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Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm Einrückung 8 bei mehrmal je 6 ^ auswärts je 8 ^ die lspalt.Zeile

Erich« Dienstag Donners­tag

^amstag und Sonntag.

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Dienstag, 13. Oktober

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg reiäblle Verbreitung.

1896.

BestellpreiL pwOuarta im Bezirk Nagold 90 ^ auherhalb

1 I Mau abonniert auswärts auf dieses Blatt bei » den Postämtern und Postboten.

Amtliches.

Uebertragen wurde die SLulstelle in Altuuifra, Bez Nagold, dem Lehrgehilfen Gottlieb Löffler in Obertürkheim, Bez. Cannstatt.

Ernannt wurde Amtsnoiar Schund in Teinach zum Ge­richtsnotar in Freudenstadt.

LarrdeSrrachrichterr.

* AltensLeig, 12. Oktbr. Die Romantik der Jagd übt auf manchenWäldler" einen größeren An­ziehungspunkt aus, als das bestehende Gesetz zuläßt, und schon Mancher hat bei der unlauteren Handhabung des Schießprügels die Finger ganz gehörig verbrannt. So schwebt gegenwärtig eine Untersuchung vor dem K. Amtsgericht Nagold wegen eomplottwüßigenWilderns, zu welchem Enzthaler Burschen sich vereinigt haben sollen. Manches Stück Wild soll in letzter Zeit im Walde verendet angetroffen worden sein, das nach dem erhaltenen Schuß noch weiterlief und vom Wilderer nicht eingeholt werden konnte, z. B. wurde erst dieser Tage eine erschossene Rehgais angetroffen, deren Ver­wesung schon ziemlich weit vorgeschritten war. Der Anlaß zu obengenannter Untersuchung ist nun folgen­der: Der städtische Waldschütze Lehmann von Fünf­bronn machte an einem der letzten Sonntage in Ge­meinschaft mit einem Holzmacher eine Streife im Stadt­wald Enzwald. Plötzlich stieß er auf 3 Wilderer, denen er einHalt" zurief; diese aber legten ihre Gewehre auf ihn an und drohten, sobald er näher komme, werde er niedergeschossen. Lehmann gab alsbald Laute mit der Huppe, durch welche Hilferufe die Wilderer dem guten Wetter nicht mehr trauten und Kehrt machten. 2 der jungen Männer will Lehmann erkannt haben, während der werter abstehende Holzmacher sic blos flüchtend sah und angeblich nicht erkannt hat. Wegen dieser Angelegenheit, die vielen Gesprächsstoff bildet, sind schon 6 bis 8 junge Männer gefänglich ein gezogen, einige davon aber mangels genügender Be weise wieder freigelassen worden.

* In Ober iflin gen OA. Freudenstadt, ist die nach Kröberschem System erbaute Wasserleitung dem Betrieb übergeben worden.

Stuttgart, 11. Okt. Das Geburtsfest I. Di. der Königin wurde gestern, nachdem am vergangenen Sonntag bereits die kirchliche Feier stattgefunden hatte, in hergebrachter Weise gefeiert. Vormittags nahm die Königin in Ludwigsburg, wo sich gegenwärtig das Hoflager befindet, die Glückwünsche der Mitglieder des königlichen Hauses entgegen, nachmittags fand auf Marienwahl Familientafel statt, bei welcher der König

die Verlobung des Prinzen Albrecht von Schaumburg - Lippe verkündete. (Siehe unten.)

* Stuttgart, 11. Okt. In unserem Königs- Hause hat sich gesteru, am Geburtsfeste I. M. der Königin, ein freudiges Ereignis vollzogen: Prinzessin Elsa (geboren 1. März 1876), eine der Zwillings­töchter der Frau Herzogin Wera, hat sich mit dem Prinzen Albrecht von Schaumburg-Lippe (geboren 1869), dem zweitültesten Bruder I. M. der Königin, verlobt. Der älteste Bruder Ihrer Mäjestät, Prinz Friederich, ist mit einer dänischen Prinzessin vermählt, während der jüngste, Prinz Max, der gestern zum Premierlieutenant ernannt wurde, bei dem Ulanen­regiment in Ludwigsburg steht. Die Verlobung wurde gestern abend durch S. M. den König proklamiert, als die Königin um halb 7 Uhr im Wilhelmspalaste die Glückwünsche der Hofstaaten rc. entgegennahm.

>V Ulm, 11. Okt. Heute nachmittag um 4 Uhr fand anläßlich des volksparteilichen Parteitags eine öffentliche Volksversammlung unter dem Vorsitz von Dr.^Quidde statt, die von 400 Personen besucht war. Redakteur Oeser, Frankfurt a./M. sprach über die Agrarfrage, die jetzt eine soziale sei. Er gab einen Rückblick über die früheren Zustände der Bauern und führte aus, daß sie durch eigene Erhebung frei werden, daß sie schon in den 60er und 70er Jahren gute Getreidepreise hatten, daß man dann nach Schutzzöllen gerufen habe, welche statt Verbesserung der Preise Verschlimmerung derselben herbeigeführt haben. Die Lage der Bauern könnte verbessert werden durch bessere Verkehrswege, - z. B. Erbauung von Secundärbahnen, Tertiärbahnen und dann bessere Ausnützung des Bodens. Rechtsanwalt Mauser Offenburg geißelte das national­liberale Parteiprogramm in Berlin, es sei so vielseitig, daß konservative und überhaupt alle rechtsstehenden Par­teien es unterzeichnen können. Er kritisiert die Volks­schulbildung und stellt die Forderung hauptsächlich allgemein besserer Bildung in der Geschichte. Er führt aus, daß den Kindern in der Volsschule immer von den Fürsten und geschlagenen Schlachten, das Datum an dem ein Fürst geboren worden sei u. s. w. gelehrt werde. Darüber wie das Volk sich selbst ermannt habe und ermannen solle, werde nichts gelehrt. Redner fordert zum Schluß auf, fest zur freiheitlichen Sache zu stehen und mitzuwirken in demokratischein Sinne. Dr. Quidde giebt noch einen Rückblick auf die Arbeit des heutigen Parteitags und schließt die Versammlung mit der Aufforderung, es sollen alle Anwesenden sich

in demokratischem Sinne an der Politik beteiligen und Mitwirken zum Ausbau der von der Demokratie an­gestrebten freien Gestaltung des Staatswesens.

* Von der Donau, 9. Okt. Schon im vorigen Jahr wurde angesichts der großen Mäuseplage darauf aufmerksam gemacht, daß der Rabe seinem Ruf als Mäusejager wenig Ehre macht, vielmehr die in Fülle vorhandenen Mäuse springen ließ und sich auf den Obstbäumen an Aepfeln, vor allem an Süßäpfeln güt­lich that. Auch Heuer kann man dieselbe Beobachtung machen, daß die Raben das Süßobst massenhaft an­hacken, so daß unter den von Raben heimgesuckten Bäumen viel zerhacktes Obst aufgelesen werden kann.

* Gomaringen, 9. Okt. (Eine Gemeinde, dm ihre Veteranen ehrt.) In der hiesigen Gemeinde leben nur noch 15 Veteranen, welche den deutsch-französischen Krieg von 187071 mitgemacht haben. Um den­selben eine besondere Ehre zu erweisen, hat der hiesige Gemeinderat unlängst beschlossen, ihnen das jährliche Allmandgeld von 2 Mark 60 Pfg. zu erlassen und überdies jedem von Georgii 1897 an ein besonderes Allmandstück bis zu seinem Tode unentgeltlich anzu­weisen.

* (Verschiedenes.) In Eningen stürzte ein Radfahrer und brach den rechten Fuß. In Scharen- stetten hat sich der im 41. Lebensjahre stehende Bauer Bühler erhängt. In Gmünd entdeckte eine Frau beim Holzsammeln im Wald einen bereits verwesten Leichnam ohne Kopf in einem Gebüsch liegend. Die Frau machte der Polizei von ihrem Funde An­zeige, welche an Ort und Stelle dann noch den Kopf auf einem Baum an einem Stricke hängend vorfand. Vor dem Schwurgericht Tübingen hatten sich am Samstag die 17 Jahre alte Dienstmagd Luise Kürner von Lustnau und die Wagenwärtersehefrau Magdalene Werz wegen Meineids bezw. Anstiftung hiezu zu verantworten. Die Kürner wurde freige­sprochen, während die Werz zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Ein aufregender Vorfall spielte sich am Mittwoch auf dem Bahnhof in Bieringen ab. Ein Landjäger hatte einen wegen eines Geld­diebstahls Verhafteten zum Bahnhofe gebracht, um ihn mit der Bahn in das Amtsgerichtsgefängnis nach Horb zu liefern. Als gerade der Nachmittagszug einfuhr nahm der Gefangene Reißaus, sprang vor der noch im Gang befindlichen Maschine vorbei und suchte das Weite. Der Landjäger verfolgte ihn sofort und gab Feuer, ohne ihn jedoch zu treffen. Das Schwurgericht Heilbronn verurteilte den Säge-

T Wochenrundschau.

Die Finanzkommission der Kammer der Abgeord­neten wird am 21. Oktober zusammentreten, um die neuen Finanzgesetze zu beraten. Gegen Ende Novem­ber soll dann auch der Landtag zu einer kurzen Sitz­ung eiuberufen werden, um die nötigen Kommissious- rc. Wahlen vorzunehmen. Die Hnupttagung des Land­tags soll ferst im Monat Februar beginnen. In Hessen haben Landtagswahlen stattgefunden, wobei die Sozialisten nicht nur die beiden Mainzer Sitze be­hauptet, sondern noch Offenbach dazu gewonnen haben. Bei dem Parteitag der Nationalliberaleil in Berlin ist der bekannteAntrag Känitz" als salonfähig erklärt worden. Dies soll die einzige Freude in der Versammlung gewesen sein. Die Handwerkervorlage wird vielseitig zurückgewiesen, so daß nur geringe Aussicht besteht, sie im Reichs­tage durchzubringen, wenn sie wirklich den Bundes­rat anstandslos passiert. Die bundesrätliche Bäckerei- Verordnung , gegen deren Rechtmäßigkeit Stimmen laut wurden, ist gerichtsseitig als rechtsbeständig an­erkannt worden. Die Einzelbestimmuugen über das Detailreiseu werden nun im Bundesrat bearbeitet. Selbstredend sucht nun ein jedes der davon betroffenen Gewerbe für sich eine Ausnahme herbeizusühren; würde der Bmrdesrat allen diesen Anträgen statt­geben und einer ist so berechtigt oder unberechtigt

wie der andere! so würde von dem ganzeil Gesetze nichts übrig bleiben. Die Pariser tolle Woche ist vorüber, die Franzose u sind aber noch toll und werden es wohl noch eine Zeit lang bleiben, bis sie merken, daß sie die Lackierten sind. Die letzte Anleihe, die Rußland in Frankreich aufnahm, betrug lumpige 400 Millionen. Sie wurde bekanntlich mehr als dreißigmal überzeichnet. Jetzt wird Rußland eine Milliarde fordern, zu den 7 bis 8, die es schon aus Frankreich herausgepumpt hat, und es ist selbstver­ständlich, daß die Franzosen mit größtem Vergnügen bereit sind, dem guten Freunde mit dieser Lappalie unter die Arme zu greifen. Eine besondere Ehrung wurde in Frankreich dem Zarenpaare durch den Tod Trochus zu teil. Dieser Mann hat vor drei Dutzend Jahren gegen die guten Freunde gesuchten und bei Sebastopol den Malakow-Turm erstürmt. Es war eine besondere Rücksicht des ohnehin lebenssatten Trochu, daß er jetzt starb und damit einen Teil seiner Schuld löschte. Der Zarin, bekanntlich eine hessische Prin­zessin, hat Frankreich die Ehre angethan, sie zu einer englischen Prinzessin zu machen. Ihren Vater, Lud­wig IV., der 1870 als Führer der hessischen Division bei Longwy die ruhmreichen Franzosen besiegte, bat man derenglischen" Prinzessin nicht weiter nach- getragcn. Der Zar mit seiner Gemahlin weilt wieder für einige Tage auf deutschem Boden bei feinem Schwa­

ger, dem regierenden Großherzog von Hessen Familienbesuch, wie Kopenhagen und Balmoral, Er­holung von den Pariser Strapazen und Anjubelungen! Neben dem Pariser Zarenbesuch hat auf dem ganzen Gebiete der Politik in der verflossenen Woche nichts aufkommen wollen, obwohl in Hubertusstock ein Kron- rat abgehalten wurde und man sich erinnerte, daß bisher seit 1888 immer bald nach Abhaltung eines Kronrats ein oder auch gleich zwei Minister zurück­traten. Die Engländer wollen ihre Flotte vor Sansibar erheblich verstärken und das ist von einem Teil der Presse so aufgefaßt worden, als ob England über das Gastrecht empört wäre, das Deutschland dem Eintagssultan Said Kalid angedeihen läßt. Dieser ist bekanntlich nach Dar-es-Salaam übergeführt worden und nun liest man Andeutungen, die Engländer wollten die deutsch-ostafrikanische Küste blockieren. Was daraus entstehen könnte, das haben sich die Verbreiter solcher Gerüchte offenbar nicht klar gemacht. Zu irgendwie entscheidenden Kämpfen ist es weder auf Cuba noch auf den Philippinen gekommen, wenngleich die Spanier hier wie dort wiederholt gesiegt haben und die Re­gierung infolgedessen notwendig Geld braucht. Cano- vas wünscht, daß nur die amtlichen Depeschen ver öffentlicht, d. h. daß den Geldleuten Europas, die die neue spanische Anleihe decken sollen, Sand in die Augen gestreut wird.