rung auf unsere Bevölkerung gewirkt haben wird. (Oho! im Zentrum.) Das System der Einfuhrscheine ist eine Anzapfung der Reichskasse und entblößt das deutsche Land vom Getreide. Die Teuerungsverhältnisse sind eine Folge der ungleichen Bevölkerungsverteilung. Der Großgrundbesitz wird, wenn er nicht beschnitten wird, Deutschland zerstören, wie er Rom zerstört hat. Aus den Worten des Reichskanzlers spricht eine unglaubliche Unbarmherzigkeit, ja Brutalität. (Unruhe.) Auf die Forderungen der Zollerleichterungen hatte er immer nur ein Nein, aber kein Wort des Mitleides mit der Not der Bevölkerung. (Vizepräsident Schultz rügt diese Ausdrücke.) Ein Reichskanzler, der trotz des Königswortes: „Es ist mein Wille, daß das preußische Wahlrecht geändert wird", vor dem Stirnrunzeln des Herrn v. Heydebrand wie ein Taschenmesser zusammenklappt, hat kein Recht, die Gemeinden zur Hilfeleistung gegen die Teuerung aufzurufen. Die Wahlparole des Reichskanzlers: „Schutz der nationalen Arbeit" erweitern wir, indem wir sagen, aber auch Schutz den nationalen Arbeitern gegen Junkergewalt. (Beifall bei den Soz. Huhu rechts.) Nachdem Staatssekretär Dr. Delbrück Verwahrung gegen die Angriffe auf den Reichskanzler eingelegt hatte, wird die Weiterberatung auf Donnerstag 12 Uhr vertagt. Dr. Süde- kum wird wegen einer persönlichen Bemerkung, in der er die Worte des Reichskanzlers als Lippendienst bezeichnete, zur Ordnung gerufen.
Wien 24. Okt. Neuerdings will ein Mitglied des Kaiserhauses auf seine sämtlichen Rechte und Würden verzichten. Erzherzog Ferdinand Karl, der Sohn des
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dritten Bruders des Kaisers Franz Joseph, ein Bruder des Thronfolgers Franz Ferdinand, ist seit Jahren heimlich mit der Tochter des Rektors der Wiener Technischen Hochschule, des Hofrats Czuber verlobt. Schon einmal hieß es, daß er, um die Dame heiraten zu können, auf seinen Rang verzichten wolle. Neuerdings hat der Erzherzog nun von Schloß Rautenstein bei Meran aus, wo er wegen seiner angegriffenen Gesundheit weilt, an den Kaiser Franz Joseph die Bitte grichtet, ihm jetzt den Verzicht zu gestatten. Wie nun mit Bestimmtheit versichert wird, hat der Kaiser diesmal seine Zustimmung gegeben und gleichzeitig dem Erzherzog, da er mit dem Verzicht seiner Einkünfte als Mitglied des Kaiserhauses verliert, aus seiner Privatschatulle eine jährliche Rente von 40 000 Kronen ausgesetzt, die allerdings nur so lange gesichert ist, als der Kaiser lebt. Der Erzherzog, der im 46. Lebensjahr steht, soll als Privatmann den Namen Burg annehmen.
Der italienisch-türkische Krieg.
Tripolis 25. Okt. (Agenzia Ste- fani.) Da an dem gestrigen Zusammenstoß auch aufrührerische Araber teilgenommen haben, die sich in der Oase im Rücken der von den Italienern eingenommenen Stellung befanden, hat General Caneva die Entwaffnung der Araber der Stadt und der Oase streng durchführen lassen. Man hat viele versteckte Waffen und mit Vorräten und Munition gefüllte Hütten entdeckt. Die Waffen wurden beschlagnahmt und die Hütten in Brand gesteckt, da es unmöglich war, die Patronen rechtzeitig fortzuschaffen. Viele Araber wurden festgenommen. Diejenigen, die Widerstand leisteten und auf die Italiener feuerten, wurden auf
der Stelle erschossen. Unter den Arabern, die augenscheinlich im Einverständnis mit den Angreifern standen, brach auf unserem linken Flügel hinter dem Rücken des 11. Ber- saglieriregiments eine Revolte aus, während die Bersaglieri damit beschäftigt waren, den Angriff der türkischen Infanterie zurückzuweisen, die gedeckt durch kleine Gartenmauern vorrllckte. Den von dem hüglichen Terrain begünstigten Arabern gelang es, den Bersaglieri nicht unbedeutende Verluste beizubringen, aber unsere Soldaten machten, ohne die Kaltblütigkeit zu verlieren, auf der Stelle gegen die beiden Gegner Front, machten zahlreiche Araber nieder und nahmen viele gefangen.
Rom 24. Okt. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Tripolis unterm 23.: Auf den gestrigen Angriff auf die italienischen Vorposten folgte bald ein wohlvorbereiteter Flankenangriff der Araber der Oase, die aber unter Eewehrsalven der Italiener mit Verlusten zurückgetrieben wurden. Gleichzeitig griff türkische reguläre Infanterie auf der anderen Seite an, wurde aber zurückgewiesen. Die Araber gingen zu einem neuen Flankenangriff vor. Es gelang den Italienern, einen Teil der Araber zu umzingeln und ihnen große Verluste beizubringen, sowie die Türken zurückzutreiben. Die Türken sollen Hunderte von Toten und noch viel mehr Verwundete haben. Die Italiener haben keine schweren Verluste.
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Calw.
velranntmachung.
Durch Beschluß der Gemeindekollegien vom 10 August 1911 ist das Schulgeld für den Besuch des hiesigen Realprogymnasiums vom 1. September 1911 ab auf folgende Jahresbeträge erhöht worden:
Vorklasse und Klasse I je.30
Klasse II, III, IV und V je .... 45 Klasse VI und VII je.60
Wenn mehrere Geschwister gleichzeitig die Lchulanstalt besuchen, so ist nur für das erste der volle Betrag und für jedes weitere Geschwister ^/-tel des Schulgelds zu bezahlen.
Der Schulgeldseinzug erfolgt in 3 Raten auf die Termine 1. Oktober, 1. Februar und 1. Juni.
Den 25. Oktober 1911.
Stadtschuttheitzeuarnt.
Conz.
Calw, den 26. Oktober 1911.
Am Samstag» den 28. ds. Mts.» halte ich
Metzelfuppe
und lade hiezu höflich ein.
I. LreuzbergLr
z »Stern"
Traueranzeige.
Teilnehmenden Verwandten und Bekannten machen wir die traurige Mitteilung, daß unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwägerin
Katharine Kümmerte»
Stadtbauweisters Wwe.,
heute s üh 4 Uhr im Alter von 72'/- Jahren sanft in -W drur Herrn entschlafen ist. ri" Um stille Teilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Beerdigung Samstag nachmittag fl,3 Uhr. — Blumenspenden bitten wir zu unterlassen.
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Fksi,0F/«Asr».
L a Iw.
Wir beehren uns, Freu de und Bekannte zu unserer am Samstag, de« 28. Oktober 1911, stattfindenden
in das Gasthaus z. „Adler" hier freundlichst einzuladen
Wilhelm Schnaufer. Oanele Uappold.
8 krirL 8 vd 8 lIiMVkrkm KM.
Am Samstag, den 28. Oktober (Simon und Juda), nachmittags 2 Uhr, hält der Verein im „Badischen Hof" seine
Herbstversammlung
ob. Der Sekretär des Württ Obstbauvereins, Herr Sch aal, hält einen Vortrag über „Obstbau in Feld und Garten mit Sortenwahl, die Verwendung und Aufbewahrung des Obstes im Haushalt".
Nach dem Vortrag findet eine Verlosung von Obstbäumen, Nflt- und Futterkästchen und Baumpflege-Artikeln statt.
Unsere Mitglieder find zu zahlreichem Besuch freundlich eingeladen.
Der Ausschuß.