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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 die Ispalt.Zeile

1896.

^ Der; deutsche Reichstag

wird im kommenden Monat seine Verhandlungen, die eine Fortsetzung der vertagten letzten Session bilden, wieder ausnehmen. Es wird auch in dieser neuen Ar­beits-Periode, wie bekannt, nicht an hochwichtigen Ge­setzesvorlagen fehlen, die für unser Praktisches Leben von hervorragender Bedeutung sind. Im letzten Winter und Frühling sind das neue Börsengesetz, das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes und Anderes fertig gestellt worden, was einen erfreu- lichen Fortschritt in dem Streben bedeutet, eine Ge­sundung unseres gewerblichen und wirtschaftlichen Lebens wenigstens zu versuchen, aber wir dürfen dabei bei Weitem nicht stehen bleiben. Der alte wahre Satz : Rast ich, so rost' ich!" hat lange Zeit für unser Ar­beitsleben zu wenig gegolten, noch mehr als bisher muß die Gesetzgebung bestrebt bleiben, ehrlicher Bürger­arbeit auch ehrlichen Lohn zu sichern. Die industriellen und gewerblichen Arbeiter haben vielfach durch Streiks, freilich nicht aber stets mit Erfolg, oft sogar mit direktem Mißerfolg versucht, sich bessere Existenzbedingungen zu schaffen. Der fleißige Bürgersmann kann ihnen auf diesem Wege selbstredend nicht folgen, er kann nicht der Allgemeinheit mit kurzen Worten und so viel Ent­schiedenheit den Stuhl vor die Thür setzen, er will das auch nicht. Aber eben darum hat er ein bescheidenes Anrecht darauf, seine Existenzbedingungen im Wege der Gesetzgebung von mancherlei Gefahren und Schwie­rigkeiten befreit zu sehen, welche sie heute bedrohen, wo das Gold eine Macht geworden ist, mit der rüstige Bürgerkraft nicht leicht zu konkurrieren vermag, zumal dann nicht, wenn die Waffe des blanken Goldes mit aller nur erdenkbarer Rücksichtslosigkeit, um nicht zu sagen Gewissenlosigkeit, gehandhabt wird.

LandeSnachrichten.

* Alten steig, 14. Oktbr. Das K. gem. Oberamt in Schulsachen empfiehlt in einer Bekanntmachung an die Ortsschulbehörden und die Gemeinderäte des Be­zirks Nagold zur Förderung laudw. Interessen in den Gemeinden die Veranstaltung landw. Abend­versammlungen, sog. Leseabende. Gemeinde­glieder, vornehmlich Ortsgeistliche und Lehrer sollen landwirtschaftliche oder allgemein wissenswerte Gegen­stände je einmal in der Woche abends in einein be­

stimmten Lokal den erwachsenen Bürgern der Gemeinde vorlesen oder vortragen und mit denselben die ge­lesenen Gegenstände näher besprechen. Die K. Zentral­stelle für die Landwirtschaft giebt dasLand. Wbl.", sowie wertvolle Schriften für solche Leseabende unent­geltlich ab.

* Alten steig, 14. Oktober. Auch die Handels­und Gewerbekammer in Rottweil hat sich gegen die Zwangsinnungen ausgesprochen. Die Kammer ist der Ansicht, daß die Frage der Handwerkerorganisation auf dem Wege der Reichsgesetzgebung überhaupt nicht zu lösen und besser der Landesgesetzgebung zu über­lassen sei. Würde man den Weg der Landesgesetz­gebung einschlagen, so würde sich auch leichter eine weitere Individualisierung der Organisation erreichen lassen. Nur in größerem Kreise, in dem die durch den Konkurrenzkampf hervorgerufenen persönlichen Gegensätze zurücktreten, könne sich ein wirkliches ge­nossenschaftliches Leben entwickeln. Demgemäß sei es verfehlt, auch in kleinen Städten und auf dem Lande die Handwerker zu Innungen vereinigen zu wollen. Der Erfolg wäre die Bildung von Zwergorganisationen, denen die Lebensfähigkeit von vornherein fehlen würde. Im Uebrigen macht die Kammer darauf aufmerksam, daß die Großindustrie von der Reform des Lehrlings­wesens kaum minder große Vorteile haben werde, als das Kleingewerbe. Es werde sich in vielen Fällen die Sache praktisch so gestalten, daß dem Handwerker gesetzlich die Auf­gabe aufgebürdet wird, dem konkurrierenden Fabrikanten tüchtig^ Arbeiter heran­zuziehen.

* Göttelfingen, 8. Okt. Ein stattlicher Leichenzug bewegte sich heute mittag unserem Friedhof zu. Es wurde die sterbliche Hülle der Hausmutter des Bruderhauses, der Frau Tröscher, hinausgetragen. Vor der Beerdigung fand im Saal des Hauses eine Trauerfeier statt; vor dem Hause und am Grabe sang der Gesangverein, verstärkt durch einige Lehrer, er­hebende Trauerweisen, lieber 20 Jahre hat die Ver­storbene ihre ganze Kraft in den Dienst des Bruder­hauses gestellt und mit hingebender Treue und wahrer Mutterliebe ihres Amtes gewaltet. Mit ergreifenden Worten schilderte der Ortsgeistliche die vielerlei Müh- sale und Sorgen, die eine Mutier durchmachen muß, I

und dann vollends eine solche Mutter, die wie die Verstorbene auch Fremden gegenüber Mutterliebe zeigen soll. Von nah und fern waren Freunde und Be­kannte des Bruderhauses, auch Angehörige der Zweig­anstalten Schernbach, Altensteig, Rodt herbeigeeilt, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Möge sie die Ruhe finden, die dem Volke Gottes noch vor­handen ist. (Gr.)

* Calw, 11. Oktbr. Gestern abend veranstaltete der hiesige Kirchengesangverein im Vereinshause ein Konzert zum Besten der Abgebrannten inHaiterbach. Das aus Werken von Mendelssohn, Händel, Bach, Beethoven und Faißt trefflich zusammengestellte Pro­gramm verschaffte den Zuhörern einen reichen Genuß. Der Ertrag des Konzerts wird den bedürftigen Abge­brannten unverkürzt, mit den Ergebnissen weiterer Sammlungen in Calw, übermittelt werden.

* Tuttlingen, 12. Okt. Der Vortrag, den Prälat Kneipp auf Einladung des hiesigen Kneipp- Vereins in der Schweizerhofhalle gestern abend hielt, war außerordentlich zahlreich aus Stadt und Umgebung besucht. Kneipp sprach über Abhärtung der Kinder, naturgemäße Ernährung (unter Verwerfung des Kaffees und Biers), Heilung von Kinderkrankheiten, Abhärtung des Leibes, Heilung von Influenza. Der über zwei Stunden dauernde, mit Humor reichlich gewürzte Bortrag fand großen Beifall und dürfte der Kneipp- sache hier manche neue Anhänger zuführen. Nach dem Vortrag konsultierten gegen 100 Kranke den berühmten Wasserdoktor, so daß der 76jährige Mann bis Mitter­nacht in Thätigkeit war. Heute in der Frühe erfolgte dessen Abreise.

* AusdemOberamtGerabronn, 10. Okt. Die ungünstige Witterung hat der Landwirtschaft un­säglichen Schaden gebracht, was um so empfindlicher wirkt, als die Wunden des 93er Jahrganges kaum vernarbt sind. Die Folgen hievon werden für den Landwirt und indirekt für das Gewerbe sich bald be­merkbar machen. Mit Rücksicht hierauf bat der Aufsichtsrat der Landwirtschafts- und Gewerbebank Gerabrouu beschlossen, den Zinsfuß für Vorschüsse und in laufender Rechnung von 40/0 auf 3'/»"/» zu redu­zieren, wie die Bank auch im Jahr 1893 mit gleichem Beispiel vorgegangen ist. Von den Geldbedürftigen wird die anerkennswerte Maßregel gewiß freudig be-

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Lust und Liebe find die Mittige zu großen Thaten. Wer mit diesen Waffen an die Arbeit geht, dem wird sie gelingen.

Die seltsame KeiraL.

(Fortsetzung.)

Was sollte sie wegen Regina thun? Das war die am nächsten drohende Gefahr; denn sie fühlte, daß das leidenschaftliche, hochherzige Mädchen genau das zu thun im Stande sei, was sie gedroht hatte, wenn nicht irgend Etwas gethan würde, sie zu beruhigen.

Ihr Mädchen bereitete gerade ihre Toilette vor, als sie eintrat.

Mylady überließ sich stillschweigend den Händen des Mädchens, welches ihr die schweren, schwarzen Haarmassen nach ihrem eigenen Geschmack arrangierte und ihr dann das reiche altgoldfarbige Atlaskleid mit schwarzen Chantilly-Spitzen ohne irgend eine Bewegung anlegte.

Dunkelrote Rosen wurden zwischen den Spitzen und in dem schönen, glänzenden Haar befestigt.

Der Effekt war prächtig. Doch Mylady's herr­liche Augen trugen noch immer den Ausdruck der Düsterheit und tiefen Nachdenkens.

Plötzlich wurden ihre Wangen strahlend rot und sie schlug die juwelengeschmückten Hände zusammen.

Das geht," flüsterte sie vor sich hin,das will ich thun!"

Sie verließ ihre Gemächer mit einer Miene der Erleichterung und der Entschiedenheit.

Duvar trat zu ihr, kurz bevor zum Diner ge­rufen wurde.

Er war bleich vor Aufregung, und seine Augen blitzten.

Alles geht gut," flüsterte er leise und bedeutungs­voll.Ich habe gerade mit Zeno gesprochen, sie haben unverkennbare Spuren von ihm gefunden. Sei auf Deiner Hut, daß Du Dich nicht aufregst, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht. Lass' Deine Ohnmachtsge­schichten heute bei Seite; wir werden Beide unsere fünf Sinne gebrauchen."

34. Kapitel.

Des Herzogs Freund.

Myladys Augen umflorten sich einen Moment vor Entsetzen; bald jedoch sagte sie, ihn mißbilligend anblickend:

Du bcauchst etwas Farbe in Deinen Wangen; warum legst Du nicht ein wenig Rot auf," fügte sie spottend hinzu,wenn Du bei jeder Gelegenheit so kreideweiß wirst?"

Er lachte.

Warte, Mrs. St. Ulm wird sie im nächsten Augenblick färben."

Lady Dare's Blick folgte ihm mit unwillkürlicher Neugierde, als er sie verließ, um seine Göttin aufzu­suchen. Was auch für schmerzliche Erregungen in dem Busen der schönen Australierin wogen mochten, auf der Oberfläche sah man Nichts davon.

Sie begrüßte ihren eifrigen und glühenden Freier mit anmutigem und schmeichelhaftem, wahrhaft sirenen-

I artigem Entgegenkommen, und als Duvar's feines, > weibisches Gesicht vor Entzücken wie das eines Mäd­chens errötete, lächelte seine Schwester im Geheimen verächtlich.

Wer hätte das für möglich gehalten ?" sagte sie.

Der Herzog von Berwick wurde erst nach dem Diner aus Schloß Dare erwartet; er konnte erst mit dem Abendzuge kommen, mit welchem Duvar gewöhn­lich seine Ausflüge nach Danger Cliff gemacht hatte.

Mylady hoffte von Herzen, daß, wenn etwas Ungewöhnliches" geschehen sollte, dies sich vor seiner Ankunft ereignen möchte.

Doch das Diner war schon einige Zeit vorüber, als Lady Dare gemeldet wurde, daß ihr edler, fürst­licher Verlobter angelangt sei und einen Freund mit­gebracht habe.

Er war sogleich in sein Ankleidekabinet gegangen und hatte sich erlaubt, seinen Freund in die an das seine anstoßenden Zimmer einzuquartieren.

Ein Freund?" sagte Lady Dare verwundert, gerade als ihr Bruder, der einen Teil der Meldung gehört hatte, zu ihr trat und fragte.

Sie sah etwas beunruhigt aus, doch Duvar empfing die Nachricht sehr gleichgültig.

Weshalb ist Dir das unangenehm?" fragte er. Ich begreife nicht, was Dir daran liegen kann?"

Lady Dare antwortete nicht, und er zog seine Uhr heraus und blicke auf dieselbe.

Ich möchte wissen, was sich jetzt im Parke er­eignet," brummte er vor sich hin und verließ dann das Zimmer. (Forts, folgt.)