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Die Expedition.

2 Der Reforwp!an für Kreta.

Wenn die Pforte vor inneren Verlegenheiten mit ihren christlichen Unterthanen nicht weiter kann, ver­spricht sie Reformen, deren Ausführung die Groß­mächte zu überwachen unternehmen und dann bleibt alles beim alten. Es soll damit nicht gesagt sein, daß die türkische Regierung nicht den guten Willen hätte, ihr Versprechen einzulösen; es fehlt ihr viel­mehr die Kraft, ihren guten Willen in Thaten um­zusetzen; die niederen Beamten folgen den Weisungen der oberen nicht oder verkehren sie in ihr Gegenteil. Bestechlichkeit und religiöser Fanatismus sind die Trieb­federn, welche die unteren Kräfte des Osmanenreiches in Thätigkeit setzen.

Es war vorauszusehen, daß auch die jetzt wieder brennend gewordene kretische Frage versumpfen würde. Die Botschafter der Großmächte haben sich in Kon­stantinopel und Athen die denkbarste Mühe gegeben, Nachgiebigkeit zu erzielen, die europäischen Konsuln auf Kreta haben in gleichem Sinne auf die Führer der Aufständischen einzuwirken versucht und nun heißt es aus London, es sei ein Uebereinkommen erzielt worden. Im günstigsten Falle aber wird es gelingen, die schwärende Wunde zu überpflastern von einer Heilung kann nicht die Rede sein, trotz aller türkischer- seits versprochenen Reformen.

Die wesentlichsten Punkte des neuen Reform- Entwurfs, nämlich die Ernennung eines christlichen Generalgouvernenrs ans 5 Jahre unter Zustimmung der Mächte, Reorganisation der Gendarmerie und finanzielle Zugeständnisse, schließen sich an die For­derungen der Kreter an, sollen aber nicht über dis äußerste Grenze dessen hinausgehen, was die Türkei zugestehen könnte. Es handelt sich um eine Selbst­verwaltung nach annäherndem Vorbild derjenigen von Samos, wobei gegen Zusicherung finanzieller Unab­hängigkeit ein neues Tributverhältnis geschaffen wer­den soll.

Die Haltung der Pforte gegenüber den Ver­mittelungsvorschlägen soll bisher befriedigend gewesen sein. Abgelehnt habe dieselbe nur das Zugeständnis eines eigenen Kassationshofes. Besondere Schwierig­keiten böten außerdem nur zwei weitere Forderungen. Die eine derselben betrifft allerdings einen Haupt­punkt, nämlich, daß zur Ernennung wie zur Absetzung des zu bewilligenden christlichen Generalgouverneurs die Zustimmung der Mächte erforderlich sei, worin die Pforte eine nicht annehmbare Beschränkung ihrer Souveränität erblickt; die andere dagegen betrifft eine weniger prinzipielle Angelegenheit, nämlich die Be­handlung der aus Tripolis eingewanderten Mohamme­daner, der sogen. Benghazis, denen die Pforte aus Erwägungen konfessioneller Natur, sowie mit Rück­sicht aus die Möglichkeit einer Schädigung der Autori­tät des Sultans alsKalifen" nicht gern zu nahe treten möchte.

Lan-rsnachrichten.

* Alteusteig, 31. August. Der Radfahrer-Verein Vorwärts" in Pforzheim hielt gestern eine Wettfahrt hierher und zurück nach Pforzheim ab. Es waren Preise von Mk. 50, 35 und 20 ausgesetzt. Der Wendepunkt war beiKilometerd sbei dcrZementbrücke), woHr. Waldhorn­wirt Graf von Berneck eine Erfrischung parat hielt. Die gemeinsame Abfahrt der Radfahrer in Pforzheim fand um 6 Uhr 7 Min. statt und der erste (Rad­fahrer Gutekunst) traf am Wendepunkt 8 Uhr 36 Min.

ein, legte also die 120 Kilometer lange Strecke in 2 Stunden 29 Min. zurück. Der letzte langte um 9 Uhr 10 Min. an. 5 Stunden waren für dieHin- und Rückfahrt vorgesehen, und da thalabwärts die Fahrt eine leichtere ist, so darf nicht gezweifelt werden, daß noch vor der bestimmten Zeit Pforzheim wieder erreicht wurde. Einige der Radfahrer hatten insofern Unglück, als sie unterwegs Passanten anrempelten und zu Fall kamen, aber ohne schwere Verletzung die Fahrt wieder aufnehmen konnten.

* (FürDarlehenskassen.) Aus dem Reichs­gesetz vom 12. August 1896 sei folgende, das Gesetz betr. die Erwerbs- und Wirtschafts-Genossenschaften vom 1. Mai 1889 abändernde wichtige Bestimmung hervorgehoben: Durch das Statut kann festgesetzt werden, daß der Gewinn nicht verteilt, sondern dem Reservefonds zugeschrieben wird. Hienach sind die Darlehenskassen nicht mehr gezwungen, auf die oft ge­ringen Einzahlungen auf Geschäftsanteile Dividende zu verteilen.

* Nach dem in der Versammlung des Verbands landwirtschastl. Kredit-Genossenschaften Württembergs durch den Vorsteher desselben, Prof. Dr. Leemann, erstatteten Bericht zählte der Verband im vorigen Jahre 667 Darlehenskassenvereine mit 59 268 Mitgliedern. Neu beigetreten sind 22 und aufgelöst haben sich 4 Vereine. Der Zuwachs beträgt somit 18 Vereine mit 3605 Mitgliedern. Bei 301 Vereinen waren Spar­kassen eingerichtet, deren Einlagen am Jahresschluß 1895 den Gesamtbetrag von 1046 780,85 Mk. erreicht hatten. Da aber die Vereine in der Regel die Ein­lagen einer Person nur vis zum Betrag von 100 Mk. anwachsen lassen und dieselben dann in die Darlehens­kasse alsAulehen" übertragen, so bezeichnet obige Summe nicht den vollen Betrag der Sparkaffen-Ein- lagen. Im Neckar-Kreis bestanden 167, im Schwarz­waldkreis 198, im Jagstkreis 183 und im Danaukreis 119 Vereine.

* Fr eud e n sta d t, 29. August. Am Sonntag den 6. Sept. wird hier der Bezirkskriegertag ab­gehalten werden, zu welchem die militärischen Vereine aus den drei Bezirken Freudenstadt, Oberndorf und Sulz ihre Vertreter senden werden.

Stuttgart, 30. Aug. Im Landesgewerbe­museum drohte am Samstag nachmittag durch die Unvorsichtigkeit eines Photographen, der die Möbel- Ausstellung ausnehmen wollte und den elektrischen Draht falsch eingeschaltet hatte, so daß die Blei­sicherung hinausgeschlagen wurde, ein Brand zu ent­stehen. Hilfe war sofort zur Stelle, trotzdem dürste der augerichtete Schaden mehrere hundert Mark be­tragen, die indessen durch die Versicherung gedeckt sind.

Stuttgart, 30. August. In der Siegel­berger Bierhalle fand beute Vormittag 11 Uhr eine von den Anarchisten einberusene Volksversammlung statt, in welcher Landauer-Berlin über den inter­nationalen Arbeiter- und Sozialisten-Kongreß referierte. Redner protestierte hauptsächlich gegen den Ausschluß der Anarchisten von dem Kongreß und suchte inseinen Ausführungen über das Wesen des Anarchismus zu beweisen, daß die Sozialdemokraten und Anarchisten mit einander zu kämpfen hätten gegen den gemeinsamen Feind: Kapitalismus und bürgerliche Gesellschaft. An das Referat schloß sich eine Diskussion an, bei der hauptsächlich Redakteur Tauscher die Ausführungen des Referenten widerlegte und den Ausschluß der Anarchisten vom Kongreß rechtfertigte, indem diese seit Jahren, anstatt gegen die Bourgeoisie zu kämpfen, nur die sozialdemokratische Partei mit Koth beworfen hätten. Als gegen 3 Uhr verschiedene Anwesende den Schluß der Versammlung beantragten, kam es zu einem Tumult, so daß der anwesende Polizeikommissär die Versamm­lung auflöste.

*Ludwigsbnrg, 27. August. Der herrliche Salonwald, ein Hauptanziehungspunkt für die Spazier­gänger hiesiger Stadt, in welchem in letzter Zeit die vom Borkenkäfer so schwer heimgesuchten Bäume ge-

! fällt wurden, weist nun besonders im oberen Teil be­deutende Lücken auf. Wohl gegen 300 Bäume sind dem verheerenden Insekt zum Opfer gefallen und noch weisen die absterbenden Aeste zahlreicher Bäume darauf hin, daß auch an ihnen der böse Schädling sein Zer­störungswerk bereits begonnen hat. Nicht ohne Grund wird daher von mancher Seite befürchtet, daß nach und nach der ganze Wald mit feinen schattigen Fuß- und Reitwegen durch den Käfer, der sich bereits fast in allen Teilen des Wald-Reviers festgesetzt hat, zu Grunde gerichtet werde.

^Schwenningen, 28. August. Für die künftige Entwickelung unseres industriereichen Platzes ist es von besonderem Wert, daß sich unsere Industrie nicht auf eine Branche beschränkt, daß vielmehr neben der Uhrenfabrikation, unserer Hauptindustrie, auch noch mehrere andere Industriezweige an Bedeutung ge­winnen. Neben der Fabrikation von Zündhölzern, die zahlreiche Arbeitskräfte beschäftigt und dem fabrik­mäßigen Betrieb der Bau- und Möbelschreinerei dehnt sich seit einigen Jahren auch die Schuhwarenindustrie ganz bedeutend aus. Neben einer schon längere Zeit mit Kraftbetrieb ausgestatteten Schuhfabrik ist kürzlich eine weitere ähnliche eröffnet worden, und mehrere Geschäfte der Schuh- und Schäftebranche, die bisher Maschinen für Hand- resp. Fußbetrieb benützten, sind im Begriff zum Motorenbetrieb überzugeheu, nicht bloß um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, sondern auch veranlaßt durch die Erfahrung, daß die Arbeiter natürlich lieber in Geschäften thätig sind, in denen die Maschine die schweren Arbeiten besorgt.

* Sülzbach. OA. Weinsberg, 28. August. Die hier augestellten Bohrversuche nach Steinsalz nehmen einen erfreulichen Verlaus. Tag und Nacht arbeitet die Maschine.

* Nordheim, 27. August. Heute nahmen die Postfahrten zwischen hier und Brackenheim, sowie Lausten und Brackenheim ein Ende. Die beiden Post­wagen, welche den Postverkehr besorgten, wurden von den Schulkindern festlich geschmückt. Auf der Einsteig­seite des Lauffeuer Wagens war lautN.-Z." folgen­der Reim angebracht:

Lebt wohl ihr Wege und ihr Straßen Ihr seht mich heut zum letztenmal,

Ihr hört das Posthorn nicht mehr blasen,

Die Dampfpfeif tönt im Zaberthal.

* Ulm, 27. August. Gestern nachmittag fiel hier der Regen mit Schnee vermischt. Heute früh zeigte das Thermometer nur noch 4"U über Null.

* Vom Bodensee, 27.August. Bei dem gestrigen heftigen Sturm schlug ein Kahn auf dem See um. Die Insassen, zwei Damen und ein Herr, sind er­trunken.

* (Verschiedenes.) Vom Schöffengericht in Reutlingen wurde ein Radfahrer aus Eningen zu 40 Mk. Strafe verurteilt. Derselbe hat ein Zjähriges Kind überfahren, wobei dasselbe 3 Brüche am Ober­schenkel erlitt, welche glücklicherweise so günstig ver­heilten, daß ein bleibender Nachteil für das Kind nickt eintreten wird. In Poppenweiler schlug am Donnerstag während eines Gewitters der Blitz in das Anwesen des G. Stüber, so daß dessen Wohnhaus und Scheuer ein Raub der Flammen wurden. In Großbottwar fiel das 10jährige Söhnchen des Weiugärtners I. Auracker in der Scheuer auf die Tenne herab, wobei es einen Schüdelbruch erlitt und nach kurzer Zeit starb. Am Mittwoch abend wurde im Tunnel zwischen Feuerbach und Stuttgart ein junger Mann gefunden, dem der Fuß oberhalb des Knies abgefahren war. In Michelbach a. L. fiel das 1 ^ »jährige Söhnchen des Maurers M. in einen tiefen Brunnen, wunderbarerweise ohne den geringsten Schaden zu nehmen. Bis an den Hals im Wasser hielt sich das Kind wohl über eine Viertelstunde lang an einem Vorsprung fest, bis die Eltern auf das Weinen und Wimmern aufmerksam wurden und den Kleinen mit größter Mühe aus seiner schrecklichen