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Dienstag, 11. Januar
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1898 .
Uebertragen wu de die erste Schulstelle in Knittlingen dem Schullehrer Lieterle in Voll, früher in Warth.
D I« Serbien
geht wieder einmal alles drunter und drüber. Der jetzt 22jährige König Alexander hat ganz plötzlich seinen Vater, den Exkönig Milan, zürn Oberbefehlshaber der serbischen Armee ernannt. Zu einer solchen Ernennung ist aber verfassungsmäßig die Zustimmung der Landesvertretung, der Skupschtina, erforderlich. Der König hat zwar die Skupschtina zusammenberufen, dieselbe zugleich aber wieder vertagt.
In Wien haben diese sonderbaren Meldungen zwar Aufsehen erregt, aber keine Aufregung hervorgerufen. Man hält sich dort der Freundschaft Rußlands für so sicher, daß in Petersburg kaum der Verdacht entstehen kann, Oesterreich habe bei den neuesten Belgrader Vorgängen seine Hand im Spiele. Man könnte sich in dieser Beziehung irren. Trotz aller beruhigenden Versicherungen Goluchowskis erkennt man in Rußland die leitende Hand Wiens bei den Belgrader Ereignissen. Und das ist nicht gut; Serbien bildet nun wieder den Zankapfel zwischen Wien und Petersburg.
Milan gilt nun einmal als Anhänger Oesterreich- Ungarns, wie seine geschiedene Gattin Natalie, geb. Keschko. als Russenfreundin galt, wie sie ja auch eine geborene Russin ist. Das unerfreuliche Bild, das die Geschichte ihrer Ehe mit Milan bietet, ist zugleich die Grundursache der ewigen Unruhen und Konflikte in Serbien. Man darf dabei nicht übersehen, daß das ausschweifende Leben Milans, seine Neigung zum Spiel und zu den wilden Aufregungen des Pariser Lebens erst seinen Anfang nahm, nachdem das eheliche Leben zerrüttet war. Und wer sich erinnert, wie die Königin Natalie, eine Tochter des russischen Obersten Keschko, ihn fortgesetzt in politische Abenteuer stürzte und danach strebte, ihn zu beseitige», um selbst die Regentschaft zu führen, der wird sie an diesem unglückseligen Zwist nicht ganz außer Schuld setzen.
König Milan hat im Auslande viel Geld verbraucht; nicht zum ersten Male kehrt er zu seinem Sohne nach Belgrad zurück, um mehr zu holen. Die Skupschtina ist aber kaum gewillt, mehr zu geben und so hat der liebende Sohn seinem Vater einen hohen Posten anvertraut, der ihm ermöglichen soll, sich auch der Skupschtina gegenüber zu halten. König Alexander spielt damit ein gewagtes Spiel, da nun zweifellos der russische Rubel im Lande wieder seine diplomatische Mission erfüllen muß. Denn Milans Name gilt nun einmal als Symbol des österreichisch-ungarischen Einflusses und den wird die russische Diplomatie in Belgrad nicht triumphieren lassen wollen.
Nachträglich noch muß es auffallen, daß kurz vor dem jetzt vollzogenen Szenenwechsel in Belgrad das offiziöse Wiener „Fremdenblait" in einem Artikel ausführte, der Entwickelung der Dinge in Serbien und dem Verhalten des Königs Milan stehe man in Wien vollständig einflußlos gegenüber. Die „Nowoje Wrcmja" erklärte dies vor acht Tagen noch für „nicht ganz richtig." Das Blatt schrieb:
„Milan Obrenowitsch hat in früheren Jahren mehrmals Anlaß gehabt anzunehmen, daß er sich dis Sympathie, die Unterstützung und ... die Freigebigkeit der habsburgischen Monarchie erwerbe, wenn er so (d. h. dem Einfluß Rußlands zuwider, Red.) handle. Er hatte sich so gewöhnt, die für ihn vorteilhafte Rolle eines Günstlings der Wiener Regierung zu spielen, daß er es nach seiner Abdankung gleichsam für seine Pflicht hielt, sich in die politischen Angelegenheiten Serbiens jedesmal einzumischen, wenn diese Angelegenheiten eine Wendung nahmen, welche den Einfluß Rußlands in Belgrad stärkte. Man muß annehmen, daß er in der jetzigen Minute noch nicht begriffen hat, daß sich die Zeiten verändert haben und daß man in Wien die Dienste der serbischen „namhaften Persönlichkeiten" bereits nicht mehr braucht, um in Bezug auf Rußland
keine Befürchtungen zu haben. Leute, die da gewöhnt sind, krumme Wege zu gehen, machen sich nur schwer den Gedanken zu eigen, daß sogar in der Politik die Aufrichtigkeit und Geradheit der gegenseitigen Beziehung mit Erfolg zur Grundlage der diplomatischen Programme der Kabinette gemacht werden kann. Die Zeitung des Grafen Goluchowski hat cs für nützlich erkannt, dem ehemaligen Könige Serbiens dieses in Erinnerung zu bringen. Mit Abscheu wendet sie sich von jeglicher Solidarität mit dem Belgrader „Familien- Ereignissen" und von jeder Absicht, dem Vater des Königs Alexander I. „bedeutende persönliche Vorteile" dafür zu verschaffen, daß er Serbien unter den Einfluß Ungarns bringe. Die Zeit, wo man in Wien der „Mitwirkung" des Milan Obrenowitsch Wert beilegte. ist augenscheinlich vorüber. Ihm ist jetzt kategorisch erklärt worden, daß man in Wien seine „Dienste" nicht brauche . . ."
Ob die .Nowoje Wremja' wohl so geschrieben haben würde, wenn sie die Entwickelung der Dinge in Belgrad hätte vorhersehen können?
LandeSnachrichten.
«L Alten steig, 10. Januar. Trotz der warmen Januar-Witterung, die wiederum einmal den Wettermachern ein Schnippchen geschlagen hat, ist doch die Zahl derjenigen, welche sich über Belästigungen durch allerlei kleine Erkältungsleiden beklagen, nicht gering, oder auch die Stimmung entspricht nicht so recht der Temperatur, denn es wird über Befangenheit des Kopses geklagt u. s. w. Auch wenn wirklich minder warmes Wetter wäre sollte man doch gerade in diesen Tagen eigentlich aufgeräumt sein, wo nun that- sächlich die Sonne Miene macht, uns länger als bisher zu beglücken. Warum es anders ist? Es liegt vielfach am Ofen. Es ist ein altes Leiden, daß so vielfach nach der Jahreszeit geheizt wird und nicht nach der Temperatur. Beim Gesinde ist gerade mit Bezug auf das Einbeizen eine bedauerliche Gedankenlosigkeit zu verzeichnen, wir sind im Januar, also wird eingekachelt, was das Zeug halten will. Mit dem Osenfutter, welches jetzt so vielfach vergeudet wird, kann man oft die doppelte Zeit anskommen, längerer Aufenthalt in einem zu heißen Zimmer macht marode und schafft Erkältung. Für einen gesunden Menschen sind 15 Grad Zimmerwärme allermeist genug, und ist es etwas weniger, ist es auch noch kein Unglück. Jemand, der durch unvernünftiges Einheizen an ein Mehr gewöhnt ist, mag es bei 14—15 Grad anfangs kühl finden, das macht aber nichts, es genügt. Wird das ohnehin schon warme Zimmer nun noch durch die Lampen am Abend extra erwärmt, dann kann es wirklich zu arg werden. Wer ruhig schlafen will, lasse auch sein zu warmes Schlafzimmer vor dem Schlafengehen nochmals tüchtig lüften, er wird daun anderen Morgens nicht mürrisch und verdrießlich in die Welt schauen.
-n. Nagold, 10. Jan. Zum Zweck der Beratung über die Einrichtung einer Jungviehweide auf dem Hosgut der Freiherren v. Kechler in Schwandorf hielt gestern nachmittag der Ausschuß des landwirtschaftlichen Bezirksvereins im Gasthof zur Post hier eine Sitzung. Das Resultat der Verhandlung war eine vorläufige Einigung der Freiherrlich v. Kechler'schen Gutsherrschaft und des landwirtschaftlichen Vereins dahingehend, daß gegen ein Pachtgeld von 10 Mk. 50 Pf. pro Morgen und pro Jahr die Gutsherrschast ihr gesamtes Areal an Aecker und Wiesen dem Verein zur Benützung überlassen würde. Ein vollgültiger Vertrag soll aber erst nach einer demnächst zu haltenden Generalversammlung des Vereins abgeschlossen werden.
-n. Ebhausen, 10. Jan. Die Unsitte des Schießens bei Tauffeierlichkeiten, Hochzeiten u. s. w. hat schon so viele Unglücksfälle verursacht, und erst wieder berichteten die Blätter über eine ganze Reihe von Beschädigungen anläßlich des Schießens zum Jahreswechsel. Trotz alledem will der Unfug kein Ende nehmen, obwohl schon mancher dabei sich für
sein ganzes Leben unglücklich machte. So schoß sich gestern hier aus Anlaß einer Kindstaufe ein 23jähriger Bursche aus Unvorsichtigkeit zwei Finger der rechten Hand vollständig weg. Wenn nicht vollends die ganze Hand abgenommen werden muß, so bleibt sie doch aus alle Fälle vollständig verstümmelt.
* Vom Lande, 9. Jan. Neueste Untersuchungen haben ergeben, daß Chilisalpeter mit weniger als 15°/o Stickstoffgehalt stets größere Mengen Perchlorad (überchlorsaures Kali) enthält und schädlich auf die Pflanzen wirkt. Es wird deshalb Allen, welche sich noch keiner landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaft angeschlossen haben, empfohlen, bei jeder Bestellung von Chilisalpeter einen Minimalgehalt von IHO/g Stickstoff ausdrücklich zu verlangen.
* Schramberg, 7. Jan. Durch Vermittlung des Gewerbevereins ist hier eine Kolonialausstellung veranstaltet worden, in welcher eine aus drei Abteilungen bestehende Sammlung von Rohprodukten, Präparaten und fertigen Gebrauchs- und Schmuckartikeln aus unseren Kolonien zu sehen ist, ebenso die Erzeugnisse des Plantagenbaues, namentlich Tabak, Kaffee und Kakao.
* Stuttgart, 6. Jan. Im Königreich Württemberg giebt es 60 Stationen, an denen aus dem Automatenbetrieb eine höhere Einnahme als 400 Mk. pro Jahr, oder mindestens dieser Betrag erzielt wird. 1000 Mark Jahreseinnahme oder darüber erzielten: Bietigheim 1800, Cannstatt 2500, Crailsheim 1900, Eßlingen 1800, Friedrichshafen 1200, Gmünd 1600, Göppingen 1600, Hall 1000, Heilbronn 4700, Ludwigsburg 1800, Mühlacker 1500, Plochingen 1200, Ravensburg 1200, Reutlingen 1800, Stuttgart 15000, Tübingen 1200, Ulm 5000, Wildbad 1200 Mark.
* Se. Maj. der König wird sich, wie verschiedene Blätter berichten, zum Geburtstag des deutschen Kaisers nach Berlin begeben.
* Niederstetten, 5. Jan. Das „Süddeutsche Korrespondenzbureau" verbreitete in der letzten Woche eine Notiz, derzufolge in Vorbachzimmern O.Ä. Mergentheim, eine Frau im Scheintote beinahe begraben worden wäre. In Wahrheit war, wie der „St.-A." berichtigend mitteilt, die schon lange Leidende bloß in großen Schwächezustand verfallen und der Leichenschauer konstatierte sofort, daß der Tod noch nicht eingetreten sei. Nach zwei Stunden kam dann die Frau auch wieder zum Bewußtsein und lebte noch zwei Tage. (Offenbar war also von den Angehörigen angenommen worden, daß die Frau tot sei.)
* Heilbronn, 8. Jan. In dem Prozeß gegen den Ephorus Palm von Maulbronn wurde gestern das Urteil gesprochen. Palm wurde zweier Vergehen der Unterschlagung im Amte sowie eines Vergehens einer Privatunterschlagung für schuldig erachtet und für die beiden ersten Vergehen zu drei Monaten, für letzteres zu zwei Monaten, insgesamt alle zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Von zwei weiteren Vergehen der Unterschlagung wurde er freigesprochen.
* Aus dem Öberamt Münsingen, 7. Jan. Eine unliebsame Weihnachtsbescherung ist der Gemeinde Böttingen zu teil geworden mit einer Entscheidung des Oberlandesgerichts, wonach die Güterabtretungen zum Truppenübungsplatz trotz der eingeleiteten Zwangsent- eignung den Charakter freier Verkäufe haben sollen und somit dem gerichtlichen Erkenntnis und dem Accise- ansatz unterliegen. Damit sind die gegenteiligen Entscheidungen des Landgerichts Ulm und des Amtsgerichts Münsingen aufgehoben und die Böttinger, denen 2 Drittel ihres Areals abgenommen wurden, nachträglich zur Bezahlung der Äccise angehalten. Die kaum recht zur Ruhe gekommenen Gemüter sind dadurch wieder in lebhafte Erregung versetzt worden. Die Leute, die nicht so sehr die Form des ihnen in die Hand gelegten Vertrags als den thatsächlichen Gang der Verhandlungen ins Auge fassen, sind sich gar nicht bewußt, ein freies Entgegenkommen bei dem Unternehmen gezeigt zu haben, durch das ihnen 2 Drittel