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1898 .
Amtliches.
Die Prüfung für den ärztlichen Staatsdienst hat u. a. mit Erfolg bestanden: Dr. med. Heise, Distiiktrarzt in Neichenbach, OA. Freudenstadt.
Die zweite höhere Finanzdienstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Otto Henninger von Heimsheim, OA. Leonberg, Theophil Hiller von Zavelstem, OA, Calw-
Im kommenden Frühjahr wird wieder ein zehnwöchentlicher Unterrichtskurs über Obstbaumzucht am K. landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in W e i n s b e r g abgehalten. Interessenten hiestir verweisen wir auf die diesbezügliche Bekanntmachung im Staats-Anzeiger Nro. 8.
In dem K. Landesbadspital Katharinenstift in Wild- bad kann vom Mai bis September au bedürftige Kranke von württembergischer Staatsangehörigkeit auf vorschriftsmäßiges Ansuchen freies Bad mit unentgeltlicher Aufnahme und Verpflegung in dem Katharinenstist, freies Bad ohne unentgeltliche Aufnahme in das Katharinenstist, ») mit einem Gratial von 18 b) ohne Gratial — gewährt werden. Die Einsetzung in die bezeichneten Vergünstigungen kann nur erlangt werden auf Grund von Gesuchen, welche unter genauer Beachtung der betr. Bestimmungen durch Vermittlung der Kgl. Oberämtsr spätestens bis zun, 10. März d. I. bei der K. Badverwaltung Wildbad einkommen.
WeltpoMik.
Beim Erscheinen der Marinevorlags ist dis Frage aufgeworfen worden, ob Deutschland Wsltpolitik treiben solle. Auch das ist ein Wort, mit dem wenig anzufangen ist, weil sich kein bestimmter Begriff damit verbindet. Man hat unter „Weltpolitik" zu verschiedenen Zeiten sehr verschiedene Dinge verstanden. Zu jener Zeit, als noch der Ehrgeiz der Herrscher das bestimmende Element in der Politik war, dachte man dabei an Eroberungen, an Kriegsruhm und Waffentriumphe, die das Uebergewicht des Herrschers bewiesen und ihm eine ausschlaggebende Stellung bei der Entscheidung der Geschicke der Völker sicherten. Nicht viel anders wurde es, als an Stelle des persönlichen Ehrgeizes als treibendes Motiv die Erfüllung einer wirklichen oder vermeintlichen Kulturmission trat. So wollte noch in unserem Jahrhundert der erste Napoleon die Ideen einer neuen Zeit der Welt mit dem Schwerte aufzwingen und durch Ströme Blutes die Völker in einem Weltreiche vereinigen.
Daß das Deutsche Reich eine Weltpolitik in diesem Sinne nicht treiben soll und auch nicht treiben will, darüber werden alle einverstanden sein. Wir leben in einer Zeit der friedlichen Kämpfe und Eroberungen, und daß es so ist. Lat Europa nicht zum geringsten der besonnenen Politik Deutschlands zu danken. Es wäre aber thöricht, zu erwarten, daß sich darum diese Politik auf das Gebiet innerhalb der eigenen Grenzpfähle beschränken, nicht auch aus die Vorgänge außerhalb derselben ein wachsames Auge haben und im rechten Augenblick entscheidend eingreifen sollte. Unser Jahrhundert steht im Zeichen des Verkehrs und dieser Verkehr ist wesentlich ein internationaler. Ueberall knüpfen sich Verbindungen von Land zu Land, über Gebirge und Meers hinweg. Freilich sind das Beziehungen friedlicher Art, aber doch Beziehungen, bei denen sich widerstrebende Interessen aufeinandcrstoßen und auszugleichen sind. Dieser Ausgleich wird in der Regel nicht durch Waffengewalt, sondern durch gütliche Verhandlungen erzielt; wo hier Siege zu erfechten sind, gewinnt sie nicht mehr die Macht der Gewalt, sondern die Kunst der Diplomatie. Aber die geschickteste Diplomatie kann keine Erfolge erzielen, wenn sie sich nicht im Notfälle auf die Macht stützen kann. Sie muß es wissen, daß hinter ihr eine energische Regierung, ein entschlossenes Volk steht, das schlimmstenfalls zur Wahrung seiner berechtigten Interessen keine Opfer zu scheuen bereit ist.
Versteht man die Politik in diesem Sinne, so giebt es keine Großmacht, keine Macht, die in der Welt überhaupt etwas bedeuten will, die sich der Ausgabe entziehen könnte, solche Politik zu treiben. Es giebt keinen Erdteil, kaum ein Land, in welchem nicht deutsche Interessen in der einen oder anderen Weise engagiert wären. Darum ist es eine ganz selbstverständliche Pflicht jeder deutschen Regierung, nicht nur um die Vorgänge in aller Herren Länder sich zu be
kümmern, sondern auch zu gegebener Zeit zum Schutze der deutschen Interessen mit Besonnenheit, aber auch mit Kraft aufzutreten. Zur Ueberhebung neigt der deutsche Charakter ohnehin nicht, und man braucht daher keine Besorgnis zu hegen, daß das Gefühl der eigenen Stärke zu Unternehmungen führen werde, die mehr als den Schutz gemäßigter Interessen bezwecken. Daß aber dieser Schutz den Deutschen jederzeit und allerorten gesichert sei, das muß allerdings gefordert werden, ob man das „Weltpolitik" nennen will oder nicht. (N. Tagbl.)
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 12. Januar. Der Reichstag setzte die Beratung der Novelle zur Zivilprozeßordnung fort. (Das Haus ist so schlecht besucht wie je.) v. Buchka (kons.): Man dürfe von den geltenden Grundprinzipien der Zivilprozeßordnung nicht abgehen. Ohne die Rechtsanwälte sei nicht mehr auszukommen. Er lehne im Namen seiner Partei die im Entwurf verlangte Erhöhung der Rcvisionssumwe von 1500 aus 3000 Mk. ab. — Ha ose (Soz.): Aus dem Gebiete des Entmündigungswesens bestehen schwere Mißstände. Er halte die Heranziehung des Laienelementes zu den entscheidenden Richterkollegien für dringend notwendig. — Trimborn (Zentr.) hält eine eingehende Revision der Zivilprozeßordnung für notwendig. Die Entlastung des Reichsgerichts könne auf andere Weise durchgeführt werden. — Staatssekretär Nieberding: Sehr ernste Bedenken veranlaßten uns, durch die Erhöhung der Revisionssumme die Kompetenz des Reichsgerichts zu beschränken. Die Richter und die Senate sind dort überlastet; sie sind an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Wir sind gern bereit, andere Wege einzuschlagen, aber es ist noch keiner vorgebracht, der gangbar wäre. — Lenzmann (freis. Volksp.): Warum sollen denn anstatt der sechs nicht neun bis zehn Senate am Reichsgerichte bestehen? Hier sprechen wieder Sparsamkcitsrückstchten mit. Die Revisionssumme der Vorlage von 3000 Mark sei rein willkürlich. — Staatssekretär Nieberding weist es zurück, daß fiskalische Interessen bei der Ausarbeitung der Vorlage maßgebend gewesen seien. — Hierauf vertagte sich das Haus aus morgen.
zrrrnSesnachxichten.
* Alten steig, 14. Jan. Eine Zeitlang gab das Befinden unseres Reichstagsabgeordneten Freiherr von Gültlingen zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Nun aber liest man im „Schwäb. Merkur", daß in den letzten Tagen einige Besserungeintrat, und wir wünschen mit allen, die die Pflichttreue und das liebenswürdige Wesen des Herrn von Gültlingen kennen, daß die Wendung zum Bessern anhaltend sei und seine bewährte Kraft dem Staate und der jetzt so besorgten Familie erhalten bleibe.
« Alten steig, 14. Jan. Wir sind nicht ganz ein Vierteljahr vom Schluß des Schuljahres entfernt, eine lange Zeit noch, aber eine kurze, wo es gilt, sich bis dahin klar zu werden, welches der künftige Lebenslauf für diejenigen jungen Leute werden soll, die heute dem Ende ihrer Schulpflicht entgegen gehen. Für die Eltern, Vormünder und Erzieher wird sich passende Gelegenheit bieten, nach dieser und jener Seite hin einen Blick zu thun, sich sorglich zu unterrichten und wohl zu prüfen, ob die Anlagen und Fähigkeiten der jungen Leute auch den Anforderungen entsprechen, die an sie herantreten werden. Den aus der Schule Tretenden, die doch nun bald kein Kinderspiel mehr treiben werden, ist auch ein genügend großer Einblick in ihre künftige Thätigkeit zu gönnen, damit nicht dem bestgemeinten elterlichen Entschluß die Folge ersprießt, aus dem Sohne einen Pfuscher werden zu sehen. Und diese Gefahr liegt in unserer Zeit um deswillen nahe, weil keinem jungen Manne Verführung und Verlockung fehlen, die ihn bald um den richtigen Halt bringen werden, wenn er nicht volle Lust
und Liebe zu seinem Berufe hat. Es darf bei der Wahl des künftigen Lebenslaufes vor Allem nicht vergessen werden, daß, wenn die erforderlichen Fähigkeiten vorhanden sind, ein Jeder weit vorwärts kommen kann. Es sei nur darauf hingewiesen, wie z. B. in der Elektrotechnik so mancher einfache Arbeiter schon Verbesserungen konftruirt hat, die ihm durch das Patentgesetz erhebliche Summen einbrachten. Ebenso sind mancherlei Eintragungen auf Grund des Musterschutzgesetzes Arbeitern zu Gute gekommen. In unserem gesamten wirtschaftlichen Leben zeigt sich eine rege Thätigkeit, der rastlose Fortschritt in den Entdeckungen und Erfindungen beansprucht immer neue Kräfte und trotz der immer genialer werdenden Konstruktion von Maschinen ist doch seit Langem nicht so wenig von Arbeitslosigkeit die Rede gewesen wie gerade gegenwärtig. Es ist in unserer ganzen gewerblichen Entwicklung eine ernste Mahnung an alle Eltern enthalten, ihre Söhne dem Nährstande sich widmen zu lassen, hier bleibt freies Feld für eine ernste und gedeihliche Thätigkeit, während in den Beamten-Carrieren und gelehrten Berufen allenthalben Ueberfüllung und wieder Ueberfüllung herrscht. Und für diese ernste Thätigkeit bieten nicht nur Handel, Gewerbe und Industrie, sondern auch die Landwirtschaft freiest Feld. Allerdings hat der letzteren geraume Zeit die Sonne wenig günstig geschienen, aber es wird schon Heller, und wer weiß, ob nicht volles Sonnenlicht diesem wichtigen Berufe des Nährstandes eher zuflutet, als wir heute denken.
-n. Ebhausen, 14. Jan. Dieser Tage lies hier ein zweijähriges Kind aus der Stube in die Küche zu seiner Mutter, die gerade einen Hafen voll heißen Wassers, das sie verwenden wollte, auf dem Boden stehen hatte. In einem unbewachten Augenblick geriet das Kind mit einem Fuß in das Gefäß und zog sich dadurch sehr starke Brandwunden zu, so daß es jetzt schwer krank darniederliegt, wenn auch eine Gefahr für das Leben desselben nicht gerade zu befürchten ist.
* Auf dem Kienberge bei Freudenftadt soll ein 25 Meter hoher eiserner Aussichtsturm gebaut werden. Die Kosten sind auf 7—8000 Mk. veranschlagt. Man würde von dem Turme die schwäbische Alb überblicken und selbst die schweizer Berge sehen.
* Vom Lande, 11. Jan. In Geschäftskreisen wird vielfach geklagt, daß bei der Kundschaft immer mehr die Unsitte sich einbürgert, Coupons in Zahlung zu geben. Diese Unsitte wird für die Geschäftsleute, welche die Coupons nicht zurückweisen, um es mit der Kundschaft nicht zu verderben, um so drückender, als ihnen vielfach solche Coupons zugestellt werden, welche erst viel später fällig sind.
* Stuttgart. 13. Jan. Durch das Verwaltungsgericht war die Stadtgemeinde Stuttgart zur Rückzahlung der den Radfahrern auferlegten Gebühren verurteilt worden. Nunmehr ist dieses Urteil vom Ver- waltungsgerichtshos aufgehoben worden. — Im Ge- meinderat wurde heute in zweiter Lesung der Vertrag mit der Staatsfinanzverwaltung wegen Ankaufes der Legionskaserne für einen Rathausneubau mit 16 gegen 10 Stimmen abgelehnt. Damit ist das Legionskasernenprojekt beseitigt.
* Pfullingen, 11. Jan. Privatier Louis Laiblin hier hat das Andenken an seine Gemahlin Helena, geb. Fleischhauer, noch weiter geehrt. Da sie eine geborene Reutlingerin war, nahm er Anlaß, zu einem gemalten Fenster der Marienkirche daselbst und für wohlthätige Zwecke je 5000 Mk. zu stiften.
* Aus Nen dingen wird geschrieben: Schlaszu- stand und Ernährungsunfähigkeit des kataleptischen Mädchens dauert nunmehr 158 Tage. Der Unterkiefer ist. wie vom ersten Stadium der Erkrankung an, steif und unbeweglich. Während anfänglich nur Kopf, und Arme an den krampfhaften Zuckungen partizipierten erstrecken sich diese seit ca. 6 Wochen auch auf die Beine; man sieht, daß das ganze Nervensystem in permanenter Unruhe, in bei Tag und Nacht ununter-