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)Man abonniert auswärts auf dieses Watt bei i den Postämtern und Postboten. I

Sonntcrg, 23. Januar

Dekaninuiachungen aller Art finden die erfolg- I 1

reichste Verbreitung. > '

Für die beiden Monate Februar und März werden Bestellungen ausAus den Tannen" bei aller. Kgl. Postämtern und Postboten entgegen­genommen. Soweit der Vorrat reicht, erhalten neu eintreteude Leser das Unterhaltungsblatt:Der Sonntogs-Gast" vom Monat Januar, sowie den Wand­kalender unentgeltlich nachgeliefert. Der Bestellpreis für die 2 Monate beträgt im Bezirk 65 Psg., außerhalb desselben 75 Psg.

Ju den Ruhestand versetzt wurde Statiousmeister Mauch in Liebenzell und ihm aus diesem Anlaß die silberne Verdienstmedaille verliehen.

Leutscher Reichstag.

* Berlin, 19. Jan. T.-O.: Fortsetzung der ersten Beratung des vom Zentrum eingebrachten Ge­setzentwurfes betreffend die Amderrmg und Erzänz- ungen des Strafgesetzbuches Oax Heintze). Mg. Hössel (Reichsp.) führt aus: Ich begrüße den Gesetzentwurf mit Freuden, zumal, da er berufen ist, Schäden vorzubcugen oder doch zu vermindern, welche das Volk körperlich und moralisch vergiften. Redner weist aus die schreckenerregende Ausbreitung der Syphilis und ähnlicher Seuchen hin und bittet die Regierung um Annahme des Gesetzentwurfes. Abg. Beckh (sreis. Volksp.) bestreitet den vom Abg. Spahn behaupteten ursächlichen Zusammenhang der Zunahme der Ehescheidungen und der wachsenden Sittenlosig- keit. In dem Gesetzentwurf müßten vielfach mildernde Umstände vorgesehen werden. Die Hinoufrückung der Altersgrenze bis zu 18 Jahren sei unhaltbar.' Die Sittlichkeit auf dem Lande sei auch nicht überall all­zugroß. Redner spricht sich entschieden gegen den Gesetzentwurf über Kunst und Wissenschaft aus und beantragt schließlich die Ueberweisung an. eine 21- gliedrige Kommission. Abg. v. S «lisch (kons.): Der Herr Vorredner hat nur kleinliche Ausstellungen vorgebracht, nichts Positives. Abg. Js kraut (Antis.) r Seine Partei habe dem Zentrum den Vor­tritt bei diesem Antrag nur aus taktischen Gründen überlassen. Unbegreiflich sei es, daß die Regierung sich in diesen Dingen dem sittlichen Volksbewußtsein entgegenstelle. Redner weist auf den Gegensatz und Widerspruch der bestehenden Gesetze hin und kommt nochmals aus die Zustände in Kiel zu sprechen. ! Außerdem müßte die gewerbsmäßige Unzucht an sich strafbar sein. Nur so könnte der'Prostitution wirk- saurer entgegengetreten werden. Redner bittet, die zweite Lesung in Plenum vorzunchmen. Abg. Roeren (Zentr.) verteidigt den Entwurf gegen die Ausstellungen der Abgg. Pieschel und Bebel. Die derzeitigen Bestimmungen über Litteratur und Bild­werke genügen eben nicht, um die unverdorbene Jugend vor bösen Einflüssen zu wahren. Der Entwurf schlägt ja vor, nur dann zu strafen, wenn durch große Un­anständigkeit das Schamgefühl erheblich verletzt sei. Das seien genügende Kautelen. Auch müßten ja vier von fünf Richtern über die Verletzung des Schamge- sühls einig sein. Das Schamlose, Unsittliche soll ge­troffen werden, die wahre Kunst und Wissenschaft dagegen geschützt werden. Die Vorlage sei das wenigste was in dieser Hinsicht vom Staate zu leisten sei. Abg. Sch all (kons.) gibt zu, daß es bedauer­lich sei, daß der Staat Bordelle Masse. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Zimmermann, Bebel, Braun, Roeren, Jskraut, Fürst Radziwill und nach einem Schlußwort des Abg. Spahn, wird der Gesetzentwurf einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen. Darauf teilt der Präsident den Tod des Nbg. v. Gültlingen mit, zu dessen Ehren sich die Anwesenden von den Sitzen erheben.

* Berlin, 20. Ion. Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Min. Er bittet um die Ermächtigung-- dem Kaiser zu seinem Geburtstag die

Glückwünsche des Reichstags darzubringen. Auf der I Tagesordnung steht dis zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Abg. v. Stumm (Reichsp.) begründet das Rundschreiben des Staats­sekretärs v. Posadowsky und betont, daß der erhöhte Arbeiterschutz auch einen erhöhten Schutz nicht streiken­der Arbeiter gegen den Terrorismus streikender Arbeiter zur Folge haben müsse. Das Wachsen der Sozial­demokratie sei seit der Aufhebung des Sozialisten­gesetzes augenfällig. Die organisierten Arbeiter und Gewerkevereinler stellten ganz andere Forderungen als die nicht organisierten Arbeiter, wie man beimMaschinen- bamrstreik in England gesehen habe. Die evangelischen Arbeitervereine näherten sich den Sozialdemokraten immer mehr. Redner kommt schließlich auf die Angriffe zu sprechen, denen er von der sozialdemo­kratischen Presse ausgesetzt sei und bemerkt, man babe den angeblichen Witz gemacht, er sei hundert Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Hierauf könne er nur antworten, wäre er 100 Jahre früher geboren, dann wären auch Arbertersckutz- und Arbeiterwohl- fahrts-Einrichtungen schon 100 Jahre in der Welt. Auf die mehr als einstündige Rede antwortete der Abg. Fischer (Soz.): Frhr. v. Stumm sei der einzige Vertreter des neuen sozialen Kurses. Von einer Gleichberechtigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wie die Erlasse vom Februar 1890 konstatierten, sei nicht mehr die Rede. Es sei aus Vernichtung des Koalitionsrechtes der Arbeiter ab­gesehen. Später werde es an das Wahlrecht gehen. Die Gerichtsurteile bezüglich der Fälle von Arbeiter- terroriswus seien nicht mehr beweiskräftig, denn die Ausübung der Justiz sei vielfach ein Skandal. (Redner erhält hiefür einen Ordnungsruf.) Graf Posa­dowsky erwidert: Die Rede des Abg. Fischer werde denen, die noch meinen, die Sozialdemokratie habe sichgemausert" und sei eine bürgerliche Partei ge­worden, die nur die wirtschaftlichen Aufgaben betreibe, die Augen öffnen. Der Abg. Fischer machte ihm das Rundschreiben zum Vorwurf. Er wolle ihm noch mehr sagen, damit nicht eine weitere Verleitung von Be­amten zum Treubruch durch die Sozialdemokratie be­gangen werde. Er, Posadowsky, werde auch eine Streikestatistik ausstellen lassen und eine Statistik über die bei den Streiks begangenen Gewaltthätigkeiten. Bei dem Streik in Torgelow (Pommern) sei ein Arbeiter, wie der amtliche Bericht ergiebt, von einem durch Ber­liner Agitatoren aufgereizten Arbeiter erschlagen worden.

! Warum? Weil er nicht den Vereinigungen beitreten wollte. Abg. Zorns (natl.)begrüßtdasRundschreiben s des Staatssekretärs v. Posadowsky. Auf eine An- l frage des Abg. Beckh bemerkt Staatssekretär Graf > Posadowsky, Deutschland sei der Pariser Kon­vention von 1897 zum Gegenschutze beigetreten, was wahrscheinlich auch die anderen Staaten thun werden. Daraus wurde die Weiterberatung auf morgen vertagt.

zr»noesnachrtchte«.

* Altensteig, 22. Jan. Ob sich das Jahr 1898 immer so milde zeigen wird, wie bisher, scheint nach Vielem, was heute berichtet wird, großen Zweifeln zu unterliegen. Im allgemeinen ließ ja die Witterung bis jetzt nichts zu wünschen übrig, aber eine Schatten­seite hat sie immerhin; wir meinen den Stand der Wintersaaten in manchen Bezirken. Schnee fehlt fast allenthalben und bekommen wir noch eine Reihe von kalten Nächten, dann können die Saaten, die der wärmenden weißen Hülle entbehren, einen so empfind­lichen Schaden erleiden, daß eine Rückwirkung auf die Getreidepreise ganz unvermeidlich ist. Sachver­ständige sind heute schon der Ansicht, daß eine Herab­setzung der heutigen Getreidepreise für 1898 nicht zu erwarten ist, im Gegenteil, wie schon angedeutet, ein weiteres, möglicherweise erhebliches Anziehen der Preise stattfinden dürste. Auch aus den kornreichen Gebieten des Auslandes lauten im Allgemeinen die Saaten- standsberichte nicht sehr günstig; es ist daher von dort

schwerlich ein so großer billiger Import nach Deutsch­land zu erhoffen, daß damit unser Minus ausgeglichen würde. Und was für das Getreide gilt, gilt be­züglich des Preises auch für das Schlachtvieh; Wendungen zum Billigen sind schwer zu erwarten, die Hausfrauen mögen daher mit einem Jahr rechnen, in dem sieZulage gebrauchen."

* Alten steig, 22. Jan. Einen sehr beachtens­werten Artikel enthält die Nummer 1 desWochen­blatts für Landwirtschaft" aus der Praxis derJnvali- ditäts- und Altersversicherung. Namentlich wird auf die freiwillige Weiterversicherung aufmerksam gemacht, die hauptsächlich für solche Personen wichtig ist, welche dauernd aus versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen ausscheiden z. B. für Taglöhner. welche sich ins Aus­ding begeben, und nur noch ihren eigenen Besitz um- treiben, oder den ihrer Kinder umtreiben helfen, oder für Dienstmägde, welche sich verheiraten. Zwar ist namentlich für letztere der Rückempfang ihrer einbe­zahlten Beiträge (8 30 des Gesetzes) sehr verlockend, da sie zum Einstand in die Ehe eine kleine Summe ausbezahlt erhalten, in sehr vielen Fällen aber wäre es für die heiratende Dienstmagd entschieden vorteil­hafter, auf diese Rückerstattung zu verzichten und sich durch freiwillige Weiterversicherung die Anwartschaft aus Rente zu erhalten. Namentlich diejenigen Dienst­mägde oder Taglöhnerinnen, die auch in der Ehe noch versicherungspflichtige Arbeiten zu verrichten gezwungen sind, handeln unklug, wenn sie die Beitragsrückerstat­tung verlangen, da sie damit der bisher erworbenen Rentenanwartschast verlustig gehen und bei Wieder­aufnahme versicherungspflichtigcr Arbeit dieselbe von neuem begründen müssen. Zudem ist bei freiwilliger Weiterversicherung die Rentenanwartschast schon da­durch aufrecht zu erhalten, daß jeden Monat eine Doppelmarke eingeklcbt wird. Dies bedeutet einen Auf­wand von monatlich 28 Pfennig, also täglich nicht ganz einen Pfennig (8 32 des Gesetzes.) Es ist sehr zu wünschen, daß die freiwillige Weiterversicherung, welche bisher fast ganz unbeachtet geblieben ist, auch in land­wirtschaftlichen Kreisen größere Anwendung finden möge.

* Altensteig, 22. Jan. DurcheineJradedesSultans ist, wie wir schon berichtet haben, der gesamte in Jaffa belegene deutsche Grundbesitz, soweit er nicht in dem von einer besonderen Kommission an Ort und Stelle ausgevommenen Verzeichnisse als Staatsland (Miriö) bezeichnet worden war, als Mülk, d. h. als freies Privateigentum, erklärt und das Obergrundbuchamt in Konstantinopel angewiesen worden, den deutschen Eigentümern die erforderlichen Besitztitel auszustellen. Damit ist eine Angelegenheit zum endlichen Austrag gebracht, um deren Erledigung zu Gunsten der deut­schen Ansiedler in Palästina sich namentlich der Reichs- tagsabgeordnete für Stuttgart, Geh. Kommerzienrat Dr. Siegle, verdient gemacht bat. Schon im Jahre 1892 lenkte er die Aufmerksamkeit auf diese Angelegen­heit, um dann nochmals vor nunmehr drei Jahren wiederholt nachdrücklich auf ihre Regelung zu dringen. Da die Annahme berechtigt ist, daß die jetzt für Jaffa getroffene Entscheidung des Sultans auch für die übrigen deutschen Ansiedler in Palästina maßgebend sein wird, so ist damit die Rechtsunsicherheit beseitigt, unter welcher die dortigen deutschen Kolonisten seit mehr als 20 Jahren zu leiden hatten. Es handelt sich dabei um etwa 1500 Deutsche, die zumeist der christlichen Gemeinde der Templer angehörend in Palästina leben. Diese seit 1868 entsiandenen, von Württembergern unter Führung von Christoph Hoff- mann begründeten Ansiedelungen waren seit Jahren in den Grundlagen ihrer Existenz bedroht, da die türkischen Bebörden bemüht waren, von ihrem seiner Zeit rechtmäßig erworbenen Landbesitz so viel als mög­lich als Staatslond in Anspruch zu nehmen. Schon 1875 riesen die Kolonisten das deutsche Auswärtige Amt um Hilfe an. Trotz der aus den internationalen Vereinbarungen mit der Türkei entspringenden Unsicher-