merkenswerter Weise ausgeführt. Zehn Minuten vor 2 Uhr kündigten in Cherbourg Kanonenschüsse der Forts das Erscheinen des Geschwaders an, das in der See sichtbar wurde. Die Schüsse dauerten fort, bis das Geschwader vor dem Arsenalhafen erschien. Das war um Uhr. In diesem Moment war der Himmel ausgehellt; kein Regen fiel. Der „Polarstern" fuhr langsam ein, von Fanfaren und Artillerie auf der äußeren Hafenfront begrüßt. Ein kleiner Dampfschlepper zog die Jacht zur Landnngsstelle, welches Manöver Vs Stunde dauerte. Währenddessen herrschte tiefes Schweigen. Die „Jacht" stieß derartig an die Landungsstelle an, daß die Schiffstreppe zerbrochen wurde. Das Krachen der brechenden Hölzer rief einige Aufregung hervor. Sofort wurde eine neue Treppe gezimmert, was eine weitere halbe Stunde beanspruchte. Der Präsident der Republik, der den Großkordon des Andreasordens trug, begab sich auf das Schiff, wo der Zar und die Zarin im kaiserlichen Salon erschienen. Der Kaiserin, die zuerst ans Land stieg, wurden 3 Blumenkörbe überreicht. Der Kaiser trug die Uniform eines Kapitäns zur See mit dem Großkreuz der Ehrenlegion. Präsident Faure begrüßte zuerst die Kaiserin und küßte ihr die Hand. Der Kaiser grüßte zuerst militärisch und reichte hierauf Präsident Faure die Hand, woraus dieser den Kaiser willkommen hieß. Nach dieser Begrüßung stellte Präsident Faure den Präsidenten des Senats und denjenigen der Kammer, sowie die Minister vor.
* Cherbourg, 6. Oktbr. Der Kaiser Nikolaus beantwortete den Trinkspruch des Präsidenten Faure folgendermaßen: Ich bin gerührt von dem sympathischen herzlichen Empfange in Cherbourg. Ich habe den Boden der befreundeten Nation betretend das Geschwader, welches uns geleitete, sowie das Admiralsschiff „Hoche" bewundert und teile die Gesinnungen, die Sie, Herr Präsident, soeben ausgedrückt. Ich erhebe mein Glas zu Ehren der sranz. Nation, der Flotte, der wackeren Seeleute und danke dem Präsidenten für die soeben ausgesprochenen Willkommengrüße. Der Kaiser stieß alsdann mit Faure an, wie letzterer am Schluffe seines Toastes mit dem Kaiser angestoßen. Die Musik spielte die Marseillaise und die russische Nationalhymne.
* Cherbourg, 6. Oktbr. Zu dem Diner holte Präsident Faure mit dem Präsidenten der Kammer und des Senats den russischen Kaiser an Bord des „Polarstern" ab. Die Kaiserin bedauerte wegen Ueber- müdung nicht teilnehmen zu können. Das Diner Zählte 73 Gedecke. Präsident Faure brachte den Trinksprnch ans, worin er sagte, er habe mit großer Freude in Begleitung des Senats und Kammerpräsidenten den Kaiser und die Kaiserin empfangen, er sei überzeugt, der Gesinnung der Nation zu entsprechen, wenn er sich zum Dolmetsch der einstimmigen Wünsche für die kaiserliche Familie, für dem Ruhm und das Glück Rußlands mache. Morgen werde der Kaiser in Paris das Herz des Franzosenvolkes schlagen hören und der Empfang, den er finden werde, werde den Beweis für die Aufrichtigkeit der französischen Freundschaft geben. Der Kaiser habe gewünscht, unter der Eskorte des französischen Geschwaders in Frankreich anzukommen. Die Marine sei hiefür dankbar und»
erinnere sich mit Stolz der zahlreichen zu allen Zeiten bewiesenen Sympathie, die ihr von dem Vater des Kaisers geworden und des Anteils, den er an den Kundgebungen in Kronstadt und Toulon gehabt. Präsident Faure erhob schließlich sein Glas zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin. Die Musik spielte die russische und französische Nationalhymne.
* Brüssel, 5. Okt. Das Brüsseler Blatt „Soir" meldet aus autorisierter Quelle, daß vor einiger Zeit im Antwerpener Hafen 100 000 österreichische Wenzelgewehre nach dem Orient expediert worden seien. Diese Waffen sowie 80 Mitrailleusen seien von einem englisch-russischen Ausschüsse in Oesterreich angekauft und den Armeniern zur Verteidigung gegen die Türken zugesandt worden.
* Die Fr. Ztg. meldet aus New-Jork: Der New-Iork Herald meldet, daß die Spanier auf Cuba in der Provinz Pinar del Rio eine Niederlage erlitten haben. Die Rebellen erbeuteten 6 Kanonen; 1000 Spanier wurden getötet.
* Zu der Nachricht aus Sansibar in Betreff der Ueberbringung des Kronprätendenten Said Khalid nach Dar-es-Salaam schreiben die „Hamb. Nach.", das deutscherseits dabei eingehaltene Verfahren sei ein Beweis für die seit Anfang dieses Jahres zu Tage getretene Lossagung der deutschen Reichspolitik von der früheren Lonnivenz gegen England und sei deshalb mit Genugthnung zu begrüßen.
Handel und Verkehr.
* Altensteig, 7. Okt. Der heute hier abgehaltene Viehmarkt war, wohl infolge der guten Witterung, welche die so notwendigen landw. Arbeiten ermöglicht, nicht sehr stark befahren; Händler waren indes zahlreich am Platze und die Kauflust war eine rege. Zu den zur Zeit bestehenden gedrückten Preisen wurde vieles Vieh abgesetzt, namentlich wurde sämtliches Fettvieh aufgekanft. Die Bauern sind über den Markt wenigstens deshalb befriedigt, daß doch wieder Nachfrage bestand und verkauft werden konnte. — Auf dem Schweinemarkt fand der Zutrieb zu den seitberigen gekannten Preisen rasch Nehmer.
* Stuttgart, 5. Oktober. (Landes-Produkten-
Börse.) Die Tendenz im Getreidegeschäft hat sich die abgelaufene Woche weiter befestigt uud tritt diesmal England stramm als Käufer auf. Wir notieren per lOO Kilogr.: Weizen, bayer. Mk. 16.50 bis 17.25, Ulka Mk. 18.25 bis 18.75, Azima Nikolajeff Mk. 18.50 bis 18.75, Azima-Rostoff Mk. 17.75 bis 18.25,
Saxonska Mk. 18.25 bis 18.50, Laplata Mk. 18 bis 18.50, Rumän. neu Mk. 18 bis 18.75, alt
Mk. 17.75 bis 18, Amerikaner Mk. 18 bis 18.75,
Roggen rnss. Mk. 14.75 bis 15, Amerikaner Mk. 14.75 bis 15, Rumänier Mk. 14.55, Gerste, Pfälzer Mk. 17.25 bis 17.50, ungarisch Mk. 18.75 bis 19.75, Hafer Alb la. Mk 16.60, russ. alt Mk. 15.25 bis 15.75, neu Mk. 15 bis 15.50, Amerikaner Mk. 14.25, bis 14.50, Mais Mixed Mk. 10.25, weißer amerikanisch Mk. 10.25, Laplata Mk. 10 bis 10.25. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Suppengries Mk. 29.50 bis 30. Mehl
Nr. 0: Mk. 28.50 bis 29, dto. Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27, dto. Nr. 2:.Mk. 25 bis 26. dto. Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, dto. Nr. 4: Mark 20.50 bis 21.
Kleie mit Sack Mk. 8.25 pr. 100 Kilo je nach Qualität.
* Stuttgart, 6. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr 1000 Ztr. Preis pr. Ztr. Mk. 3.50 bis 3.80. — Filderkraut: Zufuhr 2000 Stück. Preis pr. 100 Stück Mk. 16 bis 18.
* (Hopfenpreise.) Hochdorf, 5. Okt. Letzter Tage wurden hier einige Partien Hopfen der Ztr. zu 75 Mk. nebst entsprechendem Trinkgeld bezahlt. — Altheim, 5. Okt. Trotz Ungunst der Witterung ist schöne trockene Waare hier zu finden. Gestern und heute wurden verschiedene Käufe abgeschlossen und 60—70 Mk. pr. Ztr. nebst Leihkauf bezahlt. — Horb, 3. Okt. Die Hopfenpreise gehen stetig in die Höhe. Neuestes Angebot für Primaware 80 Mk. und Draufgeld.
* (Obstpreise.) Stuttgart, 6. Okt. Zufuhr aus dem Wilhelmsplatz 400 Ztr. Preis pr. Zentner Mk. 5—6. — Eßlingen, 5. Okt. Auf dem Güterbahnhof waren 15 Wagen ausländisches Mostobst zugeführt. Preis Mk. 5 bis 5.50. — Tübingen, 5. Okt. Preis Mk. 4.20 bis 5.20.
* (Weinpreise.) Gemmrigheim, OA. Besigheim, 5. Okt. Aus den günstigen Lagen hier konnte schon der Weinkauf abgeschlossen werden, der Eimer Zu 83 Mk. — Mosbach, 3. Oktbr. Neuer Wein wurde hier zu 20 Mk. das Hektoliter verkauft.
* Mannheim, 4. Oktbr. Auf dem Viehmarkte waren beigetrieben und wurden per 100 Kilo Schlachtgewicht verkauft: 194 Kälber zu 140—150 Mk., 842 Schweine zu 108—116 Mk., 558 Ferkel zu 4—7 Mk., Zusammen 1594 Stück.
Neueste Nachrichten
^7 Heilbronn, 7. Oktbr. Das Schwurgericht verurteilte gestern den Steinbrecher Karl Ruß von Untergruppenbach, OA. Heilbronn, wegen Notzucht zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und den Steinbrecher Eugen Löffler von dort wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu 5 Monaten Gefängnis.
^München, 7. Okt. Dem Vernehmen nach trifft der König der Belgier demnächst am hiesigen Hof ein. Man bringt diesen Besuch mit der bevorstehenden Verlobung des Prinzen Rupprecht von Bayern in Verbindung.
V7 Hamburg, 7. Okt. Nansen trifft nächste Woche hier ein. Die geographische Gesellschaft und andere Vereinigungen bereiten Demonstrationen vor.
^7 Hamburg,?. Okt. Etwa 500 Buchbinder und Kartonagearbeiter hier und in Altona haben wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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Haus- und Lau-wirtschaftliches.
* (Die richtige Behandlung der Milch und der Butter) ist von größtem Einfluß auf ihre Beschaffenheit und ihren Geschmack. Dieselbe läßt leider, besonders auf dem Lande, noch viel zu wünschen übrig. Es sind die Vorgänge beim Melken rc. mitunter unglaublich primitiver Art und die Reinlichkeit wird meist ganz enorm vernachlässigt. Welche Magd oder, welcher Melker wascht sich vor dem Melken die Hände und reinigt das Enter der Kuh von Kot uud Schmutz? Es giebt viele, welche sich darüber freuen, daß sie beim Melken so weiße und saubere Hände bekommen haben, so daß ihnen die Mühe einer besonderen Reinigung erspart geblieben fei. Es ist aber rein unmöglich, daß die Milch, in welche die Hände des Melkers und der Schmutz der Euter hineingewaschen wurde, gut schmeckt und eine schmackhafte, haltbare und gute Butter liefert, ganz abgesehen von Unappetitlich- keit. Zweckmäßige Stalleinrichtungen, niedere Krippen, kurze Stände, tägliche Entfernung der Kotmassen der Stalltiere, öftere frische Einstreu, sauberes Ablaufen des Harns der Tiere, öftere und ununterbrochene Erneuerung der Stallluft, tägliches Striegeln und Bürsten der Tiere sind von großem Einfluß aus das Befinden derselben, auf die Reinlichkeit und den Geschmack der Milch, und damit auch auf die Butter. Sorgt man ferner dafür, daß die Melker und Melkerinnen vor dem Melken sämtliche Melkeimer und Milchgefässe, sowie ihre Hände und das Euter der Kühe sauber waschen und reinigen, daß die Seihetücher immer rein und sauber gehalten und die Milch regelmäßig nach
dem Melken noch geseiht wird, und stellt man die Milch in guten, reinen Gefässen und in einem sauberen Milchschrank in einem Raum zum Abrahmen auf, welcher weder von Menschen noch Tieren bewohnt wird, und in welchem weder Tabak geraucht, noch sonst staub-, ruß-, geruch- oder dampferzeugende Arbeiten vorgenommen werden, so werden wir bei Einhaltung der richtigen Temperatur eine vorzügliche reine und wohlschmeckende Butter erhalten. (Landw. W. f. L.)
* (Das Verpflanzen der Beeren sträuch er im Herbst.) Das Verpflanzen von Johannis-. Stachel- und Himbeeren ist im Herbst anzuraten, doch muß dabei der guten Ansreife des jungen Hohes Rechnung getragen werden. Stachel- und Johannisbeeren als frühreifende Beerenarten reifen ihre jungen Triebe schon frühzeitig, so daß durch ein frühzeitiges Verpflanzen derselben im Herbst so leicht kein Fehler begangen werden kann; dagegen reifen die jungen Himbeerschößlinge erst später, so daß bei diesen ein baldiges Verpflanzen im Herbst immer etwas gewagt ist; denn pflanzt man allzufrüh, so werden dieselben nicht nur allein an der guten Ausreife ihres Holzes behindert, sondern dieselben schrumpfen dann auch ein. Der günstigste Zeitpunkt zum Verpflanzen tritt bei allen dann ein, wenn die Blätter sich färben und zum Abfallen anschicken.
* (Behandlung desGetreid.es nach dem Dreschen.) Der höchste Wert des Getreides ist in erster Linie abhängig von der Griffigkeit desselben; zähes und feuchtes Getreide wird immer erheblich billiger verkauft werden müssen als trockenes. Selbst
solche Frucht, welche durch anhaltenden Regen vor oder während der Ernte Schaden gelitten hat, wird durch sorgfältige und fleißige Behandlung bei und nach dem Drusche binnen weniger Wochen um 5—10 Prozent im Werte gehoben werden. Man schütte zu diesem Zwecke die Körner möglichst flach und wende sie an jedem kühlen trockenen Tage, niemals aber bei Regenwetter, derart, daß jedes einzelne Korn auf möglichst langem Wege die Luft durchschneidet, wie dies ähnlich beim Werfen in der Scheune geschieht. Wenn infolge des häufigen Hcrumstechens die Frucht zweifellos griffig geworden ist, so genügt es, wenn von da ab bis zum Februar alle 4 Wochen gewendet wird. Jederzeit ist aber darauf zu achten, daß diese Arbeit nur bei kühler, trockener Luft vorgenommen wird. Wendet man dagegen, wie es thörichterweisc oft geschieht, bei Regenwetter, so bringt man feuchte Luft zwischen Körner, wodurch die Gärung und Verwesung befördert wird. Jeder Landmann sollte an seine Thür schreiben: „Vergiß das Wenden nicht!"
* (R cifc der Kartoffel n.) Wenn die Kartoffeln gut und mehlig sein sollen, so müssen sie, wie das Obit, eine Nachreife bestehen, d. h. sie müssen, tvenn sie aus dem Boden kommen, che sie in der Küche verwendet werden, erst noch eine kurze Zeit an einem trockenen Orte aüfgelagert werden, damit das überschüssige Wasser verdunstet und das Stärkemehl sich vollständig entwickeln kann. Werden sie sogleich im Keller aufbewahrt, ist auch die Gefahr der Ansteckung der Fäulnis weit größer, als wenn sie erst eine Zeit lang trocken gelagert werden.