Les unbeleuchteten UebergangS über den Seltenbach in Tuttlingen die Böschung hinunter, erlitt einen Beinbruch mit dauernden Folgen und belangte für seinen Schaden die Stadtverwaltung, die in erster Instanz vom König!. Landgericht Rottweil verurteilt wurde und Berufung an das Kgl. Oberlandesgericht erhob.)
* Neresheim, 29. Jan. Der Gemeinderat hat durch das betrügerische Treiben des verhafteten Stadtschultheißen Heckmann eine Pfandschuldensumme von ca. 30,000 Mk. zu decken. Die jetzigen Gemeinderatsmitglieder werden für die Zukunft eine Wiederwahl ablehnen in anbetracht der großen Verluste, die wohl noch weitere Folgen haben werden.
* (Verschiedenes.) Ein grober Baumfrevel wurde in Cannstatt in der Nacht zum 27. ds. dadurch verübt, daß in dem nmzäunten, an der Straße nach Münster gelegenen Garten des Kiesakkordanten Merz von dort an neun prächtigen Spalicrobstbäumen die Kronen abgerissen wurden. Der Thäter ist noch unbekannt. — Die Gemeinde Kleineng st in gen hat die Erbauung einer Wasserleitung beschlossen. — Ein fataler Streich passierte dieser Tage in N. Der schlechte Appetit eines Borstenviehes machte dessen Besitzer viel Kopfzerbrechen. Ein Freund gab guten Rat und versicherte, daß an diesem Nebel nichts anderes schuld sein könne, als die zu langen Fangzähne des Tieres. Dem mußte abgeholfen werden. Einige handfeste Männer hielten das Schwein am Boden fest, während der „Doktor Eisenbart" die Zähne abzwickte. Das Alles ging recht gut von siatten; als aber die Operation zu Ende war, zeigte das Vieh keine Lust mehr zum Aufstehen; — zum Entsetzen der Umstehenden Hattees zu leben aufgehört. Die boshafte Welt aber fügt zum Schaden noch den Spott hinzu. — InDitishelm stürzte unter furchtbarem Krachen das Haus des Maklers Karl Walter in sich zusammen. Verletzt wurde niemand, dagegen wurden sämtliche Möbel zertrümmert.
* Die 13 Jahre alte Tochter des Fabrikarbeiters Wolfs in Mannheim ertränkte sich, weil sie in eine Erziehungsanstalt gebracht werden sollte. Das Mädchen wurde seit 8 Tagen vermißt. Nunmehr zog man die Leiche des Kindes aus dem Neckar.
* Berlin, 29. Jan. In Brüssel erregte größtes Aufsehen eine Ansprache des Kronprinzen Albert an die Offiziere des Grenadierregiments, worin er die Einführung des persönlichen Heerdienstes als unabweis- liche Notwendigkeit bezeichnete.
* Die Berliner „Neuesten Nachrichten" erfahren, daß der Kaiser bestimmt habe, daß das Kiaot- schau-Gebiet der Marineverwaltung zu unterstellen sei.
* Einer Meldung aus Kamerun zufolge ist dort am 23. Dezember King Bell gestorben. („König" Bell war einer der Duallahäuptlinge, von denen die Hamburger im Jahre 1884 durch Vertrag die Hoheitsrechte über Kamerun erwarben, die sie dann an das Deutsche Reich abtraten. Der andere Häuptling war King Akra.)
Au«»ündisch-S.
* Wien, 29. Jan. Nach vorliegenden Berichten aus diplomatischen Kreisen hat die Frage, betreffend die Gouvernenrschaft von Kreta, an Schärfe zuge-
Soll Hans Sachs in seinem uns vielfach so entfremdeten Wesen gekannt und nach seinem Werte gewürdigt werden, so muß er durchaus in dem Rahmen seiner Zeit und seiner ruhmvollen Vaterstadt erscheinen.
Nürnberg hatte seit der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts den Höhepunkt seiner Be- deutung und seines Ruhmes erreicht. Die kleine, aber angesehene und reiche Republik war seit dem Weißenburger Friedensschluß von 1505 so bedeutend vergrößert worden, daß sie außer der Hauptstadt vier kleinere Städte, zahlreiche Schlösser und Klöster und weit über hundert Dörfer und Flecken besaß. Diese Vergrößerung des Landgebietes hatte aber den Uebelstaiid zur Folge, daß in den vielen Kriegen, die Nürnberg zu führen hatte — die schlimmsten mit seinen bösen Nach- barn, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Culmbach — das weite Landgebiet allen Verheerungen der damals so grausam geführten Kriege preisgegebcn war, während Nürnberg selbst durch seine starke Be- festigung, seine doppelten Gräben und dreifachen Ringmauern jeder Belagerung trotzen konnte und mit seinen kriegsgerüsteten Mannschaften dem Feinde oft empfindlichen Schaden that. Es war besonders der große WobMand der Stadt, der ihr so viele Fäbrlichkeiten unb Bedrängnisse zuzog, gegen die auch der Kaiser — und Nürnberg war von jeher ein Lieblingsauseuthalt der deutschen Kaiser gewesen — sie nicht zu schützen vermochte. D-r Handel aber und die Künste, wie besonders die zu so hoher Blüte gelangte Gewerbsthätig- keit, durch die Nürnberg mit allen Städten m so lebhaftem Verkehr stand, verlangten eine so starke Wehr
nommen. Der Zar beharrt auf der Ernennung de- Prinzen Georg, der schon demnächst eine Reise an die europäischen Höfe unternehmen will, um seine Kandidatur persönlich zu empfehlen. Im Gegensätze hiezu steht Deutschland dauernd auf seiten des Sultans, welcher diese Kandidatur ablehnt. Alle übrigen Kabinette vertreten den russischen Standpunkt mit Ausnahme Oesterreichs, das übrigens bemüht ist, Deutschland zur Nachgiebigkeit zu bewegen; doch sind die Gegensätze so schroff, daß nach den jüngsten Eindrücken der Bestand des europäischen Konzertes ln den Balkan-Fragen nahezu beendigt erscheint.
* Leitmeritz, 29. Jan. Der heutige Akademiker- tag, der unter Teilnahme von über 1000 Studenten, darunter auch Reichsdeutsche, und 40 Professoren mit den beiden Rektoren, stattfand, bedeutet eine große nationale Kundgebung. Zur Annahme gelangten zwei Beschlüsse. Im ersten Beschlüsse werden sofortige Maßnahmen zur Verlegung der Hochschulen verlangt, bis zur Erfüllung aber die Stärkung der Hochschulen empfohlen. Der zweite Beschluß fordert von der Regierung den Widerruf des Farbenverbotes bis übermorgen mittag, widrigenfalls die Einstellung des Kollegienbesuches aufrecht erhalten bleibt. Von den österreichischen deutschen Hochschulen trafen Solidaritäts- crklärungen ein. Die Stadt ist beflaggt und illuminiert.
* Klagenfurt, 29. Jan. Der Landtag nahm einen Antrag an auf sofortige Aufhebung der Sprachenverordnungen mit allen gegen die Stimmen des Fürstbischofs Kahn und der Slovenen. Der Fürstbischof erkannte an, daß die Verordnungen weit über das Bedürfnis gingen, sie schädigten die Deutschen, deren Sprache in Oesterreich kaum zu umgehen sei. Der Ausschußantrag deute aber nicht an, wie zum Frieden zu kommen sei, weshalb es nicht zustiwmeu könne.
* Pest, 28. Jan. Anläßlich einer Haussuchung wurden bei zwei rumänischen Geistlichen Siebenbürgens zahlreiche Druckschriften beschlagnahmt, worin die Rumänen zum Aufstande gegen die Magyarenberrschaft aufgereizt werden.
* Zürich, 28. Jan. Eine von 350 Studierenden des hiesigen Polytechnikums unterschriebene Sympathie- adresse ist an Zola abgegangen.
* Paris, 29. Jan. Der „Siecle" erhielt von einer wohlinformierten Persönlichkeit folgende Note: Die Erklärungen v. Bülow's müssen die Aufmerksamkeit auf den Punkt lenken, den noch niemand hervorgehoben hat und der die ganze Affaire Dreyfus bildet. Wer ist der Agent, der gegen hohe klingende Entlohnung dem Kriegsministerium die dem Dreyfus zu- geschriebenen Dokumente ausgeliefert hat? Die Lieferung dieser Dokumente bildet den großen Betrug, dessen das Ministerium sich schämt und den es sorgfältig verbirgt. Das will v. Bülow sagen und das ist die volle Wahrheit.
* Paris. Beim Postamt St. Denis ist ein ganzer Geldbriefsack mit 200000 Frank Bargeld gestohlen worden.
* London, 28. Jan. Eine starke Expediton wird gegenwärtig für das obere Nilthal ausgerüstet. Ihr Führer ist der Forschungsreisende Cavendish, der eben vom Rudolphsee zurückkehrte. Cavendish wird begleitet von acht bis zehn Europäern, einschließlich einer An
zahl Soldaten. Die Expedition, die als eine private stattfindet, auf Kosten Cavendish, wird stark ausgerüstet mit Maximgeschützen und einer Eskorte von 400 Bewaffneten. Die Expedition geht direkt von der ostafrikanischen Küste zur Mündung des Ssobat in den weißen Nil. Lieutenant Andrew und zwei andere Mitglieder der Expedition reisen sofort ab, um den Transport in Ordnung zu bringen. Der Rest folgt innerhalb Monatsfrist zu Schiff nach.
* London. 29. Jan. Ein Telegramm des Bureau Dalziel aus Shanghai bezeichnet die Nachricht, daß mehrere deutsche Matrosen bei Tsimo getötet worden seien, als unrichtig; nur ein vereinzelter Wachtposten sei Sonntag Wacht mit abgeschnittenem Kopfe gefunden worden.
* Konstant in opel, 28. Jan. Der russische Botschafter Sinowjew hat gestern in Folge neuer Instruktionen aus Petersburg bei dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha seine Schritte zu Gunsten des Prinzen Georg als Gouverneur für Kreta in entschiedener Weise wiederholt. Außer England und Frankreich unterstützt nun auch Italien die russische Forderung.
* Havanna, 28. Jan. Die spanischen Truppen griffen das Lager des Rebellenführers Arangueren an, der kürzlich den Oberstlieutenant Ruiz hat erschießen lassen, und vertrieb die Aufständischen nach kurzem Kampfe. Dabei wurde Arangueren getötet. Sein Leichnam wurde von den Truppen mitgenommen und nach Feststellung der Identität nach Havanna gebracht.
* Baku, 26. Jan. Seit mittags brennt im Vororte Tschernyi-Gorod ein Naphthawerk mit der Pumpstation. Bisher sind zwei Reservoirs mit 50 000 Pud Naphtha verbrannt. Es sind auch Menschen verunglückt.
Handel «nd Verkehr.
OL. Balingen, 28. Jan. Der milde Holz- schonende Winter hatte dem Erwarten nach auch auf die Holzpreise drücken sollen. Von einer derartigen Wirkung wurde aber bis jetzt bei den Holzverkäufen nicht viel verspürt. Tannene Scheiter erzielten stets den Revierpreis, tannene Prügel noch mehr, und ungebundene Wellen auf Haufen wurden geradezu sinnlos gesteigert. Langholz galt !00°/o und Stangenholz teilweise bis zu 150°/,. Bei Verkäufen mit Borgfrist bis Martini wurde noch weiter erzielt. Bloß buchenes Scheiterhslz will bei dem allerdings hohen Revierpreis mit 9 Mk. 30 Pfg. für das Meter nicht recht gehen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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Hastigkeit, wie sie sich bei den Nürnberger» im Laufe der Zeiten ausgebildet hatte.
In der Zeit, da Hans Sachs als Schuhmacher von seinen Wanderjahren nach Nürnberg zurückgekehrt war, hatte die Stadt bereits alle ihre herrlichen Bauwerke, die noch heute das Entzücken aller Besucher Nürnbergs bilden. Das Schulwesen war besonders durch die Verdienste des großen Humanisten Pirkheimer zu ansehnlicher Ausbildung gebracht, m dem engeren Rate, dessen Spitze der Oberste Losunger war, saßen die angesehensten Patrizier, die Männer aus alten Geschlechtern, die Paumgärtner, Ebner, Haller, Stromer, Scheurl n. s. w., die alle auch aus italienischen Universitäten oder in Wittenberg und Leipzig studiert hatten. Es war daher nicht zu verwundern, daß die 1517 in Wirtenberg mit Luthers Auftreten beginnende Kirchenoerbcsierung in Nürnberg gerade in den oberen Schichten der Bevölkerung freudige Zustimmung fand.
Es scheint wirklich, als ob erst so große weltbewegende Ereignisse eintreten mußten, eh; neben so vielen ausgezeichneten Persönlichkeiten, die Nürnbergs Ruhm schon längst verbreiteten, aus diesem fruchtbaren Boven auch dcrVolksüicbter erwachsen konnte. (Schlußf.)
* (Einen Kunstgriff gegen den Keuchhusten) hat der
Schweizer Arzr Dr. Nügeli eiudeckt. Derselbe besteht in Folgenden!: „Man lnke den Daumen einer Hand lnnter den vorderen Sclmeidezuhnen in den geöffneten Mund des nach Lust schnappenden Kindes und ergreife mit den übrigen Fingern derselben Hand den Unterkiefer des kleinen Patienten und ziehe ihn nach vorn
und abwärts, während die andere Hand, auf der Stirn liegend, den Gegenzug ausübt. Man hake aber den Daumen so ein, daß derselbe nicht nur die Schneidezähne, sondern auch den Kieferknochen erfaßt. Ist der Griff erst einmal gemacht worden, so kommt das mit Keuchhusten behaftete Kind schon von selbst herbeigesprungen, sobald es da« Herannahen eines neuen Anfalls verspürt, damit man es behandle. Bedenkt man, daß durch die lästigen Stickanfälle Nasen- und Ohrenblutungen, Sprengung des Trommelfelles, Unterleibsbrüche rc. hervorgerufen werden können, dann wird man die Bedeutung des Dr. Nägeli'schen Kenchhuftengriffes zu würdigen wissen. Frische Luft und Gurgelungen werden die Leidenszeit abkürzen, gegen die unangenehmen Erscheinungen dieser häufigen Kinderkrankheit giebt es sonst leider keine Hilfsmittel."
* Warum nahmen wir Kiaotschau? Diese Frage entscheidet in verblüffender Weise ein chinesisches Blatt, die „Pekinger Zeitung", die sich offenbar sehr über die Sache geärgert hat. Sie schreibt: „Donner- blitzen, Dudelsack (?). Deutschland hat Kiaotschau genommen, weil seine Bevölkerung sehr schnell wächst, und daher ist nicht mehr genügend Rohmaterial vorhanden für das Hauptnahrungsmittel der Deutschen das S—a—u—e—r—Kra—u—t. Schantung selbst hat für die Deutschen keine Anziehungskraft, wohl aber ist der Schantungs-Kohl ein vorzügliches Gemüse, dem kein Deutscher widerstehen kann, da er mit Sauerkraut unvergleichlich ist. Deshalb hat Deutschland sich dieses Land des Kohls gesichert." Nun wissen wir's ganz genau!