kommission am letzten Samstag, daß er nicht eher ge­willt sei, der geplanten und im Nachtrags-Etat ange­forderten Erhöhung der Offizier-Gehälter näherzutreten, bis auch die bessere Verpflegung der Mannschaften geregelt werden könne. Die Vertreter des Kriegs - Ministeriums gaben darauf Erklärungen dahin ab, daß es ihr ernstlicher Wille sei, der gegebenen Anregung baldthunlichst zu entsprechen. Die angestellten Ver­suche hätten ergeben, daß sich die Kosten durchschnitt­lich aus 25 Mk. pro Mann und Jahr stellen. Da dies aus das gesamte deutsche Heer nahezu 12 Millionen Mark Kosten verursachen würde, habe man gesucht, in der Beschaffung der Nahrungsmittel Ersparnisse durch- zusühren; es würde das in der Höhe von etwa 4 -5 Millionen jährlich möglich sein. Dieser Betrag und eine Mehrbewilligung von etwa 78 Millionen jähr­lich seitens des Reichstags würden die Mittel liefern, um eine entsprechende Äbendkost während des ganzen Jahres an alle Mannschaften des deutschen Heeres zu gewähren. Die Regelung der Sache sei nunmehr binnen Jahresfrist mit annähernder Sicherheit zu ge­wärtigen.

* (Preisausschreiben.) Der Zahnarzt Herbst in Bremen hat einen Preis von 1000 Mk. für die Erfindung eines Mittels ausgesetzt, welches geeignet ist, beim Zahnausziehen das Zahnbein unempfindlich zu machen.

D Essen. Die Firma Fr. Krupp, die vor wenigen Tagen der Arbeiter-Pensionskasse 200000 Mk. über­wiesen hatte, hat jetzt der Witwen- und Waisenkasse der Beamten eine Spende von 500000 Mk. gemacht.

* Essen, 19. Dez. Von einem schrecklichen Un­glück wurde die Familie eines hiesigen Arztes betroffen. Während der Abwesenheit der Eltern war deren' drei­jähriges Töchterchen der Obhut eines Dienstmädchens anvertraut. Wahrscheinlich war das Kind eine Zeit lang ohne Aufsicht gelassen worden und da muß es mit dem Licht in Berührung gekommen sein, denn als man das Zimmer betrat, fand man das Kind schwer verbrannt als Leiche vor.

sj Ein wichtiges Glied in der Kette der Germani- sierung tritt in jüngster Zeit in Metz zu Tage. Ein großer Teil der Hausbesitzer zog nach dem Kriege nach Frankreich, ohne das Grundeigentum zu veräußern, weil man annahm, daß die Einverleibung Elsaß- Lothringens in Deutschland nur vorübergehend sein und daß man nach einigen Jahren wieder in die alten Verhältnisse zurückkehren werde. Seit man sich in dieser Erwartung getäuscht sieht, suchen die Herren ihr Eigentum zu verkaufen. So sind in Jahresfrist nicht weniger als 236 Häuser in den Besitz von Deutschen übergegangen. Metz nimmt demnach auch in dieser Beziehung immer mehr den Charakter einer deutschen Stadt an. Die alteinheimische Bevölkerung befindet sich bekanntlich seit Jahren in der Minderheit.

Ausländischer.

* Zürich, 22. Dez. Wie derZüricher Ztg." gemeldet wird, kam der Agent Hegels von Konstanz in einem Hotel in Lichtensteig im Kanton St. Gallen an und erklärte dem ihm bekannten Hotelwirt, er sei nervenkrank und wolle sich erholen. Hegele verblieb auch während der Zeit fast immer auf seinem Zimmer. Gestern vormittag, als er lange nichts von sich hören

ließ, betrat man sein Zimmer und fand ihn in be­denklichem Zustand an seinem Bette auf. Der herbei­gerufene Arzt konstatierte Morphiumvergiftung. He­gele wurde sodann sterbend nach Mattwyl ins Spital verbracht (Er soll sich außer Lebensgefahr befinden.)

* Schwyz, 22. Dez. Bei den Arbeiten an den hiesigen Elektrizitätswerken wurden bei einer miß­glückten Sprengung 3 Arbeiter getötet und mehrere schwer verletzt.

* In Mailand haben zahlreiche Schneestürme die telegraphische Verbindung mit Deutschland, Frank­reich und der Schweiz unterbrochen.

* Paris, 19. Dezbr. In einer Besprechung der Kammerverhandlungen über das Kriegsbudget stellt derFigaro" nach genauen Erkundigungen fest, daß für Frankreich die baldige Notwendigkeit in Aussicht steht, eine umfassende Umwandlung in der Bewaffnung des Heeres, namentlich der Artillerie, herbeizuführen. Die Regierung werde außergewöhnliche und beträcht­liche Geldbewilligungen fordern müssen: über 200 Millionen für die Artillerie, und beinahe 100 Milk, für die Infanterie. Diese Forderungen, sagt das Blatt, dürften sehr bald eingebracht werden.

* Paris, 21. Dez. Der hiesigeNewyork Herald" erhält die Mitteilung, es sei höchst wahrscheinlich, daß der Antrag Cameron in Sachen Kuba von den beiden Häusern des Kongresses angenommen werde. Er werde zu einer langen Beratung im Senat Anlaß geben und als Vorwand für chauvinistische Reden dienen. Der künftige Präsident Mac Kinley dürste nach dem, was einige seiner Freunde ausgeplaudert, seine Präsidentschaft mit der Erneuerung eines Kauf­angebotes der Vereinigten Staaten an Spanien für Kuba einleiten.

* London, 21. Dez. Die Morning Post sagt in einer Erörterung des Zwischenfalles von Laurenzo- Marquez, die Lage erfordere Wachsamkeit seitens Englands in Bezug auf die deutsche Politik in Afrika, die dahin gehe, sich die Freundschaft der Buren gegen England zu sichern, um sich in den Besitz der Delagoa- Bai setzen zu können.

* Sofia, 21. Dez. Heute begann der Prozeß gegen die Mörder Stambuloffs.

* Wegen des bis zum letzten Augenblick bezüglich der Lage in Washington von der spanis chen Regierung gehegten Optimismus haben die eingelaufenen Meldungen eine furchtbare Wirkung geübt. Die Er­regung ist unbeschreiblich, und allgemein glaubt mau, daß die Möglichkeit eines Krieges mit den Vereinigten Staaten immer näher rücke. DerJmparcial" schreibt: Schwere Zeiten nahen. Das Traurigste aber ist, daß unsere Regierung ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist; ihre ganze Thätigkeit ist Vertuschung und Ver­schönerung. Spanien ist entschlossen, die größten Opfer zu bringen, aber länger die Schmach zu erdulden, ist unmöglich?)

* Madrid, 21. Dez. Die Stimmung ist heute besser. Man berechnet, daß ein Konflikt mit den Vereinigten Staaten jedenfalls nicht vor März zum Ausbruch kommt; bis dahin hofft man durchschlagende Waffenerfolge auf Kuba zu erreichen. Der Kriegs­minister befahl, die Küstenplätze in Verteidigungszustand zu setzen. Binnen sechs Wochen wird das gesamte

Heer hier, wie es bereits mit der Operationsarmee auf Kuba der Fall ist. mit Mausergewehren bewaffnet sein. Die Instandsetzung der Flotte und der Kohlen­depots wird fieberhaft betrieben.

* Madrid, 21. Dez. Hier versichert man, eine Depesche des spanischen Gesandten in Washington melde, Staatssekretär Olney habe ihm gesagt, Spanien solle bis zum März 1897 unbesorgt bleiben, weil Cleve­land die Unabhängigkeit Cubas trotz der Haltung des Kongresses nicht anerkennen würde..

* Chicago, 22. Dezbr. Die Nationalbank in Illinois stellte ihre Zahlungen ein Die Verpflichtungen der Bank werden auf 11 Millionen geschätzt. Dieses Fallissement veranlasse die Zahlungseinstellung zweier anderer Banken, E. S. Drya u. Cie. und Wasmanns- dorf u. Heinmann.

Vermischtes.

* (Wann soll man mit Inserieren auf hören?) Ein englisches Blatt sagt, daß es auf diese Anfrage folgende Antwort von seinen bedeutenden Kunden er­halten habe: 1. wenn die Bevölkerung aufhört, sich zu vermehren, und wenn keine Generationen mehr Nach­kommen, die nie von euch gehört haben. 2. Wenn ihr jeden, der euer Kunde fein könnte, überzeugt habt, daß eure Waren besser und eure Preise billiger sind als die der anderen Firmen. 3. Wenn ihr bemerkt, daß die Leute, welche nicht anzeigen, ihre Konkurrenten überflügeln. 4. Wenn Leute aushören, nur durch ge­schicktes Anzeigen vor euren Augen Vermögen zu machen. 5. Wenn ibr den Rat der gescheidtesten und erfolgreichsten Geschüftsmänner vergessen habt. 6. Wenn jedermann ein solcher Gewohnheitsmensch ge­worden ist, daß er ganz gewiß dieses Jahr am gleichen Orte, wie letztes Jahr kaufen wird. 7. Wenn keine jüngern und frischen Konkurrenten mehr auftauchen und die Zeitungen gebrauchen, um der Welt zu ver­kündigen, daß man vorteilhafter bei ihnen als bei euch kauft.

Neueste Nachrichten

5V Hamburg, 23. Dez. Viele Streikposten wurden gestern verhaftet; die Höhe der bisher aus­bezahlten Streikgelder beträgt zusammen 192 460 Mk.

V Hamburg, 23. Dez. Bei der gestrigen Ankunft der Besatzung desIltis" begrüßte der Stadt­kommandant dieselbe durch eine patriotische Ansprache; abends gab der Senat ein Diner.

IV Troppau, 23. Dez. Im Gemeindewalde von Tropplowitz an der preußischen Grenze fanden Holzsammler die Leichen eines durch Selbstmord geendeten Liebespaares.

IV Paris, 23. Dezbr. Die Blätter behaupten, der gestrige Oberkriegsrat habe sich außer mit der Einführung der 4. Bataillone bei den Jnfanterieregi- mentern auch mit der Einführung von neuem Feld­artillerie-Material beschäftigt, für den Fall, daß Deutsch­land diesbezüglich Anstalten trifft.

IV Barcelona, 23. Dez. Das definitive Ur­teil, das gegen die Anarchisten gefällt wurde, lautet gegen 8 auf Todesstrafe, gegen 40 auf 20 Jahre und gegen 27 auf 8 Jahre Gefängnis.

Berantroorilichcr Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Zn der Dämmerung.

Zeitbild von Georg Paulsen.

(Nachdruck verboten.)

Die Sterne blitzen am Winterhimmel, scharf weht der Ost, der einige Schneeflocken vor sich hertreibt; aber die jungen Menschenkinder, die sich vor den Schaufenstern der Kaufläden die Nasen breit drücken, kümmert das wenig. Das gewohnte Spiel ist vergessen, das Heimgehen wird versäumt, und die glänzenden Augen hängen sehnsüchtig an all' den bunten Herrlich­keiten, die jetzt überall zur Schau gestellt worden sind.

Schon seit ein paar Wochen heißt's:Nun ist bald Weihnachten, und wer bis dahin nicht brav ist, an dem geht Christkindlein vorüber!" Aber die Mah­nung drang nicht sehr tief in die Ohren und noch weniger tief ins junge Herz. Man sah ja noch nichts von Weihnachten. Wie lange muß es aber bis zum Feste sein, wenn man noch nicht einmal etwas von ihm sieht?

Da kann viel geredet werden; wenn es so weit st, ist 's noch an der Zeit, zu hören!

Aber nun sieht man Weihnachten mit einem Male, und alle Gedanken gelten nur dem Christfest. Die Helle Seligkeit bei der lieben Jugend!

Die Kleinen schauen und schauen immer wieder. Weihnachten wird doch alle Jahre schöner!" bemerkt weise ein kleines Mäulchen und Alle stimmen bei.

Ganz neue große Schachteln mit Bleisoldaten sind gekommen, mit Fahnen und Kanonen und Kriegern zu

Fuß und zu Pferde, und mit Gewehren und Säbeln und Helmen.

Die krieg' ich zu Weihnachten!" erklärt ein kleiner Blondkopf energisch, so energisch, daß es an­fangs gar keinen Widerspruch unter der Schar giebt.

Kriegst du sie aber denn alle?" fragt endlich eine schüchterne Stimme, undAlle!" lautet selbstbe­wußt die prompte Antwort. Wieder ein Stillschweigen und tiefes Nachdenken.

Alle bekommst du sie nicht!" brüllt ein kleiner Schreihals mit einem Male los,das thut der Weih­nachtsmann nicht. Er kommt auch zu uns!"

Das kann er ja, aber die Soldaten kriege ich! Was mein Papa beim Weihnachtsmann bestellt, das bringt er Alles, verstanden?"Hat er dir denn immer Alles gebracht?"

Alles nicht, aber das Meiste!" ist die etwas kleinlaute Antwort. Ein größerer Junge kommt:Seid Ihr dumm, es giebt ja keinen Weihnachtsmann. Wer's bezahlt, kriegt's!"

Mein Papa kann Alles bezahlen, kann das deiner auch?" fragte der erste Blondkopf wichtig.Wir haben viel Geld; wie viel habt Ihr denn?"

Wenn ich einen Pfennig neben den anderen leg', geht's nicht rein in die Stube >" ist die tapfere Antwort.Pfennige ? Ach, das ist gar nichts, Thaler mußt du nehmen, und die haben wir!" Alles staunt und von Niemandem erfolgt eine Antwort.

Aber einen Weihnachtsmann giebt's doch!" er­klärte ein Mädel, das unter den Jungen erschienen ist, und die Puppen mit glänzenden Äugen mustert.

So, woher weißt du denn das?" heißt es nun mit neugierigem Forschen.

Die Mutter hat's gesagt, und die weiß mehr, wie Ihr; und zu jedem Kind kommt der Weihnachts­mann."

Ja, kommen thut der Weihnachtsmann zu jedem Kind!" erschallt's im Chorus. ^

Bei uns war er voriges Jahr nicht!" sagt eine leise Stimme, und Alles schaut nach dem kleinen ärm­lich gekleideten Jungen.

Warum denn nicht?"

Das weiß ick nicht?"

Schluchzend läuft der Kleine weiter. Die Anderen aber sehen einander groß an:Warum kommt der Weihnachtsmann nicht überall?"-

Und nachdenklich wandern sie nach Hause zur Mutter.

* Eine unangenehmeWeihnachts-Ueberraschungwurde einem dieser Tage nach mehrmonatlicher Abwesenheit von der Riviera in die deutsche Heimat heimkehrenden Berliner Ehepaare zu Teil. Als es nämlich den Salon öffnete, strahle ihm in vollem Lichterglanze der von der Decke herabhängende achtflammige Gaskron­leuchter entgegen, den das Dienstmädchen m seiner Herzensfreude, nach Italien mitgenommen zu werden, bei der Abreise der Herrschaft auszulöschen vergessen und der nun Monate lang Tag und Nacht gebrannt hatte. Die Gasrechnung von nicht geringer Höhe ist sowohl für die Herrschaft wie für die vergeßliche Magd ein bitterer Nachgeschmack zu der italienischen Reise.

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