des Auslandes seine Aufmerksamkeit der Wehrkraft zuwenden. Er werde eventuell die legislativen notwendigen Vorlagen machen. Die Nation sei stolz auf jeden Teil ihrer Wehrkraft und werde sie auch weiterhin mit wärmster Sympathie begleiten.
* Bozen, 26. Okt. In Sudtirol hat das Hochwasser außerordentlichen Schaden angerichtet. Im Eggenthal wurden mehrere Brucken fortgerissen, der Leno erreichte im Vallarsathale eine solche Höhe, wie im Unglücksjahre 1882, zerstörte zahlreiche Brücken und schwemmte in St. Anna der Firma Scomazzoni 3000 Stämme fort. In Mast bei Cavalese wurden die Bewohner delogiert, die Gemeindestraße von Monte- baldo wurde vernichtet, die Wasserleitung zerstört.
* Rom, 27. Okt. Das Neue Wiener Tagblatt meldet: König Humbert erhielt folgendes Telegramm vom Zaren: „Möge der Allmächtige segnen diesen Tag zum Wohls der beiden Nationen, deren Freundschaft unvergänglich bleiben wird."
* Paris, 23. Okt. Eine gute That hat der Zarenbesuch bereits gezeitigt. Der in Nizza wohnende Russe Heinrich Krohn, hat nämlich dem Bürgermeister dieser Stadt 125 000 Franken übersandt aus Anlaß der zwischen Frankreich und Rußland zustande gekommenen Uebereinkunft, die nach seiner Meinung eine Gewähr des Friedens ist, mit der Bestimmung, eine Kinderschule errichten zu lassen, die unter der Leitung des Bürgermeisters und des russischen Konsuls stehen soll. Der Bürgermeister ließ dem hochherzigen Geschenkgeber mitteilen, daß diese Schule den Namen „Alexander Nikolaus" führen werde.
* Paris, 25. Okt. (Heeresverstürkung in Sicht?) Wie die „Petite Republique" meldet, beschäftigt sich der Generalstab infolge der Errichtung eines Lagers in Malmedy mit der Frage einer Verstärkung der Garnisonen im Norden. Der Effektiv bestand des ersten Armeecorps soll darnach um ein Viertel erhöht werden.
* Paris, 26. Oktober. Anläßlich der morgigen Kammereröffnung erklärt der „Figaro", daß nun zwischen den Radikalen und Gemäßigten ein erbitterter Entscheiduugskampf beginnen würde. Der Sieg der Radikalen würde den materiellen Ruin, die Revolution und schließlich die Diktatur bedeuten. Diese Gefahr könne nur abgehalten werden, wenn die gemäßigten Elemente des Parlaments ihre Kräfte mit denjenigen des Ministeriums und des Präsidenten der Republik vereinigten.
* Paris, 27. Okt. Hier zirkuliert das Gerücht, Prinz Viktor Napoleon werde sich mit der Prinzessin Anna von Montenegro verloben.
* Havre, 27. Okt. Als gestern abend auf dem Artillerie-Schießplatz der Ingenieur Brindeau mit Gewalt einen Zünder in die Kappe eines zur Versendung nach Griechenland bestimmten Geschützes Pressen wollte, entstand eine Explosion. Brindeau und ein Aufseher wurden entsetzlich verstümmelt und getötet, ein griechischer Artillerie-Offizier Namens Tskoukala und ein Arbeiter schwer verletzt.
* Dieser Tage warf sich der Artilleriehauptmann Jean Jacquot, der in Poitiers in Garnison lag, bei Melan unter die Räder eines Eisenbahnzuges. Jacquot hatte sein ganzes Vermögen von 80000 Fr. im Spiel verloren und veruntreute dann 1100 Fr. aus der Regimentskasse, die er gleichfalls verspielte.
* Petersburg, 25. Okt. Die „Nowoje Wremsa" begrüßt freudig den Eintritt einer slavischen Prinzessin in die italienische Königsfamilie und nennt den Kronprinzen von Italien „einen aufrichtigen Anhänger Rußlands", was die Annäherung herzlicher Beziehungen auch zu Frankreich bedeute.
* Petersburg, 26. Oktbr. Von einem Privat- korrespondenteu ist, wie hier verlautet, bei dem Finanzministerium ein dringendes Gesuch der Landschaften des Gouvernements Twer eiugelaufen, die Zölle auf landwirtschaftliche Maschinen und Geräte aufzuheben, da die russischen Fabrikate teuer und ungenügend, die ausländischen Fabrikate aber bei den hohen Zöllen für die schon schwer leidende Landwirtschaft kaum erschwinglich feien.
* Ko usta ntino p el, 25. Okt. Das Wiener k. k. tel. Korre'p.- Bnrau meldet: Die Botschafter überreichten heute der Pforte eine Kollektivnote, worin sie um Aufklärung über die Nachricht ersuchen, daß die Pforte eine außerordentliche Abgabe und militärische Maßregeln plane.
* Chicago, 27. Okt. Zwei Getreidespeicher der Pacific-Speichergesellschaft, enthaltend 1 100 000 Bus- hels Weizen sind uiedergebrannt. Der Schaden wird auf 1050000 Dollars geschätzt.
* Peking, 26. Oktober. Reutermeldung: Li- Hung-Tschang ist zum Minister des Auswärtigen ernannt worden.
bis 75 Mk. — Weinsberg. Gewichte bis zu 80 und 9l?. Preis 75 bis 87 Mk. — Löwen st ein. 58 bis 67 Mk. — D ürr e nzim m e r n. 60—65 Mk. — Benningen a. N. 100—112 Mk. — Marbach a. N. 65 bis 75 Mk. pr. Eimer.
* (Obstpreise vom 26.-27. Okt.) Stuttgart. Zufuhr auf dem Nordbahnhof, 59 Waggons ausländisches Mostobst. Preis per Waggon Mk. 1200 bis 1300, per Ztr. Mk. 6.30 bis 6.60. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz, 200 Ztr. Preis Mk. 7.50. — Tübingen. Auf dem hiesigen Bahnhof kamen heute 4 Waggon Mostobst. Aepfel kosteten Mk. 6 bis 6.30, Birnen Mk. 4.50 per Zentner.
Vermischtes.
* Vom Rhein. In dem elsässischen Dorfe G. bei Straßburg lebt ein Mann Namens Tod. Im vorigen Jahre gieng einmal, als der Mann krank war, das Gerücht durch den Ort: „Tod ist tot." Er war aber nicht tot und lebt heute noch. In diesem Jahre nun wurde dem Manne alles Kraut auf dem Felde gestohlen. Die Diebe pflanzten auf dem leeren Krautfelde einen Stecken auf, an welchem ein Papier flattert mit der Inschrift: „Für den Tod ist kein Kraut gewachsen."
* (Im Zorn.) Sonntagsjäger (dem alle Hasen davonlaufen): „Feige Bande!"
Handel und Verkehr.
* Stuttgart, 26. Oktober. (Landes-Produkten- Börse.) Der Getreideweltmarkt hat in abgelaufener Woche große Schwankungen zu verzeichnen. Gegen Mitte der Woche setzten die Amerikaner die Preise für Brotsrüchte rapid in die Höhe. Die Steigerung ging nach 2 Tagen wieder teilweise verloren. Durch die großen Ansprüche, die der Konsum an die Auslandsfrüchte einführenden Getreidehändler stellt, ist die Tendenz fest und dürften sich die Preise auf der heutigen Höhe erhalten, zumal der Ausfall des Gesamternteergebnisses ein großer ist. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Ulka Mk. 19.75 bis 20, Azima Nikolajeff Mark 20 bis 20.25, Azima Rostoff Mark 19.25 bis 19.50, Saxonska Mark 19.75, Rumänier Mark 19.75 bis 20.25, Kernen Oberländer, 19.50, Roggen, russ. Mark 15.25 bis 16, Amerikaner Mark 15.50, Rumän. Mk. 15.25 bis 15.50, Gerste, Tauber Mk. 16.75, Hafer Alb Mark 13 bis 15, russ. Mark 15.50 bis 16.50, Amerikaner Mark 15 dis 15.25, Mais, Laplata Mk. 10.75 bis 11, Mixedmais Mark 11 bis 11.25, weißes, amerikan. Mk. 11 bis 11.25.
* Stuttgart, 27. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr 700 Ztr. Preis pr. Ztr. Mk. 3.40 bis 3.80. —Filderkraut: Zufuhr 1200 Stück. Preis pr. 100 Stück Mk. 16 bis 18.
* (Weinpreise vom 24.—26. Oktbr.) Maulbronn. Gestern im k. Weingut Elfingerberg erster Verkauf, Portugieser 90—100 Mk., Clevner 190 bis 200M. - Besigheim. 60—90Mk. — Großbottwar. 55—65 Mk. — Lauffen a. N. 61 bis 95 Mk. — Lennach, Station Weinsberg. 55 bis 58 Mk. — Flein. 80 bis 86 Mk. — Eßlingen. 95—100 Mk. — Schnaith i. R. 62
Neueste Nachrichten
^ Berlin, 28. Okt. Die R. Nachr. halten die gestrige Erklärung des Reichsanzeigers für überflüssig; die Voss. Ztg. meint, daß die Erörterungen kaum aufhörten. Wenn die Enthüllungen wahr seien, sei thatsächlich die Erschütterung des Glaubens an die deutsche Politik möglich. — Im 3. Berliner Reichstagswahlkreis sprach gestern Abend Eugen Richter über die Zwangsorganisation des Handwerks vor ca. 800 Personen. Die Verhandlung verlief zuweilen stürmisch, weil verschiedene Handwerksmeister Richter entgegentraten. Eine Protestresolution gegen die von der Regierung geplante Zwangsorganisation wurde gegen die Stimmen der Handwerksmeister angenommen.
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auch? Die Liebe umhüllte sie mit ihrem Alles aus- gleichendeu Mantel.
Man kam überein, daß jetzt noch Alles wie früher bleiben und erst nach der gerichtlichen Untersuchung veröffentlicht werden sollte.
38. Kapitel.
Besiegt.
Als Hauptmann Sever endlich verstohlen die Zimmer seiner Frau verließ und in sein eigenes zurückkehrte, begegnete er wieder Regina, welche ihn suchte.
Das liebliche Gesicht des Mädchens trug einen Ausdruck schmerzlicher Angst und Bestürzung.
Der Hauptmann beugte sich herab, um tief in die süßen, magnetischen Augen zu blicken.
„Was ist Dir, liebes Herz'?" fragte er mit womöglich noch größerer Zärtlichkeit als sonst.
Regina seufzte schwer.
„Es ist wegen Mama," flüsterte sie vorsichtig. „Sie ist lange Zeit in Onkel Derrick's Zimmer gewesen bei verschlossener Thür — und sie sah so seltsam aus, als sie herauskam."
Hauptmann Sever beruhigte sie und versprach ihr, mit Lady Dare zu sprechen.
Er blickte Regina, als diese ihn wie gewöhnlich getröstet verließ, mit ernster, trauriger Zärtlichkeit nach.
„Wenn ich dem Kinde die Erfahrung von der Schlechtigkeit ihrer Mntter ersparen könnte," flüsterte er, „ja, wenn ich es mit der Gerechtigkeit gegen Andere vereinigen könnte, die Mutter zu schonen, ich thäte es jetzt, um des süßen Kindes willen!"
Er ging und verbarg sich, durch die herabfallenden Vorhänge verdeckt, bei einem Fenster, wo er beobachten konnte, wenn Lady Dare das Zimmer ihres Bruders verließ.
„Sie sieht wirklich seltsam aus," dachte er sich, als er einen Blick auf ihr verbissenes, verzweifeltes, böses Gesicht warf.
Dann ging auch er in Duvar's Zimmer, um zu sehen, ob er entdecken könne, was sie darin gemacht.
Des Exchirnrgen kleine Hausapotheke stand da; der Hauptmann öffnete den Deckel — er war nicht verschlossen — und überblickte den Inhalt.
In einem Augenblicke sah er, was sie gethan hatte.
Eine der Flaschen, welche ein freilich auch als Medizin zu gebrauchendes tötliches Gift enthielt, war augenscheinlich eines Teils ihres Inhalts beraubt worden: denn der Hals der Flasche war noch feucht.
Als der Hauptmann das Zimmer verließ, wußte er ebenso gut, was Mylady beabsichtigte, als diese j selbst, und er hatte nicht lange zu wählen, um das einzige Mittel zu ergreifen, das ihm übrig blieb.
Dann kam der Leichenbeschauer mit seinen Leuten.
Mit der Untersuchung haben wir wenig zu thun; sie brachte, wie vorauszusehen war, heraus, daß die Schuld an diesem entsetzlichen Tode auf das Haupt dessen fiel, der ihn erlitten.
Zeno und der „Fäustling" wurden gefangen und verurteilt.
Später am Nachmittage hatte Hauptmann Sever eine Unterredung mit Lady Dare, worin er ihr das Anerbieten machte, sich auf ihren Witwensitz Marvelleux
mit einem beqeumen, wenn auch nicht verschwenderischen Einkommen zurückzuziehen.
Sie sollte den Rest ihrer Tage in Ruhe und Abgeschlossenheit verbringen, alle Gedanken, den Herzog zu heiraten, unter welcher Entschuldigung sie immer wollte, aufgeben; hauptsächlich sollte sie ihm sagen, wo das Kind war, das sie von Duvar, ihrem Bruder, seiner Mutter hatte stehlen lassen.
Wenn das Kind noch lebte und sie alle seine anderen Bedingungen erfüllte, so wollte er sich verpflichten, gegen den Herzog, sowie gegen Jedermann über Alles zu schweigen, was nicht notwendig sei, um ilm in seine Rechte einzusetzen, die er so lange ihr zu ! Liebe aufgegeben hatte.
Es war der Mühe wert, Lady Dare zu sehen.
Sie war unzweifelhaft in einer fürchterlichen Aufregung, doch sie hatte niemals glänzender, niemals dämonisch schöner ausgesehen.
Wegen des Todes ihres Bruders trug sie ein schwarzes Kleid und ihr rabenschwarzes Haar ohne jede Verfiernng.
Doch m ihrem im Allgemeinen totbleichen Ge sichte zeigten sich auf den Wangen zwei fest abgegrenzte, hochrote Flecken, und ihre Augen hatten einen fast schneidenden Glanz.
Während Hauptmann Sever sprach, schritt sie rastlos im Zimmer umher, unterbrach ihn jedoch mit keinem Worte.
Sie erschrak heftig, als er von dem Kinde sprach, leugnete jedoch Nichts.
(Fortsetzung folgt.)