Botschafters, den der Sultan zu sich gebeten hatte, um ihn um Rat zu fragen. Der Rat des deutschen Bot­schafters konnte nicht ungehört verhallen.

* JnKonstantinopel herrscht fortwährend eine unerträgliche Hitze; am 29. Sept. vormittags 11 Uhr hatte es dort 32 Grad Celsius im Schatten. (Wenn mir wir etwas davon hätten und die Türken von unserer Kälte, vielleicht würden sich die dortigen Ge­müter dann mehr abkühlen.)

* Havana, 1. Okt. Die Aufständischen, unter dem Oberbefehl Maceos, welche 4 Geschütze mit sich führten, griffen die Spanier bei Mantua an, wurden aber zurückgeschlagen. Die spanischen Truppen ver­loren 6 Tote und 40 Verwundete, die Aufständischen 19 Tote und zahlreiche Verwundete. Aus dem Vor­kommnis geht hervor, daß die Aufständischen im Besitz von Artillerie sind, welche aus den Vereinigten Staaten stammt.

* Der größte Bienenzüchter der Welt, ein Mann Namens Harrison in Kalifornien, besitzt 6000 Bienenstöcke, von denen er jährlich 187 000 Pfund Honig im Werte von über 160000 Mk. erntet.

Handel und Berkehr.

Vom Bottwarthal, 2. Okt. Der Monat September, auf dessen beständigen und wärmeren Sonnen­schein unsere Weingärtner ihre letzten Hoffnungen für eine noch günstige Reifeentwicklung der vielen und vollkommen sich ansehenden Trauben, wie auch für die Vollendung der übrigen Herbstgeschäfte gesetzt hatten, ist vorüber ohne im Geringsten den sehnlichen Wünschen entsprochen zu haben. Das einzig Gute, was dieser Regenmonat, ein würdiger Nachfolger des Monats August, gewirkt hat, ist, daß er wenigstens meist warme Temperatur gebracht hat, und so einem Stillstand in der Entwicklung vorgebeugt wurde. Es ist eine Pracht, die vollkommen entwickelten Trauben an den noch grün belaubten Rebstöcken hängen zu sehen. Durch die be­ständig nasse Witterung beginnen die reifen und auch die den Boden berührenden Trauben zu faulen, so daß auf alle Fälle eine Vorlese der angesteckten Früchte als geraten erscheint. Zwei bis drei Wochen noch an­haltender warmer Sonnenschein könnte jetzt noch manches Gute wirken, aber auch diese Hoffnung wird noch bei dem Charakter des heurigen Jahrgangs fehlschlagen. Diese gar nicht ermutigenden Herbstaussichten kaffen die Nachfrage nach 1895er Wein stärker werden und verlangt man in unserer Gegend 200230 Mk. pro Eimer. Mancher 1895er Wein wurde im Verlauf des Sommers dick und trübß,' weil der Weinmost,zu süß ins Faß gekommen war, ein Schicksal, das auch manchem 1865er begegnete. Unter den obwaltenden Witterungs­verhältnissen ist die Nachfrage nach Mostobst geringer. Mancher Hausvater legt statt Obstmost billigenNeuen'" mit Zuckerzusatz ein, zumal bei der Fülle der Trauben die Weinpreise keine hohen werden dürften.

* Güglingen, 1. Oktober. Der Stand der Weinberge ist hier ein zufriedenstellender. Die Be­laubung ist noch sehr gesund und grün. Die Trauben machen in der Reife Fortschritte; wenn der Himmel im Oktober uns günstig ist, dann wird der 1896er noch ein annehmbar guter Wein werden.

* Stuttgart, 3. Okt. (Kartoffel- und Kraut­markt.) Zufuhr 900 Ztr. Kartoffeln. Preis pr. Ztr.

Mk. 3.503.80. Filderkraut: Zufuhr 2000 Stück. Preis Pr. 100 Stück Mk. 16 bis 18.

* (Obstpreise.) Winnenden, 1. Okt. Die

Zufuhr betrug auf beiden Verkaufsplätzen 340 Sack Mostobst, 112 Körbe Tafelobst und Zwetschgen. Preis pr. Ztr. Mostabst Mk. 5.80 bis 6.20, Keller­äpfel Mk. 7 9, Zwetschgen Mk. 6. Urach, 1. Okt. Auf dem Obstmarkt kosteten Aepfel Mk. 1214 per Sack. Plochingen, 1. Okt. Heute wurden auf dem Güterbahnhof 2 Wagen Mostobst ausgeladen, per Ztr. zu Mk. 4:60 bis 5. - Stuttgart, 3. Okt.

Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz 700 Ztr. Preis per Zentner Mk. 4.50 bis 5.80.

* (Hopfeupreise.) Herrenberg, 1. Oktbr. Preis 50 bis 75 Mk. je nach Qualität. Tett- n a n g,, 2. Okt. Für Primahopfen werden im hiesigen Bezirk jetzt 100 Mk. verlangt und soll dieser Preis auch schon bewilligt worden sein. Mittlere Qualitäten werden zu 6075 Mk. und geringe zu 5055 Mk. gehandelt. Tübingen, 2. Oktbr. Der Preis schwankt zwischen 40 und 50 Mk., meistens 45 Mk. nebst Trinkgeld. Bai singen. 1. Okt. Hier ist im Hopfenhandel ziemlich reges Leben. Nachdem vorige Woche 50 Mk. per Zentner und 2 bis 20 Mk. Leih­kauf bezahlt wurden, erlösten gestern Produzenten 70 Mk. und 10 Mk. Leihkauf. In den Nachbarorten Göttel- fingen und Vollmaringen hoffen die Produzenten auf 100 Mk. per. Ztr.

Vermischtes.

* Ein in der Umgegend von Marburg gelegener Ausflugsort erhielt jüngst den Besuch eines aus 16 Personen bestehenden Damen-Pensionats. Nachdem sichalle Mann" an einem großen Tisch niedergelassen hatten, bestellte die Vorsteherin im Brustton ihrer Würde eine Flasche Bier und 16 Gläser. Der Wirt, der zuerst in arger Verlegenheit war, kam schließlich auf den klugen Einfall, den Gästen einfach kleine Schnaps­gläser vorzusetzen. Hoffentlich haben die Damen von derKneiperei" nicht einen allzu großenAffen" mit nach Hause gebracht.

* (Eine bedenkliche Sache.) Ein Maurer wird auf dem Bauplatz irrsinnig. Als der Arzt er­scheint, fragt dieser die Kollegen des Maurers, wie sich die Krankheit zuerst geäußert habe. Er hoat no noach Zwölfe g'schafft," entgegnete einer,und dees ischt uns alle ufg'falle."

Neueste Nachrichten

M London, 4. Oktober. Die Blätter melden, die französische Regierung habe den Fenier Tynan sreigelassen. Derselbe werde sich dieser Tage nach Amerika einschiffen.

Tarnop o l, 4. Okt. Die Ortschaft Szcurowsice wurde total eingeäschert. 118 Häuser, die Probstei, Kirchen und Schulen sind niedergebrannt. 700 Menschen kampieren auf freiem Felde.

^ Zürich, 4. Okt. Das Rechnungsgesetz für die Eisenbahnen wurde mit etwa 210 000 gegen 170000 Stimmen angenommen und das Gesetz über die Gewähr­leistung beim Viehhandel und das Gesetz über militärische Disciplinar-Verordnung verworfen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Ausländisches

* Wien, 3. Okt. Wiener Blätter melden aus Turin: 2000 Lohgerber streiken infolge Maßregelung einiger Genossen. Die Stimmung ist erregt. Das Militär ist konsigniert.

* Zürich, 2. Okt. Gestern abend um 8 Uhr wurde Herr Josef Bloch, Kaufmann aus Stuttgart, auf dem Platzspitz hinter dem Hauptbahnhof von einem Wege­lagerer angefallen, mit einem Messer schwer verletzt, seiner Barschaft, der Uhr und des Ueberziehers beraubt und zuletzt in die Limmat geworfen. Bloch konnte aus dem Wasser sich retten, schwebt aber in Lebens­gefahr.

* Rom, 3. Okt. DieAgencia Stefanie" meldet: Der Kriegsminister empfing die Liste der in Schoa gefangen gehaltenen italienischen Soldaten; darunter befinden sich General Albertone, Kommandant Gamerra, 6 Kapitäne, 30 Lieutenants, 11 Unterlieutenants, deren Namen dieAgencia Stefanie" veröffentlicht. Die Liste enthält ferner die Namen von ungefähr 1000 Unteroffizieren, Korporalen und Soldaten.

* Paris, 29. Sept. Auf furchtbare Weise kam vorgestern abend der Brauereibesitzer Poulat, Bürger­meister von Grenoble ums Leben. Er fuhr mit dem Pariser Polizeikommissar Bureau in einem einspännigen Wagen von St. Egröve nach Grenoble zurück. Die Straße war mit zahlreichen Felstrümmern bedeckt, plötzlich scheute das Pferd und der Wagen stürzte samt Insassen in die 15 Meter tiefe Venzeschlucht. Poulat wurde vom Pferde erdrückt und war sofort tot; Bureau und der Kutscher erlitten schwere Ver­letzungen. Erst nach stundenlanger Arbeit gelang es den Leichnam Poulats hervorzuholen.

Paris, 3. Okt. Im letzten Augenblick ist eine Verständigung innerhalb der Regierungsspitzen Frank­reich betreffs der gemeinsamen Begrüßung des Kaisers Nikolaus herbeigeführt worden. Der Senatspräsident Loubet und der Kammerpräsident Brisson haben nun­mehr beschlossen, zum Empfang des russischen Kaisers nach Cherbourg zu gehen.

sj Das Zarenpaar ist am Samstag abend nach herz­licher Verabschiedung von der Königin Viktoria von Balmoral nach Portsmouth gereist. Von hier aus wird am heutigen Montag früh die Fahrt nach Cher­bourg fortgesetzt.

* Athen, 3. Okt. Die aufständische Bewegung in Makedonien ist nach allen hier einlaufenden Nach­richten in der Zunahme begriffen. Es hat den An­schein, als ob während des Winters der Aufstand aufrecht erhalten werden solle, um nächstes Frühjahr heftiger als je auszuflammen. Die Führer gehen jetzt schon Planmäßig vor. Jeder von Ihnen hat seinen bestimmten Bezirk; überallhin werden kleine Trupps gesandt, welche den Winter in Makedonien zubringen und im Frühjahr als Stütze für große Unternehmungen dienen sollen. In den letzten Tagen ist wieder eine starke Bande in Makedonien eingetroffen; am Fuße des Olympos fand ein Gefecht statt, in welchem die Türken 36 Tote verloren.

* Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß seit den letzten Tagen die Massenverhaftungen und Ver­schickungen von Armeniern nach Kleinasien aufgehört haben, und zwar infolge ernster Warnungen des deutschen

und phantastisch bist," antwortete er kalt,und daß sie wahrscheinlich alle die edlen und guten Eigenschaften ihres Vaters, Fergus Dare, und keine der bösen und dämonischen ihrer Mutter, der Lady Sylvia, geerbt hat."

Mrs. St. Ulm seufzte tief auf.

Das wird wohl so sein," sagte sie dann.

Sie thut mir entsetzlich leid, wenn ich an die große End-Katastrophe der ganzen Sache denke," sagte Mark. Während sie sprachen, überflogen die Beiden schnell die verschiedenen Verzierungen des Gemaches und prüften die Wände sehr sorgfältig, fast so wie es auch Derrick Duvar beim Suchen nach einem ge­heimen Zimmer früher einmal gethan hatte.

Ich bin mehr als je überzeugt, daß der geheime Eingang in diesem Zimmer ist," sagte Mrs. St. Ulm. Doch hören wir jetzt auf zu suchen. Wenn Duvar nach seiner Besprechung mit Lady Dare ffortgeht, so gehst Du natürlich auch, und ich möchte vorher auch Etwas von Magnus hören. Du hast mir noch so wenig erzählt. Suchen kann ich hierauch allein, nach­dem Du fort bist."

Mark wandte sich zu ihr und sah sie traurig und vorwurfsvoll an.

Rita," sagte er sie waren beide sehr vor­sichtig darin, sich, auch wenn sie allein waren, bei ihrem angenommenen Namen zu nennenRita, habe Mitleid mit diesem Unglücklichen und lasse mich ihm sagen, daß wenigstens seine Frau noch lebt."

Nein," entgegnete Mrs. St. Ulm fest, doch toten­bleich,ich bin ohnehin unaussprechlich froh, daß Du

nicht im ersten Augenblicke der Ueberraschung und Aufregung ihm die ganze Geschichte erzählt hast."

Ich wünsche jetzt, ich hätte es gethan; doch ich wagte es damals nicht; ich fürchtete ihm Alles zu, sagen. Er war ohnehin fast wahnsinnig von dem, was er erlitten, so daß ich es nicht wagte, seiner Freude, frei zu sein, die ihn fast zum Delirium brachte, auch nur einen Tropfen hinzuzufügen. Wie kannst Du so grausam sein, mein Herz? Das geht über meine Begriffe."

Weil Du kein Weib bist," antwortete sie, indem sie die Hände fest auf das krampfhaft zuckende Herz drückte.Denk daran, daß er Sylvia Dare liebte, ehe er mich noch gesehen, daß sie es war, welche mit beispielloser Raffiniertheit es zu Stande brachte, ihn mit mir zu verheiraten sie, welche ihn durch ihre Lügen und Ränke so sehr beeinflußte, daß sie ihn zu jener letzten, Alles übersteigenden Grausamkeit ver- anlaßte, welche ihn zu jener Zeit nur um Weib und Kind brachte, doch alles Uebrige seine und meine Leiden und unseres Kindes unbekanntes, vielleicht noch schrecklicheres Schicksal."

Er liebte Dich, Kind," warf Mark sanft ein. Sylvia Dare hatte ihn mit ihren Verleumdungen zum Wahnsinne getrieben."

Mrs. St. Ulm fuhr fort, als ob er gar nichts gesagt hätte:Ich kann es nicht vergessen, daß es nur sein Wahnsinn für dieses Weib war, daß uns Alles so teuer zu stehen gekommen ist."

Das ist jetzt achtzehn Jahre her," brummte

Mark.Ich hätte nicht gedacht, daß eine Frau so unversöhnlich sein kann."

Ein sonderbar trauriges Lächeln spielte um Mrs. St. Ulm's Mund.

Wir vergeben Alles, nur Untreue nicht."

Er war Dir niemals untreu; ich begreife Dich nicht, mein Herz. Du kommst mir in dieser Laune ganz fremd vor," sagte Mark seufzend.

Sie machte eine verzweifelte, leidenschaftliche Geberde.

Sieh' mich an! Du hast oft gesagt, ich sei so verändert, daß er mich nicht erkennen würde was ist aus der Rosenknvspe geworden, die ich war, als er mich zuletzt sah und hoffte, mich nicht wieder zu sehen? Wenn er mich selbst damals geliebt hat, so könnte er doch nicht das verwelkte, weißhaarige Ge­schöpf, das ich jetzt bin, lieben, während sie, die Zaube­rin, schöner ist als je. Sie wird ihn auf's Neue be­stricken-, sie wird mit ihren verführerischen Augen und ihren Houiglippen sich von seiner hochtönenden Rache loskaufen. Ich will Nichts von ihm nein, nein, nein, ich will nicht, sage ich Dir !" rief sie, immer hef tiger werdend.

Mark trat mit einer plötzlichen Drehung zu ihr hin.

(Fortsetzung folgt.)

* (Im Konzert.) Dame:Welch ein Zauber liegt in den Tönen einer Violine! Fühlen Sie nicht jedesmal verwandte Saiten in sich klingen?" Herr:Wollen Sie damit sagen, daß ich Schafs- därme habe?"