liebten Katharina Mille vereitelt, großes Aufsehen.
* Paris, 1. Juni. Die überraschend schwere Verurteilung Artons, dem sechs Jahre Zwangsarbeit zudiktiert sind, mag manchem Parlamentarier das Herz so schwer gemacht haben wie dem Verurteilten selbst. Alton war bisher sehr verschwiegen, um seine Waffen für den Notfall zu sparen, der nun eingetreten ist. Die Check-Helden werden jetzt auf die Umstoßung des Urteils oder aus die Begnadigung Artons hinwirken.
* Wie aus Paris gemeldet wird, hat sich der Großneffe des großen deutschen Feldherrn und Sohn des dänischen Gesandten in Paris Gras Moltke mit der Tochter des verstorbenen Obersten Jerome Napoleon Bonaparte verlobt.
* New York, 29. Juni. Das „Newyorker Journal" veröffentlicht eine Depesche aus Havanna, nach der die Aufständischen den Plan kundgegeben hätten, die Hauptstadt mittelst Dynamit zu zerstören und falls dies nicht gelingen sollte, die Spanier auf andere Weise aus derselben zu vertreiben. Sie hätten ihren Parteigängern in der Stadt bereits ihre Absicht mitgeteilt und diese beeilten sich daher, die Stadt so schnell als möglich zu verlassen.
Stuttgarter Ausstellimgsberichte.
Vll.
Stuttgart, 2. Juli. Unser heutiger Bericht soll dem Gewerbedorf gelten, eine Idee des Hrn. Professor Gießler; dieser Teil der elektrotechnischen Abteilung, der seiner Originalität halber in aller Munde und der in das Prosaische des ganzen Ausstellungstrubels eine angenehme Abwechslung zu bringen geeignet ist, erregt mit Recht die Aufmerksamkeit aller Ausstellungsbesucher. Wir gelangen zum Gewerbedorf am besten durch das Eingangsthor an der Schelling- straße, durchschreiten den Stadtgarten, jenes Kleinod Stuttgarter Kunstgärtnereien, der Sammelplatz aller Erholungsbedürftigen und ein eigentümliches Gefühl, beschleicht uns bei dem Gedanken, daß es nicht in's Bereich des Unmöglichen gehört, daß dieser herrliche Platz bald der Spekulation zum Opfer fallen, daß diese Anpflanzungen, an denen sich schon MillionM ergötzt, verschwinden sollen, wenn es nicht gelingt, Kapitalisten aufzutreiben, durch deren Hilfe der Weiterbestand der Stadtgarten-Aktien-Gesellschaft gesichert ist. Am Musikpavillon zwischen Kaiserstandbild und Rottweiler Sekt-Halle hindurch, am Friehmelt'schen Zigarren-Haus und dem für Straßburgs Garnisonskirche bestimmten Geläute vorüber gelangen wir vor die Zugbrücke des Gewerbedorfes. Kein Thorwart ruft sein „Wer da!", die Zugbrücke ist heruntergelassen, wir können ungehindert passieren. Der ganze Gebäude-Komplex ist in mittelalterlichem Style gehalten, ein Werk nach den Plänen der Architekten Schmohl und Stähnlin, dem die Künstlerhand unseres Hostheatermalers Plappert mit ihren äußerst originellen Malereien erst recht Leben gibt. Das Ganze gemahnt uns an die gute alte Zeit, Erinnerungen an Maulbronn und Eßlingen tauchen in uns auf. wenn wir den Thurm passiert haben und uns im Hofe Umsehen mit seinem Ziehbrunnen, seinen Bauten aus allen möglichen Perioden, seiner Ausstattung, so recht der Wirklichkeit abgelauscht, wo an den Dachfenstern
Der Vorfall erregt s selbst der Welschkvrnkolben die blecherne Waschschüssel, die zum Trocknen aufgehängte Wäsche, das Staaren- haus und all' die Dinge nicht fehlen, die ein ächtes Bauernhaus zieren. Gleich in der linken Ecke finden wir ein Häuschen, durch sein eisernes Schild auffallend, das Schillerhaus, das von Moosbach hierhergezaubert zu sein scheint, denn auch nicht ein Jota läßt eine Nachahmung vermuten. Die defekte Fassade, die Ein- gangsthüre, das ganze Innere, selbst die Hängelaterne inmitten der Straße sind eine getreue Kopie des Geburtshauses unseres großen Dichters. Das Parterre enthüll das Geburtszimmer Schillers und den Vorplatz des Marbacher Hauses in getreuer Nachbildung, Möbel, Ofen, Bilder, alles entspricht der Wirklichkeit. Im ersten Stock wie in dem Giebelzimmer sind Originalbriefe Schillers, Büsten, auf Schillers Dichtungen bezügliche Bilder, die sämtlichen Ausgaben Schiller'scher Schriften und Werke ansgestellt. Neben diesen Reliquien und Kunsterzeugniffen haben Platz gefunden: Bock und Fischer, Marbach Armlehnstuhl und Lederbank mit Schiller; C. W. Kurtz, Stuttgart verzierte Zinnbecher mit Reliefbildern Schillers; H. Kurtz, Stuttgart Glocke in Rohguß; M. Levi, Stuttgart eine reiche Sammlung Schiller-Werke, -Portraits und -Kunstblätter; Louis Rath, Stuttgart, Schiller-Por- traits, -Büsten und Monumente; Paul Müller, Stuttgart, Danneckersche Kolossalbüste Schillers; I. Ro- minger, Stuttgart, Kristallhumpen und bemalte Gläser;
Steus, Marbach in Oel gemalte Reliefs von Schillers Geburtshaus; Storr und Debler, Schw. Gmünd kunstgewerbliche Erzeugnisse aus Schiller bezüglich; die Württ. Metallwarenfabrik Geislingen Schillerbüsten, Schmuckschale mit Schillers Geburtshaus, sowie hübsche Teil-Gruppen. Bevor wir für heute das Gewerbedorf Verlusten, steigen wir hinauf in Rümelin's Weinstube auf der sog. Mauer, wo schmucke Bauerndirnen treffliche Weine kredenzen, wo ächte Banern- musik ertönt und es sich auf dem Wehrgang, angesichts des Schillerhauses, so mollig kneipen läßt.
Handrl und Berkehr.
^ , Die staatliche Bezirks-Rindviehschau im Bezirk Freuden st adt findet am Dienstag den 7. Juli d. I. morgens 9 Uhr in Freudenstadt statt.
* Heilbronn , 1. Juli. (Wollmarkt.) Die besten Schäferwollen sind alle verkauft und hat Stadtschäfer Kollmar hier 113 Mk. und Bürk zum Storchen in Schwenningen 110 und 112 Mk. erlöst. Die Handelswollen wurden zu 100—106 Mk. gehandelt.
* (Ab ge lehnt.) Dame: „Hier habe einen recht guten Mantel, den können Sie
ich noch für Ihre
Frau mitnehmen!" — Bettler: „Werd' mich schön hüten; neulich hatte ich ihr auch mal so'n unmodernes Ding mitgebracht, das hat sie mir an den Kopf geworfen!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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beträgt etwa 650 Mann. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 20 Millionen Mark. Hiervon entfallen 14120000 Mk. auf das Schiff, 5 000 000 Mk. auf die artilleristische Ausrüstung und 900000 Mk. auf die Torpedo-Armierung.
* Wilhelmshaven, 1. Juli. Die Kaiserin reiste nachmittags nach Potsdam. Der Kaiser gab ihr das Geleite zum Bahnhof. Von dort kehrte der Kaiser an Bord der „Hohenzollern" zurück und trat unter dem Salut der Kriegsschiffe und Hafenbatterien, gefolgt von der „Gefion", kurz vor 4 Uhr die Reise nach Norwegen an.
* Metz, 1. Juli. Ueber einen fürchterlichen Brand im Zeughaus, verbunden mit Explosionen von Munition berichten die Blätter: Im Wagenhause des Artilleriedepots Nr. 3 in Devant-les-Ponts brach Feuer aus, verursacht durch Funken, welche von einem Eisenbahnzuge in das Gebäude flogen und die ausgetrockneten Holzwände in Brand steckten. Das Feuer entzündete dann eine Menge Zünder und Schießbaumwollkörper. Um st Uhr gab es eine große Explosion. Dann sprang der Brand auf eine benachbarte Scheune über. In nicht allzu weiter Entfernung befand sich ein Pulvermagazin, das in großer Gefahr schwebte. Die Explosion hatte eine schreckliche Wirkung. Getötet wurden : ein Unteroffizier und ein Soldat des 9. Dragoner- Regiments, ein Soldat des 67. Infanterie-Regiments und ein Knabe von 12 Jahren, im ganzen vier Personen. Schwerverwundet wurden 14 Personen, darunter 10 Soldaten, 2 Löschmänner, ein elfjähriger Knabe und ein Mädchen von 16 Jahren. Als leicht verwundet wurden ins Garnisonslazareth 40—50 Personen, meistens Zivilisten, verbracht. Vernichtet sind 6 vollständige Artillerie-Fuhrparks und viel Artilleriematerial im Werte von Millionen. Einzelne Geschoßteile flogen bei der Explosion einen Kilometer weit. Die beiden Unteroffiziere und der Junge wurden 500 Meter weit von der Unglücksstätte entfernt getötet. Die explodierte Munition bestand meist aus Jnsanteriepatronen und Granaten. Der Unglücksplatz wurde sofort durch Militär streng abgesperrt. Die Aufregung in der Stadt ist groß. Der Brand dauerte bis Mitternacht unter fortwährenden kleineren Explosionen von Geschoßkörpern. Die Hauptexplosion wurde bis ins Zentrum der Stadt verspürt.
* Ratibor, 1. Juli. Von seiner Hochzeit mit der 17jährigen Tochter des Direktors M. Witkowitz zurückgekehrt, erdrosselte sich der Hauptzollamtsassistent Wilde m seiner Wohnung. Die Ursache der That ist noch nicht aufgeklärt.
Ausländisches
* Oesterreich beteiligt sich 1900 an der Pariser Weltausstellung.
* Wien, 2. Juni. Der gestern wegen Vergiftung seiner zweiten Gattin verhaftete Kohlenhändler Joseph Schmalegger hat, wie nunmehr sestgestellt ist, auch seine erste Frau in Steiermark durch Gift getötet. Die zuletzt getötete Frau war Mitwisserin beim ersten Verbrechen. Jetzt wollte Schmalegger jenes Mädchen heiraten, das ihm bei Ermordung der zweiten Frau behilflich war. Dieser Heiratsplan wurde durch Entdeckung und Verhaftung Schmaleggers und seiner Ge-
sehnlicher als eine Aussöhnung wünschte, daß er toll vor Freude sein werde zu hören, daß ich lebe, heimlich — um ihn zu überraschen, wie sie vorgab — mit ihr nach Hause zurückzukehren.
Ich ging, wir kamen in der Nackt an; sie lockte mich in ein geheimes Zimmer, von dem nur sie allein wissen muß, wie man es öffnet; denn in all' den langen Jahren, die ich dort zubrachte, habe ich außer dem ihrigen kein menschliches Gesicht gesehen, bis ich mit Gottes Hilfe herauskam."
„Wie geschah das?"
„Ich verbarg mich einmal, kurz vor der Zeit, in der sie mich gewöhnlich besuchte, im Kleiderschrank. Ich hatte eigentlich keine Idee davon, daß diese List glücken werde, doch es geschah. Sie bildete sich sogleich ein, daß — wovor sie in fortwährender Angst lebte — meine Flucht endlich bewerkstelligt worden sei, und "rannte wie toll davon, um mich zu suchen. In ihrer Angst vergaß sie sogar, die Thür zu schließen.
Ich benutzte das, eilte hinaus, immer weiter, bis ich aus dem Schlosse war, und — da bin ich. Zufälligerweise hatte ich noch Geld genug, um bis hierher zu kommen; ich weiß aber nicht, was ich angefangen hätte, wenn Du Deinen früheren Aufenthaltsort verlassen gehabt hättest."
„Es ist sonderbar, daß dieses Weib Dich so haßt," sagte Van. „Hast Du keine Idee, weshalb?"
„Teils wegen Sever; ich glaube, sie liebt ihn. — Doch es muß noch etwas Anderes sein; ich glaube, sie fürchtet mich, wenigstens erschrack sie entsetzlich, als sie mich lebendig vor sich sah."
„Ich begreife nicht, weshalb sie sich vor Dir fürchten sollte?" meinte Van zweifelnd.
„Ich auch nicht, und doch ist es so."
„Wenn es wirklich der Fall ist," sagte Van nach- drücklich, „so hat sie sicher ihre guten Gründe dafür, und dann wird sie auch keine Mühe sparen. Dich wieder in ihre Gewalt zu bekommen."
„Das weiß ich; aber bei Dir bin ich doch sicher, Van?" fragte Elix angstvoll, indem ihre glänzend blickenden Augen sich vor Furcht verdunkelten.
„Bei mir? Natürlich!" rief ihr Bruder heiter. „Sicher bist Du jetzt überall, da Du aus Schloß Dare heraus bist. Mylady Dare ist sehr reich und mächtig, aber wir leben nicht mehr in der Zeit des Faustrechts^"
Wie wenig kannte er sie! Wie wenig wußte er, daß sie die Gewalt mit der List vereinte und ihre Krallen schon wieder nach ihrem Opfer ausstreckte, daß das Netz schon wieder gewebt war, in dem die Spinne die arme Fliege sangen wollte.
Van glaubte, er verstehe es, weshalb seine Schwester nicht weiter in ihn drang, Hauptmann Sever's Aufenthaltsort zu erfahren.
Wohl wegen der zwischen ihnen herrschenden Entfremdung ; doch er war froh, den Gegenstand vermeiden zu können — wenigstens für den Augenblick. Später konnte er eine passende Gelegenheit suchen, ihr den Tod ihres Gatten mitzuteilen.
„Vor ungefähr drei Monaten," sagte er „kam ich zufällig an denselben Ort, an dem Du Dich so lange aufgehalten hast, in das Bauernhaus, in dem Lady Dare Dich fand." ^
Elix blickte ihn erstaunt an.
„Wirklich," fuhr er fort. „Ich sah dort einige Kleinigkeiten, die ich als Dir gehörig erkannte. Doch die alten Leute, die Dich ausgenommen hatten, waren tot, und die jetzigen Bewohner konnten mir nur wenig sagen, so daß ich nicht ahnen konnte, daß es Lady Dare war, mit der Du von dort fortgingst. Hätte ich eine Ahnung gehabt, so hätte ich nicht so lange zu suchen brauchen."
Es war dies die Spur gewesen, von der er dem Hauptmann Sever nach Kenlis geschrieben hatte.
Elix stand plötzlich aus und ging einige Male im Zimmer auf und ab.
„Van!" rief sie plötzlich, indem sie erregt neben ihm stehen blieb, „wenn ich wieder verschwinden sollte, wirst Du nicht ruhen, bis Du mich findest — nicht wahrt — Versprich mir das!"
„Natürlich nicht; doch Du wirst nicht mehr verschwinden," sagte er zärtlich. (Forts, folgt.)
Sommer.
Verwehet ist die Blütenpracht,
Es reift die junge Frucht.
Das Vöglein hat zur Arbeit sich Ei» Plätzchen still gesucht.
Da wird das kleine Nest gebaut,
Da wächst die Kinderschar.
Und ist der Sommer warm und schön. Dann wird's ein gutes Jahr!
Hast, Mensch, den Sommer Du benützt, Warst arbeilssteudig Du,
Daun schüttelt Dir des Lebens Herbst Die reifen Früchte zu.