wahrscheinlich von ihm erwartet, daß er recht heulen werde."

* U l m, 2. März. Beim hies. Grenadierregiment auf der Wilhelmsburg sind jetzt im ganzen 4 Erkrank­ungen an Genickstarre vorgekommen. Zwei Mann sind daran gestorben, einer ist auf dem Wege der Besserung, der vierte noch schwer krank.

* (Verschiedenes.) In M ü n ster (Cannstatt) stürzte der Steinbruchbesitzer W. Lauster in seinem Stein­bruch herab und war aus der Stelle tot. In Sigma- ic i n g e nd o r f wurde beim Holzfällen der 62 Jahre alte Tagöhner Pius Hipp von einem stürzenden Baumstamm so schwer getroffen, daß er alsbald starb. Wie ge­fährlich das Ausströmen von Kohlengasen werden kann, zeigt folgender Vorfall: Das Ladenmädchen des Kauf­manns H. in G.- hatte vor dem Schlafengehen einige Schürze gebügelt und ließ das Bügeleisen mit dem klimmenden Inhalt im Zimmer stehen. Als man am andern Morgen nach ihr sah, fand man sie bewußt­los im Bett und wenig hätte gefehlt, so wäre sie vom Tode ereilt worden. An einer abschüssigen Stelle kam der Wagen des Bauern Johannes Münz von Unter Hausen ins Rutschen, wobei Münz derart an einen Baum gedrückt wurde, daß ihm die Hirnschale völlig zerschmettert wurde und der Tod augenblicklich eintrat. In Ulm wurde dem zur Zeit wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft befind­lichen Oekonomen Rühm vom Oberbergerhof das 26. Kind geboren, die erste Frau hatte 11, die zweite Frau 15 Kinder, von denen jedoch nicht alle am Le­ben geblieben sind. In Waldshut fiel das 3jährige Töchterchen des Grenzaufsehers Heim vom 3. Stockwerk in den Hof, ohne irgend welchen Schaden zu nehmen.

* Mannheim, 2. März. In den auf der Mühl- au gelegenen Getreidehallen wurden von den dort beschäftigten Getreidearbeitern große Mengen von Getreide entwendet, weshalb heute früh 3 Arbeiter in Haft genommen wurden. Dieselben haben das ge­stohlene Getreide nach Oppau in der Pfalz gebracht und damit einen schwunghaften Handel getrieben. Ein dortiger Fuhrmann wurde ebenfalls verhaftet. Weitere Verhaftungen sollen noch bevorstehen.

* Berlin, 3. März. Der Kaiser erteilte den Auf­trag, für ihn eine Karte herzustellen, worauf alle Kleinbahnen, sowohl fertige als projektierte ver­zeichnet sind.

* Köln, 29. Febr. Infolge des niedrigen Wasser- staudes fuhr auf dem offenen Rhein der Dampfer Kaiser Wilhelm" von der Mülheimer Dampfschiff­fahrts-Aktiengesellschaft auf. Das Schiff erhielt ein, 2 Meter langes Leck und sank sofort. Die auf dem Dampfer befindlichen Leute konnten rechtzeitig gerettet werden.

* Aa ch e n, 28. Febr. Eine prachtvolle Tropf­steinhöhle ist in dem deutschen Grenzdorfe Raeren entdeckt worden, als eine Gesellschaft dort Mutungen nach Erzen anstellte. Man drang sofort einige 100 Meter in die Höhle ein und bemerkte mehrere Seiten­gänge rechts und links vom Haupteingang. Die Tropfsteingebilde werden von den Entdeckern der Höhle als außerordentlich schön geschildert.

Ist halb gewonnen. Noch heute wollte er den herr­schaftlichen Inspektor aussuchen, der einzige Mann im Orte, zu dem er in näheren Beziehungen stand, ihm wollte er sein Herz ausschütten und seinen Rat in Anspruch nehmen, wie er die Bekanntschaft der schönen Fremden machen könne. Halt, da kam ihm em guter Gedanke! Vielleicht traf er den Gegenstand seiner Neigung gar selbst im Hause des Inspektors. War es nicht leicht möglich, daß Teresa dort ver­kehrte? Hatte der Inspektor doch auch halbwüchsige Töchter, und wohnten sie doch nebeneinander; wes­halb sollten sie sich nicht kennen?

Ach, daß ihm dieser Gedanke auch nicht eher ge­kommen war! Vielleicht hätte er schon gestern Ge­legenheit gehabt, sein Herzblatt kennen zu lernen. Jede Minute, die er in nutzlosem Nachdenken zugebracht hatte, dünkte ihm jetzt verloren, und kaum hielt es ihn auf seinem Posten, so mächtig wallte sein Blut auf, so mächtig zogen ihn seine sehnsuchtsvollen Ge­danken zu Teresa.

Endlich, endlich waren Bossarts Dienststunden abgelaufen, und nun stürzte er eilends heim, um dort ein übriges an seinem Anzuge zu thun. Schon war er im Begriff, eine Rose ins Knopfloch zu stecken, jedoch rechtzeitig verwarf er noch den Gedanken.

Haben mich wirklich die paar Stunden so ver­ändert, so kindisch gemacht?" sprach er zu sich selbst, warf noch einen Blick in den Spiegel, der ihm sagte, daß er doch ein recht stattlicher Mann sei, der eigent­lich jedem Mädchen gefallen müsse, daun trat er klopfenden Herzens seinen Weg an, hoffend und fürch-

Ausländisches.

* Wien, 3. März. Das gestrige Ergebnis der Wahlen des zweiten Wahlkörpers zum Wiener Ge­meinderat war dasselbe wie im September. In drei Bezirken wurden die liberalen, in den übrigen die antiliberalen Kandidaten gewählt.

* Massauah, 3. März. Nach einer Depesche des Generals Baratieri haben die Italiener am Sonn­tag eine vollständige Niederlage durch die Abessynier erlitten und dabei ihre ganze Gebirgsar­tillerie verloren. Bisher sind keine Einzelheiten über die Verluste der Italiener bekannt. Die Italiener zogen sich bis hinter Belesa zurück.

* R o m, 3. März. Die afrikanischen Nachrichten machen hier einen schmerzlichen Eindruck. Die Stimm­ung des Publikums ist aber gefaßt. Bisher veranstaltete keine Zeitung besondere Ausgaben. Der Ministerrat tritt heute mittag zusammen, um über die Lage zu beraten. Der Prinz von Neapel trifft morgen vormittag ein.

* Brüssel, 1. März. Heute findet hier ein wich­tiger Familienrat der Orleans statt. Prinz Heinrich von Orleans ist bereits gestern aus Paris hier ein­getroffen. Er wurde vom Herzog von Orleans empfangen.

* London, 3. März. (Unterhaus.) Goschen entwickelte in der gestrigen Sitzung das Flotten­programm und schlug folgende Schiffsbauten vox: 5 Schlachtschiffe, 4 Kreuzer erster Klasse, 3 Kreuzer zweiter, 6 Kreuzer dritter Klasse, sowie 28 Torpedo­bootzerstörer. Diese Schiffsbauten sollen 1899 vollendet sein; die Aufwendung für dieselben beträgt 10 Millionen Pfund Sterling (200 Millionen Mark) und wird auf drei Jahre verteilt. Die Rede, womit Goschen das Flottenprogramm entwickelte, schließt: Die Vorschläge seien begründet durch die besonderen Lebensverhältnisse Englands, das seine entfernten Besitzungen, seine Verproviantierung und die Ver­teidigung seiner eigenen Küsten in Betracht ziehen müsse.

* Madrid, 1. März. Ministerpräsident Canovas erklärte in einem Interview, es sei nicht nötig, neue Verstärkungen nach Kuba zu schicken. Die Erregung in Madrid wegen des Beschlusses des amerikanischen Senats nimmt zu. In der letzten Nacht forderte in mehreren Cafes das Publikum die Nationalhymne. Man rief:Nieder mit den Vereinigten Staaten!"

* Madrid, 1. März. Der Marineminister befahl dem Schulgeschwader sich zur Abfahrt bereit zu halten. Wahrscheinlich wird dasselbe nach den Antillen gehen. Alle übrigen Schiffe sollen unverzüglich ausgerüstet werden. Auch etwa 50 Packetboote der Handels­marine werden in Kriegsbereitschaft gesetzt. Ein neues Expeditionskorps bestehend aus 20 000 Mann In­fanterie und 5000 Mann Kavallerie wird demnächst abgehen. Die amerikanische Gesandtschaft in Madrid wird von der Polizei überwacht. Vor dem Konsulate der vereinigten Staaten manifestierten die Studenten mit dem Rufe:Tod dem Onkel Sam!" Hervor­ragende Politiker konstatieren auf Befragen den Ernst der politischen Lage, raten aber zur Vorsicht und Energie und sind entschlossen, die Regierungzu unterstützen

* Washington,!^ März. Das Repräsentanten­haus schloß sich der Resolution des Senats betreffs. Cubas mit 263 gegen 16 Stimmen an.

tend, sie, von der sein ganzes Sein erfüllt war, beim Inspektor anzutreffen.

Er sollte sich nicht getäuscht haben; schon im Vorflur hörte er an lautem Sprechen und Lachen, daß Besuch bei Inspektors eingekehrt war.

Zagend trat er nach schüchternem Anpochen ins Zimmer, Teresa saß neben der Frau des Hauses auf dem Sofa, die beiden Töchter der letzteren ihnen gegenüber. Augenscheinlich war die kleine Versamm­lung bei einer Beratung, in der sie durch Bossarts Eintreten gestört wurde.

Teresa und Bossart wurden einander vorgestellt und hochklopfenden Herzens setzte letzterer sich auf den ihm angewiesenen Stuhl.

Das ist nett, Bossart, daß Sie sich auch einmal sehen lassen! Nun können Sie uns gleich eine Ge­fälligkeit erweisen. Es handelt sich nämlich um eine kleine Vcrgnügungstour, die wir morgen, am Sonntag, nach drüben ins Russische unternehmen wollen. Unsere Teresa hier muß doch auch einmal in ihrer schönen Heimat erzählen können, daß sie echte rechte Mosko­witer gesehen, begleiten sie uns doch auch, Bossart,

für gute Wegzehrung werde ich Sorge tragen,

die ist ja zollfrei, um so mehr, wenn wir den wilden Kerlen auf der Grenzstation ein paar ordent­liche Flaschen Branntwein zusteckcn. Nehmen Sie teil, Bossart, es soll eine lustige Fahrt werden. Der junge Heinrich und der Schulmeister mit seinen beiden hübschen Mädeln kommen auch gewiß mit, so sind wir dann eine ganz fidele Gesellschaft und machen drüben vielleicht ein Tänzchen."

Gefinidhettspflege.

* (Ansteckung durch Bücher.) Du Cazal und Catrin veröffentlichten in den PariserAnnales de l'Jnstitut Pasteur" eine Abhandlung über die Ver­breitung ansteckender Krankheiten durch Bücher. Die Frage, ob Bücher krankheitserregende Bakterien ent­halten, wurde durch ihre Forschungen dahin beant­wortet, daß selbst neue Bücher Krankheitskeime ent­halten; bei alten Büchern, die viel in Händen waren, sammeln sich diese am Rand der Blätter in größerer Zahl, was offenbar von der Gewohnheit Vieler, zum Umblättern die Finger zu befeuchten, herrührt. Ob schmutzige Bücher geeignet sind Krankheiten zu über­tragen, prüften die genannten Forscher dadurch, daß sie die Seiten eines Buches mit Krankheitsstoffen be­schmutzten, wie Eiter, Diphtheriemembranen, Auswurf Lungenkranker u. s. w. Die Blätter wurden längere Zeit trocken aufbewahrt und dann 1 gom große Stücke davon 1 Stunde lang in 10 vom keimfreie Nährlösung gelegt. 1 bis 2 oom dieser Lösung wurden nun in das Unterhautzellgewebe gesunder Tiere eingespritzt. Die Prüfung erstreckte sich auch darauf, ob Krankheiten entstehen, wenn die genannten, auf Büchern befindlichen Krankheitsstoffe unmittelbar in den Magen von Tieren eingeführt werden. Das Ergebnis war, daß durch die Keime von Diphtherie und Lungenentzündung und den Eiterkokkus die Tiere von den betreffenden Krankheiten befallen wurden, während Lungentuberkulose und Typhus auf diese Art nicht übertragbar waren. Diese Ergebnisse sind ins­besondere in Krankenhausbibliotheken und bei diphthe­riekranken Kindern wohl zu beachten. Fragt man nun, wie man Bücher desinfizieren kann, so ist die Antwort die, daß heiße, trockene Luft und heißer Dampf die Keime vollständig vernichten, ohne das geheftete Buch zu beschädigen. Gebundene Bücher erleiden bei diesem Vorgang allerdings mehr oder weniger Schaden.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 2. März. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen Gyrka Mk. 17, do. Azima M. 16.75 bis 17.50, do. La Plata M. 17.50 bis 17.75, do. rumän. M. 17.25 bis 17.75, do. Gulka M. 17.25 bis 17.50, do. Milwaukee M. 18 bis 18.25, do. Nikolajeff M. 17.20, do. bayr. In. M. 18, do. Dulutz M. 18.25. Roggen russ. M. 14.25 bis 14.50, do. rumän. M. 14.50. Haber Alb M. 14. Gerste fränkische M. 18.25. Mais Mixed M. 11 bis 11.25, do. La Plata M. 10.75 bis 11, do. weißes M. 11 bis 11.25. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0 M. 28 bis 29, Nr. 1 M. 26 bis 27, Nr. 2 Mk. 24.50 bis 25.50, Nr. 3 Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4 Mk. 20.50 bis 21. Suppengries M. 29. Kleie mit Sack M. 8.25.

* Ulm, 29. Febr. (Schranne.) Kernen M. 8.62 bis 8.90. Weizen M. 8.50 bis 9.20. Roggen M. 7.74 bis 9.. Gerste M. 8.08 bis 8.70. Haber M. 6.43 bis 7.40. Linsen M. 7.40. Linsengerste M. 6.. Erbsen M. 7.. Wicken M. 6.35 bis 6.70. Gesamtbetrag 2224 Ztr., Verkauf 2044 Ztr., Verkaufssumme M. 16,358.02. Im allgemeinen ruhiges Geschäft. Saatware gesucht.

Verantwortlicher Redakteur: W- Rieker, Allensteig.

Die Aussicht, einen halben Tag in Teresas Nähe zu sein, war für Bossart so verlockend, daß er ohne Bedenken zusagte, zur allgemeinen Freude der kleinen Gesellschaft.

Ach, da werden wir wieder sehen, wie Herr Paul der Wauda den Hof macht!" rief die jüngste der Jnspektorstöchter, indem sie lachend in die Hände klatschte.

Ruhig, Grünschnabel, ruhig," verwies sie der Vater,will mir die kleine Wasserratte schon Liebes­geschichten im Kopfe haben."

Boffart schielte nach Teresa, um zu sehen, wel­chen Eindruck die Worte der Kleinen wohl auf sie gemacht haben mochten, sie blieb aber ganz ruhig und lauschte mit unveränderter Miene der Fortsetzung des Gesprächs.

Also ist Paul ihr noch ganz gleichgültig," dachte Boffart, indem er erleichtert aufatmete. Nach einer Weile erhob sich Teresa, um sich zu verabschieden. Mit einem zutraulichen Blick ihrer schönen strahlenden Augen reichte sie auch ihm ihre zarte schmale Hand. Mit berauschender Seligkeit erfüllte ihn diese Be­rührung und versetzte sein Herz in stürmische Auf­regung.

Ein liebes, prächtiges Ding," sagte der Inspektor, als Teresa das Zimmer verlassen hatte,das wäre etwas für Sie, Bossart. Schade, daß Teresa eine Ausländerin ist uud Sie ein so abgesagter Weiber­feind sind."

^Fortsetzung folgt.)