Woche von hier flüchtig geworden sind, um den Folgen ungetreuer Manipulation und den Gläubigern zu ent­gehen, bestätigen sich.

* Auf einfache Weise hat sich ein Posthilfsbote in Weißenfels den Dienst zu Neujahr erleichtert: er verbrannte einfach die ihm anvertrauten Neujahrsbriefe und brachte so die Weißenfelser um manchen Glück­wunsch. Der Mann wird voraussichtlich empfindlich bestraft werden.

* Berlin, 13. Jan. Wie dieBerl. Korresp." mitteilt, ist gegen das Urteil der Disziplinarbehörde wider den Kriminalkommissar Tausch von der Staats­anwaltschaft die Berufung an das Staatsministerium eingelegt worden.

2 Eine starke Vermehrung der chinesischen Gesandt­schaft in Berlin ist vom Kaiser von China be­willigt worden; an der Spitze der Gesandtschaft, die aus dreißig Herren besteht, befindet sich ein ausschließ­lich für die Reichshauptstadt beglaubigter Minister. Der Umfang der Geschäfte ist außerordentlich groß geworden, und der Kaiser von China hat den Wunsch geäußert, die Beamten der Mission sollten nicht mit Arbeit überbürdet werden, sondern noch Muße be­halten, sich in den deutschen Verhältnissen umzu­sehen.

2 In interessierten Krelsen erwartet man in nächster Zeit eine erhebliche Steigerung der Fahrradeinfuhr. Es sollen ungeheure Mengen amerikanischer Fahr­räder in den Freihäfen lagern. Der Verein deutscher Fahrrad-Fabrikanten hat sich um Erhöhung des Zolles an die Reichsregierung gewandt.

'Ausländische».

* Prag, 18. Jan. Der Austritt der deutschen Abgeordneten aus dem böhmischen Landtag gilt für ziemlich gewiß. Die Entscheidung wird in der morgigen Versammlung der Abgeordneten aller Parteischattie­rungen fallen. Man glaubt, daß die Deutschen wahr­scheinlich schon in der Montagssitzung fehlen werden.

2 Triest. Ein toller Hund ist in Triest getötet worden, nachdem er mehr als 40 Menschen gebissen hat. Der Magistrat kündigt an, daß die Gemeinde bereit sei, Unbemittelte unter den gebissenen Personen auf ihre Kosten in ein Pasteursches Institut zu senden. Es wird befürchtet, daß das Tier auch andere Hunde gebissen hat.

* Paris, 13. Jan. Esterhazy wurde amtlich in den Ruhestand versetzt.

* Paris, 13. Jan. Der Oberst Picquart wurde nicht im Platzkommando, sondern in seiner Wohnung verhaftet und zwar morgens ^7 Uhr. Vor dem Hause in der Rue de Villarceau, das der Oberst bewohnt, fuhr ein Wagen des Train vor. Ein Soldat saß aus dem Kutschbock. Dem Wagen entstieg ein Gensdarmerie- Oberst. Dieser ersuchte den Concierge ihm die Woh­nung Picquarts anzugeben, dem er eine wichtige Mit­teilung zu machen habe. Dann stieg er die Treppe hinauf, nachdem er den Concierge ersucht hatte, den Hausverwalter zu holen. Als der Hausverwalter kam, sagte ihm Picquart:Sie sehen, was mit mir vorgeht, aber ich bin sehr ruhig. Sie haben gelesen, was Alles die Journale über mich sagen. Aber seren Sie sicher, daß ich ein ehrlicher Mann bin." Picquart bat den Hausverwalter, für ihn einige Gänge zu machen, und

ihn, uns alle getäuscht? Solltest du Hugo nicht lieben? Hängt dein Herz noch an diesem Menschen, dessen Untreue und Flatterhaftigkeit nur allzu bekannt sind? Sollte Volkmanns Galtrn schon so tief gesunken sein, um nicht mehr der Rücksichten zu gedenken, welche siegegen den Namen ihres Gatten zu beobachten hat solltest du Cornaros Schmeicheleien auch jetzt wieder günstig ausgenommen haben"

Konrad kam nicht weiter, denn Melitta riß sich empört von ihm los.

Und das alles wagst du mir zu sagen!" rief sie mit glühenden Wangen und mit zornbebender Stimme; du nennst dich meinen Bruder, den Freund meiner Kindheit und denkst ärger von mir als ein böser Feind. Geh, geh, laß mich allein; sorge dich nicht um mich. Ich werde schon für die Ehre des Namens, den ich trage, zu sorgen wissen."

Melitta", sagte eine sanfte Stimme in begüten- dem Tone. Frau Ballung war eingetreten und sah verwundert auf die erregte Freundin.

Melitta warf sich stürmisch in Rosinas Arme.

Bring mich fort von hier," schluchzte sie krampf­haft,ich habe mein Versprechen gehalten, er geht, um uie wieder zurückzukehren."

10 .

Acht Tage waren seit den letzten Ereignissen ver­gangen ; Cornaro hatte das Herrenhaus verlassen und war nach Köuigsegg zurückgehrt. Herr Ballung befand sich auf dem Wege der Besserung, und Volkmanns waren wie gewöhnlich häufige Gäste.

wollte ihn sogar ins Nebenzimmer führen, um ihm einige vertrauliche Worte zu sagen, aber der Gens- darmerie-Oberst verhinderte dies. Zu Picquart be­merkte er:Ich darf Sie nicht allein lassen. Um 7 Uhr bestieg Picquart den Trainwagen. Der Gens- darmerie-Oberst stieg hinter ihm ein und alsdann fuhr! der Wagen nach dem Mont Valerien davon. Picquart bleibt in diesem Fort, bis eine Entscheidung darüber erfolgt, ob er vor ein Untersuchungsgericht gestellt werden soll.

* Aus Paris wird gemeldet: Von der Zeitung Aurore, welche den bekannten Brief Emile Zolas an den Präsidenten Faure enthält, war schon morgens um 10 Uhr die ganze Auflage von 500,000 Exemplaren , vergriffen. Einzelne Nummern wurden bis zu zwei j Francs bezahlt.

2 Paris. Fünf junge Mädchen aus La Echamp, die in den Fabriken von Laviolle arbeiten, wurden auf dem Heimwege von einem heftigen Schneesturm überrascht. Sie verirrten sich und legten sich müde im Schnee nieder. Ihre Eltern, von Besorgnis er­griffen, als sie nicht zur gewohnten Stunde heim­kehrten, gingen mit Nachbarn auf die Suche nach ihnen aus. Gegen zehn Uhr gelang es ihnen, die Mädchen zu finden. Sie lagen eng verschlungen im Schnee bei dem Gehölze von Cluze und gaben fast kein Lebenszeichen mehr von sich. Man brachte sie in ein benachbartes Bauernhaus, wo sie allmählich zu sich kamen. Dreien von ihnen sind die Hände völlig erfroren, ihr Zustand giebt zu den ernstesten Bedenken Veranlassung.

* Palermo, 12. Jan. Die Erinnerungsfeier der Revolution von 1848 erreichte heute, nachdem gestern die Einweihung der Ausstellung von Erinnerungsgegen­ständen, sowie die Enthüllung eines Denkmals patrio­tischer Schriftsteller und Vorführung lebender Bilder aus der Zeit der sizilianischen Revolution stattgefunden hatte, ihren Höhepunkt. Di Rudini war eigens zu diesem Tage hierher gekommen. Ein gewaltiger Zug bewegte sich zum Revolutionsplatze und zum Freiheits­platze, um das Denkmal und eine Gedächtnissäule ein­zuweihen. Die Menge war von der Begeisterung hin­gerissen. König Humbert sandte dem Kronprinzen eine Depesche etwa folgenden Inhalts: An dem Tage, an dem das starke und redliche Volk das Jubiläum des wirklichen und ruhmreichen Kampfes um seine Freiheit feiert, ist mein Herz glücklich, Dich mit der teuren Helene in seiner Mitte zu wissen, um an seiner Freude und seinen Hoffnungen teilzunehmen.

* Nach einer aus Kanea in London eingetroffenen Meldung wollen die Jnsurgentensiihrer auf Kreta die Mächte bitten, den Prinzen Georg von Griechen­land zum Fürsten von Kreta zu ernennen, sowie eine wirksame Autonomie zu garantieren. Wird dieses abgelehnr, so werden sie darum bitten, den Obersten Chermside zum Gouverneur zu ernennen mit der Voll­macht, die National-Versammlung einzuberufen, welche die lokalen Beamten zu ernennen hätten, damit die Anarchie, welche gegenwärtig die Insel ruiniert, auf­höre. Auch ist eine an die Königin Viktoria gerichtete Petition unterzeichnet worden, in der die Leiden der Frauen und Kinder geschildert und der Schutz der Königin vor den Unterdrückern erfleht wird.

* Daß Bulgarien weiter bemüht ist, mit Ruß-

Scheinbar war alles wieder ins alte Geleise zurück­gekehrt und doch war dem nicht so. Nach einer un­liebsamen Szene im Herrenhause war Konrad' nicht weiter in Melitta gedrungen, allein sein Mißtrauen war deshalb nicht von ihm gewichen; im Gegenteil, es hatte neue Nahrung bekommen durch einige boshafte Anspielungen der Großmama, welche, jetzt häufig leidend, oft nach Konrad verlangte.

Die Baronin kam täglich nach dem Lindenhofe, um die Kranke zu besuchen, und Konrad konnte bei aller Vorsicht ein Zusammentreffen mit ihr nicht ver­meiden.

Die Gäste der Baronin waren alle abgereist bis auf Cornaro, der getreu seinem Versprechen das Herren­haus mied, dagegen aber eifrig Gelegenheit suchte, mit Melitta zusammenzutreffen. Bisher war ihm dies zweimal gelungen, und er hatte sich jedesmal so voll zarter Rücksicht benommen, daß ihn unmöglich irgend ein Tadel treffen konnte.

Volkmann schwieg, aber eine eifersüchtige Unruhe bedrückte jedesmal sein Herz, wenn er seine Frau in Cornaros Gesellschaft sah. Zwischen ihm und Melitta hatte sich eine Scheidewand gezogen, die von Tag zu Tag dichter wurde und beide Gatten unglücklich machte, ohne daß sie es sich selbst zu gestehen wagten.

Ein offenes freies Wort zur richtigen Zeit hätte alles gut gemacht, allein es mangelte an Vertrauen und so litten beide: Melitta, weil sie nicht den Mut fand, dem Gatten alles zu gestehen, Volkmann, weil er sich schämte, dem eifersüchtigen Verdachte, der

lsnd rm Einvernehmen zu bleiben, ergiebt eine Mel­dung aus Petersburg, nach der dort verlautet, daß der schon seit längerer Zeit geplante Besuch des Fürsten Ferdinand beim russischen Hofe im Frühjahr stattfinden dürfte.

2 Der Sultan hat den gesamten in Jaffa be- legenen deutschen Grundbesitz, soweit er nicht in dem von einer besonderen Kommission an Ort und Stelle aufgenommenen Verzeichnisse als Staatsland bezeichnet worden war, als Müll, d. h. als.freies Privateigen­tum erklärt. Das Ober-Grundbuchamt in Konstantinopel ist darauf angewiesen worden, den deutschen Eigen­tümern die erforderlichen Besitztitel auszustellen.

* Noch ist die Zeit der Jndianerkriege in den Ber. Staaten nicht ganz vorüber. Nach Meldungen aus Oklahoma ist eine Truppe der Seminole-Jndianer auf dem Kriegspfad; sie haben bereits 32 Weiße ge­tötet. Ihre Erhebung wurde dadurch veranlaßt, daß zwei Seminole-Jndianer, die eines Verbrechens an einer weißen Frau beschuldigt waren, gelyncht wurden. Eine Truppe bewaffneter Bürger begiebt sich an Ort und Stelle.

Neueste Nachrichten.

* Prag, 14. Jan. Excesse gegen Juden kamen in der vorigen Woche, wie jetzt durch das czechische sozialdemokratische Organ bekannt wird, im Orte Krinetz vor. Die Fenster mehrerer Häuser, in denen Juden wohnten, darunter auch die Wohnung einer kranken Greisin, wurden zertrümmert, desgl. in der Synagoge. Auf dem Judenfriedhose wurden viele Grabsteine be­schädigt und umgeworfen.

* Paris, 14. Jan. Als Resultat des gestrigen TageS konstatiert derFigaro", daß die Dreyfus-Affaire wiedereröffaet worden sei mit mehr Gewaltsamkeit und Lärm, als je zuvor. Thatsächlich wird der Kampf der beiden Parteien täglich wilder und leidenschaftlicher.

* Paris, 14. Jan. Dem deutschen Botschafter. Grafen Münster, ist das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen worden. Der Botschafter wird heute Nach­mittag dem Präsidenten Faure seinen Dank für die Auszeichnung abstatten.

* Paris, 14. Jan. DieAurore" spricht ihre Befriedigung darüber aus, daß Zola und dieAurore" vor das Schwurgericht verwiesen werden. Sie schreibt dazu:Wir werden vor die Geschworenen gehen, weniger um uns zu verteidigen, als um unsere An­kläger anzuklagen. Da giebt es kein Kriegsgericht mehr, keine gefälschten Untersuchungen, keinen Aus­schluß der Oeffentlichkeit. Im Hellen Lichte des Schwur­gerichts wird sich alles abspielen. Die Sachverständigen werden öffentlich ihr Gutachten abgeben. Oberst Picquart wird aus seiner Kasematte zur Zeugenaus­sage Herausgelaffen werden müssen; General Gonse wird Zeugnis ablegen müssen über seine famosen Briefe. Man wollte das Stillschweigen, jetzt wird man sprechen müssen. Man hatte die Lüge organisiert, die Wahrheit wird vor aller Augen kundwerden."

* Paris, 14. Jan. Heute vormittag erschienen einige Hundert Studenten vor dem Hause, in dem sich die Redaktion derAurore" befindet und schrieen: Nieder mit Zolal Nieder mit derAurore" !"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altrnsteig.

in seiner Seele Wurzel gefaßt, der Gattin gegenüber Worte zu leihen.

So lebten sie beide schwer bedrückt nebeneinander fort, eine Ruhe heuchelnd, die sie nicht besaßen, vor den Augen der Welt ein Glück zur Schau tragend, das sie nicht mehr hatten.

Eines Mittags kam Volkmann mißmutig heim; er war am Lindenhofe gewesen und hatte dort die Baronin Königsegg getroffen. Die schöne Baronin war sehr liebenswürdig gewesen und hatte so lebhaft den Wunsch geäußert, die Hüttenwerke zu besichtigen, daß Vollmann nichts anderes übrig blieb, als die Baronin einzuladen. 'Minna hatte sofort zugesagt und sich die Erlaubnis erbeten, ihren Gast Herrn Cornaro mit­bringen zu dürfen; Bolkmann mußteJa" sagen, während sein InneresNein" rief und die Baronin stellte ihren Besuch schon für den nächsten Nachmittag in Aussicht.

Mit halblauter Stimme teilte Volkmann dies alles nun seiner Gattin mit, welche ihn ruhig anhörte.

Der Besuch scheint dir nicht sehr angenehm zu sein," sagte Vollmann, Melitta scharf fixierend.

Nein, denn die Baronin war mir nie sympathisch; indessen, was läßt sich da thun. Hoffentlich bleibt sie nicht zu lange"

Du vergißt ganz den Künstler."

Ein leichtes Zucken flog über das Gesicht der jungen Frau.Ich lege seinem Besuch denselben Wert bei, wie demjenigen der Baronin."

Damit war Las Thema erledigt.

-(zortsetzung folgt.)