1(83

eine schrittweise Herabsetzung der Zölle. Die ! Industrie verzichtet gern auf einen Zollschutz, wenn sie nur von der Teuerung befreit wird. Wir sind stets bereit, für die Interessen des Ostens einzutreten, erwarten aber auch ein gleiches Verständnis für unsere Wirtschaft- - lichen Bedürfnisse vom Westen. Reichskanz- « ler von Vethmann - Hollweg: Zn j der Presse und in Verhandlungen sind die § Folgen unserer bisherigen Dürre zum Anlatz allgemeiner Klagen gegenüber unserem Wirtschaftssystem genommen worden. Die Aufhebung der Zölle und die anderen gro­ßen Mittel werden zu keinem anderen Zwecke angepriesen, als um die Grundlagen unserer Wirtschaftspolitik zu beseitigen (sehr richtig rechts, Widerspruch links) oder doch allmählich abzubauen. Diesen Angriffen ^ werden die verbündeten Regierungen wie bisher entschiedenen Widerstand entgegen­setzen. Das entschiedene Festhalten an unse­rer Wirtschaftspolitik ist Sache wohlbegrün­deter Ueberzeugung (Bravo rechts) und wir werden uns durch die Folgen der diesjähri­gen Dürre, so sehr beklagenswert sie auch sind, nicht von unserem Wirtschaftssystem abbringen lassen. Ein Uebergang zu einem anderen System kann die Folgen davon nicht auslöschen, daß es monatelang nicht geregnet hat. (Lärm links.) Niemand kann die Konsumenten vor den Schäden bewahren, die eine notwendige Folge dieser Erscheinung sind. Wir müssen uns bescheiden und uns auf Mittel beschränken, die praktisch geeig­net sind, über die bestehenden Schwierigkei­ten hinwegzuhelfen. Wenn die Sozialdemo­kraten sagen, nur die böse Regierung unter dem Druck der Agrarier sei schuld an der Teuerung, so entspricht das nicht der Wahr­heit. (Öho, links.) Durch die Beseitigung der Schutzzölle würde unser Wirtschaftssystem auf den Kopf gestellt und unsere Handels­beziehungen würden umgestoßen werden. Der Vorschlag der Aufhebung der Zölle hat nur agitatorischen Wert. (Widerspruch links.) Die verlangte Zollsuspendierung würde den Anfang der Zollaufhebung bedeuten. Das würde ein äußerst gefährliches Experiment

sein. Die Suspension der Zölle würde vor­wiegend nur dem Großhandel zugute kom­men. Die vorgeschlagene Aenderung hin­sichtlich der Einfuhrscheine dürfte eine Ein­wirkung auf die gesteigerten Preise nicht haben, indessen sind die Vorschläge auf Be­seitigung der Auswüchse dieses Systems wohl diskutabel. In dem Vieh- und Fleischimport aus Dänemark sind Erleichterungen einge­treten. Auf dem Fleischmarkt waren die Verhältnisse im vorigen Jahr ungünstiger als jetzt. Die dem Landwirt bezahlten Preise sind keineswegs übermäßig. Für die Fleischeinfuhr kommen nur Rußland und Amerika in Betracht. Beide scheiden aus hygienischen Rücksichten aus. Ich richte an unsere Landwirtschaft, die 95 Prozent des Fleischbedarfs selber deckt, den Appell, mit allen Mitteln sich einer Verringerung des Viehbestandes zu widersetzen. An der Preis­spannung zwischen Groß- und Kleinhandel haben zu einem großen Teil die übertriebe­nen Schilderungen der Sozialdemokraten die Schuld. (Sehr richtig rechts; lärmender Widerspruch bei den Soz.) Die Regierung hat der Teuerung entgegengewirkt durch Unterstützung kommunaler Einrichtungen. In den Zeiten des Freihandels in den Sieb­zigerjahren waren die Getreidepreise höher als in späteren Jahren. Unter dem gegen­wärtigen Wirtschaftssystem ist nicht nur der Wohlstand gestiegen, sondern auch die Lebenshaltung der Bevölkerung besser ge­worden. (Widerspruch bei den Soz.) Der verständliche Unmut über die gestiegenen Preise macht Ihnen (nach links) im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen neue Hoff­nungen. Sollte es der Agitation gelingen, die Zusammensetzung des Reichstags durch solche Stimmung zu beeinflussen, so wird die vorübergehende Teuerung aus der diesjäh­rigen Dürre eine gesamte Schädigung unse­res Wirtschaftslebens ergeben. Ich werde mich durch keine Angriffe in der Ueber­zeugung irre machen lassen, daß ich mit dem Festhalten an der bisherigen Wirtschafts­politik auf dem rechten Wege bin. (Lebhaf­ter, sich wiederholender Beifall rechts, Zischen

und große Unruhe links.) Auf Antrag des Abg. Bebel wird Besprechung der Inter­pellationen beschlossen. Nachdem unter gro­ßer Unruhe des Hauses noch der Abg. Nie­derlöhner (kons.) für den Schutzzoll sich ausgesprochen hatte, wurde die Weiter­beratung auf Dienstag 1 Uhr vertagt.

Paris 23. Okt. (Die Marokko- Verhandlungen.) Die dem Quai d' Orsay nahestehenden Blätter glauben heute in bestimmtester Form versichern zu können, daß die deutsch-französischen Ver­handlungen in längstens acht Tagen beendet sein werden. DerMatin" meldet: Das Abkommen ist, abgesehen von einigen noch genauer zu fassenden Punkten, in Wirklich­keit abgeschlossen, so daß der Botschafter Cambon bereits die Fassung des Vertrags betreffend den Eebietsaustausch hat in An­griff nehmen können. Man glaubt, daß das Abkommen gegen den 1. November wird unterzeichnet werden können. Die franzö­sische Regierung wird darauf das auf Ma­rokko bezügliche Uebereinkommen den Sig­natarmächten der Algecirasakte, sowie Nor­wegen und Dänemark unterbreiten, wenn letztere die Madrider Konvention von 1881! unterzeichnet haben, um deren Zustimmung zu erlangen. Dem Abkommen entsprechend wird die deutsche Regierung ihre Vertreter beauftragen, dieses Ansuchen Frankreichs zu unterstützen. Man glaubt, daß dies ohne Schwierigkeit und ohne Zögern erfolgen wird. Frankreich wird sich sodann mit Spa­nien zu verständigen haben, das gegenwär­tig das Rifgebiet, Elksar und Larrasch besetzt hält. Frankreich sei bereit, mit Spanien in Verhandlungen einzutreten, aber dies könnte nur auf der Grundlage stattfinden, daß Spa­nien Larrasch und Elksar räumt, deren Be­setzung dem französisch-spanischen Vertrag von 1904 zuwiderlaufe.

Tokio 22. Okt. Gestern ist hier die staatliche Pulverfabrik explo­diert. 18 Männer wurden getötet und 9 verwundet. 4000 Kilo Pulver sind vernichtet und zwei Gebäude zerstört worden.

Amtliche mL jlnmtMigrn.

K. Amtsgericht Waiblingen.

Das

Konkursverfahren

gegen die Kaufmannsehefrau Emilie Oppenländer von Winnenden, d. Zt. in Althei'gstetl, wurde heute gem. § 116 Konk.-O.

aufgehoben.

Der auf 26. ds. Mis. auberaumte Termin findet nicht statt.

Den 2r. Okwber 1911.

Gerichtsschreib-r H e ß.

MmImchW.

Zur Eupfangnchme mündlicher An­träge und Zahlungen, sowie zur Aus- kunftertellung in Zwancsvollftreckungs- sachen bin ich nur

Mittwochs und Samstags, je vorm. 811 Uhr, auf meiner Kanzlei in der Salz gaffe früh.Kanne" zu sprechen. Weitere Anträge und Zahlungen sind mir durch die Post zu übersenden.

Calw, den 24. Oktober 1911.

Vlingvinsvll, Gerichtsvollzieher beim Kgl Amtsgericht Calw.

Holzbronn.

Im Wege der

ZwaiuMllstreckunk

kommen am Freitag, den 27. d. Mts., vorm. 9 Uhr, gegen bare Bezahlung zum Verkauf:

ein ca. 10 Jahre altes

pierS,

2 ca. 5 Jahre alte

Kühe,

ca. 30 Wochen t'ächt g,

2 Rinder,

1 Langholzwage«, 1 leichterer Wagen, 1 Putzmühle, t Güllen- fatz, ea. 6«« Liter Most samt Aatz, sowie S leere Fässer.

Zusammenkunft beim Rathaus. Vkmgsrnsvk,

Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht Calw.

Breitenberg.

Im Wege der

Zwangsvoll-relkLW

kommen am Donnerstag, den 26. ds., vorm. 11 Uhr gegen ba:e Bezahlung zum Verkauf:

Ein Paar starke

Zugochsen,

-WtS sowie ca 70 Zlr.

Heu und Oehind.

Zusammenkunft beim Hirsch.

Nachmittags 4'/, Uhr:

Ca. 3 Rm. Zaunschwarte«, ea. 2üv Ztr. Schwarten- Absallholz.

Zusammenkunft b. der Weikenmühlc.

Okng««isvI>,

Gerichtsvollzieber beim Kol Amtsgericht Calw.

Buitten

abzugeben; zu erfr. im Compt. dS. Bl.

l-8MP3l-lLl-'8 b?3U6

in Halbleinen u. pilot-iZualität

d!ä«e Mrrea,

kvrliStz 8086 U

in engl. Keller und Kammgarn.

^u( VVunsck Luck Anfertigung nuck ML 8 S.

k. Otto Vision,

Lsliv, I^eclerstr. 122.

Ein

Gesucht

solider, tüchtiger Metalldreher.

. Iff Ssuensn»«,

mech. Kratzen'abrik.

Ei« BlUWllt

in der Nähe der Stadt, in schöner, sommerlicher Lage, als Bauplätze ge­eignet, ist preiswert z-i vm kaufen.

Offerten unter v/l Q 2S zu richten an das Kontor ds. Bl.

Altburg.

2 jüngere, tüchtige

5lkre!ller

sofort gesucht

Gottlieb und Fr. Volz.

vom Laude sucht Stellung bei besserer Familie, um Küche und Haushalt vollends gründlich zu erlernen; es wird mehr auf gute Behandlung als auf Lohn gesehen.

Nähere Auskunft erteilt Frau Schreinermstr. Niedhammer.

U «IM

IL ,

heinen's Most-Extrakt,

Mer's Fruchtsafi

empfiehlt

Hvvi K

Billige 5treu!

Kehrspäne, Zweispänner 5 Mark, solange Vorrat reicht, bei

öianlc L. 8lol!,

mech. Holzwarenfabrik.

^ ätyr'ers-

S/