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keit. Die Deutschen bereiteten sich auf ein langes Verbleiben vor. Nach einem offiziellen Bericht hätten 250 Mann deutsche Marinetruppen die Stadt Tiao- tschau eingenommen, sie seien aber nach Chingtao zurückgekehrt. — Zwei japanische Kreuzer sollen sich im Dangtseflusse befinden. Die Japaner rüsten Tag und Nacht.!
* London, 30. Dez. Das Bureau Dalziel meldet aus Shanghai: Zwischen dem japanischen und englischen auswärtigen Amte sind beständig Unterhandlungen im Gange. Japan giebt sich große Mühe, eine Verständigung mit England herbeizuführen. Japan möchte gegen die Besetzung von Kiao-Tschau und Port Arthur in der gleichen Weise protestieren, wie Rußland, Frankreich und Deutschland es Japan 1895 verboten, Port Arthur zu behalten, da dies den Frieden gefährde. Japan wäre dafür, daß England und Japan China gemeinsam unter Kontrolle nähmen. England übernehme die Verwaltung der Finanzen, der Steuern, der Marine und Staatsbahnen, Japan die Verwaltung der Armee und Bergwerke. Das Bureau Dalziel meldet aus Shanghai ferner, England requiriere Kohlenschiffe und Proviantschiffe für das Geschwader, das noch zwischen Port Hamilton und Chemulpo kreuze. Die Kreuzer erster Klasse „Edgar" und „Grafton" dampften eiligst von Hongkong nach dem Norden. „Edgar" hätte eigentlich mit abgelösten Mannschaften nach England zurückkehren sollen. Alle Fahrzeuge der russischen Torpedoslottille hätten Wladiwostok verlassen, um vermutlich nach Port Arthur zu fahren.
* London, 31. Dez. Aus Indien wird offiziell gemeldet, daß das Mitglied des Unterhauses und Oberst des kgl. irischen Regiments. Generalmajor Sir Henry Havelock-Allan von den Afridis überfallen und ermordet ist. Man hat bereits seine verstümmelte Leiche gefunden und nach Peschawar gebracht. Diese Nachricht erregt in parlamentarischen wie militärischen Kreisen große Teilnahme.
* London, 31. Dez. Das Bureau Dalziel meldet aus Shanghai: Die Haltung des Tsungli - Damen (auswärtiges Amt in China) sei Deutschland gegenüber plötzlich sehr schroff geworden. Es verlange, daß Deutschland sofort Kiao-Tschau räume.
2 Der Gesundheitszustand der Kronprinzessin von Schweden-Norwegen (geb. Prinzessin Viktoria von Baden) hat sich in letzter Zeit verschlechtert. Die aufs neue auftretenden Schwindelanfälle stellen sich fast täglich ein, der Husten ist schlimmer geworden, die Kräfte nehmen ob. Infolge bestimmten ärztlichen Anratens wird die Kronprinzessin daher gleich nach Neujahr nach Italien abreisen, um dort den Rest des Winters zu verbringen.
* Madrid, 30. Dezbr. (Zum kubanischen Aufstand.) Seit Beginn des Krieges hat Spanien nach Cuba 185 000, nach den Philippinen 29000 und nach Portorico 5000 Mann entsandt.
* Mit welcher Geschwindigkeit in Amerika Ehen geschieden werden, geht neuerdings aus dem Bericht eines New-Dorker Blattes hervor, in dem es heißt: „Mit einer Geschwindigkeit, die jeden „Rekord" brach, klapperte in der Supreme Court die Scheidungsmühle. Richter Gaynor befreite sechs Paare innerhalb 35 Minuten
von den Fesseln, an welchen die Rosen verblüht s«d nur die Dornen haften geblieben waren."
sj Zur chinesischen Frage wird weiter gemeldet, daß anfangs Januar ein dritter Lloyddampfer mit Mannschaften und Lazaretpersonal nach Ostasieu abgehen werde. Eine größere Anzahl Marineurlauber soll zu diesem Zweck nach Kiel einberufen worden sein. Daß Japan trotz seiner höchst kriegerischen Vorbereitungen sich in die chinesische Frage einmischen und den Engländern die Kastanien aus dem Feuer zu holen versuchen sollte, glaubt Niemand.
* Tokio, 31. Dez. Nach hier eingegangenen Nachrichten befinden sich sechs britische Kriegsschiffe vor Chemulpo.
D Die Frage der Besetzung des Gouverneurpostens auf Kreta gestaltet sich nachgerade zu einer wahren Komödie der Irrungen. Der Reihe nach sind die Kandidaturen des Obersten Schäfer, des Prinzen von Battenberg, des Prinzen von Sachsen-Meiningen und anderer aufgestellt und wieder verworfen worden. Jetzt scheint auch die von den Großmächten einstimmig vorgeschlagene Kandidatur des Montenegriners Petro- witsch zum Gouverneur von Kreta definitiv gescheitert zu sein. Wie die „K. Z." aus Wien meldet, hätte nämlich Fürst Nikolaus von Montenegro unbedingt die Erlaubnis für Petrowitsch verweigert, angeblich weil er zu alt sei, sodaß das Ausland diese Kandidatur zurückziehe. Als neuer Kandidat wurde nun Prinz Georg von Griechenland genannt, aber auch hier erfolgte wieder ein offiziöser Widerruf.
Vermischtes.
* (Der Tapferste der Tapfer n.) Ein französischer Politiker sprach über einen General, dessen Kriegsthaten sonst niemand rühmen wollte, und behauptete, daß derselbe auf dem Schlachtfelde stets da zu ^finden gewesen sei, wo die Kugeln am dichtesten waren. „Wo war denn das?" fragte etwas ungläubig einer der Zuhörer seinen Nebenmann. „Hinter dem Munitionswagen!" antwortete dieser.
* Wie man in einem Luftballon Kaffee kocht, ohne eine offene Flamme anzuwenden, teilt ein Fachkundiger mit. Die große Gefahr, die bei einem Luftballon in der Benutzung des Feuers liegt, führte meist dahin, daß die Lustschiffer auch bei länge- ren Fahrten bei Nacht auf die große Wohlthätigkeit eines warmen Getränkes verzichteten und sich lieber mit einem Schluck feurigen Weines behalfen, als leichtfertig ein Unglück heraufbeschworen. Ganz gefahrlos ist aber die Benutzung des Kalkes zu diesem Zwecke. Schon der Engländer Green hat bei seiner berühmten Luftfahrt über den Kanal, am 7. Nov. 1832 mit zwei anderen Herren von London aus unternommen, sich seinen Kaffee derart bereitet, daß er ein Gefäß, ca. 5 Zoll hoch, mit ungelöschtem Kalk füllte und darauf einen mit Wasser gefüllten, hermetisch verschlossenen Topf stellte, die Zwischenräume sodann ebenfalls mit Kalk aussüllte und diesen dann löschte. Durch die hierbei entstehende Hitze wurde das Wasser in ganz kurzer Zeit zum Kochen gebracht. Das Verfahren ist aber eben nur zum Kochen von Wasser verwendbar; Speisen würden sofort verbrennen. Deshalb hat Andrer auch einen Spirituskocher, der weit unter der Gondel hängt, benutzt.
* (Wie gewonnen, so zerronnen!) Vor einigen Wochen veranstaltete die Pariser Polizei eine Razzia an den Ufern der Seine und nahm dabei 26 Leute fest, die unter den Brückenbogen nächtigten. Einer dieser Heimatslosen, Namens Rollin, hatte eine sehr merkwürdige Lebensbahn hinter sich. Im Jahr 1883 sah er sich, wie heute, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche, ohne Obdach und mußte in einem leeren Keller in einer Vorstadt von Paris sein Nachtlager suchen. Als er nun dort das Gerümpel seiner Herberge durchstöberte, fand er einen Schatz, einen richtigen Schatz, der in 5000 Franks Gold und 30000 Franks Banknoten bestand. Rollin verließ noch in derselben Nacht die französische Hauptstadt und flüchtete sich mit seinem Funde nach Belgien. Hier ließ er sich nieder, begann sogleich mit seinem Vermögen an. der Börse zu spekulieren und wurde bald ein reicher Mann. Nun wendete er sich wieder seiner Heimat zu. In Paris aber verließ ihn sein Glück. Er kaufte Transvaal-Gold- gruben-Aktien, fiel damit herein und hatte im Nu fast all sein schönes Geld verloren. Wie er so wieder klein geworden war, fiel ihm auch das Nachbarland wieder ein, wo es ihm so geglückt war. So ging er denn nach Belgien zurück, und siehe da, es glückte ihm dort noch einmal: er gewann große Summen in der Lotterie. Nun wollte er im Lande bleiben. Er that sich mit einem Partner zusammen und gründete eine Bank. Aber sein Socius war ein Schwindler, der eines schönen Tages mit dem gesamten Kapital durchbrannle. Jetzt trieb es den armen Rollin wieder nach Paris zurück, aber er ist jetzt bettelarm, und nun hat ihn die Polizei gefaßt.
* (Das Testament eines Bettlers.) Nicht geringes Erstaunen erregt in Rom die Kunde von dem bedeutenden Nachlaß eines kürzlich verstorbenen alten Bettlers, den man seit langen Jahren tagtäglich auf den Eingangsstufen einer der Hauptkirchen Roms antreffen konnte. Der Alte besaß nahezu 800 000 Lire, die er seinen drei Kindern, welche keine Ahnung von dem Reichtum ihres Vaters hatten, in einem regelrecht aufgesetzten Testamente vermachte.
Neueste Nachrichte«.
6L Kalkutta, 3. Jan. Eine Meldung des Bureau Reuter besagt, die Zakkakhels sperrten den Weg Ali Muschid-Lunde-Kotal. Die Feinde feuerten im Kaibarpasse auf die Mannschaften des Oxfordshire- Regiments. Die Truppen konnten sich erst aus dem Gefecht zurückziehen, nachdem sie Verstärkungen erhalten hatten. 5 engl. Offiziere und 11 Soldaten sind verwundet, drei Soldaten gefallen.
-Verantwortlich« sttedakleur: W. Kieker, Alten stUa.
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Was sind eigentlich A. Dietrich s „Alle-
thee-Boubons" ? A. Dietrich s „Allethee-Bou-
ba»s" bestehen aus einer Zusammensetzung von alle« Thee's und Kräutern, welche für Katarrh, Husten, Verschleimung, Heiserkeit und dergl. äußerst lindernd wirken und werden dieselben von keinen anderen Bonbons übertroffen, weshalb sie in keinem Hause fehlen sollen.
Während dieser Reden saß Konrad beobachtend da; er bemerkte, wie der Hausherr dem feurigen Weine zusprach und hastig ein Glas nach dem andern leerte; Frau Balbing war eine aufmerksame Zuhörerin ; augenscheinlich interessierte auch sie das abzn- fchließende Geschäft im höchsten Grade.
„Und nun ist's genug," sagte Balbing heiter. „Sehen Sie sich die Hüttenwerke an, ich werde meinen Beamten die Weisung erteilen, Sie überall herumzuführen : in wenigen Tagen kommt mein Rechtsanwalt, dann können wir das weitere besprechen. Wollen die Herren mein Anwesen besehen? Meine Frau wird Ihre Führerin sein, unterdessen besorgt Tante Amanda einen kleinen Imbiß — ich bitte, keine Widerrede, Sie werden doch einem armenKrankennichtdieFreudever- Derben wollen, zwei so liebe Gäste bei sich zu bewirten."
Ohne unhöflich zu sein, konnte man unmöglich eine so freundliche Einladung ausschlagen. Volkmann dachte an seine geliebte Melitta und nahm sich im stillen vor, den Besuch nach Möglichkeit abzukürzen.
Rosina erhob sich ruhig, um die Herren nach den Wirtschaftsgebäuden zu führen; den Moment ersehend, da die Herren an Tante Amanda einige Worte richteten, beugte sie sich rasch zu ihrem Gatten und sagte in flüsterndem Tone: „Raimund, ich beschwöre dich, trinke nicht zu viel, halte dich zurück."
Balbing schob sie unwillig zurück. „Verschone mich mit deinen Ermahnungen," sagte er rauh.
Eine leichte Röte stieg in Rosinas Gesicht; allein sie gab keine Antwort und trat zu den Herren.
Es war in der That eine Musterwirtschaft, welche
Frau Balbing den staunenden Herren zeigte; alles reinlich, nett, von Ordnung und Wohlstand zeugend.
„Und Sie, meine Gnädige, leiten alles allein?" fragte Volkmann überrascht. Dann müssen Sie sehr viel Energie und eine unermüdliche Ausdauer besitzen."
Frau Rosina lächelte.
„Ich bin von Jugend auf gewöhnt, bei der Oeko- nomie thätig zu sein; mein Vater besaß eine ziemlich große Besitzung und unter seiner Anleitung mußte ich mich mit allen jenen Dingen beschäftigen, die sonst den Frauen fern liegen; ich bin in der Feldwirtschaft ebenso gut bewandert als die beiden Beamten, welche mir zur Seite stehen, ich verstehe mich auf Viehzucht, Milchwirtschaft, kurz auf alles, was ins Oekonomiefach schlägt, aber ich spreche keine fremde Sprache, ich bin nicht musikalisch, ich kann weder zeichnen noch malen, mit einem Worte, die schönen Künste sind mir ein fremdes Feld. Ich habe die Mutter frühzeitig verloren und mein Vater hatte nur Sinn für das Praktische; ich erhielt im ganzen eine mehr männliche Erziehung und tummle meinen Rappen gleich dem besten Reiter."
Ein etwas spöttischer Seitenblick streifte bei den letzten Worten Konrad. Dieser nahm den hiuge- worfenen Handschuh sofort auf, indem er ihr erwiderte:
„Ah, die kühne Reiterin von heute früh, dawaren Sie, meine Gnädige; wenig hätte gefehlt, so würden mich die Hufe Ihres stolzen Rappen erbarmungslos zerstampft haben."
Frau Balbing lachte; ihr Gesicht wurde dadurch ungemein verschönt, vielleicht um so mehr, als das Lächeln ein recht seltener Gast auf ihren Zügen war.
„Ich dachte, Sie hätten mich nicht erkannt, Herr Professor," sagte sie unbefangen; „ich bitte noch nachträglich um Entschuldigung, allein Sie waren so sehr in Gedanken vertieft, daß Sie meinen lauten Zuruf gar nicht beachteten — meine Schuld wäre es nicht gewesen, wenn Ihnen ein Unfall zugestoßen wäre; das war aber nicht möglich, denn ich verstehe es, ein Pferd zu parieren."
Sie hatte den letzten Satz mit einem gewissen Selbstbewußtsein gesprochen, so daß Konrads Aerger aufs neue rege wurde.
Bolkmann betrachtete lächelnd den Professor; er erkannte den sonst so besonnenen Konrad nicht wieder.
Frau Balbing wandte sich noch immer lächelnd an Bolkmann: „Ich höre. Sie sollen eine reizende Frau besitzen," sagte sie; „falls Sie sich nicht scheuen, Ihr Kleinod in die Gesellschaft einer Amazone zu bringen, würden Sie mir eine große Freude bereiten, wen» sie uns recht bald mit Ihrer Frau besuchen würden; wenn Sie das Hüttenwerk kaufen, kommen Sie ohnehin in unsere nächste Nähe, wir werden jedenfalls gute Nachbarschaft halten."
Bolkmann sagte bereitwillig zn; es lag etwas Ruhiges. Festes und Selbstbewußtes in dem Wesen dieser Frau, was ihn unwillkürlich für sie einnahm. Ec hatte ohnedies schon an einen paffenden weiblichen Umgang für Melitta gedacht, ohne zn einem befriedigenden Resultate gekommen zu sein. (F. s.-
* (Kuch eine K riti k.) ,)iun was sagen Sie zu dem Konzert?" — „Es ist unglaublich, was — so ein Klavier aller aushall."