Herrn ein großes Land regieren helfen, worauf Li- Hung-Tschang bemerkte, er hätte nur China, Bismarck dagegen der ganzen Welt Gutes gethan.

* Nordhausen. Der Besuch auf dem Kysi- häuser wächst seit dem Tage der Einweihung des Denkmals außerordentlich und wird mit dem Beginn der Ferien sich noch weiter steigern. Große Ver­stimmung aber erregt bei all den Tausenden, die jetzt das Denkmal da oben besichtigen wollen, daß hierfür von jedem Erwachsenen 50 Pfennig, von jedem Kinde 25 Pfennig erhoben werden. Wer besonders den Turm besteigen will, mag zahlen, aber das Denkmal selbst zu besichtigen, das muß stets sreigegeben werden; denn die deutschen Krieger haben dieses Denkmal ge­schaffen, damit sich das deutsche Volk, alt und jung, daran erbauen, nicht aber, damit man Geld daraus schlagen soll. Die Einnahmen auf dem Kyffhäuser aus der Turmbesteigung und aus den vielen, in die Ausschußkaffe fließenden sonstigen Erträgnissen aus Ansichtskarten, Bildern, Automaten rc. werden bei dem sehr zahlreichen Besuche wohl im stände sein, schließlich das Nötige zur Tilgung der Anleihen für den Denkmal-Baufonds zu schaffen; aber für Be­sichtigung des Denkmals selbst den Besuchern Geld abzunehmen, widerspricht dem Geiste, in dem das Werk geschaffen ist.

* Stettin, 25. Juni. Bei einem furchtbaren Hagelwetter, das die Ernte der ganzen Walgaster Ge­gend zerstört hat, ist der 76jährige Kuhhirt des Gutes Schalensee von den hühnereigroßen Hagelkörnern auf freiem Felde erschlagen worden.

* Bonn, 26. Juni. Ein etwas rätselhafter Vor­gang hat sich vorgestern im Walde bei Kaffenich zu­getragen. Man fand dort einen jungen Mann, der durch Schüsse in die Seite schwer verletzt worden war. Der Betreffende, ein Fähnrichs-Aspirant aus Köln, behauptet, ein Rencontre mit einem Fremden, einem angeblichen französischen Grasen, gehabt zu haben und sei auf dessen Vorschlag zum Duell ohne Sekundanten eingegangen. Der Graf sei mit einem angeblichen Arzt zur Stelle gewesen. Letzterer aber habe plötzlich aus ihn geschossen, dann hätten die Beiden ihm eine Brief­tasche mit über 5000 Mk. Inhalt geraubt und seien geflohen.

Auslöndisch-s

* Paris, 25. Juni. Der Prozeß gegen Arton tvegen Fälschungen und Unterschlagungen in Höhe von ungefähr 4000 000 Franken zum Schaden verschiedener 'Dynamitgesellschaften begann heute mittag. Arton verteidigt sich gewandt und kaltblütig. Nach den vielen Phasen, die diese Geschichte schon durchgemacht, übt die jetzige Verhandlung keine besondere Anziehungs­kraft aus das Publikum mehr aus.

* Brüssel, 27. Juni. Fritz Friedmanu ist hier eingetroffen.

* Wegendes großenArbeiterausstandes in Peters- b u r g, an dem sich 176 000 Mann beteiligen, unterbleibt der feierliche Einzug des gekrönten Zarenpaares in Petersburg.

* Athen, 27. Juni. Die christlichen Volksvertreter Kretas beschlossen, am Tage des Zusammentritts der Nationalversammlung ihre Mandate niederzulegen,

sich dann in Kudonia zu versammeln, die Vereinigung Kretas mit Griechenland zu proklamieren und eine provisorische Regierung zu wählen.

* Fünfhundert Millionen Anleihe will Spanien aufnehmen. Der Krieg in Cuba kostet täglich andert­halb Millionen. Wer borgt?

* Auf Cuba haben die spanischen Truppen sehr stark unter Seuchen zu leiden. Sie sollen 6000 Kranke haben. In den ersten vierzehn Tagen des Juni starben 129 Mann. Dazu kommt die völlige Un­gangbarkeit der Straßen und Wege, die die Ver­pflegung der operierenden Truppen verhindern. Auch im Lager Maceos soll es nicht zum besten bestellt sein, was man namentlich aus dem Umstande schließen will, daß er kürzlich 42 Mann hat aufknüpfen lassen.

* Havanna, 26. Juni. Die Operationen gegen Maceo haben mit der Zerstreuung der Aufständischen, die auf der Flucht 60 Mann verloren, ihr Ende er­reicht. Die spanischen Truppen besetzten die Verteidig­ungswerke der Aufständischen auf den Höhenzügen der Provinz Pinar del Rio. Es wurden dabei 300 Häu­ser, darunter dasjenige Maceo's in Brand gesteckt. Die Spanier hatten 30 Verwundete. Ein spanischer Vorposten tötete in einer Citronenpflanzung einen Deutschen Namens Walter Zandt, der mit der Her­stellung von Bomben, um Eisenbahnzüge in die Luft zu sprengen, beschäftigt war.

* New-Aork. Die neue stählerne Bogenbrücke über den Niagara-Fall, die gegenwärtig im Bau be­griffen ist und die Stelle der jetzigen Hängebrücke einnehmen soll, wird nach ihrer Vollendung eine der größten Brücken der Welt sein. Sie wird 2 Etagen haben. Die obere ist für Eisenbahnzüge bestimmt, die untere für Wagen, Fußgänger rc. Die Spann­weite zwischen den beiden Endpfeilern beträgt 550 Fuß. Zum Bau der Brücke müssen 5 560 000 Pfund Stahl verwendet werden.

* Alexandria, 27. Juni. DerGazette" zu­folge schickt England im Oktober 15,000 Mann nach Aegypten.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* (Verfüttern von frischem Heu.) Fri­sches Heu sollte man nicht vor einer sechswöchentlichen Lagerzeit zum Futter geben. Dasselbe macht nämlich aus dem Heuboden noch einen Erhitzungsprozeß durch, während dessen gefüttert es außerordentlich leicht Kolik erzeugt. Muß man früher füttern, so soll man wenig­stens das Heu tagsüber der Sonne aussetzen, damit es die feuchte Beschaffenheit, die es bei dem Schwitzen erhält, verliert.

Gemeinnütziges.

* (RanzigwerdenvonOelzu verhindern.) Man nimmt saubere trockene Flaschen, füllt sie mit Oel und gießt oben aus ca. 5 om guten Branntwein, so daß die Flasche vollständig voll ist, verkorkt sie sorgfältig und bindet darüber eine Blase. Durch den Branntwein, der oben bleibt, wird der Sauerstoff der Außenluft abgehalten, so daß das Oel nicht ranzig werden kann. Man wähle dunkle Flaschen oder Stein­kruken. Die gefüllten Gefäffe sind in einem trockenen, kalten und dunklen Keller aufzubewahren.

Gesundheitspflege.

* (Gegen Unterleibsbeschwerden.) Ein 2 Meter Hanges und lst/s Meter breites Handtuch wird bis über die Hälfte aufgewickelt. Der freie Teil wird in kaltes Wasser getaucht, gut ausgewunden und dann so um den Unterleib gewickelt, daß die trockene Hälfte den nassen Teil gut bedeckt. Diesen Umschlag macht man jeden Abend. Am Morgen nimmt man ihn ab und reibt den Unterleib tüchtig trocken.

Vermischtes.

* (Seltenes Jubiläum.) Der älteste Berg­führer von Grindelwald, Almer, feierte am 22. Juni seine goldene Hochzeit. Um dieses Fest würdig zu begehen, bestieg er mit seiner greisen Gattin das 3703 Meter hohe Wetterhorn. Begleitet waren die Leutchen von ihren beiden Söhnen, ebenfalls bekannten Bergführern. Dabei ist eshoch" hergegangen.

* (Härter als Diamant.) DieZentral-Zeit- ung für Optik und Mechanik" meldet, daß Moissan eine Substanz entdeckt hat, welche eine Verbindung von Kohle und Bor darstellt, durch Erhitzung von Borsäure und Kohle in einem elektrischen Ofen auf eine Tempe­ratur von 5000 Grad erhalten wird und den Diaman­ten an Härte übertrifft. Der Körper ist schwarz und nicht unähnlich dem Graphit. 'Er wird die Diamanten zum Zwecke von Gesteinsbohrungen, zum Glasschnei- den und anderen industriellen Zwecken in ausgezeich­neter Weise ersetzen und schneidet den Diamanten selbst ohne jede Schwierigkeit. Außerdem kann der Stoff in Stücken von jeder erforderlichen Größe hergestellt werden.

* (Dilemma.)Warum gehen Sie nie auf Ur­laub, Herr Kanzleirat?"Ja, das ist so 'ne Sache! Verlange ich keinen Stellvertreter, so glaubt man, ich hätte nichts zu thun, verlange ich aber einen, so sieht der, daß ich nichts zu thun habe!"

* (Im H eir a t s b u r r a u.) Junger Mann: . . Also 15 000 Mk. hat die Dame! Wie sieht sie denn aus?" Prinzipal:Nun, wie halt eine mit 15000 Mk. ausschaut!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Oefferrtlicher Sprechsaal.

Mehr noch als in früheren Jahren ist seit Erbauung des neuen bequemen Weges die Weihergasfe zu einem beliebten Spazier­weg geworden. Bis jetzt fehlen nun aber an diesem Wege die gewohnten Sitzbänke noch, welche der Schwarzwaldverein in an­erkennenswerter Weise aufgestellt hatte. Für Wiederaufstellung der gen. Bänke wäre nicht nur der Einsender, sondern wohl jeder Luftschnapper bestens dankbar. 2 .

Geehrte Redaktion! Sie bringen in Ihrem Blatte, daß auch in diesem Jahr wieder reichlich Futter wachse, auch brachten Sie, daß das Heu so billig sei, aber davon haben Sie noch nichts ge­bracht, daß die Milch billiger werden sollte. Ein Milchabschlag wäre jetzt am Platze; 1893 mußt- sich der Billizdenkende einwands­los zu einem Aufschlag ve.stehen, jetzt liegt aber die Karte doch anders. Jetzt verdienen auch die Familien mit zahlreichen Kindern wieder eine Berücksichtigung und zwar je bälder je besser.i.

Acrs Weste ist ücrs Willigste. Dies kann mit Recht von Mack's L-oppel-Slärke gesagt werden, welche alle nötigen Glanz­zusätze enthält und das Plätten ungemein erleichtert. Mack's Doppel-Stärke ist das vollkommenste aller Stärke-Präparate und ermöglicht, Kragen, Manschetten, Hemden rc. ohne viel Mühe fc> schön, wie neu zu plätten. Ueberall vorrätig zu 25 Pfg. per Karton von Vr Kilo.

ich danke Ihnen! Wir werden uns eines Tages Wiedersehen, wenn mich mein Herz nicht betrügt."

Sie blickte noch einmal die Straße entlang, die zum Schlosse führte, dann wandte sie das Pferd und ritt mit einer Eile fort, die das Tier von seiner sonsti­gen Reiterin gewohnt 'war. Regina sah ihr atemlos nach, so lange sie sehen konnte, dann murmelte sie:

Wenn ich jemals diese liebliche Stimme höre, werde ich sie sogleich erkennen."

Sie vergaß die Beeren, warf sich die Schleppe ihres Reitkleides über den Arm und ging gedankenvoll dem Schlosse zu.

Es war nicht weit; sie begegnete Niemanden, und da sie durch den Garten eintrat, erregte die That- sache, daß sie zu Fuß und nicht aus der schwarzen Jeß heimkehrte, kein Aufsehen.

Derrick Duvar, dessen Bemühungen ganz und gar furchtlos gewesen, kam nach Einbruch der Nacht zurück und konnte seine schlechte Laune und seine Verwun­derung doch nicht ganz verbergen.

Ein Blick auf das finstere, angstvolle Gesicht sei­ner Schwester sagte ihm, daß es ihr nicht besser er­gangen sei als ihm.

Das würdige Paar hatte kaum noch Zeit gehabt, beiderseits Berichte auszutauschen, als ein Diener er­schien, um anzufragen, ob man nicht Lady Regina, welche noch nicht zurückgekehrt sei und keinen Diener mithabe, Jemanden entgegenschicken solle?

Sie ist zu Hanse!" sagte Mylady ungeduldig.

Euer Gnaden," erwiderte der Diener zögernd, das Pferd ist nicht im Stalle."

In diesem Augenblicke trat Regina selbst ein. Ich habe mein Pferd verborgt," sagte sie gleichgültig.

Verborgt? An wen?" rief ihre Mutter.

An eine Dame. Ich weiß nicht, wer sie war," antwortete das Mädchen ruhig.Doch sie sagte, sie würde es zurückschicken."

Lady Dare starrte sie an.

Du hast Dein Pferd einer Fremden geborgt?" wiederholte sie ungläubig, während sie mit Duvar Blicke wechselte. Dann entließ sie den Diener und wartete, bis derselbe die Thür geschloffen hatte.

Verrate Dich nicht," sagte ihr Bruder leise.Das Unglück ist einmal geschehen."

Wenige eilig gestellte Fragen brachten Alles her­aus, was Regina zu erzählen hatte.

Als diese aus dem Zimmer ging, ballte Duvar die Hände und schüttellte sie drohend in der Lust.

Sie hat mich angeführt!" knirschte er. Sie ist nach der Nordstation geritten. Ich suchte sie natürlich aus der Südstation, da diese die nächste ist und ich doch nicht ahnen konnte, daß sie ein Pferd habe. Ich hoffte immer noch, daß sie hier in irgend einem der unzähligen Zimmer verborgen sei."

Lady Dare schlug wütend und verzweifelnd die Hände zusammen und drohte rasend:

Ich lasse das Pferd totschießen!"

Und Regina vielleicht ebenfalls?" lachte Duvar verächtlich.Sei nicht verrückt, Sylvia ich werde unser Wild schon noch sangen. Sie kennt Niemanden in L und," fügte er bedeutungsvoll hinzuviel­leicht schicken wir sie dem Anderen nach."

Er nahm ein anderes Pferd und ritt sogleich fort.

Es war schon ganz dunkel, als Mrs. Sever denn die Fremde, der Regina ihr Pferd geliehen, war diese bei der Nordstation vorritt. Sie kam zur höchsten Zeit der Zug fuhr gerade ein, als sie vom Pferde sprang.

Ihrem Versprechen getreu, übergab sie einem Kna­ben, der auf dem Perron herumlungerte, das Pferd mit dem Aufträge, es nach dem Schloß Dare zu führen, und bezahlte ihm aus ihrem kleinen Geldvorräte eine Summe, so daß sie selbst nur notdürftig für ihre Reise versorgt war.

Was für ein Zug ist das?" fragte sie einen Conducteur.

Expreßzug nach L " war die Antwort.

Sie nahm ein Billet zweiter Klaffe und stieg schnell ein.

Sie sagte sich, daß sie in zweiter Klasse, die auch für ihre finanziellen Verhältnisse passender war, sich besser verbergen könne, als in der ersten.

Wie wenig ahnte sie, als sie jubelnd dahinfuhr, daß ibr angebeteter, edler, tapferer Gatte erst vor wenigen Wochen auf derselben Bahn einem so traurigen Schicksale entgegengeeilt war!

Derrick Duvar begegnete dem Knaben mit dem Pferd auf halbem Wege und fluchte wütend in sich hinein.

Er hielt sich nicht aus, um diesen anszufragen das war nicht nötig! sondern jagte unaufhaltsam weiter.

Er konnte den nächsten Zug benutzen; es mußte noch Nacht sein, wenn Mrs. Sever in L ankam, und er konnte daher leicht ihre Spur finden. (Forts, s.)