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Vorschlägen kommen, doch warne er, es durch Un- eimakeit nicht bis zur Zwangsorganisation kommen zu lassen. (Schluß folgt.)
* Spaichingen, 30. Dez. Bei der heute vor- genommenen Stadtschultheißenwahl wurde der seitherige Stadtpfleger und Stadtschultheißenamtsverweser Alfons Bühler gewählt.
* Heilbronn, 3l. Dez. Unter dem Verdacht Falschmünzerei betrieben zu haben, wurde ein Schlosser- geselle aus Eschenau verbastet, der mehrere Zuchthausstrafen hinter sich hat. Eme Haussuchung soll überzeugendes Belastungsmaterial zu Tage gefördert haben.
* (Verschiedenes.) In Rottweil waren letzten Sonntag die auf den Bahnhof eilenden Per- sonen Zeugen einer aufregenden Szene. Unmittelbar oberhalb des Wehrs der Lang'schen Kunstmühle, wo der Neckar verhältnismäßig breit und dabei 2—3 Meter tief ist. war ein etwa 12jähriger Knabe in das Eis eingebrochen und rief herzzerreißend um Hilfe. Sofort sprangen hilfsbereite beherzte Männer von der Reparaturwerkstätte und vom Bahnbetrieb mit Brettern herbei; dem Knaben, der wiederholt einbrach und gänzlich untersank, war indes nicht beizukommen, da das Eis in Mitte des Neckars einen Mann nickt zu tragen vermochte. Schließlich war es nur noch möglich, den Knaben an einem ihm zugeworfenen Seil langsam auf das immer wieder einbrechende Eis zu ziehen. Dann faßte ihn der in der Reparaturwerkstätte beschäftigte Schreiner Linsenmann und rettete ihn unter Lebensgefahr. — Es dürfte auch weitere Kreise interessieren, daß vor kurzem die erledigte Schulstelle in Merklingen bei Blaubeuren dem Schullehrer Baumann in Bleichstetten übertragen worden ist. Durch diese Ernennung ist nämlich die Tradition gewahrt worden, daß das Geschlecht der Baumann den Merklinger Schuldienst innehat. Im Jahre 1622, also vor 275 Jahren, hat ein Schulmeister Baumann sein Amt in Merklingen angetreten, und seit dieser Zeit ist immer der Sohn Nachfolger des Vaters geworden. In Hülben, OA. Urach, sind seit 1722 bis jetzt Kullen als Lehrer thätig, und in Fellbach haben drei Auberlen 116 Jahre (von 1757 — 1873) Schule gehalten. —Stadtpfleger Kühlwein in Neckarsulm, welcher bei der kürzlichen Gemeinderatswahl als Mitglied gewählt wurde, hat seine Stelle als Stadtpfleger niedergelegt, weil der Bürgerausschuß die Verwaltung der beiden Aemter als Gemeinderat und Stadtpfleger durch dieselbe Person als unthunlich erachtete. Kühlwein wird somit in Zukunft nur noch das Amt eines Gemeinderats bekleiden. — Der Kassier der Darlehenskasse Thannhausen-, Johannes Feil, sollte wegen Unterschlagung in Hast genommen werden, er hatte sich aber schon morgens 3 Uhr vom Hause entfernt. Nachmittags gelang es jedoch dem Landjäger den Feil zu verhaften. Der von demselben angegebene Fehlbetrag in der Darlehenskasse soll sich auf mindestens 2200 belaufen, außerdem leidet er an Ueberschuldung. — In Cannstatt erhängte sich die 17jährige Luise Epple in ihrem Elternhause. — In der Grabenmühle in Berkheim geriet der 17 Jahre alte Dienstknecht in das Wasserrad, so daß dem Mann der Hinterkopf völlig zerquetscht wurde. — In Eßlingen wollten einige Knaben auf dem Neckar fchlittschuhlaufen. Plötz
lich brach die Eisdecke und der 11 Jahre alte Sohn des Bäckers Lang versank in dem Wasser, konnte aber noch glücklicherweise von einem in der Nähe arbeitenden Manne gerettet werden.
* Berlin, 31. Dez. Die Morgenblätter melden aus Graz: Die Eisstauung verursachte gestern früh eine plötzliche Ueberflutung des ärmeren Stadtteils Lend. Die im Schlafe Ueberraschten retteten nur das nackte Leben. Es ist noch unbekannt, ob ein Menschenverlust zu beklagen ist.
* Berlin, 31. Dez. Das Reichsmarineamt erklärt die Meldung, wonach Anfang Januar ein weiterer Lloyddampfer mit Marineartilleristen und Lazareth- personal nach Ostasisn abgehen solle, und daß eine größere Anzahl von Marineurlaubern telegraphisch zu ihrem Schiffe bezw. Kompagnie zurückberufen seien, für unbegründet.
* Das Testament der verstorbenen Fürstin Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist im Schlosse zu Schillingsfürst im Beisein der Familie des Reichskanzlers eröffnet worden. Wie man vernimmt, hat die Fürstin den Reichskanzler als ihren Haupterben eingesetzt. Erst nach dem Tode des letzteren fällt deren Güterbesitz an die Nachkommenschaft des Reichskanzlers.
D Wie dem .Hamb. Korr/ aus Berlin gemeldet wird, haben die Verhandlungen, die unlängst zwischen den Vertretern der Reichspost-Verwaltung und solchen der Postverwaltung in Bayern und Württemberg gepflogen wurden, zu einem prinzipiellen Einverständnis über die Richtung und das Tempo der vorzunehmenden Reformen geführt. Es handelt sich nun zunächst darum, wie weit die betreffenden Finanzverwaltungen ihre Zustimmung zu einer Reihe von Maßregeln geben werden, über deren finanzielle Wirkung die Meinungen auseinandergehen.
* Wie es heißt, ist vorgesehen, daß Prinz Heinrich nicht nur dem Kaiser von China, sondern auch den Herrschern von Japan und von Korea in ihren Hauptstädten Besuche abstatten wird. Darin läge schon die Erwartung friedlichster Verständigung.
* Düsseldorf, 31. Dez. Beim Passieren der Eisenbahnstrecke zwischen Oberhausen und Sterkrade in der vergangenen Nacht wurde bei nicht geschlossener Barriere ein Wagen mit einer aus 17 Personen bestehenden Düsseldorfer Jagdgesellschaft in seinem Hinteren Teile von einem heranbrausenden Zuge erfaßt. Der königliche Oberförster Merrem aus Homburg vor der Höhe, ein Schwiegersohn des Malers Prof. Emil Huentens, wurde getötet. Mehrere andere, darunter Landgerichtsdirektor Wolf von hier, sind schwer, einige leicht verletzt. Die Schwerverwundeten wurden nach Oberhausen in das Hospital gebracht, die Leichtverletzten heute früh mittels Extrazuges hierher befördert.
D Emden. In diesen Tagen wurde den Wirten eine „Liste der Trunkenbolde im Verwaltungsbezirk der Stadt Emden" zugestellt. Die Liste stützt sich auf eine Verordnung der vormaligen königl. Landorostei in Aurich vom 26. September 1883 und führt nicht weniger als 85 Personen namhaft auf, denen Branntwein und andere geistige Getränke nicht verabfolgt werden dürfen. Die holde Weiblichkeit ist mit 22 Ehe
frauen, 2 Arbeiterinnen, einer Näherin und «ner „Unverehelichten" vertreten.
LefefrucHt.
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Und wenn dir auch das größte Werk gelingt,
DaS aller Welt Bewunderung entringt,
Vor dem sogar sich deine Gegner neigen —
Dm kleinen Nörgler bringt es nicht zum Schweigen.
Leidenschaft und Lieöe.
Roman von C. Bel mar.
(Fortsetzung.)
„Tantchen," sagte eine wohlklingende Männerstimme, „sehen Sie doch, wo Rosina bleibt; sie soll mir die Zeitung vorlesen."
Die Tante erhob sich bereitwillig; im selben Momente betrat Frau Balbing die Veranda.
„Hier bin ich, Raimund, vergieb, daß ich dich warten ließ."
Balbing nickte gleichgültig; mit halbgeschlossenen Augen lehnte er in seinem Stuhl, während seine Frau, ihm gegenüber an dem kleinen Tischchen Platz nehmend, mit melodischer Altstimme vorzulesen begann.
Tante Amanda strickte an einer endlosen Tapisserie, und Balbing griff eben in das vor ihm stehende Kästchen, um sich eine Zigarre anzuzünden, als ein lautes Rädergerassel vernehmbar wurde.
Die Vorleserin hielt inne; Balbing richtete sich lebhaft empor. „Wir bekommen Besuch," sagte er.
Tante Amanda erhob sich eiligst und verschwand, um ebenso rasch zurückzukehren.
„Zwei Herren vom Lindenhofe," berichtete sie, „der Professor und Volkmann."
„Mir willkommen; führen Sie die Herren hierher."
Fräulein Amanda strich sich die breite Schürze glatt, die sie als Zeichen ihrer Würde nie ablegte, und verschwand abermals. Frau Balbing legte ruhig die Zeitung vor sich hin, indem sie den Gatten fragte:
„Die Herren kommen bezüglich der Hüttenwerke?"
„Wahrscheinlich; ich werde Gott danken, wenn diese Angelegenheit geordnet ist."
Frau Rosina wollte antworten, allein schon traten die Herren ein.
Balbing begrüßte mit einigen gewählten Worten die beiden Ankömmlinge und sagte dann, auf Rosina deutend: „Meine Gattin und Geschäftsführerin."
Konrad richtete seine Blicke auf die junge Frau, die sich erhoben hatte und nun auch einige Worte der Begrüßung sprach. Ja, das war sie, seine Amazone vom heutigen Morgen.
Rosina Balbing war ungewöhnlich groß, mit einem leichten Anflug von Fülle; ihre weißen Hände waren nervig aber wohlgeformt, ihr Taint klar und rosig, das Auge hell und glänzend. Das Gesicht war nicht schön, der kirschrote Mund etwas zu groß, aber mit blendend weißen Zähnen geziert. Das stark ausgeprägte Kinn verlieh ihren Zügen einen Ausdruck von Entschlossenheit, der vollkommen zu ihrer ganzen Erscheinung paßte.
Frau Balbing trug ein schmuckloses Kleid von lichtblauem Kaschmir, an den Handgelenken zwei einfache Silberreifen; das war die Frau, die vor einigen Stunden so sehr Konrads Entrüstung erregt hatte.
Von der Frau wandelten seine Blicke unwillkürlich
Ausländisches.
* Wien, 31. Dez. Heute erfolgte die Publikation einer kaiserlichen Verordnung, wonach das Ausgleichsprovisorium mit Ungarn auf ein Jahr verlängert, sowie die Quote auf die gleiche Zeit provisorisch in der bisherigen Höhe festgesetzt wird. Auch in Ungarn muß, da die geplante Vereinbarung mit der Opposition scheiterte, der Verordnungsweg betreten werden. Hierdurch ist für wenige Monate die Solidarität beider Reichshälften zwar gesichert, doch wird es immer zweifelloser, daß ein definitiver Ausgleich nicht zu stände kommt und daß das schließliche Ergebnis die Einführung der Personalunion, sowie die völlige wirtschaftliche Trennung beider Reichshälften sein muß.
* Das Regieren ohne Budget und gegen die Verfassung nimmt in Oesterreich seinen Anfang. Die „Wiener Ztg." publiziert eine kaiserliche Verordnung vom 28. Dezember betr. die Forterhebung der Steuern und Abgaben, sowie die Bestreitung des Staats- auswandes vom 1. Januar bis Ende 1898.
* Wien. 31. Dez. Wie die „Neue Fr. Presse* meldet, sucht Gautsch neuerlich mit den Führern der Deutschen Böhmens Fühlung zu nehmen. Er lud die Landtagsabgeordneten Lippert, Schlesinger, Funke und Karl Schücker für den 3. Januar nach Wien zu einer unverbindlichen Besprechung über die politische Lage ein.
D Prag. Auf Anordnung des Bezirks-Tierarztes mußten in der Stadt Pisek sämtliche Hunde getötet werden. Im Oktober wurden von einem tollen Hunde ein Hirtenknabe, vier Stück Kühe und einige Hunde gebissen. Der Schäferjunge starb an den Folgen der Hundswut, und auch die vier Kühe mußten getötet werden. Da nun in letzter Zeit in Pisek mehrere Hunde wutkrank wurden und somit eine entsetzliche Gefahr für die Bewohner der Stadt bestand, griff der Bezirks-Tierarzt zu der erwähnten summarischen Maßregel und ließ alle Hunde der Stavt vertilgen.
* In Paris fällt vielfach die Erklärung de» russisch-öffiziösen „Nord" auf, die Besetzung Port Arthurs sei auf Ansuchen Chinas erfolgt.
* Paris, 30. Dez. (Panamaprozeß.) Die Geschworenen fällten nach fünfviertelstündiger Beratung einen Spruch, der alle gestellten Fragen mit Nein beantwortet. Demgemäß sprach der Gerichtshof die sämtlichen angeklagten Deputierten und ehemaligen Deputierten sowie Arton frei. Das Publikum begrüßte den Freispruch mit lautem Beifall. Die Urteilsfällung gegen den flüchtigen Angeklagten Naquet wurde um einen Monat verschoben.
* London, 31. Dez. Die Herzogin von Teck hinterließ dem „Daily Chronicle" zufolge 30,000 Pfund Schulden, meist für gewöhnliche Haushaltungs-Ausgaben. Man denke daran, ihren Nachlaß öffentlich zu verkaufen oder abzuwarten, ob das Parlament helfe.
* London, 31. Dez. Der „Daily Mail" wird aus Shanghai gemeldet, daß eine aus acht Schiffen und vier Torpedobooten bestehende englische Flotte vor Chemulpo eingetroffen sei, daß aber deren Bewegungen sehr geheim gehalten werden. — In dem deutschen Lager bei Chingtao in der Nähe von Kiao- tschau, meldet des Blatt ferner, herrsche große Thätig-
zu dem Gatten; Balbing bildete den vollkommenste« Gegensatz zu derselben. Von zartem, schwächliche« Körperbau, mußte er allem Anschein nach bedeutend kleiner als seine Gattin sein. Das von einem dunkle« Bart umrahmte Gesicht war schön; aber die feinen Züge hatten etwas Abgelebtes an sich und die großen schwarzen Augen zeigten einen müden Ausdruck.
„Der Mann muß viel gelebt haben," war Konrad» erste Empfindung; es war ihm nicht gestattet, seine» Gedanken weiter nachzuhängen, denn Balbing richtete einige Fragen an ihn, die er zerstreut beantwortete. Jetzt trat Tante Amanda ein, gefolgt von.einer Dienerin, die auf einer Platte mehrere Flaschen und eine Anzahl Gläser brachte.
„Die Herren werden ein Glas Wein nicht verschmähen," sagte Balbing sehr freundlich; „es spricht sich leichter beim Wein, und, wie ich vermute, sind die Herren in Geschäftsangelegenheiten gekommen."
Damit waren die Verhandlungen begonnen; Volkmann brachte sein Anliegen vor, das der Herr de» Hauses beifällig aufnahm.
„Ja, ich habe die Absicht, die Hüttenwerke z« verkaufen, denn für meine Frau ist es zu viel, sich u» alles zu bekümmern. Es geht jetzt drunter und drüber zu. Sie werden wohl wissen — wo der Herr fehlt —"
Balbing zog die Schultern leicht in die Höhe. „Ich habe nicht gerade unzuverlässige Beamte, aber dennoch ... die Hüttenwerke haben mir schon manche Sorge bereitet .... wenn Sie mir nicht zu wenig bieten ... ich will Ihnen entgegenkommen, so viel ich kann; ich hoffe, wir werden bald einig werden."
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