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Donnerstag, 29. AMobev

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6

auswärts je 8 i die Ispalt.Zeile

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1896.

Amtliches.

lieber tragen wurde das erledigte Oberamt Nagold dem Oberamtsverweser Amtmann Ritter daselbst.

Die H c r b stk o n troll-Vers am ml u ng e n im Kontroll- bezirk Nagold finden statt: In Alkensteig-Stadt am 9. November, vormittags 9 Uhr; in Simmersfeld am 9 Nov., nachmitlags 2 Uhr; in Haiterbach am 10. November, vor­mittags 9 Uhr; in Nagold am 10. Nvvbr.. nachm. 2 Uhr; in Wildberg am lk. November, vormittags 8'/z Uhr.

Für Schmiede, welche eine Prüfung im Hufbeschlag er­stehen wollen, finden in der Zeit vom 7.17. Dezember ds. Js. an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede solche Lrüningen statt. Näheres siehe diesbezügl. Bekanntmachung im ..Staats-Anzeiger" Nr. 250.

LandeSrrachrichten.

* Altensteig, 28. Oktbr. Aus Stuttgart wird uns geschrieben : Von welcher Herzensgüte Fürst Bismarck erfüllt ist, beweist folgende verbürgte Notiz: Während der Schlacht bei Königs grätz am 3. Juli 1866 wurden 3 Soldaten beide Augen ausge­schossen. Diese drei blinden Invaliden leben heute noch und zwar sind dies der frühere Sergeant Weber in Wittenberg, Trenk in Schöneberg bei Berlin und Senstenberg in einem Dorfe unweit Potsdam. Für diese 3 Männer ist vom Staate so reichlich gesorgt worden, daß sie vor Not und Entbehrung hinreichend ge­schützt sind. Trotzdem ist vom Grafen von Bismarck noch ein Uebriges gethan worden, indem der Gras, als er von diesen Unglücklichen nach der Schlacht hörte, sofort bestimmte, daß aus seinen eigenen Mitteln eins jährliche Zulage von 300 Mk. an sie ausbezahlt werde. Und was einst der Graf von Bismark begonnen, das

hat der Fürst von Bismarck bis heutigen Tages fort­gesetzt. Den drei Invaliden ist demnach in den ver­gangenen 30 Jahren die schöne Summe von 27 000 Mk. ausgezahlt worden. Dieser Großmut ist bisher unbekannt geblieben, und kam erst durch Zufall zur Kenntnis.

* Freudenstadt, 25. Okt. Heute hielt in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtkirche Stadt­pfarrer Pfahler (früher in Blaubeuren) seine Antritts­predigt, an welche sich dessen Amtseinsetzung durch Dekan Zeller anschloß.

* Stuttgart, 25. Oktober. Die württem- bergische Anwaltskammer beschloß heute mit 45 gegen 3 Stimmen, daß die Verleihung des Justizratstitels an Rechtsanwälte als nicht im Interesse des Berufs liegend erachtet werde.

* Stuttgart, 25. Okt. Die Fassung des Art. 2 des Staatseinkommensteuergesetzes, wie sie von der Kommission gestern nach den Anträgen des Berichter­statters Gröber angenommen wurde, lautet nach dem D. V." :Einkommenssteuerpflichtig sind ferner die Körperschaften, die vermögensfähigen Vereine, Stif­tungen und Anstalten, welche in Württemberg einen Sitz haben. Zu den vermögensfähigen Vereinen im Sinne dieses Gesetzes gehören insbesondere: a) die Aktiengesellschaften, die Kommanditgesellschaften auf Aktien, sowie die Gesellschaften mit beschränkter Haf­tung, b) die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, auch wenn sie nicht eingetragene Genossenschaften sind." Die anwesenden Regierungsvertreter erklärten sich mit der Fassung einverstanden.

* Stuttgart, 25. Okt. Die hier erscheinende antisemitische Zeitung bezeichnete eine Reihe von Firmen als empfehlenswerte deutscke Geschäfte. Einige der von dieser Ehrung betroffenen Geschäfte haben nun Verwahrung gegen eine solche Bekanntmachung ein­gelegt.

* DasWochenblatt für Landwirtschaft" schreibt:' Nachdem die K. Intendantur des XIII. (K. W.) Ar­meekorps auf Anregung der K. Zentralstelle die ihr unterstellten Proviantämter angewiesen hat, der Redaktion des Wochenblattes regelmäßig Mitteilungen über die Naturalienankäufe der Proviantämter zu machen, werden diese Mitteilungen künftig jeweils im Wochenblatt zur Veröffentlichung gebracht werden. Die allgemeinen Lieferungsbedingungen für die haupt­sächlich in Betracht kommenden Naturalien werden :u einer der nächsten Nummern des Wochenblattes abge­druckt werden.

* Schorndorf, 26. Okt. Durch die leidige Unterschlagung des vormaligen Spitalpflegers Rommel ist der Grundstock dieser Spitalpflege um 17,000 Mk. geschädigt worden. Herr Stadtschultheiß Friz hat nun seinerseits als zweiter Kontrolleur und Pfandbrief­verwahrer freiwillig die Summe von 10,000 Mk. der genannten Pflege zur Verfügung gestellt. Es ist gegründete Aussicht dafür vorhanden, daß auch der damalige erste Kontrolleur, jetzt Oberamtmann Kinzel- bach in Laupheim, den restlichen Betrag von 7000 Mk. in gleich nobler Weise bezahlen werde, so daß die Stadt Schorndorf über die ganze leidige Angelegenheit Rommel endgültig zur Tagesordnung übergehen kann.

Witzmann über Deutfch-Ostafrika.

Gouverneur v. Wißmann hat am Mittwoch in Berlin einen Vortrag über die wirtschaftlichen Ver­hältnisse in Deutfch-Ostafrika gehalten, wobei er eine Art Kolonialprogramm entwickelte. Einleitend bemerkte er, daß ein Mitglied des Kolouialrates mit Recht die hetzende Nervosität in der Behandlung kolonialer Fragen getadelt babe. Die Verwaltung überstürze sich, weil man von ihr zu viel fordere, während man nach englischem Muster langsam und ruhig Vorgehen sollte. Das Kapital halte sich leider zurück. Dabei habe er, Redner, erst jüngst wieder bei einer Reise in Indien gesehen, daß dieses an sich im Ganzen nicht frucht­barer sei, als Deutfch-Ostafrika, letzteres also an­nähernd ebenso entwickelt werden könne. Vorbedingung dazu sei aber die Bevölkerung, die freilich hinter der indischen an Zahl und Intelligenz znrückstehe, sich in­dessen in beiden Richtungen heben lasse. Hierzu führte Herr v. Wißmann folgendes aus:Die Zahl der Be­völkerung hebt sich ständig, denn die Sklavenjagden, bei denen auf jeden an der Küste verkauften Sklaven mindestens fünf durch Waffen oder Hunger Getötete kamen, haben aufgehört. Ferner haben wir zum großen Teile auch schon den Kindermord unterdrückt, der be­sonders um Bagamoyo und Dar-es-Salaam herum üblich war. Dort werden aus Aberglauben, wenn die Geburt nicht regelrecht oder zu bestimmter Nachtzeit erfolgte, wie bei anderen, Unglück bedeutenden Um­ständen, beispielsweise, wenn der erste Zahn nickt im Oberkiefer, sondern im Unterkiefer wächst, die Kinder einem alten Weide übergeben und von diesem in der Wildnis ausgesetzt. Das wird jetzt beseitigt. Endlich können wir auch Einwanderer aus Südindien heran­ziehen. Die Engländer würden das, zumal bei Hungers­not, gern gestatten und die indischen Bauern sich in Ostafrika sehr wohl fühlen. Chinesen sind dagegen nicht zu empfehlen, weil sie mit dem erworbenen Gelde stets in die Heimat zurückkehren.

Die Intelligenz der Eingeborenen muß durch Lehre und Beispiel gehoben, dem Neger müssen Ar­beit und Bedürfnisse anerzogen werden. Jetzt hat er seine Hütte, etwas Zwiebeln, Maniok und Bananen, als Feinschmecker vielleicht noch einige Erdnüsse, dazu

Ziegen, in keinem Falle aber mehr, als daß er gerade bis zur nächsten Ernte auskommt. Das beste Mittel, ihn zu erziehen, ihn an größere Bedürfnisse und an Arbeit zu gewöhnen, ist die direkte Kopfsteuer oder Herdsteuer. Diese ist den Leuten schon bekannt, und wenn sie erst einmal durchgedrückt ist, sind sie beruhigt, weil dann keine neue Steuer zu erwarten ist. In­direkte Steuern dagegen werden oft geändert und haben dadurch schon große Erregung veranlaßt. Der Neger hat, wie jeder Wilde, ein feines Gefühl für Recht und Pflicht. Er weiß ebensogut, wie der Araber und Inder, daß wir ihm Freiheit und Eigentum schützen, und daß er dafür etwas zu leisten bat. Muß der Neger die Steuer entrichten, so kann das durch direkte Arbeitsleistung, durch Feldfrüchte u. s. w. oder in Geld geschehen. In jedem Falle aber muß der Neger dazu arbeiten. Er selbst wird sehr bald ein- sehen, daß er am leichtesten die Steuer liefert, indem er durch Arbeit sich Geld verschafft, daß also das Pflanzen von Tabak und Kaffee, Erdnuß und Sesam, weil es ihm mehr Geld bringt, vorteilhafter ist, als der Bau von Mais, Maniok und Kartoffeln. An Arbeitern fehlt es heute schon nicht, aber der Neger hat jetzt noch keine Ausdauer. Hat er einige Rupies beisammen, so läust er zur Küste, um sich ein buntes Tuch zu kaufen oder samt seiner Familie den Bauch vollzuschlagen, und läßt dabei selbst Geld im Stich, das er noch vom Pflanzer zu bekommen hat. So ver­lieren die Pflanzer oft ihre schon eingeübten Leute und müssen als Vorarbeiter noch immer teure Kulis oder Malayen haben. Aber auch die Ausdauer bei der Arbeit wird man im Gefolge der Kopfsteuer dem Neger schon beibringen.

Wie verhält es sich nun weiter mit der Arbeit des Europäers in Ostafrika? Wir können noch keine Versuche mit deutschen Bauern machen, denn wir haben noch keinen Fußbreit Bodens, den wir mit Sicherheit für gesund erklären könnten, und wir haben noch kein Mittel gegen die Malaria. Wenn heute 100 Bauern sich ansiedeln wollten, würden in einem Jahre 25 von ihnen tot sein! Anders wird es stehen, wenn erst durch Bahnen nach den Hochländern, Verbesserung des Bodens u. s. w. alles zum Empfange deutscher Kolo­nisten gethan ist. Heute bin ick noch gegen eine

I Einwanderung, aber nicht dagegen, daß man nach ihrer Möglichkeit forscht und sie vorbereitet. Zur Zeit bleiben indessen dem Europäer nur Pflanzung, Handel und Viehzucht. Der Handel kann nur als Großhandel betrieben werden, da der kleine in den Händen der Inder liegt, mit welchen wegen ihrer Bedürfnislosigkeit in Wohnung, Kleidung und Nahrung kein Europäer es ausnehmen kann. Dem Karawanenhandel, der heute nur noch durch zähes Festhalten am Alten das Elfen­bein zumeist nach der Ostküste bringt, wird das Lebens­licht ausgeblasen werden durch die Zentralbahn, deren Bau hoffentlich im nächsten Jahre beginnt. Denn sie soll den Haupt-Karawanenwegen folgen, von Dar-es- Salaam über Tabora nach dem Viktoria- und Tanganjika- See gehen. Am Nyassa ist nur ein wenig Elfenbein zu holen. Kohle ist gefunden in guter Beschaffenheit; wie viele und wie abbauwürdige, ist noch festzustellen. Gold dürfte auch vertreten fein; ich selbst habe ein­mal etwas gewaschen, wenn auch nur wenig gefunden. Wertvoll sind die Wälder. Das Mangrove-Holz dient zum Hausbau, weil nur dieses dem Termitenfraß widersteht, und das Gouvernement hat aus Holzscheinen schon leidliche Einnahmen gehabt. Jetzt geht auf meinen Antrag ein Förster nach Ostafrika, um zu prüfen, ob man nicht die Abholzung beschränken müsse. Besonders aussichtsreich endlich ist die Rindviehzucht. Wir können in Ostafrika ebenso großartig Viehzuckt treiben, wie die Südamerikaner, mit Herstellung von Fleisch-Extrakt u. s. w., denn die Steppen, in denen es nur wenig regnet, sind mit ihrem kurzen, goldgelben Grase vorzüglich dazu geeignet.

Zum Schluß äußerte sich Wißmann über die Landsrage, indem er folgende drei Hauptforderungen aufstellte: 1) Die Eingeborenen in einem Besitz zu schützen, der ihnen auf absebbare Zeit den Lebens­unterhalt sichert, sie also zu schützen vor ihrer Aus­rottung. 2) Verhinderung der Landspekulation im Großen. 3) Ist es mein Wunsch und Vorschlag, zu bewirken, daß die Grundstücke gar nicht oder nur sehr wenig belastet werden dürfen. DasWie" ist freilick noch nicht festgestellt. Im klebrigen, abgeseben von diesen Beschränkungen, wollen wir jede wirtschaftlicke Unternehmung in Ostafrika fördern."