M 249. Amts- Md AnMgedlatt für den Oderamtsdyirk CaLw. 86. Jahrgang.

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und.Samstag. JnserttonSpreis tl> Pfg. pro Zeile sür Stadt u. Bezirksorte: außer Bezirk 12 Pfg.

Amtliche Bekanntmach«nge«.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines vierzehntägigen Kurses über Wein­gärung. Hefereinzucht, Krankheiten der Weine usw. an der Weinbauversuchsanstalt zu Weinsberg.

Gemäß Z 3 Ziff. 5 lit. a der Verfügung des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Weinbau­versuchsanstalt in Weinsberg, vom 30. Juli 1901 (Reg.-Vl. S. 213), wird in dem mikroskopischen Laboratorium der Weinbau­versuchsanstalt vom 27. November bis 9. De­zember d. I. ein Kurs über Weingärung, Hefereinzucht, Krankheiten der Weine usw. abgehalten.

In diesem für Weingutsbesitzer, Wein­händler, Kllfermeister rc. berechneten Kurse, zu dessen Teilnahme besondere Vorkenntnisse nicht erforderlich sind, werden durch tägliche theoretische Vorträge und daran sich an­schließende praktische Uebungen behandelt werden:

Wesen, Verlauf und Kontrolle der Eärungsvorgänge des Traubensaftes. Die verschiedenen im Traubensaft, Most und Wein auftretenden Lebewesen; ihre Ent­wicklung, Tätigkeit und ihr Einfluß auf die Eigenschaften der Eärprodukte. Die ver­schiedenen Arten der Weinhefen, die Wir­kung verschiedener Heferassen, die Heferein­zucht. Die praktische Verwendung rein­gezüchteter Weinhefen für die Trauben-, Obst- und Beerenweinbereitung, sowie für die Schaumweinbereitung. Die Abstiche der Traubenmoste. Die praktische Verwendung der Hefen beim Umgären fehlerhafter oder

Dienstag, den 24. Oktober 1911.

Bezugspr.i.d. Stadt ^jähri.m. Trägerl. Mk. 1.25. Postbezugspr. f.d. Orts-u.Nachbarortsverk. ^jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestellg.in Württ. 3OPfg., in Bayern u. Reich 42Pfg.

nicht durchgegorener Moste. Die Infektions­krankheiten der Moste und Weine (Essigstich, Kahmigwerden, Zähewerden, das Umschla­gen). Die Behandlung trüber Weine auf Grundlage der mikroskopischen Untersuchung. Die wichtigsten Pilzkrankheiten der Rebe, wie Vlattfallkrankheit, Mehltau, schwarzer Brenner usw. und ihre Bekämpfung.

Von Württembergern wird ein Honorar für den Besuch des Kurses nicht erhoben. Für Nichtwürttemberger beträgt das Honorar 25 lK. Im übrigen hat jeder Kursteilneh­mer 10 Ersatzgeld für Materialverbrauch usw. und 1 clt für Bedienung zu bezahlen. Das Honorar und die sonstigen Gebühren sind vor Eröffnung des Kurses an das Kas­senamt der K. Weinbauschule Weinsberg zu entrichten.

Gesuche um Zulassung zu dem Kurs, welche das Alter und den Beruf des Eesuch- stellers enthalten müssen, sind späte st ens bis zum 15. November d. I. an den Vorstand derWeinbauver- suchsanstalt zu richten, der sie mit sei­nen Anträgen der Zentralstelle für die Land­wirtschaft zur Entscheidung vorlegen wird.

Stuttgart, den 17. Oktober 1911.

S t i n g.

Tlistesneuigkeiteri.

-ii- Calw 24. Okt. Wir mochten nicht unterlassen, die Freunde des Männergesangs und der Instrumental-Musik auf das am Samstag, 28. ds. Mts. hier stattfindende KonzertdesEesangvereinsCon- cordia" - Calw auch an dieser Stelle auf­merksam zu machen. Der Verein mit seiner stattlichen Sängerzahl (ca. 70) verfügt über ein gutes Stimmaterial und stellte ein statt­

liches Programm zusammen; außerdem hat der Verein in seinem Solisten, Herrn Paul Zeh (Violine) aus Stuttgart (I. Konzert­meister der weithin bekannten Rückbeil'schen Kurkapelle) eine sehr tüchtige Kraft gewon­nen, sodaß der Besuch des Konzertes warm zu empfehlen sein dürfte.

Wildbad 23. Okt. Die Vorberei­tungen für den Wintersport werden bereits eifrig betrieben. Der große Vorzug, den Wildbad vor vielen anderen Kurorten durch seine Bahn auf den Sommerberg be­sitzt, wird immer mehr Anziehungskraft aus­üben. Eine besondere Freude werden die Schneeschuhläufer an dem Sprunghügel haben, den der Bauunternehmer Delmis - sier unter Ueberwindung mancher Schwie­rigkeiten verhältnismäßig rasch gefördert hat.

Stuttgart 23. Okt. In ihrer zwei­ten Versammlung hat die Buchdrucker­gehilfenschaft des 4. württembergischen Tarifkreises neuerdings heftige Angriffe auf die Vertreter in der Tarifkommission gerich­tet und eine Erklärung angenommen, die den Tarif als eine Verschlechterung bezeich­net und den Abbruch der Verhandlung vor­gezogen hätte. Eine Verantwortung für den Tarif sei abzulehnen. Eine Versammlung der württembergischen Maschinensetzer hat beschlossen, den Tarif unter allen Umstän­den zurllckzuweisen.

Reutlingen 23. Okt. (Hand­werkskammer Reutlingen.) Der Vorstand der Kammer befaßte sich in sei­ner am 20. ds. Mts. abgehaltenen Sitzung u. A. mit folgenden Fragen: Eine Eingabe des Deutschen Müllerbundes an den Bundesrat betr. Erlassung eines Ee-

Um die Heimat.

14) Roman von Bruno Wagone r.

(Fortsetzung.)

Er war am Fenster stehen geblieben und sah hinaus. Und wenn er nun doch nachgab? Karoline würde ihm dankbar sein, und ihr Lächeln würde ihn über die bittere Ent­täuschung trösten. Schließlich wäre es doch auch nicht anders, als hätte der Baron ihm nie sein Anerbieten gemacht.

Langsam drehte er sich um und öffnete die Tür zur Küche.

Fragen Sie doch einmal, ob Fräulein Karoline nicht herüberkommen möchte," bat er das Mädchen.

Das Mädchen kam aber gleich darauf mit dem Bemerken zurück, Herr Jessen möchte nur allein Mittag essen. Vielleicht bekäme er heute Abend Bescheid.

Da ging Johannes. Aber sein Herz war schwer, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.

Frau Eesine seufzte schwer. Was hatte man für den Jungen ja, so hatte sie ihn stets genannt was hatte man für ihn alles schon getan! Und sie hatte immer von dieser Heirat der beiden Kinder geträumt. Das

wäre doch gewesen wie ein Neuergrünen ihrer Jugendliebe zu seinem Vater. Den ^ Johannes hatte sie deshalb schon von seinen ! Kindesbeinen an in ihr Herz geschlossen; und nun tat er ihnen das an.

Aber sie wollte ja auf ihre Träume ver­zichten, wenn es für ihr Kind besser wäre. Das sagte sie jetzt und strich leise über das Haar ihrer Tochter. Mit einem Ruck fuhr Karoline in die Höhe. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet schreckhaft starrte sie der Mutter ins Gesicht.Mama!" Sie schrie es ganz laut.Mama, Du glaubst doch nicht, daß er sie heiraten wird?"

Doch nicht die Baroneß, mein Kind?" fragte Frau Eesine verwundert.Er möchte vielleicht, aber sie nimmt ihn nicht!"

So? Sie nimmt ihn nicht? Weißt Du das so gewiß, Und wenn er für mich gut ist, wird er für sie wohl genug sein! Oder bin ich häßlicher als sie? Ach, die mit ihren braunen Haaren und ihrem gelben Teint!"

Ihre Miene hatte etwas Haßerfülltes angenommen. Dann aber sagte sie kläglich: Wenn er sie nun aber doch heiratet?"

Die Mutter streichelte ihr die tränen­feuchten Backen:Aber Karolinchen, dann laß ihn doch. Du bleibst darum noch lange nicht sitzen. Ueberhaupt, warum haben wir

uns so an ihn gehängt? Doch nur, weil er Dein Vetter ist, und weil zwischen Onkel Gottfried und mir na, Du weißt ja, als ich noch jung war. Wir brauchen ihn ja gar nicht. Du bist das hübscheste Mädel in der ganzen Stadt und bekommst auch mal was mit. Da kannst Du zehn für einen haben. Also, weine nicht, mein Kind, weine nur nicht."

Aber ich will doch gar keinen andern!" sagte Karoline und fing wieder an zu schluch­zen.Und wenn er jetzt nach Italien reist? Ach, wenn nur die andere nicht dabei wäre!" jammerte Karoline.Meinetwegen könnte er ja reisen, wenn es nicht anders geht. So schrecklich es ist, ich wollte ja gar nichts da­gegen sagen. Aber wenn ich immer denken muß, daß er mit ihr zusammen ist und daß sie ihm den Kopf verdreht, und daß er mich schließlich ganz vergißt-"

Sie sank ihrer Mutter an die Brust und weinte vor sich hin.

Du hast ihn wohl sehr lieb?" fragte Frau Eesine ganz leise.Mir darfst Du es schon sagen, mein Kind!"

Da schlang das Mädchen leidenschaftlich seine Arme um der Mutter Hals, und unter Schluchzen und Lachen kam es heraus tief betrübt und in seligem Jubel:Ach, Mama,