wachsende Vertraulichkeit zwischen England und Frank- reich werde von England mit Gleichmut betrachtet, da zwischen diesen und den Mächten Interessengemeinschaft bestehe. — Sehr unangenehm berührt ist man in London durch die Erklärung des russischen „Nord", der zu amtlichen Publikationen benutzt zu werden pflegt, daß zwischen dem Zaren und dem Lord Salisbury in Balmoral politische Unterhandlungen überhaupt nicht gepflogen worden sind.
b Die russische Regierung Hut dem Deutschen Fischereivercin eine beträchtliche Geldunterstützuug gewährt, damit der Verein die Lachszucht in der Weichsel übernehme.
2 Den russische n Grenzbehörden soll, wie der ,Graud. Ges/ wissen will, kurz nach dem Zarenbesuche in Breslau die Weisung zugegangen sein, im Verkehr mit deutschen Grenzbewohnern jede zulässige Zuvorkommenheit zu beobachten.
* Konstantin opel, 9. Oktbr. Eine offizielle Mitteilung besagt: Die Armenier, welche noch auswandern wollen, müssen sich verpflichten und eine Garantie leisten, niemals zurückzukehren. Die bereits ausgewanderten Armenier verlieren, wenn sie nicht innerhalb eines Zeitraumes von längstens 2 Monaten zurückkehren, die ottomauische Nationalität. Mit fremden Pässen zurückkehrende Armenier werden nicht ein- gelassen. Ans die seit 20 Jahren ausgewanderten Armenier und die Mitglieder des armenischen Komites finden die vorstehenden Bestimmungen keine Anwendung. Armenier aus nichttürkischen Gebieten werden nicht mehr naturalisiert.
* K o n st a uti n o p e l, 10. Okt. Die österreichische Botschaft verlangte gestern für die Hinterbliebenen des Bruders des österreichischen Vizekonsuls, Slatka in Serres, der, als die Pforte ihn und seine Begleiter von Räubern, welche sie entführt hatten, mit 2000 Pfund anslösen wollte, von den Truppen, welche die Räuber verfolgten, erschossen wurde, eine entsprechende Entschädigung, sowie die Absetzung des Kommandanten von Serres, Hakt Pascha und des Obersten Dussuf Bey.
Einem Bericht der .Köln. Ztg/ über die Beschießung des Palais in Sansibar entnehmen wir folgenden, die Engländer übel charakterisierenden Passus: „200 Leichen, darunter viele Weiber und Kinder, lagen aus dem Platze verstreut und unter dem Schutt begraben. Außerdem wurden wohl an 500 Leute bei der Be schicßung verwundet. Die Paläste wurden von den englischen Marinetrnppen in einer Weise ausgeplündert, die man bei disziplinierten Soldaten nicht für möglich kalten sollte. Von den Kostbarkeiten, die die Sultane angehäuft batten, blieb nichts übrig: alle Kasten und Kisten wurden durchgewühlt: Handelsverträge und andere Staatspapiere lagen im Schutt umher."
Berliner Ausstellungs-Briefe.
(Von unserem Spezial-Berichteriia> e )
V.
Das Chemiegebäude hat eine Länge von ISO m und bedeckt einen Flächenraum von 5100 Pn. In der Hauptanlage besteht dasselbe aus einer großen basiukaartigen Halle, mit gewölbten Seitenschiffen und einem Querbau. wei -10 m hohe Türme flankieren einen großen Saaibau, ein sog. Amphitheater, welches als Hörsaal für populäre Vorträge eingerichtet ist und 850 Schund 150 Stehplätze hat. Zu dem Gebäude sind die Gruppen 9
„Ja, meine Liebe, ich habe die Kühnheit."
Regina's große, magnetische Augen betrachten'!: sie mit Verwunderung.
„Wie ist es möglich," ries sie, daß wir Beide, Du uud ich, das gleiche Blut iu deu Adern haben können? Ich habe mich schon ost gefragt, ob es möglich wäre, daß ich vielleicht vertauscht sein könnte. Glaubst Du nicht Mama?" fragte sie bitter. „Du müßtest es ja doch wissen, ob nicht die Wärterin Dein eigenes Kind mit mir vertauscht hat?"
Als Regina diese Worte äußerte, stand Lady Dare von ihrem Sitze aus und ging aus sie zu.
Der Ausdruck ihres Gesichtes war unaussprechlich schrecklich; es war sprachlose Wut und Furcht vereint. Sie sagte kein Wort; sie stand nur und blickte sie mit dem versteinerten Gesichte und den Flammenaugen wild an.
„Mama," ries Regina, „warum siehst Du mich so an? Ist es wegen dessen, was ich soeben sagte? Es ist doch nicht zu verwundern, wenn ich mich frage, ob ich wirklich Dein Kind bin?"
Lady Dare schien sich plötzlich zu besinnen. Sic zögerte einen Augenblick, um ihre trockenen Lippen zu befeuchten, ehe sie antwortete.
„Das ist es nicht!" sagte sie wegwerfend. „Aber ich bin es müde, fortwährend Rupert Sever's Namen zu hören."
Regina's schöner Kops richtete sich hoch auf, ihre Wangen glühten und ihre dunklen Augen sprühten Feuer.
„Wirklich ?" entgegnete sie. „Das ist schade; denn
Chemische Industrie — 11 Wissenschaftliche Instrumente und 17 Photographie untergebracht. Di« Grupp« 11 stellt keine speziell Berliner sondern eine nationaldeutsche Ausstellung dar und ist in der That würdig einer Weltausstellung. Hier finden wir auch Württ. Aussteller z. B. Fesdorf von Stuttgart mit ausgezeichneten mathematischen und Zetter und Scherer von Tuttlingen mit prachtvollen chirurgischen Instrumenten. Die Gegenstände auch nur gruppenweise zu besprechen würde zu weit führen, wir wollen uns daher auf einen einzigen Apparat beschränken, welcher eine wahre Revolution in der Gelehrtenwelt heroorgerufen hat, und welcher geeignet ist auch daS Interesse des Laien in hohem Grade in Anspruch zu nehmen. Wir meinen den von der Firma C. Reimann-Berlin ausgestellten Apparat zur Darstellung des Blutkreislaufes, mit welchem Dr. Jezek seine Studien über die Blutcirkulation machte und die ihn zu der Ueberzeugung brachte, daß der vor ca. 200 Jahren von Dr. Havvey aufgestellte Lehrsatz von dem Blutkreislauf falsch sein müsse, mit anderen Worten, daß es eine solche nicht gebe. Mehr als 1000 Aerzte und Forscher haben den Apparat besichtigt. 60 000—70 000 Personen, die sich hiefür interessierten, haben Prospekte und Belehrungen, die ein Assistent von Dr. Jezek giebt, mitgenommen. Nach der bisherigen Lehre wird bekanntlich das Blut aus der linken Herzkammer in die große Schlagader und deren Verzweigungen getrieben; nachdem es die sog. Pulsadern bis zu den feinsten Gefäßvrrzweigungen — den Kapillaren — durchlaufen hat, soll es in die Benen übergehen und durch di« Hohlader zurück in den rechten Vorhof, die rechte Herzkammer und dann in die Lunge strömen. Aus letzterer soll das Blut durch die Lungenvenen in den linken Borhof zurückkehren, um wieder den soeben beschriebenen Weg anzutreten. Nun aber hat Dr. Jezek eine Reihe von Experimenten gemacht und bei Thieren die 6 Hauptschlagadern bis zu 1'/,ständiger Dauer so unterbunden, daß jeweils nachgewiesen werden konnte, daß hinter der Unterbindung der Puls fehlte, während er in dem dem Herzen zu gelegenen Teil vorhanden war, eine Blutcirkulation über die unterbundenen Stellen hinaus nicht stattfand. Die Thiere blieben nach der Operation vollkommen munter, fraßen begierig und dis Verdauung blieb normal, auch wurden einige Thiere seciert, wobei es sich ergab, daß sich kein Collateralblutlauf d- h. keine Nebenblutbahnen gebildet haben. Hieraus schloß nun Dr. Jezek, daß überhaupt kein Blutkreislauf stattfinde, ferner wurde dies« Annahme unterstützt durch den Physiologen Frederici, welcher durch einwandfreie Experimente nachgewiesen hat, daß alle Arterien (Pulsadern) blind endigen d. h, abgekapselt sind und das Blut nicht von den Arterienkapillaren in die Venenkapillaren gelangen kann. Damit würden sich auch die Abnormitäten erklären, die im Kgl. Museum aufbewahrt werden, wo unter anderem ein Präparat ausgestellt ist, in dem die Scheidewand der beiden Herzkammern unvollkommen ist, die Hauptschlagader kommt anstatt aus der linken aus beiden Herzkammern gemeinschaftlich und die Lungenschlagader fehlt ganz. Es hat also ein Blutkreislauf nie stattfinden können und doch ist die, betreffende Person 20 Jahre ait geworden. Der Hauptträger, oder der Motor der Blutcirkulation wäre also nicht das Herz, sondern die Lange, Dr, Jezek erklärt dies auf folgende natürliche Weise: Das Blut biloet sich in den Venen. Das Wie ist in seinem Buche näher erläutert. Aus den Venen bezw. der rechten Herzkammer wird das Blut von der Lunge beim Ausatmen eingesogen; ähnlich wie ein z„- sainmengepreßter Gummiball die Fähigkeit besitzt bei Nachlaß des Druckes sich mit Lust oder Wasser zu füllen, so hat die Lunge, die nach dem Ausatmen zusaminengepreßt ist, die Fähigkeit sich mit Blut zu füllen. Beim Einatmen füllt sich die Lunge mit Lust und da nicht gleichzeitig Lust und Blm Raum in derselben haben wird, das Blut vermöge des geringeren Widerstandes aus der Lunge in die linke Herzkammer und von hier in die Schlag-
Dn wirst wahricheinllch nocki '/-kr viel von ihm hören, wein: er sich nicht bald eusiiüeet. D.i weißt, wo er ist, iwvou bin ich überzeugt. Bringe ihn herbei, oder ich will nicht nur das Schloß Dare, sondern das ganze Land davon sprechen machen, in welcher Weise Du und mein würdiger Onkel mit dem Schicksale des Hanptmanns Seoer verknüpft seid. So wenig ich auch davon weiß, wird es doch genug sein, um jedes recht- lich fühlende Herz zu veranlassen, von den unterirdischen Höhlen bis zu den Bergesspitzen das Land zu untersuchen, bis dieses furchtbare Geheimnis enthüllt ist!"
„Du bist wahnsinnig!" stotterte Lady Dare. „Du bist wirklich wahnsinnig!"
„Dann wirst Du finden, daß Methode im Wahnsinne ist," erwiderte Regina. Zum Anfänge werde ich mich an den Herzog von Berwick wenden."
„Wage es, zu dem Herzog von Berwick ein Wort davon zu sprechen, uud Du wirst sehen, was daraus entsteht!" drohte die Mutter mit erstickter Stimme.
Regina lächelte.
„Ich gebe Dir Zeit bis morgen früh," sagte sie. „Ich denke wohl, daß er nicht so weit entfernt ist, daß ihn nicht ein Telegramm bis zu dieser Zeit erreichen könnte."
Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer.
„Du mußt Regina in irgend einer Weise Hinhalten," sagte Duvar, als seine Schwester ihm dies erzählte. „Jetzt können wir Rupert hier nicht brauchen; er würde uns gerade jetzt furchtbar im Wege sein. Der Herzog wird doch vor Abend noch zurückkommen?"
„Ich erwarte ihn. Hast Du irgend welche be-
»md Pulsadern getrieben. In diesen kreist es hin und her, wodurch Reibung und durch diese Wärme erzeugt wird. Diese Wirme erzeugt Kraft, Energie kurz unsere ganze Lebensthätigkeit. Von den Aerzten hat sich «in Teil zu dieser neuen Lehre bekannt, wogegen der größte Teil noch abseits steht und teils eine negative, teils «ine znwartende Stellung einnimmt.
Handel und Verkehr.
Altrnsteig, 12. Okt. Der heurige Sommer war besonders dem Wachstum der Gurken und Kürbisse äußerst günstig, und es erzielten manch« recht schöne Erträge aus ihren Gärten. So setze Frau Bäcker Bauer hier dieses Frühjahr 3 KürbiS- kernen, die alle aufgingen. An den Zweigen der Kürbispflanzen entwikelten sich prächtige Früchte. Von 7 Kürbissen, die zusammen ein Gewicht von 250 Pfd. haben, wiegt die größte 40 Pfd, die kleinste 20 Pfd
* (Obstpreise.) Stuttgart, 8. Okt. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz 1400 Ztr. württ. Mostobst. Preis per Zentner Mk. 5.20 bis 6.50. — Calw. Die Obstpreise sind etwas niederer geworden; der Ztr. Mostäpfel kostet auf dem Bahnhof Mk. 5.30. — Tübingen, 9. Okt. Aepfel und Birnen kosten 6Mk. bis 6 Mk. 80Pfg. der Ztr. — Friedrichs- hafen, 9. Oktbr. Mostobst 4 Mk. 50 Pfg. bis 5 Mk.. Tafelobst 8—10 Mk.
* Stuttgart, 10. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr 1100 Ztr. Preis pr. Ztr. Mk. 3.50 bis 3.80. — Filderkraut: Zufuhr 3000 Stück. Preis pr. 100 Stück Mk. 16 bis 18.
* Stuttgart, j8. Okt. Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht-und Viehhofes per Pfund Schlachtgewicht: Farcen und Stiere 46—48 Pfg., Schweine 58—60 Pfg., Kälber 55—66 Pfg.
* Bracken heim, 7. Oktober. Die Weinberge stehen hier ganz schön, da sie vom Hagelschlag vollständig verschont geblieben und infolge rechtzeitigen mehrmaligen Spritzens noch durchaus grün belaubt sind. Die massenhaft vorhandenen Trauben sind deshalb auch in ihrem Reifegrad schon so weit vorgeschritten, daß sich noch eine recht annehmbare Qualität erwarten läßt.
Neueste Nachrichten
^ss Heilbronn, 11. Okt. Der Taglöhner Ludwig Löffler hier wurde gestern beim Holzausladen auf dem hiesigen Güterbahnhof, wie es scheint, durch Fahrlässigkeit seiner Mitarbeiter, von einem Balken getroffen. Löffler, der einige Zeit bewußtlos blieb, konnte jedoch noch allein nach Hause gehen, starb aber daselbst nach wenigen Stunden. Gerichtliche Untersuchung des Falls ist eingeleitet.
Iss Ulm, 12. Okt. Den gestrigen Verhandlungen des Bolksparteitags wohnte Kammerpräsident Payer bei.
^ss Gotha, 12. Oktbr. Der sozialdemokratische Parteitag wurde gestern Abend um 7 Uhr eröffnet. Die Beteiligung ist sehr stark. Der Abg. Bock erinnerte in der Begrüßungsrede an den Gothaer Vereinigungs- Kongreß. Zum Vorsitzenden wurde Singer gewählt. Cr feierte die Gothaer Genossen wegen der Landtagswahlsiege. Alsdann wurde das Bureau gewählt und die Tagesordnung fortgesetzt. 300 Delegierte sind anwesend, darunter Liebknecht, Bebel, Singer, Auer, Schönlank, Schippel, Grillenberger, Frau Zetkin u. s. w.
Vera»twortli1:er Redakteur: L. Rieker, A l t e n st e i g.
friedigende Vorbereitungen für heute Abend getroffen?"
„Wunderbar," erwiderte der hartgesottene Verbrecher mit entzückter Miene. „Der Mensch aus L. ist ein Prachtkerl und zu allem zu gebrauchen."
Lady Dare sah nicht so befriedigt aus, wie ihr hübscher, plänefchmiedender Bruder.
„Hast Du schon von Mrs. St. Ulm Deine Antwort erhalten?" fragte sie.
„Noch nicht!" antwortete er stirnrunzelnd.
Ein leichtes Lächeln kräuselte Mylady's Liypen.
„Du Haft wirklich die unglaublichste Geduld und den ungewöhnlichsten Glauben, den ich je bei einem Manne gesehen," sagte sie.
Derrick Duvar antwortete nicht, sondern runzelte nur die Stirn.
„Du glaubst noch immer, daß dieses Weib Dich heiraten wird?"
„Ich bin dessen sicher," erwiderte er, — „eben so sicher, als daß Du den Herzog zu heiraten gedenkst — aber viel sicherer, als daß er Dich zu heiraten gedenkt !"
„Was willst Du damit sagen?"
„Einfach, daß zwischen Lipp' und Kelchesrand — u. s. w." antwortete er boshaft.
„Du meintest mehr als das. Was war es?"
„Was könnte ich denn noch mehr meinen? — Das ist übrigens gleichgültig. Es ist Zeit, zum Diner Toilette zu machen," fügte er eilig hinzu.
Mylady blickte ihm finster nach, als er in der Gegend seines Ankleidezimmers verschwand, und schritt dann langsam dem ihrigen zu. (Forts, folgt.)