Eisverhältnisse auch günstiger liegt, als derVertragshafen Tschifu an der Nordküste der Halbinsel Schantung. Jedenfalls ist die Erwerbung des Hafens von Kiaut- schau eine überaus günstige. Derselbe eignet sich wie kaum ein zweiter Platz an der chinesischen Küste für die Eröffnung eines Stapelplatzes in der Art, wie Hongkong und zur Schaffung eines Stützpunktes für die deutschen Interessen."

* (Ein neuerdeutscherRiesendampfer.) DieHamburg-Amerika-Linie" hat mit der Werft von Blohm und Voß m Hamburg einen Abschluß gemacht, wie er in solchem Umfange bisher dem hamburgischen Schiffsbau kaum zu Teil geworden ist. Das bestellte Schiff wird in der Größe derPretoria" und der Pennsylvania" sein, mit erheblich vergrößerten Ein­richtungen für die Beförderung von Passagieren erster Klasse; ferner übertrug die Gesellschaft der Werft den Bau von zwei Dampfern, welche je 500 Fuß lang, 60 Fuß breit und 40 Fuß tief sind. Die Schiffe er­halten eine vorzügliche Einrichtung und werden mit Rücksicht auf besondere Erfordernisse der ostasiatischen Fahrt konstruiert. Mit diesen neuen Aufträgen hat die Werft für dieHamburg-Amerika-Linie" nicht weniger als sieben große transatlantische Dampfer im Bau.

AttslöndischsS.

* Wien, 8. Jan. Zur Ernennung Milans zum Kommandierenden der serbischen Armee wird gemeldet, Milan beabsichtige, demnächst eine neuerliche Ehe ein­zugehen, um die Zukunft der Dynastie Obrenowitsch ficherzustellen, da König Alexander ein Feind der Ehe sei.

* Wien, 8. Jan. Das Standrecht in Prag wird am Montag mit dem Zusammentritt des Landtages aufgehoben werden.

* Mehr Aufsehen als die Entdeckung der Röntgen- Strahlen muß die embryologische Entdeckung des Professors Schenk in Wien machen. Schenk be­hauptet, daß das Geschlecht entstehender Wesen bestimmt werden könne.Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren an diesem Werke und in dieser Zeit habe ich nicht einen einzigen Mißerfolg zu verzeichnen. Sowohl in meinem ehelichen Haushalte als auch b.'i weinen Bekannten hatte ich Gelegenheit, die von mir aufgestellte Lehre zu berücksichtigen und hatte stets positive Ergebnisse erzielt.

* Budapest, 7. Jan. In Hodmezö-Vasarhelt ist man großen, seit Jahren betriebenen Defraudationen von Amtsgeldern auf die Spur gekommen. Mehrere hohe Beamte wurden bereits suspendiert. Der Stadt­hauptmann Poka und der Kommissar Goßtonyi, welche arg kompromitiert waren, haben durch Revolverschüsse ihrem Leben ein Ende gemacht.

* Nachrichten aus Rom zufolge veröffentlichen die dortigen Blätter die Ansicht des bekannten Forschers Camperio, welcher Italien den Rat erteilt, in China gleichfalls zuzugreifen und zwar auf der Seite Eng­lands und Japans. Italien möge den Hafen von Tschifu besetzen, der mit zwei Schiffen zu halten und für den italienischen Handel überaus nützlich sei.

* (Sizilische Zustände.) Die jüngst in Siculiana bei Girgenti auf Sizilien ausgebrochenen Unruhen lenken die Aufmerksamkeit auf diesen Ort, wo voll­

hart geprüft" sie brach jäh ab und fragte ab­lenkend :Wollen Sie weiter reiten oder mich be­gleiten ? Ich hatte die Absicht, Melitta einen Besuch zu machen."

Wenn Sie meine Begleitung nicht verschmähen? Ich will mein Bestes thun, um Schritt mit Ihnen zu halten, obwohl ich ein höchst mittelmäßiger Reiter bin."

Ein mattes Lächeln flog über Rosinas Gesicht. Sie haben keine Ahnung, wie wohl mir so ein scharfer Ritt oft thut," entgegnete sie, an seiner Seite weiter reitend,wenn ich so durch die Felder hinfliege, mich ganz allein auf meine Kraft verlassend, dann schwinden alle Leiden der Gegenwart und der Vergangenheit. Ueber mir den lachenden blauen Himmel, träume ich von einer schöneren, friedlichen Zukunft; gleich wie ich mit meinem Renner über alle Hindernisse hinweg­fetzte, so hoffe ich auch, alles Leid besiegen zu können, für Momente wenigstens fühle ich mich dann glücklich."

Sie schwieg tiefatmend; es war ihr ein Bedürfnis gewesen, sich auszusprechen, selbst wenn es auch dem Mann gegenüber geschah, gegen den sie immer eine Art von scheuer Verschlossenheit beobachtet hatte; sie wußte ja, daß er so viel an ihrem Thun und Lassen mißbilligte, und es hatte sie unwillkürlich em geheimes Etwas in ihrem Herzen dazu gedrängt, ihm eine Er­klärung ihres sonderbaren Betragens zu geben.

Konrad gab keine Antwort; er drückte den Hut tiefer in die Stirn und zog die Zügel straffer. Ein Gefühl von Beschämung zog in seine Seele.

Er hatte diese Frau stets zu hart verurteilt, er hatte sie heimlich so oft beschuldigt, ihren Pflichten nicht

kommen mittelalterliche Zustände herrschen. Ein Reisender schreibt darüber imCorr. della Sera": Es war schon ein vertrauenerweckender Anfang, als ich den von zwei Karabinieris begleiteten Postwagen bestieg. Der Bursche, welcher mir den Koffer trug, hatte nur einen Arm.Wo hast du den andern ver­loren?" fragte ich ihn.Bei einem Ueberfall," ant­wortete er,als die Räuber diesen Postwagen vor vier Jahren angriffen!" Das ganze Gelände von Siculiana, einer Ortschaft von ungefähr 6000 Ein­wohnern, gehört einem Baron Aniello, der in einem richtigen Kastell mit seinenBravos" lebt, welche ihm stets bewaffnet zu Pferde folgen, als ob wir uns im 14. Jahrhundert befänden. Von der Macht des Barons will ich nur ein Beispiel erwähnen. Ein Bauer kaufte bei dem Vertreter des Barons trockene Bohnen: als er fand, daß sie uralt waren, beklagte er sich darüber. Als dies der Baron hörte, ließ er den Bauern holen, sperrte ihn in eine Kammer voll trockener Bohnen und hielt ihn dort wer weiß wie lang gefangen, wobei er sich von den trockenen Bohnen nähren mußte. Er ließ den Unglücklichen erst heraus, nachdem er erklärt hatte, daß die Bohnen erster Güte seien. Der Bauer wäre ein Narr gewesen, wenn er sich über dies Verfahren zu beschweren gewagt hätte, denn der Baron gebietet über hohe Einflüsse in Palermo und in Rom und er pfeift auf die Gesetze. Ec ist natürlich auch der Bürgermeister von Siculiana und er und seine Anhänger thun, was ihnen beliebt. Die Steuern werden nach dem Gefallen dieser Ge­sellschaft erhoben, ihre Freunde zahlen fast nichts, Alles wird ihren Gegnern und den Armen, aufgrbürdet. Da ist es kein Wunder, wenn die Bauern und die Arbeiter, für welche es Gesetz und Gerechtigkeit nicht giebt sich auf ihre Weise zu helfen suchen; durch die schreckliche Massia und Kamorra.

* Paris, 7. Jan. Emile Zola veröffentlicht eine neue Broschüre über die Affaire Dreyfus. Die Bro­schüre ist:An Frankreich" betitelt. Zola erklärt, daß Frankreich von einer gewissen Presse betrogen werde; es solle zum Bewußtsein der Wahrheit er­wachen. Zola zeigt im Grunde der Dreyfus-Affaire die Militäroiktatur und die klerikale Reaktion. Die Kirche, die sieht, daß das Volk sich von ihr abwende, suche es auf jede Weise und durch Erweckung der antisemitischen Leidenschaft wieder in seine Gewalt zu bekommen. Die Panama- und die Dreyfus-Affaire seien die beiden großen Verbrechen des Antisemitismus, die das Land vergiften.

* (Das Festessen der ärmsten Kinder). Man be­richtet aus London, 6. Jan.: In der altberühmten Guildhall fand gestern zum vierten Mal das große Weihnachtsessen statt, welches Alderman Treloar all­jährlich den allerärmsten Kindern von London giebt. 1250 Kinder waren dazu eingeladen und sie kamen, teils gewaschen, teils ungewaschen, aber sämtlich hungrig, auf Wagen angefahrcn, andere Kinder, die nicht ein­geladen waren, liefen den Wagen nach und als die eingeladenen Kinder ihre Sitze eingenommen hatten, fand sich noch Platz für 50 nicht eingeladene. Tausend Pfund Roastbeef und Kartoffeln und 105 sieben- pfündige Plumpuddings wurden den Kindern serviert, während das Musiksorps der City-Polizei populäre Weisen spielte. Dazu wurde Milch getrunken, nach­

gerecht zu werden, und nie daran gedacht, daß diese Frau in der Blüte und Vollkraft ihres Lebens au. einen siechen Mann gefesselt war, der für sie nie ein freundliches Wort, einen zärtlichen Blick hatte.

So liebenswürdig und entgegenkommend Balbing seinen Gästen gegenüber war, so kühl und gleichgültig zeigte er sich gegen seine Gattin, die ihm stets gut und freundlich entgegenkam.

Arme Frau!" i

Frau Balbing zuckte heftig zusammen. Ohne es zu wollen, hatte Konrad diese Worte laut gesprochen; sie waren seinen Lippen entschlüpft, unbewußt, so wie sie sich in sein Herz gedrängt hatten.

Rosina gab ihrem Pferd Plötzlich einen Schlag, daß es sich hoch aufbäumte; ein Schreckensruf entfuhr dem Munde des Professors, unwillkürlich streckte er die Hand aus, um die Zügel des Rappen zu ergreifen.

Rosina machte eine abwehrende Bewegung, Danke," sagte sie kurz,ich bin sattelfest."

Pardon, ich vergaß ganz, daß Sie die Stärker« sind."

Sie warf das Haupt zurück, daß die langen Locken tief in den Nacken fielen, dann ließ sie ihr Pferd ausgreifen, so daß Konrad ihr nur mit Mühe folgen konnte.

Ohne weiter ein Wort gewechselt zu haben, langten sie bei dem Volkmannschen Wohnhause an. Frau Balbing sprang vom Pferde, ehe Konrad ihr seine Hilfe anbieten konnte.

Melitta kam ihnen erstaunt entgegen; Rosina

her gab es Aepfel und Apfelsinen und zu allerletzt noch Knallbonbons, welche ziemlich zu gleicher Zeit loSgefeuert wurden. Darauf konnten die 1300 Kinder, welche sonst keine Kopfbedeckung haben oder nur solche von unbeschreiblicher Qualität, alle die bunten Kopf­bedeckungen aufsetzen, welche sich in den Knallbonbons befanden. Um diese Zeit erschien in feierlichem Aufzuge der Lord Mayor mit dem City-Marschall, dem Schwert­träger und dem Szepterträger und hielt eine Ansprache an die Festversammlung, welche mit der Ansprache Knaben und Mädchen!" begann und worin der Lord Mayor sagte, er habe schon manche Festver­sammlung gesehen, aber noch keine mit so vielen glück­lichen Gesichtern. An 4000 kranke Kinder waren gleichzeitig Körbe mit Eßwaren verschickt worden. Alderman Treloar sprach die Erwartung aus, daß bei reicherer Unterstützung künftig diese Kinderspeisung eine noch größere sein würde.

* Petersburg, 5. Jan. Zur Förderung des Mehlexports nach dem Auslande hat die Eisenbahn­tarifkommission für notwendig erachtet, für den genannten Export die bereits herabgesetzten Tarife noch weiter zu ermäßigen, sodaß die Ermäßigung für Mehl bei Transporten nach einem Seehafen oder ins Ausland 20 pCt., für Korn, welches in einem Hafen zu Mehl verarbeitet wird, 15 pCt. betragen soll.

* Der Amerikaner Emmens, der Gold auf künstlichem Wege herstellt, sitzt in New - Aork in seinem Labora­torium und wandelt Silber in Gold um. Die Her­stellung von 40 Mk. Gold kostet ihn 20 Mk.. Das Geschäft lohnt sich also. Die New-Aorker Münze kaufte ihm achtzehn Gußklumpsn ab und bezahlte sie mit 560 Pfo. Es ist also an der Kunde nicht mehr zu zweifeln. Ein neuer großer Apparat ist auch be­reits im Bau begriffen, mit dem in einem Monat 50,000 Unzen Gold hergestsllt werden können. Das würde einen Reingewinn von 24 Millionen Mark jährlich embringen. Und schließlich lassen sich diese Apparatewervielfältigen und vervollkommnen und es eröffnet sich die Aussicht in eine Zukunft von schwindeln­dem Glanze und Reichtum. Wer wird nach Klondike ziehen und frieren und darben, um Gold aus dem Boden zu scharren? Wer wird sich den Kopf um die Lösung der Silberfrage zerbrechen? Es giebt keine Silberfrage mehr und die Goldwährung beherrscht die Zukunft in ganz neuer Form und nie geahnter Macht und Herrlichkeit. Im Grunde ist auch gar nicht ab­zusehen. warum man in unserer Zeit des Fortschritts und der Erfindungen nicht auch dem Stein der Weisen und dem berühmten Lebenselixir auf die Spur kommen sollte, nach denen weise Männer in umnachteten Jahr­hunderten so lan;e vergebens gesucht. Daß Diamanten und Rubinen künstlich hergestellt werden können, ist ja bekannt. Das Verfahren ist nur einstweilen noch etwas kostspielig. Warum sollte also nicht ein schlauer Amerikaner den Stein der Weisen ausfindig machen?

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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und farbige Ksrrrreberg-Seiöe voa 75 Pf. bis Mk. 18.65 p. Met. in den modernsten Geweben, Farben und DesfinS. krivato porto-u. stsusrkrsi ins Laus. Muster umgehenf». 5

H. Kermeberg's Setdeu-Jaöriken (k. u. k. Hofl.) Zürich.

machte dem Professor eine kurze Verbeugung, dann nahm sie Melittas Arm und ging mit ihr ins Haus.

Wie in einem Traum sah ihr Konrad nach. War es Mitleid oder Haß, was er für diese Frau zu fühlen begann?

Melitta führte die Freundin in ihr Schlafgemach, um dort ungestört plaudern zu können.

Sie nahm Rosina den Hut ab und drückte sie in eine Ecke des kleinen Sofas, dann nahm sie neben ihr Platz und eine Hand erfassend, sagte sie in warmem Tone:

Meine arme Rosina! Du siehst so bleich und angegriffen aus; es ist doch keine Gefahr für das Leben deines Gatten?"

Rein," sagte Frau Balbing gepreßt:der Arzt hat mir eine beruhigende Versicherung gegeben o, Melitta" und die junge Frau fest umschlingend, brach die sonst so ruhige starke Frau in leidenschaft­lichen Thränenstrom aus.

Melitta suchte die Weinende zu beruhigen. Rosinas Schmerz fachte den ihren aufs neue an. Sie weinte mit der Freundin und während diese zu trösten ver­suchte, fragte sie sich, welche von ihnen beiden die Bedauernswertere sei, die Gattin des Kranken oder diejenige, die in Gefahr stand, die Liebe ihres Mannes zu verlieren.

Laß mich dir mein Leid klagen," sprach Rosina, ich will dir mein Herz ausschütten und dir alles sagen, was mich drückt."

Spricht" sagte Melitta teilnehmend.

> (Fortsetzung folgt.)