«großen Lohn sichern wolle. Um den Lohn recht hoch fordern - zu können, müsse der Wert der geleisteten Arbeit möglichst aufgebauscht werden.

* In einem anderen Leitartikel, der nach den Grund­anschauungen, die darin ausgesprochen werden, eben­falls auf Friedrichsruh hinweist und darum besondere Beachtung verdient, beschäftigen sich die Hamburger Nachrichten mit den englischen Jntriguen. Man wolle Beweise dafür haben, wird darin ausgeführt, daß Eng­land auf Kreta die treibende und geldspendende Kraft und in Armenien und Makedonien ebenfalls bemüht sei, den noch klimmenden Aufstand wieder anznfachen. Im ganzen Orient beschwöre England Verwicklungen herauf. Der Zweck möge in erster Linie die Ablenk­ung der fremden Diplomatie von Aegypten sein, welches England natürlich nicht räumen will; aber im Hinter­gründe stehe die Rücksicht auf den früher oder später zu erwartenden Kampf mit Rußland um Indien, für den sich England strategisch in die möglichst beste Lage bringen wolle. Unter diesen Gesichtspunkt falle sowohl seine langjährige Wühlarbeit in Armenien, die es nach manchen Anzeichen verschärft wieder ausgenommen habe, wie auch die mit englischem Gelde betriebene Jnsur- gierung Kretas. Beides scheine nur die Vorbereitung dessen zu sein, was England dort eigentlich will: der wie auch immer maskierte Besitz dieser beiden Länder würde der Stellung Englands -in Aegypten erst den vollen Wert geben.

* Li-Hnng-Tschang hat sich, wie wir derPost" entnehmen, gelegentlich seines Besuchs beim Fürsten Bismarck in dessen Stammbuch mit folgenden Sätzen eingeschrieben:Nachdem ich schon von dem Rufe des größten historischen Staatsmannes des gegenwärtigen Jahrhunderts seit mehr als 30 Jahren mit Bewunder­ung gehört habe, macht es mir unaussprechliches Ver­gnügen, während meiner außerordentlichen Botschaft in Europa, Se. Durchlaucht den Fürsten Bismarck in sei­nem Landhause in Friedrichsruh zu sehen und meinen Na­men als einen Ausdruck dieses frohen Ereignisses in dieses Buch eintragen zu können." Der Botschafts­sekretär Lofang-Luh schrieb:Ich wünsche mir Glück, dieser Botschaft anzugehören, die mir Gelegenheit giebt, den Bismarck des Ostens in der Gesellschaft des Li- Hung-Tschangs des Westens zu erblicken."

* Essen a. R., 29. Juni. Die Rheinisch-West­fälische Zeitung meldet: Heute vormittag fand auf der Villa Hügel die Enthüllung des Standbildes des chinesischen Vizekönigs Li-Hung-Tschang statt.

* Am Sonntag früh wurde in Duisburg ein Juwelierladen ausgeraubt; 120 goldene Uhren, 70 Ketten, 300 Ringe und andere Wertsachen gestohlen.

Ausländisches

* Prag, 30. Juni. Die gestrige Vertrauensmänner­versammlung der Deutschen dauerte etwa 4 Stunden, sie war von etwa 500 Vertrauensmännern besucht. Die Versammlung nahm eine Resolution an, worin der Regierung die schärfste Opposition angedroht wird, falls der deutsche Besitzstand angetastet würde. Sodann wurde ein Konnte eingesetzt behufs Durchführung einer engeren, vertraulichen Parteiorganisation, sowie zur Abfassung von Manifesten an die Wähler und zur Entgegennahme von Kandidaturen.

* Rom, 29. Juni. Crispi dementiert abermals die

welche sich kaum aus den zusammenschlagenden Zähnen Bahn brechen konnte.

Mrs. Sever ging zurück, bezahlte den Kutscher und schickte ihn fort. Dann trat sie in das Hans, »erschloß die Hausthür selbst, denn die alte Frau, die geöffnet hatte, schien vor Schreck ganz unfähig dazu, und sagte:

Jetzt gehen Sie und sagen Sie Van, daß ich da bin. Nein, geben Sie mir die Lampe, ich will lieber selbst gehen."

Sie ging hastig die Treppen hinauf, dann stellte sie die Lampe hin und klopfte an eine Thür. Sie zitterte jetzt heftig. Die Erregung, die sie so tapfer bekämpfte, die nervöse Beklemmung ihres klopfenden Herzens, die sie mit aller Macht unterdrückte, seit sie diesem Grabe für Lebende im Schlosse Dare entflohen, schien sie jetzt überwältigen zu wollen.

Die Thür wurde sogleich geöffnet, und ein Strom von Licht drang heraus, in dessen Mitte ein Herr stand, welchen, obwohl er klein und brünett war, schwarze Augen und schwarze Haare hatte über­haupt in jeder Beziehung das gerade Gegenteil von Mrs. Sever war kein Mensch gezögert hätte, sofort als ihren Bruder zu erkennen.

Er hatte dieses geheimnisvolle Etwas, das wir ge­wöhnlich Familienähnlichkeit nennen.

Er starrte die zitternde Gestalt, die vor der Thür stand, mit großen Augen erbleichend an, wie vorher die alte Frau, und ihr Anblick schien ihn in Stein zu verwandeln.

Glaubst Du auch, daß ich ein Gespenst sei?" rief

Blättermeldung, daß er sich vom politischen Leben zu­rückziehen werde. Er erklärt, er wolle bis zum letzten Atemzuge auf der Bresche bleiben.

* Rom, 30. Juni. Die Verhandlungen wegen der Befreiung der italienischen Gefangenen sind schwierig geworden. Negus Menelik soll nämlich 36 Millionen Lire für den Loskauf der Gefangenen verlangen.

* Rom, 30. Juni. Der zum Negus abgegangene Missionar Abbä Wersowitz schreibt, die Zahl der ge­fangenen Italiener sei unheimlich zusammengeschmolzen. Viele erlagen dem Fieber; die Selbstmorde nehmen zu.

* Paris, 29. Juni. Bei einem Bankett erklärte der Ministerpräsident, die Regierung werde ihr mög­lichstes thun, bald die zollfreie Zulassung des Getreides zu regeln.

* Eine französische Generalsrede macht Auf­sehen. Der französische General Keßler, Kommandeur der 12. Infanteriedivision, hat, wie wir dem Pariser Temps" entnehmen, vor einigen Tagen nach der Besichtigung des 9. Jägerbataillons in Longwy an das Bataillon eine Ansprache gehalten, in welcher er die Offiziere anwies, die Mannschaften über die Orts­geschichte ihrer Garnison und deren Umgebung aufzu­klären, und dann fortfuhr:Dadurch werden die Jäger des 9. Bataillons lernen, daß ihre unglücklichen Nach­barn im Osten von derselben Abkunft sind wie sie, dieselbe Geschichte und dieselbe Vergangenheit haben . . . Sie werden lernen, daß der Boden, auf dem sie sich täglich bewegen, eins ist, mit dem Nachbarlande, dessen Bewohner von ihnen nur durch eine fingierte, durch die unglücklichen Ereignisse aufgezwungene Linie getrennt sind, und daß es ihrer Tapferkeit zukommt, diese Linie auszuwischen." Ist es schon höchst selt­sam, daß es sich ein französischer General erlaubt, derartige revanchelnstige politische Reden vor der Front seiner Truppen zu halten, so muß es noch weit auf­fallender erscheinen, daß ein der französischen Re­gierung nahestehendes Blatt wie derTemps" derartigen Auslassungen seine Spalten öffnet und dadurch für möglichst größte Weiterverbreitung derselben Sorge

s trägt.

* Athen, 29. Juni. Wie verlautet fand bei Kis- samon ein Kampf statt, bei dem 300 Türken fielen.

* Madrid, 28. Juni. Ende August werden mit­telst 20 Dampfschiffen 20000 Mann nach Kuba ab­gehen. Im Dezember werden weitere 20000 Mann folgen.

* Canton im Staat Ohio, 30. Juni. In einer Ansprache an den Ausschuß, welcher ihm die Aufstell­ung als Präsidentschaftskandidat seitens der republika­nischen Nationalkonvention in Saint Louis mitteilte, erklärte sich Mac Kiuley, indem er die Kandidatur an- nahm, für den Zollschutz und das Reziprozitätsprinzip, um das Land dem einheimischen Handel wiederznge- winnen und die Arbeitslosen vorteilhaft zu beschäftigen. Er betonte, Amerikas Geld müsse so gut sein als das beste in der Welt, die republikanische Partei werde den Nationalkredit unversehrt bewahren.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* (Nutzen des Abschneidens derRosen.) Es herrscht vielfach die Ansicht, man schone seine Rosen- stöcke, wenn man die Blumen verblühen lasse. Das

ist jedoch irrig, denn gerade in der Zeit des BlühenS entzieht die Blume dem Stock am meisten Nahrung. Es ist daher zu raten, die Rose zu schneiden, sobald sie ihre schönste Form zeigt. Eine abgeschnittene Rosen- blume hält sich, wenn sie ordentlich gepflegt wird, stets länger, als wenn sie am Stocke gelassen wäre; letzterer aber entwickelt, wenn die Blumen abgeschnitten werden, wieder neue Knospen.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 29. Juni. (Landes - Produkten- Börse.) Rußland und Rumänien bleiben auf ihren Forderungen stehen, während Amerika wiederholt eine Kleinigkeit billiger war. Die schwach beschickten süd­deutschen Märkte melden teilweise etwas höhere Preise. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, Laplata Mk. 16.25, Rumän. Mk. 16.2516.75, Ulka M. 16 bis Mk. 16.25, Nikolajeff Mk. 16 bis 16.25, Haber Alb Mk. 15, Mais Laplata Mk. 10. Mehlpreise pr. 100 Kilogramm inkl. Sack: Suppengries Mk. 28, Mehl Nr. 0: Mk. 27 bis 28, dto. Nr. 1: Mk. 25 bis 26, dto. Nro. 2: Mk. 23.5024.50, dto. Nr. 3: Mk. 22 bis 22.50, dto. Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 8.25 pr. 100 Kilo je nach Qualität.

* Tuttlingen, 29. Juni. (Wollmarkt-u. Schran­nenbericht.) Der heutige Wollmarkt war stark besucht und hatte starken Umsatz. Die Preise stellten sich: Obst: 1 Pfd. Birnen 30 Pfg., 1 Pfd. dürre Zwetschgen 25 Pfg., 1 Pfd. Kirschen 2530 Pfg.; Gemüse: 1 Stock Salat 36 Pfg., 1 Pfund Bohnen 3035 Pfg., 1 Kopf Köhl 15 Pfg., 1 Kopf Kraut 25 Pfg., 1 Stock Endivie 1015 Pfg., 1 Rettig 36 Pfg., 1 Kopf Blumenkohl 4060 Pfg., 1 Pfd. Zwiebeln 12 Pfg., 1 Bund gelbe Rüben 2025 Pfg., 1 Bund Rahnen 15 Pfg., 1 Simri Kartoffeln 1 Mk. 20 Pfg., neue Kartoffeln das Pfund 1415 Pfg., 1 Bund (6 Stück) Kohlraben 30 Pfg., 1 Gurke 2030 Pfg.; Viktualien: 1 Pfd. Butter 7074 Pfg., 2 Eier 10 Pfg.

* Harz bürg i. H., 27. Juni. Bei der heutigen Auktion einjähriger Fohlen des Harzburger Gestüts wurde für 20Fohlen die enormeSumme von 150000 Mk. erzielt. Die beiden teuersten Fohlen kosteten 25 000 und 21 000 Mk.

Vermischtes.

* (Schlechtes Renommee.) Erster Gauner: DuKarl wat meenste zu demRechtsanwaltMüsser?" Zweiter Gauner:Mit dem is nischt ... der hat mich schon 'mal zu drei Jahren Zuchthaus verteidigt!"

* (Berechtigter Einwand.)Ich bitte dich, liebes Männchen, kümmere dich doch nicht um die Küche das ist meine Sache!"Aber das Essen ist doch meine Sache."

Verantwortlicher Redakteur: W. Ricker, Altenste ip.

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Mrs. Sever, indem sie Hut und Schleier von sich warf und in Thränen ansbrach.

Beim Tone dieser Stimme breitete er die Arme aus, und sie warf sich schluchzend an sein Herz.

Mein liebes süßes Herz!" rief er atemlos, als er sie fest an sich drückte,habe ich Dich endlich ge­funden ?"

Das feine Köpfchen an seiner Schulter hob sich, und Elix Sever blickte mit thränenfeuchten Augen ver­wundert zu ihm auf.

Gefunden?" fragte sie.Hast Du mich denn gesucht ? Lady Dare sagte, es hielte mich jeder für tot."

Van Ruble erschrak bei Nennung dieses Namens, doch ehe er ein Wort erwiderte, drückte er seine Schwe­ster in einen bequemen Lehnstuhl und wandte sich, um die Thür zu schließen.

Er fand sich der alten Frau gegenüber, die seine Schwester unten hereingelassen hatte.

O Herr o Mr. Van!" bat sie flehend,ist es wirklich unsere Miß Elix! Ich bin so verwirrt, daß ich glaube, es sei ein Geist."

Louisa!" rief eine weiche, sanfte Stimme.

Schluchzend und zitternd und immer noch etwas furchtsam, ging das alte Weibchen hinein und nahm die kleine weiße Hand, die Elix ihr reichte.

Sie ist es sie ist es!" jauchzte sie entzückt. Es ist mein liebes, süßes Herz in Fleisch und Blut."

Ich bin es wirklich, Louisa," sagte Mrs. Sever- freundlich, als das beglückte Geschöpf ihr die Hände streichelte und sie begierig ansah.Wenn Du noch

daran zweifelst, so bringe mir etwas zu essen; denn ich sterbe fast vor Hunger, und Gespenster haben ja keinen Hunger; das weißt Du ja. Du ungläubiger Thomas."

Gehe, Louisa!" sagte ihr Herr.Bringe so schnell als möglich, was Du nur erlangen kannst".

Das alte treue Geschöpf eilte hinaus.

Nun," sagte Vau,nur eine Frage, und dann kein Wort mehr, bis Du etwas gegessen hast; Du siehst wirklich wie ein Gespenst aus, Du armer Schatten mei­ner blühenden Schwester. Wo bist Du denn während der ganzen Zeit gewesen?"

Einen Teil der Zeit in einem Gefängnisse des Schlosses Dare eingesperrt und einen Teil anderswo, was ich Dir später sagen werde," erwiderte Elix in einem Tone, in dem sich Schmerz und Heiterkeit um die Herrschaft stritten.

In einem Gefängnisse des Schlosses Dare!" wie­derholte Van totenbleich.

Und jetzt beantworte mir eine Frage," sagte seine Schwester.Ist mein Mann noch in Indien?"

Van trat schnell hinter ihren Stuhl, damit sie sein erschrecktes Gesicht nicht sehen sollte.

Ich weiß nicht, wo er jetzt ist," sagte er aus­weichend.

Wo war er, als Du zuletzt von ihm hörtest?"

Er war auf Schloß Dare. Doch jetzt ist er nicht mehr dort," beantwortete er die Frage in ihren er­schreckten Augen.Ich weiß nicht, wo er ist."

(Fortsetzung folgt.)