der Gesetzgebung diesen blühenden Erwerbszweig totschlagen dürfe. Eine Aenderung des Postzeitungs- tarises sei dringend zu wünschen. Der Zeitungsverkehr sei enorm gestiegen. Alle Parteien hätten allerdings in der Kommission anerkannt, daß die Zeitungsverleger kein Recht hätten, aus dem Staatssäckel zu profitieren. Wünschenswert sei die Herabsetzung der Telegramm­gebühren. Staatssekretär v. Podbielski: Die Einnahmen sind um über 8°/» gestiegen, eingestellt haben wir nur 5"/o im Einvernehmen mit dem Reichs- amte. Die Ermäßigung der Portogebühren werde angestrebt. Eine Vorlage darüber liege dem Bundes­rat vor, sie enthalte u. a. die Frage der Erhöhung des Gewichtes. Zs liegt in meiner Absicht, dos, was in allen großen Ländern rechtens ist, hier einznsühren, daß der geschlossene Brief, der allgemeinen, der Reichs­post Vorbehalten bleibe. Ein Gesetz hierüber geht hoffentlich in dieser Session Ihnen zu. Seit August wird daran gearbeitet. Der telegraphische Verkehr erfordere erhebliche Zuschüsse aus Reichsmitteln, bei dem Telephonwesen stehe die Rechnung günstiger. Die Fernsprecheinrichtung sollte möglichst allen Kreisen der Bevölkerung zugängig gemacht werden, auch aus dem stacken Lande. Eine Reform deS Postzeitungs- tarifes soll nächstes Jahr an die Reihe kommen, so­dann eine Neuregelung des Telegraphen- und Telephon- Verkehrs, zuletzt eine Reform der Personalverhältnisse. (Beifall.) Gras Stolberg-Wcrnigerode be­grüßte die Reformthätigkeit des Staatssekretärs und befürwortet die Beseitigung der Privatposten, welche kein Recht ans Entschädigung haben. Abg. Gamp (Rcichsp.) bemerkt, gegen die Privatposten muß schonend vorgegangen werden, insbesondere müßte den Unter- beamten der Uebertritt zur Reichspost erleichtert werden. Der Telephonverkehr erfordere eine ausgedehnte Pflege. Die Annahme von medizinischen Sendungen außerhalb

der Schalterstunde solle von dem Zuschlagsporto be­freit werden. Staatssekretär v. Podbielski bemerkt weiter, dies sei nicht gut angängig, da die Verwaltung den Grundsatz habe, sich um den Inhalt der Pakete nicht zu kümmern. Abg. Singer (Soz.) führt aus, die Rede des Staatssekretärs erinnere an das geflügelte Wort seines Vatersvor Paris nichts neues." (Heiterkeit.) Die notwendigen Reformen müßten doch weiter gefördert werden. Eine Beseitigung der Privatposten ohne Entschädigung sei rechtswidrig. Die Personalreform dürfe nicht in den Hintergrund gezogen werden. Das Telephonwesen sei nicht vom Gesichtspunkt des Einbringens der Kosten zu behandeln.

Staatssekretär Podbielski entgegnet, die An­hänger des 8-Stunden-Tages könnten doch nicht ver­langen, daß er täglich dreimal 8 Stunden arbeite. (Heiterkeit.) Die Gesetzentwürfe ließen sich doch nicht aus den Aermeln schütteln. Für den Postanweisungs­und Postnachnahmeverkehr sollen Erleichterungen vor­geschlagen werden. Abg. Hammacher (natl.) befürwortet die baldige Erledigung der Frage der Privatposten, welche eine maßvolle Entschädigung ver­dienen. Für die Erweiterung des Telephonverkehrs dürften keine Kosten gescheut werden. Hieraus werden die Eimiabmen bewilligt. Die Beratung der Ausgaben beginnt beim TitelGehalt des Staatssekretärs".

Abg. Werner (Antis.) befürwortet den Kommissions­antrag, die Gehaltserhöhung des Staatssekretärs zu streichen, da eine Ausbesserung der Postunterbeamten nicht erfolgte. Redner verlangt Erweiterung der Sonntagsruhe. Darauf vertagt sich das Haus.

LaudeSnachrlchte«.

* Alten steig, 5. Febr. Vor einigen Tagen wurde das Dienstmädchen des Wirts Theurer angeb­lich an Influenza erkrankt in das Spital ausgenommen. Gestern wurde nun im Abort der Wirtschaft ein totes Kind aufgesunden und ist das Mädchen verdächtig, dasselbe hincmgeworfen zu haben. Die Section der Leiche wird morgen Sonntag vor sich gehen.

* Tübingen, 2. Febr. (Strafkammer.) Wegen schweren Diebstahls, Hausfriedensbruchs und Wider­stands gegen die Staatsgewalt hatte sich in der drei Tage andauernden Verhandlung zu verantworten der ledige 29 Jahre alte Bäcker Josef Köhler von Unter­

thalheim, welcher im Jahre 1891 von der Straf­kammer Tübingen wegen eines Diebstahls in der Kaserne hier und wegen eines an dem türkischen Oberst­lieutenant Mustapha Bey aus Konstantinopel in Oberndorf verübten Diebstahls zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Wegen des Diebstahls an M. Bey war von einer anderen Strafkammer ein Bäcker aus Rotteuburg verurteilt und in Strafverbüßung be­griffen. Als aber bei Köhler anläßlich der Durch­suchung seiner Effekten wegen des Kasernendiebstahls das Säckchen des M. Bey, in dem sich das gestohlene Geld befunden hatte, gefunden wurde, wurde Köhler auch wegen dieses Diebstahls prozessiert und ver­urteilt. Nach seiner vorläufigen Entlastung aus dem Zuchthaus in Ludwigsburg ist der Angeklagte auf dem Honauhof bei Buchau in den Dienst getreten und hat dort ausgeholfen, bis seine Strafzeit abgelaufen war. Dann begann er sein früheres verbrecherisches Treiben. Er drang im Dezember 1896 ins Bahn­warthaus Nr. 66 der Bahnstrecke Hochdorf-Altheim und es ist ihm in dieser Richtung ein Hausfriedens­bruch zur Last gelegt; von diesem Haus aus unter­nahm er seine Strafthaten. Er stahl dem Bahn­wärter Singer vom Bahndamm weg eine Bahnwärter­haue, sogenannte Daxel, und hiemit verschaffte er sich, wie Spuren in dem nicht durchbrochenen Teil der Wand deutlich zeigten, Eingang ins Haus des Acciser Stopper in Baisingen, wo er auch einen Eisenstab vor dem Kellerfenster wegriß. Er entwendete dem Stopper 61 Mk. Am 27. Dezember 1896 wurde er im Hause des Krämers Lutz in Unterthalheim, in das er sich eingeschlichen hatte, auf der obersten Bühne unter einer Bettdecke liegend angetroffen. Er gab vor, sich wegen Krankheit hier niedcrgelegt zu haben. Auf der unteren Bühne wurde aber der Daxel mit Schnee bei den Schuhen des Angeklagten entdeckt. Dieser Umstand und die Thatsache, daß er schon früher Most aus diesem Haufe gestohlen hatte, ließ auf seine Ab­sicht, mittels Einbruchs aus diesem Hause, während die Leute an jenem Sonntag in die Kirche gegangen seien zu stehlen, schließen. Er wurde an dieser Ab­sicht jedenfalls nur dadurch gehindert, daß die Frau wegen Unwohlseins nicht zur Kirche gegangen war, sich aber im Hause zu schaffen machte und von ihm gehört worden war. Er wurde dingfest gemacht,

Kumänifche Muzahrsgeöräuche.

Wenn in den rumänischen Landen das neue Jahr mit einer von der julianischen Kalenderherrschaft ver­schuldeten Verspätung von zwölf Tagen erscheint, so erfüllt auch da, ganz wie anderwärts, jedes Men­schenherz die im Grunde genommen durch Nichts be­gründete freudige Hoffnung, daß der Ankömmling besser sein werde als sein Vorgänger. Es herrscht an diesem Tage auch in Rumänien Heller Jubel: in den belebten Städten, aus dem friedlichen Flachlande und in den einsamen Thälern und Schluchten der Karpathen begrüßt man sich mit dem althergebrachten Zurufe: Da anul si la wulti ani!" (Uebcrs Jahr und viele Jahre); überall singt und trinkt man in gehobener Stimmung und unterläßt es auch nicht, dem alten Brauche, sich bei festlichen Gelegenheiten recht herzlich zu küssen, gerecht zu werden. Der Jahreswechsel wird außerdem noch durch eigenartige Gebräuche gefeiert, die indes um so lässigere Beachtung finden, je weiter die moderne Kultur in Rumänien vordringt. Zumal in den Städten und gar in derguten Stube" Rumäniens, in Bukarest, ist man bereits auf jener Höhe der Zivilisation angclangt, von der aus man für die die Volksseele so scharf beleuchtenden Gebräuche nur ein mitleidiges Lächeln hat. Wer das echte und rechte rumänische Neujahrsleben und Treiben kennen lernen will, muß zur Zeit der Jahreswende auf das Land ziehen.

Abgesehen von den Beschenkungen bestehen die rumänischen Neujahrsgebräuche in den Umzügen des

Pluguschor und der Sorcova. Der Pluguschor (wört­lich : Pflügchen) tritt schon in der Sylvesternacht lärmend in sein Recht. Die Bauernburschen ziehen von Mitternacht an mit einem geschmückten Pfluge, an dem Glöckchen befestigt sind, unter Geschreiund Peitschen­geknalle im Dorfe umher. Vor jedem Hause machen sie Halt und singen, von Alters her bekannte Lieder, in denen dem Landmanu reicher Erntesegen gewünscht und allerlei aus den Ackerbau sich beziehende Wünsche dargebracht werden.

Die Bauern lassen sich gern vom Pluguschor in ihrer Nachtruhe stören uud drücken ihren Dank für den Besuch dadurch aus, daß sie die Bauernburschen mit Getränken bewirten nnd sie beschenken.

In den Städten, wo die Beschaffung eines Pfluges mit Schwierigkeiten verbunden zu sein pflegt, wird das Ackergespann dadurch angedeutet, daß mittels eines hohlen, stricküberspannten Füßchens das Gebrüll der Pflugochsen nachgeahmt wird. Hier wird ein kürzeres Pluguschorlied hergesagt, das in ziemlich treuer Uebersetzung lautet:

Morgen neuet sich das Jahr,

Pflügchen macht sich auf den Weg Und beginnt herumznwandern Zu den Häusern, Glück zu wünschen.

Schwerer Winter, Schnee sehr viel:

Gute Zeichen für das Jahr,

Gute Zeichen von Ueberfluß Für die Scholle unter'm Pflug,

Lieber Herrgott, segne

Dieses Haus, welchem Glück wünscht.

Das Pflügchen ohne Ochsen,

Das Pflügchen gezogen von uns-

Glückwünschet, Jungens l

Am Neujahrsmorgen findet dann der Rundgang der Kinder statt mit der Sorcova in den Händchen. Die Sorcova besteht aus einem Stäbchen, dem aus farbigem Papier gefertigte Blumen angeheftet sind. Das Kind trägt Jedermann, der ihm in den Weg kommt, das Sorcovagedicht vor, indem es bei jedem Versanfange mit der Sorcova sanft auf den Arm des Angesungenen schlägt, dem in dem Liedchen alle mög­lichen und unmöglichen Glückwünsche dargebracht werden.

Nach dem Schlußsatz erhält das Kind ein Ge­schenk m Gestalt eines Kuchens, einer Kerze oder eines Geldstückes.

Da zu Neujahr das erwartungsvolle Vorahnen von besseren Tagen allgemein ist, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn auch die rumänischen Bauern­mädchen um diese Zeit ein ähnliches, mit Neugierde gemischtes Gefühl beschleicht. Der Volksaberglaube giebt den wißbegierigen Evastöchtern Mittelchen cm die Hand, wodurch es ihnen ermöglicht wird, einen kleinen Blick in die Zukunft zu werfen.

Will das Mädchen in Erfahrung bringen ob ihr künftiger Gatte reich oder arm sein wird, so zählt sie am St. Vasilc-Tage dessen Namenstag auf den ersten Januar fällt, an einem Zaun die Pfähle, von beliebiger Stelle ansangend, von rückwärts derart ab, daß sie mit zehn beginnt und mit eins aufhört. Ist der so als letzter gefundene Pflock berindet, so wird ihr Mann reich sein; ist er aber kahl, so ist ihr in der