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Beste Vpre^s proQumtal im Bezir Nagold

außeehalb I

Amtsblatt fi

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Samstag, 7. März.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.

Einrück­ung spreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei cinm, Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ aukwärtS je 8 ^ die Ispalt.Zeile

1896.

* WuSzng aus der Geschworenenliste des Schwurgerichts Tübingenpro I. Quartal 1896.) Fritz Buob, G.-R. in Nagold, Joh Georg Burkhardt, Gemeindepfl. in Würzbach, Ernst Gauß, Wollwarenfabrikant in Rohrdors, Gg. Adam Großhans, Anwalt in Oberweiler Gde. Aichhalden, K. Haisch, Miihlebes. in Liebenzell, PH. Krauß, Gutsbes. in Altnuif a. Ad. Link, Gutsbes. in Trölles- hof, Gde. Efsri gen, Gg. Pfrommer, Bäckermeister in Calw, K. Zeltmann, Sonnenwirt in Dobel.

* Der auf den >1. März fallende Viehmarkt in Calw findet voraussichtlich statt.

Gestorb en: Louis Stockinger z.gold. Adler", Nagold; Paul Förster, Kaufmann, Stuttgart.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 3. März. Der Reichstag setzte heute die Beratung des Zuckersteuergesetzes fort. Minister Frhr. v. Hammer st ein-Loxten anerkennt, daß die Debatte bisher einen durchaus objektiven Verlaus ge­nommen habe und schildert zunächst den bisherigen Gang der Zuckergesetzgebung, welche die deutsche Zucker­industrie zu einer Industrie ersten Ranges gemacht habe. Während in den anderen Ländern die Rüben­industrie eine kapitalistische ist, ist sie das dank un­serer Gesetzgebung in Deutschland nicht. Bei dem gegenwärtigen Gesetze handelt es sich nicht mehr um dasob", sondern um daswie". Grundsätzlich stehe er auf dem Standpunkt Richters. Es wäre sehr schön, wenn wir den gesamten Zucker im Jnlande absetzbar könnten. Es steht fest, daß die Rübenzucker­industrie und der Rübenbau der Rückgrat unserer landwirtschaftlichen Entwickelung geworden sind. Wenn wir daran festhalten, daß Deutschland ein einheitliches Wirtschaftsgebiet ist, so muß man sich darüber klar werden, wie durch eine Einschränkung der Entwickelung dieser Industrie das gesamte Deutschland geschädigt würde. Beschlüsse der Interessenvertretung müssen beachtet werden. Die Landwirtschaft ist an dem Rüben­bau mit einem sehr bedeutenden Areal beteiligt. In­folge der wachsenden Rübenproduktion wurde eine große Anzahl von Bahnen gebaut. Von der Schädigung der Znckerindnstrie würde das gesamte Verkehrswesen und der deutsche Maschinenbau sehr schwer betroffen. Durch den Ruin dieser Industrie würden zahlreiche Arbeiter brotlos. Der preußische Domänialbcsitz, der doppelt so groß ist, wie der der übrigen deutschen Staaten ist mit stZ seines Areals an dem Rübenbau

beteiligt. Sämtliche Staaten, besonders Rußland und Amerika rüsten sich, uns den Weltmarkt streitig zu machen und da sollen wir unsere gutgeladene Flinte ins Korn werfen? Redner hofft, aus der Kommissions­beratung werde ein Gesetz hervorgehen, das der ge­samten Landwirtschaft zum Segen gereicht, allerdings nicht ein dauerndes Gesetz, sondern ein Kampfgesetz, darum handle es sich. (Beifall.) v. Puttkammer- Plauth (deutsch-kons.) stimmt der Ueberweiiung der Vorlage an eine 21gliedrige Kommission zu und po­lemisiert alsdann gegen Richter. Er bedauert die Haltung des Zentrums in dieser Frage, acceptiert die Erhöhung der Prämie und spricht sich für die Kon­tingentierung aus, will jedoch mit seinen Ausführungen nicht die ganze konservative Partei festlegen. Auf die Staffelung der Betriebssteuer könnten seine Freunde sich nicht einlassen. Schatzsekretär Gras Posa- dowski weist darauf hin, daß der Abg. Richter, welcher die Vorlage als ein Danaergeschenk für die Znckerindnstrie bezeichnet habe, niemals der deutschen Landwirtschaft etwas bewilligt habe. Auch gegen die letzte Branntweinsteuernovelle habe der Abg. Richter gestimmt. Dieselbe habe die Branntweinindustrie vor ihrem völligen Untergange bewahrt. Wenn die deutsche Landwirtschaft den Ratschlägen Richters gefolgt wäre, (Richter ruft:Dann wäre die Industrie besser daran!" stürmische Heiterkeit) dann wäre sie bereits Hunger gestorben. (Beifall reckts.) Wenn es richtig wäre, daß dieses Gesetz dem Anträge Kanitz gleicht, dann würde Frankreick bis über die Ohren im An­träge Kanitz stecken. Die Regierung habe sich die j Abschaffung der Prämien ausdrücklich Vorbehalten, aber ' nur wenn dies andere Länder thun sollten. Dies ^ sei aber bisher nicht geschehen. Wer es gut meine,' der verbinde sich mit der Regierung, um die unfrucht­bare Wirtschaftspolitik des Abg. Richter unmöglich zu, machen. Bock (Soz.) führt aus, die Zuckerindustrie , befinde sich keineswegs in einer ungünstigeren Lage ^ als andere Gewerbe. Die wirklich Notleidenden in ^ der Zuckerindustrie seien die in derselben beschäftigten Arbeiter. Diesen Arbeitern sollte die Regierung nur den zehnten Teil ihrer Sympathie widmen, mit der sie den reichen Zuckerinteressenten die Tascken fülle. Damit würde sie fick ein großes Verdienst erwerben.- Schädler (Zentr.) will nicht kurzer Hand über

das Gesetz urteilen. Er habe aber Bedenken gegen die Prämien und gegen die Kontingentierung, beson­ders vom Standpunkte des kleinen Rübenbauers aus. Redner spricht sich für Kommissionsberatung aus. Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf morgen Mittag 1 Uhr. Persönlich bemerkt R i ch t e r, es sei für ihn sehr schmeichelhaft, daß man heute nur hervorragende Kräfte gegen seine Rede aufgeboten habe, von der gesagt wurde, daß sie absolut keine Sachkennt­nis verrate. Man müsse doch wohl die Wirkung seiner Rede im Lande anders beurteilen. Es schloffen sich hieran noch weitere Persönliche Bemerkungen.

* Berlin, 4. März. Der Reichstag setzte auch heute die Beratung des Zuckersteuergesetzes fort. Abg. v. O le n h usen befürwortet die Vorlage. Paasch (nat.-lib.) legt die Krisis der Zuckerindustrie dar und hebt die Entwertung der Melasse hervor. Wer die Notwendigkeit einer staatlichen Unterstützung der Zucker­industrie bestreite, stehe auf einem unverbesserlich man- chesterlicheu Standpunkt. Es sprechen noch eine Reihe von Abgeordneten, worauf eine von Richter beantragte Auszählung die Beschlußunfähigkeit des Hauses ergiebt. Die Weiterberatung wird hierauf auf morgen vertagt.

Zur Frage der Beschränkung der Langholz- slößerei auf der Enz und Nagold.

II.

Im Durchschnitt der Jahre 1875j93 wurden auf der Enzfloßstraße 19 000 Fm., auf der Nagoldstraße 29 400 Fm., zusammen 48400 Fm. Stammholz jähr­lich ausgesührt, während im Durchschnitt 1884(93 die Enzthalbahn 5 900, die Nagoldbahn 8 200, zusammen 14100 Fm. Stammholz, jährlich ins Ausland ver­führte. Aus dem ganzen Enz-Nagold-Gebiet wurde daher in den genannten Zeitabschnitten aus der Floß- straße 3°/.Mal mehr Rundholz ausgeführt als mittels der Eisenbahn. Die Ausfuhr an Schnittwaren da­gegen gestaltet sich wesentlich anders; im Enzthal werden aus der Floßstraße 6 000 Fm., auf der Eisen­bahn 60 000 Fm.; im Nagoldthal werden auf der Floßstraße 8 000 Fm., auf der Eisenbahn 25 000 Fm. jährlich ausgeführt. Im Enzgebiet werden auf zu­sammen 30 Sägwerken 129000 Fm. jährlich verfügt; hievon werden nur 6auf der Floßstraße beigeflößt; 50" o werden per Achse oder Enzthalbahn und 38°/,

M L-sefrucht. _M

* Erzittre vor dem ersten Schritte! Mit ihm sind anch die andern Tritte zu einem schweren Fall gelhan.

Auf Mmwegen.

Original-Roman von Alice v. Hahn.

(Fortsetzung).

Bossart überlief es heiß und kalt, als er sich in so naher Beziehung zu Teresa nennen hörte; er ver­mochte hierauf kein Wort zu erwidern, um so mehr, da sie nicht allein waren. So verschob er es denn auf eine gelegenere Zeit, dem Inspektor sein Herz zu eröffnen, und empfahl sich, nachdem er noch versprochen hatte, die nötigen Legitimationspapiere für die morgige kleine Tour nach dem Auslande zu beschaffen.

Das Herz voll Hoffnung kehrte er nach Haus zurück. Die Welt schien ihm verändert. Wie war der Himniel dach so wunderschön blau, und wie strahlte die liebe Sonne heute in majestätischer Pracht, alles, was ihr heißer Kuß berührte, in ein goldenes Strahlen­uetz hüllend.

Voll zukunftsfroher Gedanken trat Bossart in sein Gärtchen, schaute zufriedenen Blickes umher und stellte sich im Geiste vor, wie es aussehen müßte, wenn Teresa hier schalten und walten würde. Welch' herrliche Stunden müssen es sein, dachte er, indem er sich auf seiner Gartenbank behaglich zurücklehnte, wenn ich vom Dienst heimkehre, und mich ein liebes Weibchen an der Thür empfängt; wie zierlich müssen ihre lieben Finger alles zu ordnen wissen! Die Vö­

gel in den Zweigen zwitscherten über ihm, die kleinen Grasmücken und Zaunkönige sangen fröhlich die Be­gleitung zu den Gedanken, die ihn so froh machten. Würden seine Wünsche in Erfüllung gehen? Die kleinen Sänger dort oben konnten diese Frage nicht beantworten.

Der Sonntag brach an; ein blauer wolkenloser Himmel breitete sich über Kulmhagcn aus, und ließ gutes Wetter für den geplanten Ausflug erhoffen.

Wie der Inspektor vermutet hatte, beteiligte sich auck der junge Besitzer Paul Heinrich und der Schul­meister mit seinen Töchtern an dieser Partie; und auch der Posthalter mit seinem Sohne, welch letzterer in der benachbarten Kreisstadt das Gymnasium be­suchte und die eben begonnenen Ferien im Eltern­hause zubrachte, schlossen sich der Gesellschaft an.

Nachmittags drei Uhr versammelten sich alle, wie es geplant war, bei Herrn Tonn, dem Besitzer des besten Gasthauses im Orte. Der behäbige kleine Mann strahlte, als er seine verehrten Gäste mit feierlicher Grandezza willkommen hieß.

Bald fuhr der reich mit Laub und Blumen ge­schmückte Erntewagen vor, die Gesellschaft stieg auf, und unter Lachen und Scherzen fuhr man der Grenze zu. Als sie dieselbe hinter sich hatten, und sich der russischen Zollstation näherten, zog der Inspektor aus dem Korbe, in welchem der Mundvorrat für diese Fahrt untergebracht war, ein paar mächtige Flaschen her­vor, indem er lachend ausries: Seht, Kinder, das ist unser bester Paß, mit dem kommen wir unbehelligt an den russischen Zollhäusern vorbei." So war es auch.

Nachdem der Wagen vor dem Zollgebäude un­gehalten hatte, reichte der Inspektor mit einer ver­ständnisvollen Gebärde den herantretenden Soldaten seine Flaschen, und kaum daß man ihre Legitimations­papiere nachgesehen, konnten sie, ohne daß ihr Gefährt einer Revision unterzogen wurde, ihre Fahrt fortsetzeu.

Nun waren sie in Sl., dem kleinen russischen Grenzstädtchen, und nahmen auch gleich die für Aus­länder einzige Sehenswürdigkeit des Ortes, die grie­chische Kirche in Augenschein. Hierauf begaben sie sich zu Herrn Markus, dem Gastwirt, von dem sie mit den unterthänigsten Bücklingen empfangen wurden; nicht genug konnte er Worte finden über die hohe Ehre, die man ihm durch diesen Besuch erwies. Die meisten der Gesellschaft waren ihm bekannt, da auch ihn seine Handelsbeziehungen vielfach nach Kulmhagen führten.

Teresa trat ans Fenster, um die Vorübergehenden in den ihr sonderbar dünkenden Trachten anzusehen; bald gesellte sich Paul Heinrich zu ihr, und nun mach­ten sie gemeinschaftliche Betrachtungen, die Paul mit allerlei scherzhaften Kommentaren versah. Teresa war heute weniger befangen als gestern, ja sie konnte so­gar recht anmutig und munter plaudern. Paul, auf den schon tags zuvor ihr liebliches Aeußere einen tiefen Eindruck gemacht, geriet nun wahrhaftig in Ent­zücken über seine Nachbarin. Nicht genug konnte er das reizende Profil, die märchenhaften Augen und die Bewegungen der keuschen Lippen bewundern: sie erschien ihm so ganz anders, als alle die Mädchen, denen er bereits seine Huldigungen dargebracht, so fredcm